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Nr. 94
Mittwoch den 18. August 1886.
IX. Jahrgang.
Karlsbader Sadeblatt.
Saison-Abonnement:
Für Karlsbad
.....4 fl. — kr.
Saison-Tagblatt.
Der Post, Inland6 fl. — kr.
DeutschesReic12 Reichsmk.
Redaktion und Administration
im Hause „Zellevue“, Stefanspromenade.
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und kostet die 4spaltige Petitzeile oder deren
Raum 6 kr. Pränumerationen und Inserate
werden in der Kdministration dieses Blattes
nd in der Kethbibliothek „3 Lämmer“,
Markt, entgegengenommen.
(Erscheint mit Ausnahme der Montage täglich.)
Monatl. Abonnement:
Für Karlsbad
ffl. 90 kr.
Einzelne Nummer 5 kr.
Herausgeber: Ernest Franieckh.
Inserate übernehmen: Haasenstein & Vogler, Annoncenbureau in Wien, Prag, Hamburg, Lübeck, Berlin, Leipzig, Dresden, Breslau, Köln, Frankfurt a. M., Stuttgart,
Basel, St. Gallen, �ürich“ en undgausanne, 'Rudolf Mosse in Berlin, Breslau, Hamburg, Nürnberg, Wien, Prag, Frankfurt a. M., Leipzig, Stuttgart, Halle a.S.,
München, Straßburg und Zürich. — A. Oppelik, Wien und G. L. Daube & Comp., Frankfurt aM.)
Badebulletin.
Nach der heute zur Ausgabe gelangenden Kurliste Nr. 301
sind bis 16. Auguft 19076 Parteten mit 24955 Personen zur
Kur hier eingetroffen.
Unter den Angekommenen des gestrigen Tages befinden sich:
Herr Otto von Schmidt-Hirschfelde, Rittergutsbesitzer aus
Hirschfelde.
(Europa)
Frau Anna Berding, Commerzienraths-Gemalin mit Sohn
aus Hannover.
(Anger's Hotel)
Herr Thomas Rawle, Anwalt aus London. (Engl. Haus)
Herr Gustav Beuck, Kaufmann aus Lübeck. Guter Hirt)
Herr Bloyd F. Seeman, Kaufmann mit Gemalin und
Tochter aus Newyork.
(Columbus)
Freifrau von Pawel Rammingen mit Tochter aus Naum-
burg a. S.
(Königin von England)
Herr Josef Pinkus, Commerzienrath und Fabriksbesitzer
mit Gemalin' aus Neustadt.
(Malteserkreuz)
Frau Baronin von Burger, Privatiere aus Graz.
(Drei Lämmer)
Herr Nikita Wsevolojskoy, kaiserl. russ. Garderittmeister
a. D. aus Sibirien.
(Schöne Königin)
Herr Ernst Bauer, kgl. belg. Konsul, mit Gemalin und
Tochter aus Breslau.
(Weiße Taube)
Herr Baron Paul von Hahn, Gutsbesitzer, mit Tochter
aus Linden in Kurland.
Herr Hugo Hinckelmann, Buchhalter aus Glauchau.
(Stuttgart)
Herr Paul Röther, Regierungsrath, mit Gemalin aus
Liegnitz.
Herr Friedrich August Paul, Rentier aus Seifhennersdorf.
(Stadt London)
Herr Timoleon Philimon, Staatsrath aus Athen.
(Hotel National)
Frau Hedwig Abeken geb. v. Olfers, wirkl. geh. Legations-
raths-Gemalin aus Berlin.
Herr Julius Martin Friedländer, Fabriksbes. aus Berlin.
(Kanone)
Hrr Jakob Winternitz, Oekonomie-Besitzer mit Diener aus
Pardubitz.
Herr Jorann Senica, k. k. Postoffizial aus Wien.
Vergnügungs-Anzeiger.
Café Park Schönbrunn.
Zur Feier des Allerhöchsten Geburtsfestes Sr. Majestät
des Kaisers Franz Josef I.
Konzert der Kurkapelle.
Unter Leitung des Musikdirektors August Labitzky.
