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Für die meisten Schwarzschüsse in den ersten
100 Schuß (82 an der Zahl) erhielt Herr
Penschel aus Arzberg die schwarz-roth-goldene
Fahne. Geschossen haben 54 Schützen, darunter
24 Freunde von Eger, Roßbach, Rehau, Arzberg,
Hohberg und Helmbrechts. Abgegeben wurden
10.239 Schuß. Blätter wurden geschossen auf
100 Meter 149, 175 Meter 20, 300 Meter 8.
Allgemeiner Fortbildungsverein. Montag,
3. Juli, Vortrag: „Sprachmengerei und Sprach-
reinigung.“
Neuer Roman. Unsere geehrten Leserinnen
und Leser machen wir hiemit aufmerksamm, daß
wir Heute mit der Veröffentlichung des außer-
ordentlich spannenden Romanes aus dem deutsch-
amerikanischen Leben: „William“ von Doris
Freiin von Spaettgen beginnen. Zwar spielt
die Handlung in Amerika, die Hauptperson darin
ist ein Oesterreicher.
Baumfrevel. In der Nacht vom 28.
zum 29. v. wurden in einer Neuanpflanzung am
Forst 13 junge Bäumchen abgeschnitten und obzwar
auf die Ermittlung des Thaters eine Belohnung
von 5 Gulden ausgesetzt ist, gelang es bis heute
noch nicht, den Schurken, den man jedenfalls
unter der hoffnungsvollen Forster Jugend zu
suchen hat, ausfindig zu machen. Man sollte
nicht für möglich halten, daß es so abscheuliche
Burschen gibt, die Folge solcher Vorkommnisse
aber wird sein, daß Jedermann die Luft gründlich
vergeht, an der landschaftlichen Verschönerung
unserer an Reizen so armen Umgebung ferner
beizutragen.
— Die Satzungen der Ortsgruppe in Soldaten-
häuser des Fachverbandes der Textilarbeiter
beiderlei Geschlechtes für den politischen Bezirk
Asch wurden von der k. k. Statthalterei bestätigt.
Nassengrub, 29. Juni. (Böswille.) Im
Anwesen des Herrn Emil Singer in Nassengrub
Nr. 53 wurden heute Nacht, längs des Garten-
zaunes 8 junge Bäume abgebrochen. Die That
wurde vermuthlich in der Weise vollbracht, daß
ein junger Bursche den Gartenzaun erstieg, von
dort die Bäumchen herunterbog und die Stämme
mit einem scharfen Messer abschnitt. Für die
Ermittlung des Thäters ist eine Belohnung aus-
gesetzt.
Steinpöhl, 30. Juni. (Diebstahl.) Gestern
zwischen 11' Uhr vormittags und 1/23 Uhr nach-
mittags stieg ein Gauner, nachdem er die Fenster
zertrümmerte, in die Wohnung des Maurers
Georg Grüner in Raubhäuser Nr. 230 und
entwendete Folgendes: Aus einem versperrten
Wandschranke einen Geldbetrag von 100 fl. 50 kr.,
bestehend aus einer Note zu 10 fl., 17 zu 5 fl.,
3 zu' 1 fl. und 5 Kronenstücke. Dann stahl der-
selbe dem Vater des Grüner eine alte Zylinder-
uhr mit gelblichem Gehäuse, weißem Zifferblatte
und kleinem rothgeblümten Kränzchen um die
Zeiger und eine Nickelkette, zusammen 7 fl.
werth; ferner dem Bruder des Genannten einen
noch guten, anscheinend vernickelten Revolver mit
runden gelblichem Griffe im Werthe von 7 fl.
Der Thäter ist unbekannt.
Eger, 28. Juni. (Maturitätsprüfung.)
Der mündlichen Maturitätsprüfung, die vom
26. d. bis heute den 28. am hiesigen Gymnasium
unter dem Vorsitze des Landesschulinspektors Wolf
abgehalten wurde, unterzogen sich sämmtliche
21 Schüler der 8. Klasse. Diese wurden
insgesammt für reif erklärt, darunter 7 mit
Auszeichnung.
