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Wunsch ausdrücken sollte, die Damen zu begrüßen, sollte Frau Jawer und Dora in anständiger, doch nicht zu prunkvoller Toilette erscheinen. Ein paar Flaschen Rothwein — vom besten natürlich — sollten warm gestellt und Vorbe- reitungen zu einem gewählten Abendbrod getroffen werden. Und dann, in seinem sogenannten Arbeits- zimmer allein, verlegte sich Franz Jawer auf das Raten. Was für eine geschäftliche Ange- legenheit konnte der Baron wohl mit ihm besprechen wollen? Ein freudiger Gedanke durchzuckte den Grübelnden. Sollte es sich vielleicht um Dora handeln? Wollte der Forstmeister für seinen Sohn als Brautwerber auftreten? Aber nein, dafür war es noch zu früh, die beiden jungen Leute kannten einander doch erst zu kurze Zeit. Ueberdies war der Herr Baron ein viel zu taktvoller und vornehmer Mann, als daß er eine Heiratsangelegenheit als eine „geschäftliche“ be- zeichnet haben würde. Wollte der Forstmeister am Ende seinen Rat erbitten, wie er vielleicht flüssig gewordene Kapitalien am nutzbringendsten anlegen konnte? Punkt fünf Uhr ertönte die Flurklingel. Franz Jawer hatte sich zwar vorgenommen, in seinem Zimmer zu warten, bis ihm der Baron vom Mädchen gemeldet ward, aber in der Freude seines Herzens, durchdrungen von der Ehre, die ihm widerfuhr, konnte er sich doch nicht zurück- halten und so eilte er auf den Flur hinaus, dem Baron entgegen. Der Forstmeister war in feierliches Schwarz gekleidet. Auf dem Aufschlag seines langen Gehrocks prankten seine sämmtlichen Orden. Auch seine Mienen und Bewegungen hatten heute mehr als sonst etwas Ernstes, Gemessenes, Würdevolles. Wieder durchzuckte den Rentier helle Freude. Handelte es sich vielleicht um Dora? Erschien der Baron wirklich als Brautwerber? Nachdem der Rentier seinen Besuch in das Zimmer ge- leitet und höflichst Platz angeboten hatte, nahm dieser sogleich das Wort. „Bevor ich auf die Angelegenheit eingehe, mein lieber Herr Jawer“, wandte er sich an den neugierig Aufhorchenden mit sehr wichtiger, fast strenger Miene, „bitte ich Sie mir Ihr Ehrenwort zu geben, daß Sie über das, was ich Ihnen mittheilen werde, vollste Diskretion jeder- mann gegenüber bewahren wollen“. Er hielt dem Rentier seine Hand entgegen. Franz Jawer schlug mit Feierlichkeit, durch- schauert von erwartungsvoller Spannung, ein. „Mein Wort darauf, Herr Baron.“ (Fortsetzung folgt.) Die Beschlagnahme deutscher Schiffe durch die Engländer. Ueber den Stand der modernen englischen Seeräuberei ist heute zu berichten: Nach einem bei der Deutschen Ostafrika-Linie eingegangenen Telegramme aus Aden ist der Reichs-Postdampfer „General“ freigegeben. Derselbe war mit Uebernahme von Ladung beschäftigt und hofft „Mittwoch seeklar zu sein.“ Auch W. T.-B. meldet aus Aden: Die hiesige englische Hafen- behörde verzichtete auf die weitere Durchsuchung des Postdampfers „General“, der in einigen Tagen wieder in See gehen wird. Der Reichspostdampser „Kanzler“ ist mit den in Hamburg geladenen Materialien des Rothen Kreuzes fahrplanmäßig am 3. d. M. Nachts von Neapel nach Port Said weiter ge- fahren. Derselbe war in Neapel in keiner Weise belästigt worden, insbesondere hatte auch zwischen dem Capitän und dem englischen Consul kein Verkehr stattgefunden. Der Reichspostdampfer „Herzog“ ist hin- gegen von einem englischen Kriegsschiffe aufgebracht und, nach einer Meldung von „Reuters Bureau“, nach Durban geführt worden. Der Reichspostdampfer „Bundesrath“ soll als gute Prise behandelt und über ihn in dieser Woche vor einem Prisengericht abgeurtheilt werden. Standard meldet dazu: Die farbigen Passagiere des „Bundesrath“ wurden an Land gelassen, aber alle Europäer zurückgehalten. Sie werden von Matrosen bewacht. Als fünftes deutsches Schiff ist die Bark „Hans Wagner“ gezwungen worden, ihre Ladung in Port Elizabeth zu