Programm.
1. Fest-Marsch von J. F. Hummel.
2. Kaiser-Ouverture von W. Westmeyer.
3. An der schönen blauen Donau, Walzer v. Joh. Strauß.
4. Erste Finale a. d. Op. „Rienzi“ von R. Wagner.
5. Meditation sur ie premier prélude de J. S. Bach
von Gonnod.
6. Ungarische Rhapsodie Nr. 1 von F. Lißt.
Melodie für Orchester von A. Rubinstein.
8. Musikalische Reise durch Europa, Potpourri v. Conradi.
Entrée 50 kr.
Anfang 4 Uhr.
Etablissement Sanssouci.
Nachmittags-Konzert
der Karlsbader Konzert-Kapelle unter Leitung des
Kapellmeisters Ludwig Pleier.
Programm.
1. Hoch Oesterreich, Marsch von Strauß.“
2. Ouverture zur Öp. „Der Freischütz“ von Weber.
3. An der schönen blauen Donau, Walzer von Strauß.
4. Preghiera et Duett aus der Operette „Die schöne
Galathea“ von Suppé.
5. Fragments de souvenir naturaux, Mazur v. Lipinski.
6. Aus der Heimath, Potpourri von Th. Tomaschek.
7. Egyptischer Zapfenstreich von Michaelis.
8. Stürmisch in Lieb und Tanz, Polka schnell v. Strauß.
Entrée frei.
Anfang 4 Uhr.
Stadttheater.
Der Zigennerbaron.
Große Operette nach einer Erzählung M. Jokai
J. Schnitzer. Musik von Johann Strauß.
Anfang 1/27 Uhr.
I8 von
Salle de Saxe.
Heute Abends 1/28 Uhr.
Abend-Konzert der Kurkapelle.
Bei ungünstiger Witterung findet dieses Konzert im
Kurhause statt.
Schießstand des k. k. priv. Schützen-Corps
an der neuen Bahnhofstraße,
Zur Feier des Allerhöchsten Geburtsfestes Sr. Majestät
des Kaisers Franz Josef I.
Festschießen.
Beginn 2 Uhr Nachmittags.
Gut eingeschossene Gewehre und Munttion stehen gegen
mäßige Vergütung zur Verfügung.
Telegramme
des Correspondenz-Bureau.
Triest, 17. August. In den letzten vierund-
zwanzig Stunden kamen hier achtzehn neue Er-
krankungen an Cholera vor und sieben Todesfälle.
Fiume, 17. August. Hier ergab sich seit
gestern nur Ein neuerlicher Cholera-Erkrankungsfall.
Wien, 17. August. Die heute ausgegebene
Bilanz der Kreditanstalt weist den Reingewinn im
ersten Semester mit 1,949.931 Gulden aus.
Berliner Teuilletonbrief.
16. August.
Während ein großer Theil der einflußreichen
Bewohner Berlins auswärts weilt, was allerdings
bei den jetzigen Witterungsverhältnissen nicht allzu
lange mehr währen dürfte, langweilen und amü-
siren sich die meisten Zurückgebliebenen so gut es
eben geht; andere wieder finden zu keiner dieser
beiden Beschäftigungen die nöthige Zeit. Es ist
eben beides möglich, sich in Berlin zu langweilen
und zu amüsiren; es kommt alles nur auf die per-
sönliche Veranlagung des Einzelnen an. Der Ver-
gnügungsspeisezektel huldigt zur Zeit dem edlen
Prinzip der goldenen Mittelstraße. Mißmuthig
schaut der ewig gelangweilte Blasirte die Anschlag-
säulen an und brich? schließlich verzweiflungsvoll
in den Ruf aus: „Immer dasselbe“. Vergnügten
Gesichts findet sein Gegentheil doch immer noch
etwas heraus, was ihm Abwechslung bietet. Er
läßt der thätigen Leitung der Kroll'schen Bühne
Gerechtigkeit widerfahren und belohnt ihren Eifer
in der Heranziehung immer neuer Celebritäten durch
häufiges Erscheinen in dem sommerlichen Hause,
wo demnächst die preußischen Abgeordneten auf-
treten sollen, wenn der neulich wieder besprochene
Plan in Erfüllung geht. Oder der Vergnügungs-