Joachimsthal. Der Erzgebirgsverein Joachims-
thal i. B. läßt im Juli einen Anbau an die
Unterkunftsräume im Aussichtsthurme auf dem
Keilberge ausführen. Die Besucher des höchsten
Berges unseres Gebirges werden dies ficherlich
mit Freuden begrüßen, zumal sich die seitherigen
Unterkunftsräume stets als viel zu klein erwiesen
haben. Für später ist ein größerer Bau in
Aussicht genommen worden; derselbe soll dem
Fichtelberghause ähnlich werden.
Gießübl-Puchstein bei Karlsbad, 28. Juni.
Gießhübl-Puchstein, als beliebtester Ausflugsort
der Karlsbader Kurgäste längst bekannt, erfreut
sich auch heuer wieder eines erhöhten Zuspruches
sowohl von Seiten der Kur- und Badegäste, als
auch der verschiedenen Vereine und Gesellschaften.
So besuchten den Kurort heuer schon der Turn-
verein von Altrohlau, der Gesangverein „Con-
cordia“ aus Falkenau, der Karlsbader Sänger-
bund, die Frequentanten des neuen Realgymnasiums
in Karlsbad unter Führung der Herren Pro-
fessoren, größere Gesellschaften aus Schönwald,
Lichtenstadt und Annaberg und Dank der neuen
Straßenstrecke unzählige Radfahrer. Für
Donnerstag, 29. Juni, ist der Besuch des nord-
westböhmischen Gebirgsvereinsverbandes Teplitz
(zirka 80 Mann) angesagt und auch der Karls-
bader Lehrerverein und der „5 Kreuzer-Klub“
aus Neusattel haben ihren baldigen Besuch in
Aussicht gestellt. Turnvereine finden einen neuen
Turnplatz mit allen möglichen Geräthen in Gießhübl-
Puchstein vor und der Garten des Hotel „Kronprinz“
bildet gewöhnlich den Sammelpunkt der Vereins-
mitglieder. Die Bade-Frequenz selbst weisen die
Kurlisten des Ortes aus, an welchen gegenwärtig
195 Badegäste weilen. Von den letztgekommenen
Gästen nennen wir Herrn Otto Springer,
Hüttendirektor in Cainsdorf, Herrn Ign. Beer,
k. u. k. Statthalterei-Rechnungsdirektor aus Prag,
Frau Ottilie von Kubinsky sammt Familie aus
Prag, Frau Rosa von Ranka-Rodtow aus Prag,
Frau Marie Ullmann, k. k. Regierungsraths-
Witwe aus Prag als treuester Gast, und Herrn
Wilhelm Lutzer sammt Gemahlin aus Prag,
welche heuer zm 19 male den Sommeraufenthalt
in Gießhübl-Puchstein genommen haben.
Konkurs. Das Kreisgericht Eger hat am
27. v. den Konkurs eröffnet über das Vermögen
des unter der Einzelfirma Rathgeber und Hölzel,
fabriksmäßige Erzeugung von Schafwollwaaren
in Schlaggenwald, protokollirten Franz Adolf
Hölzel, Fabriksbesitzers in Schlaggenwald.
Konkurskommissär Bezirksrichter Emil Fiedler,
einstweiliger Massaverwalter Advokat Dr. Josef
Schmidt in Elbogen. Termine: 10. Juli,
26. August, 9. September.
Fünffacher Giftmord. In Rosenberg wurde
der Bauer Adalbert Karlinger sammt seiner
Frau unter dem Verdachte des fünffachen Gift-
mordes verhaftet. Die Beiden werden beschuldigt,
die Schwiegereltern, zwei Schwägerinnen und
einen Schwager vergiftet zu haben. Die Ver-
hafteten leugnen zwar die That, doch ergab die
Untersuchung der exhumirten Leichen ausnahmslos
Vergiftung durch Arsenik als Todesursache. Die
Verbrecher wurden nach Hoherfurt eingeliefert.