löschen. Sämmt- liche deutsche Schiffe sind denn auch verhindert Wien, 8. Jan. Die Besprechungen des zukünf- tigen Cabinets Körber mit den verschiedenen Partei- führern dauern fort. Heute wird Körber mit den Führern der katholischen Volkspartel und des ver- fassungstreuen Großgrundbesitzes verhandeln. Eine officielle Mission zur Cabinetsbildung hat Körber bisher noch nicht erhalten. Wien, 9. Jänner. (Privattelegramm.) An maß- gebender Stelle sind zwei Minister-Combinationen in Erwägung gezogen; die eine mit Körber, die andere mit Gautsch. Es ist Wunsch der Krone, daß Beide isolirt ihre Vorbereitungen für die Cabinetsbildung treffen. Im Falle Körber die Cabinetsbildung aus- schlägt, tritt die Mission Gautsch in Vordergrund. Beide würden einen deutschen und einen tschechischen Landsmannminister ins Cabinet aufnehmen. Wien, 9. Jänner. (Privattelegramm.) In den nächsten Tagen werden die Obmänner der Linken und die dentschen Parteiführer Berathungen abhalten, um für ein neues Cabinet eine den deutschen Parteikreisen nahestehende, dem Parlamente aber nicht angehörige Persönlichkeit als deutschen Landsmannminister zu gewinnen. Wien, 9. Jänner. (Privattelegramm) Das neue Ministerinm soll folgendes sein: Gautsch—Prä- sidium; Körber—Inneres; Welsersheim—Landes- vertheidigung; Wittel-Eisenbahn; Lammesch-- Justiz; Jorkesch-Finanz; Greß—Handel; Hartel —Kultus; Kzezek und Bilinski- Landsmann- minister. Wien, 9. Jänner. Gestern fand in der Reiter- kaserne ein Pistolduell zwischen dem Nordbahndi- rektor Jeiteles und dem ehemaligen Rechtskonsulenten Eder statt. Sie schossen auf vierzig Schritt (!!) Distanz und blieben beide unverletzt. Brür, 9. Jänner. (Privattelegramm.) Die hie- sige Staatsanwaltschaft hat gegen den Schriftleiter der Saazer „Nationalen Zeitung“, Herrn Pahzl die Unter- suchung wegen Hochverrath eingeleitet. Uew-Vork, 8. Jannar. Der Präsident von Columbia ist gestorben. Die Lage von Columbia ist dadurch ernst geworden. 9t. Ingbert, (Pfalz), 8. Jänner. In der Grube „König“ bei Mittel-Verbach wurden durch herabfallendes Gestein fünf Bergleute verschüttet. Einer wurde getödtet, die übrigen sind schwer verletzt. Leipzig, 8. Jänner. In der Nähe des Dorfes Ziehigk bei Bitterield feuerte ein Soldat 4 Revolver- schüsse auf seine Geliebte ab. Das Mädchen wurde tödtlich verwundet. Der Soldat erschoß sich darauf selbst. Das Motiv zu der Blutthat ist Eifersucht. Der Krieg. London, 9. Jänner. (Privattelegramm.) Hier erhält sich seit gestern das Gerücht von der Kapitulation von Ladysmith. Das Kriegsamt hat jedoch diesbezüglich noch nichts verlautbart. In den letzten Tagen wurde fast ununterbrochen um Ladysmith verzweiselt gekämpft. Die Buren blieben immer siegreich. London, 9. Jänner. (Privattelegramm.) Bis heute 9 Uhr Vormittag liegen keine näheren Mittheilungen über die vorgestrigen Kämpfe um Ladysmith vor. Eine kurze Depesche meldet Gefechte auch vom gestrigen Tage. Man spricht hier von einer angeblichen Ergebung des General White. London, 8. Jan. Die Basutos werden nach einer Depesche der „Times“ in ihren Symphatien für England schwankend. Die Transvaalburen nahmen einzelne Häupt- lingssöhne mit nach Pretoria und zeigten ihnen das Lager britischer Gefangener. Die engli- schen Verluste während der kurzen Campagne betragen bis jetzt, nach der Berechnung des „Chronicle“, 6791 Mann, darunter 2166 Gefangene. London, 8. Jänner. Ueber ein Gefecht, welches Sonnabend vor Ladysmith stattfand, wird gemeldet: General Joubert leitete per- sönlich den versuchten Sturm auf Lady- smith und auf General Whites befestigtes Lager auf Bestershill (Cäsars Comp) drei Kilometer südlich von Ladysmith. General Buller führte selbst alle seine Truppen am Sonnabend um 2 Uhr nachmittags von Frere gegen die Stel- lungen des Feindes bei Colenso und begann um 1/25 Uhr deren Bombardement. Der Feind antwortete nicht. Buller