bedürftige besucht die Negerkapelle im Belle-Alliance-
Theater, oder die Negerkarawane in der Charlotten-
burger Flora, diesem von seiner einstigen Größe
blühenden Vegetation immer
zehrenden, trotz der
mehr dahinwelkenden Etablissement. Es soll Leute
geben, welche sogar in den „Waldteufel“, das neueste
Stück, mit dem der „glückliche“ Direktor Ernst vom
Centraltheater vor seinem Stammpublikum para-
dirt, mehrere Mal gehen, welche Kopenhagen im
Sternecker in Weißensee mehr als einmal bombar-
diren lassen können, ohne des Schauspiels müde
zu werden. Ein Liebhaber frischer Luft fährt
hinaus nach dem Zukunftspark Berlins, dem Grune-
wald, nach den neuesten Forschungen ein Liebling
des Fürsten Bismarck, oder nach den Havelseen,
die auch nach dem Urtheile verwöhnter Rheinländer
gar nicht so übel sind. Für den, der nicht über
das Weichbild Berlins hinaus zu gehen sich zum
Grundsatze gemacht hat — es muß auch solche, ich
sage nicht Käuze, jeder nach seinem Geschmack, Leute
geben, — ist der Thiergarten noch da, und der
zoologische Garten ist auch nicht zu vergessen, der
trotz des lebhaft besuchten Ausstellungsparkes noch
immer seine Stellung als Sammelpunkt der nobeln
Welt Berlins zu behaupten gewußt hat. Wer dem
entgegengesetzten Geschmack huldigt und auch einen
längeren Ausflug nicht scheut, der kann, wenn ihm
Morgens beim Spaziergange im Thiergarten einfällt,
daß er noch gern am Abend ein ausländisches Konzert
hören würde, der häufig an den Litfaßsäulen pran-
genden Aufforderung nachkommen und denselben
Abend noch Copenhagens Tivolikonzerten beiwoh-
nen. Solche Tour gilt ja nur als „Katzensprung.“
Es ist doch recht nett, wenn man gute Verbindungen
hat, auch von einer Stadt. Das hat sich Berlin
immer schon gesagt und auch wieder in den letzten
Tagen, als es den „Gesundbrunnen“ von hohen
Norden mit dem südlichen Kreuzberg, dem westlichen
Vorort Schöneberg, mit dem etwas ostwärts in
Berlin liegenden Alexanderplatz durch Pferdebahnen
verband, welche ihm, d. h. Berlin, „durchs Herz“,
will sagen über den Mühlendamm ꝛc., gehen. Auf
seine Verkehrsverhältnisse kann sich Berlin etwas
einbilden; das erkennen auch die meisten Fremden
an, welche die Reichshauptstadt mit ihrer Jubiläums-
kunstausstellung besuchen, und voll Staunen den
großen Gewinn der Ausstellungslotterie betrachten.
Dieselbe besteht aus drei Bildern von Gudde, Co-
relli und Becker. Dem letzteren scheint man sein
Bild „Venetianische Novelle“ deswegen für die
Verloosung abgekauft zu haben, damit durch die
schillernden Farben desselben der Zögernde verlockt
werde, auch ein Loos zu erstehen. Im Ganzen hat
sich die Ausstellung noch eines guten Besuches zu
erfreuen; der Park wurde des schlechten Wetters
wegen jedoch an manchen Tagen weniger frequentirt.
Das versengte Pergamonpanorama ist besser re-
staurirt, als der, welcher bei Dreher gekneipt hat,
und macht vor Vergnügen häufig Feuerlärm. Bis
jetzt ist die Feuerwehr auf den falschen Lärm noch
immer erschienen. Sie gehört zu der dritten Kate-
gorie von Leuten, die wegen zu fleißigen Arbeitens
nicht Zeit haben sich zu amüsiren, und — gewiß
ein Vortheil — auch nicht Zeit sich zu langweilen.
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