Zum Kohlenarbeiterstreik. Am 27. v. brach
in Karbitz abermals ein Streik aus, der jedoch
schon am anderen Tag beendet war. Es ver-
lautet, daß, im Falle die Forderungen der
Arbeiter nach achtstündiger Schicht, Lohnerhöhung
und Regulirung der Bruderlade bis dahin nicht
erfüllt werden, zu Anfang Oktober ein allgemeiner
Streik ausbrechen wird.
Verjudung Böhmens. Nach der letzten
Volkszählung wurden in Böhmen 94.489 Juden
gezählt. Davon entfallen auf: Die Bezirke
Prag 19.203 (darunter 13.951 sogenannte
„deutsche“ und 5.252 „tschechische“ Juden); auf
Königl. Weinberge 2429, Karolinenthal 2020,
Smichow 1373, Zizkow 577; (also auf Prag mit
Vorstädten, ohne Vororte 25.602 Juden l 11) auf
Wilsen 2252, Budweis 1143, Teplitz 2195, Saaz
1753, Karlsbad 1342, Podersam 958, Auſsig
572, Eger 572, Leipa 567, Tachau 519, Gablonz
513, Reichenberg 1000, Brüx 743, Mies 554,
Leitmeritz 686, Lobositz 443, Stab 322 ac. Im
Bezirke Katharinenberg ist kein einziger Jude.
Nimmt man auf die Frequenz der Mittelschulen
Böhmens Rücksicht, so waren im Jahre 1892 von
7193 Schülern an den deutschen Mittelschulen
1895 (oder 26·8 %) Juden; von den 1969
Schülern an den deutschen Mittelschulen Prags 985
(50·1 %) Juden; im Jahre 1890 an der deutschen
Universität unter 1027 Hörern 371 oder 36 %,
an der deutschen technischen Hochschule von 117
Hörern 32 oder 30 % Juden. Die Verjudung
der deutschen Hochschulen hat jedoch in den
3 letzten Jahren noch bedeutend zugenommen.
Schöne Ausblicke für die Zukunft des deutschen
Volkes!
Kleine Landesnachrichten. In der Nacht vom
27. zum 28. v. M. sind im Emeranschachte bei
Bilin durch Entwicklung von Stickgasen der
Steiger Josef Horak, der Bergmann Karl Andrio
und der Feuerwächter Thomas Hansal getödtet
worden. Die Leichen der beiden Ersteren wurden
bereits zu Tage gefördert, während es bis jetzt
noch nicht gelungen ist, die des Hansal auf-
zufinden, da dieselbe noch in einer mit Gasen
gefüllten Strecke liegen dürfte.
— Am 26. v. M. wurde in der Pfarrkirche
zu Niemes ein Brautpaar getraut, wovon die
Braut einige sechzig, der Bräutigam einige siebzig
Jahre zählte, und beide Theile das vierte Mal
den Bund der Ehe schlossen.
Deutscher Schulverein. (Hauptstelle.) In
der Ausschußsitzung am 27. Juni wurde den
Ortsgruppen Josefstadt und Kukus, Reichenau
i. B. für Konzerte, der Frauenortsgruppe
Reichenberg für ein Gartenfest, der Ortsgruppe
Obergeorgenthal für Kronenspenden, der Orts-
gruppe Semil für eine besondere Spende, der zu
Döbling für ein Sommerfest, den Gesangvereinen
Buchau und Waltsch und dem Lehrervereine in
Wien, II. Bezirk für Spenden, endlich Herrn Dr.
Krist in Graz für eine Widmung für den Baufond
der Dank ausgesprochen. Der Dank des Schimitzer
Schul- und Lesevereines für eine Subvention und die
Vertrauenskundgebung der Ortsgruppe Liebenau
wurde zur Kenntnis genommen und hierauf die
provisorische Regulirung der Gehalte für die
Prager Vereinslehrer, sowie Angelegenheiten der
Vereinsanstalten in Winterberg, Maierle, Lieben,
Königsberg, Freiberg, Eisenberg, B.-Trübau,
Holleschowitz und Jablonetz berathen und erledigt.
An Spenden sind dem Vereine unter Andern
zugekommen: O.-G. Asch fl. 3.50.
Zur Enthüllung des Kriegerdenk-
males in Asch.