erklärt die Stellungen für unangreifbar und stellte den Angriff nachts ein. London, 7. Januar. General Buller tele- graphirte aus dem Lager von Frere: Ich er- hielt folgende Depesche von General White vom 6. Januar 3 Uhr 15. Min. nachmittags: An- bin stark bedrängt. Ich griff erneut, (Buller) habe keine weitere Information, aber das Gerücht läuft im Lager um, daß General White um 5 Uhr abends den Feind besiegt und 400 Gefangene gemacht habe. Ich entsandte gestern alle entbehrlichen Truppen, um eine Demonstration bei Colenso zu machen. London, Montag 8. Januar. Eine Depesche aus dem Lager von Frere meldet: Die Buren schlichen sich bei Ladysmith so nahe an die Vertheidigungstruppen heran, daß die Gardon-Hochländer und das Manchester-Regiment sie mit dem Bajonett zurücktrieben. (?) London, 8. Jänner. Die letzten Depeschen Whites aus Ladysmith, die mit dem be- zeichnenden Satz schließen: „Ich bin so hart bedrängt“, erregen hier eine schwer beschreib- liche Spannung und Aufregung. Es herrscht eine allgemeine Beklemmung und Verstimmung umsomehr, als man aus vielen Anzeichen einen neuen Angriff Bullers erwartet hatte. Ein- zelne Blätter, darunter die „Times“, fordern die fofortige Mobilmachung der Flotte, dieses Blatt unter Hinweis auf die drohende Petersburger Mittheilung über die Verschie- bung kaukasischer Truppen gegen die af- ghanische Grenze. Die über gute militärische Nachrichten verfügende „Daily News“ erfahren, die achte Division soll bereits in zehn Tagen nach Südafrika abgehen. London, 8. Januar. Die Capregierung, welche ursprünglich die Gerüchte, daß Capstadt selbst von Revolutionären bedroht sei, sehr leicht nahm, hat plötzlich an allen wichtigen Punkten der Stadt Nachts die Wachen verdreifacht und das Publikum gewarnt sich den Posten Nachts zu nähern und deren Anruf unbeachtet zu lassen, da sie Befehl haben, sofort zu feuern. Berlin, 8. Januar. Das Auswärtige Amt hat noch immer keine Erwiderung auf die an die englische Regierung gerichtete Beschwerde betreffs der Beschlagnahme deutscher Schiffe er- halten. Hamburg, 8. Januar. Die „Hamburgische Börsenhalle“ meldet: Nach einer der deutschen Ostafrika-Linie zugegangenen Drahtnachricht sind die bisher noch zurückgehaltenen Reisenden des „Bundesrath“ jetzt freigelassen worden und gehen mit der ersten Gelegenheit nach der De- lagoa-Bai. Die Post des „Bundesrath“ wird von dem deutschen Kreuzer „Condor“ nach der Delagoa-Bai gebracht. New-York, 7. Januar. Bezüglich der Nach- richt des Berliner Berichterstatters des „New- York Herald,“ daß Deutschland neuerdines die Vereinigten Staaten wegen eines gemeinschaftli- chen diplomatischen Vorgehens zur Abstellung der Beschlagnahmen von Schiffen sondirt habe, erfährt der Washingtoner Vertreter desselben Blattes, die Regierung der Vereinigten Staaten werde nicht mit irgend einer anderen Macht gemeinsam vorgehen, um von England zu ver- langen, daß es eine Politik der Nichteinmischung betreffs des neutralen Handels verfolge. Der Präsident Max Kinley sei der Ansicht, daß alle diese Fragen am besten zwischen England und Amerika direct erledigt würden, und habe dem amerikanischen Botschafter in London eine ent- sprechende Anweisung ertheilt. Effekten und Wechsel-Raurte an der k. k. öffentlichen Börle . Wivn- Januar Staatsschuld in Note98.90 tadiSilber98.70 Goldrente 97.10 97.70 4 % Kronenrente 98.95 98.80 Ungarische Geldtente 97.25 97.70 UngarischeKronenrente94.30 94.85 Bankaktien 130.10 130.50 232.75 Crediatten 242.70 Lond 512.50 11820 100 Vart 11820 Leipziger Börte, 8. Januar. Oenerreichische Bant und Staatsnoten per 100 K 81.50 Mt.“ 98.80 98.70 worden, in der Delagoabai einzulaufen, sie konnten ihr Reiseziel nicht erreichen. — Auf den „Kanz- ler“ wird gefahndet. Drahtnachrichten. Wien: 5/1. Lotto-Ziehung. ss 62 68 4610
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