Wir tragen hiermit die beim Festessen am
25. Juni anläßlich der Enthüllung des Krieger-
denkmales in Asch vom Herrn Landwehr-Oberst-
lieutenant Edlen von Graf gesprochene Rede
nach: Derselbe sprach:
„Meine Herren! Erlauben sie mir im eigenen
und im Namen meines hochverehrten Kameraden
Herrn Major Jung dem verehrten Komitee
unsern aufrichtigen Dank auszusprechen für die
freundliche Einladung, welche Sie uns zu Ihrem
heutigen schönen Feste zu theil werden ließen.
Es sind jetzt gerade 27 Jahre, daß in
unserem letzten großen Kriege Söhne Ihres
Bezirkes im unglücklichen aber tapferen Kampfe
gefallen. Wie haben sich in dieser kurzen Zeit die
Verhältnisse geändert! — Aus unseren damaligen
Gegnern sind unsere treuesten Bundesgenossen
geworden, — aus der Armee, welcher damals
die Nation ziemlich gleichgiltig gegenüber stand,
ist ein Volksheer geworden.
Vorüber sind die Zeiten, wo das Heer eine
mehr oder weniger abgeschlossene Kaste bildete.
Wie in der Urzeit des Menschengeschlechtes wird
jetzt jeder Waffenfähige Soldat. Er bleibt es
durch die Zeit seiner Jugend, er bleibt es durch
die Zeit seines kräftigsten Mannesalters, — und
wenn auch der größte Theil dieser Wehrmänner
nach beendeter militärischer Ausbildung, nach
einer kürzeren oder längeren Dienstzeit wieder zu
seinem häuslichen Heerde, zu seinem Berufe zurück-
kehrt, um hier mit dem Pfluge die heimathliche
Scholle zu bearbeiten, dort hinter dem Webstuhl
oder im tiefen Schachte der Erde oder wie immer
sich ihr Brod zu erwerben, so sind sie doch Alle
jeden Augenblick bereit, auf den ersten Ruf des
Vaterlandes und obersten Kriegsherrn wieder die
Waffen zu ergreifen, um bei der Vertheidigung
des geliebten Vaterlandes mitzuwirken.
Nur auf diesem Gebiete herrscht völlige
Gleichheit aller Stände. Der Sohn des Millionärs
und des Hocharistokraten, sowie des geringsten
Arbeiters, der junge ledige Bursche wie der
Vater einer zahlreichen Familie, — sie alle, —
sofern sie nur gesund sind, — müssen hinaus zum
Schutz und Schirme der Gesammtheit.
Auf diese Weise ist die Armee heute die
edelste Verkörperung des ganzen Volkes geworden,
weil sie eben aus den besten Söhnen des Landes
besteht. Es wird heutzutage kaum eine Familie
im Lande geben, die im Falle eines Krieges nicht
wenigstens für ein theures Haupt zittern müßte.
Und so ist es gekommen, daß die Armee jetzt
ein wirkliches Volksheer ist, daß die ganze Nation
an dem Geschick dieses Heeres den innigsten
Antheil nimmt, weil es eben den Kern des Volkes,
die besten Kräfte des Landes in sich enthält.
So ist es heute, meine Herren! Damals
aber, als jene Männer im harten Kampfe fielen,
deren Andenken wir heute feiern, damals war es
anders. Der Besitzende kaufte sich einfach frei,
oder wußte sich auf krummen Wegen noch billiger
seiner Wehrpflicht zu entziehen. Nur die Aermsten
und Geringsten des Volkes wurden eingereiht.
Wo immer in einer Familie irgend ein Tauge-
nichts sich befand, von dem man nicht wußte,
was anzufangen, der wurde in den weißen Rock
gesteckt. — Entehrende, körperliche Strafen waren
an der Tagesordnung, — und so war der Soldat
von damals wenig oder gar nicht geachtet, und
die Nation stand der Armee gleichgiltig und fremd
gegenüber; ja noch mehr, — ich schäme mich
fast, es auszusprechen, aber es ist eine Thatsache,
daß in jenen Unglückstagen von 1859 und 1866
es Leute genug gab, die mit einer gewissen Ge-
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