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Politische Rundschan.
Die deutsche Sprache in Ungarn. In
einer der letzten Sitzungen des Finanzausschusses
des Abgeordnetenhauses wurde bei Berathung
des Unterrichtsbudgets auch die obligatorische
Einführung der deutschen Sprache als
Unterrichtsgegenstand an den öffentlichen Volks-
schulen Ungarns erörtert. Unterrichtsminister
Dr. Wlassies bemerkte in der Debatte, in
Ungarn müssen fremde Sprachen gelehrt werden,
vor Allem solle dies aber die
deutsche Sprache sein. Der Minister
wurde deshalb von den Chauvinisten
heftig angegriffen. Jetzt veröffentlicht der klerikale
„Magyar Allam“ einen Artikel, in welchem
das Blatt in entschiedener Weise für die Erler-
nung der deutschen Sprache eintritt. Die Er-
lernung der deutschen Sprache an den staatlichen
öffentlichen Schulen, heißt es dort, sei eine un-
bedingte Nothwendigkeit nicht nur wegen des
staatsrechtlichen Verhältnisses in Oesterreich, son-
dern auch weil Ungarn der deutschen Kul-
tur bedürfe. Es sei ein Wahnsinn von den
chauvinistischen Organen, frankomanische Alluren
zur Schau zu tragen und zu verlangen, daß
man sich über deutche Kultur und Wissenschaft
hinwegsetze.
Wie von informierter Seite mitgetheilt
wird, ist trotz aller gegentheiligen Meldung der
Baron Gautsch als zukünftiger Ministerpräsident
in Aussicht genommen. Körher wird lediglich
berufen, um die einleitenden Schritte zur Bil-
dung des neuen Cabinets zu unternehmen, um
dann Minister des Innern zu werden. Be-
stimmt ist die Ernennung zweier Vertrauens-
männer der rechten Partei der Polen und
Tschechen als Minister ohne Portefeuille. Die
Bildung des neuen Cabinets, die für diese Woche
erwartet war, ist übrigens, wie aus Wien ge-
meldet wird, bis nach dem Schlusse der Dele-
gation hinausgeschoben worden.
Bericht
über die Sitzung der Stadtvertretung in Asch
am 29. Dezember 1899
unter dem Vorsitze des Herrn Bürgermeisters
Emil Schindler, im Beisein der Herren
a) Stadträthe: Julius Merz, Gustav Korn-
dörfer, Christian Baumgärtel, Christian Pfrötz-
schner, Heinrich Jena, Chr. Wilhelm Panzer,
Fritz Künzel, Hermann Penzel;
b) Ausschußmitglieder: Johann Feiler, Gustav
Ploß, Christian Kuhn, Hermann Klaubert, Jo-
hannes Künzel, Alexander Weiß, Johann Singer,
Johann Erdm. Künzel, Friedrich Reinel, Andreas
Gemeinhardt, Emil Bareuther, Johann Korn-
dörfer, Ernst Korndörfer, Ernst Zindel, Rudolf
Hofmann, August Thoma.
Der Herr Vorsitzende erklärt die Beschluß-
fähigkeit der Versammlung und eröffnet bei An-
wesenheit von 25 Mitgliedern die Sitzung. Die
Prüfung der Verhandlungsschrift über die vorher-
gegangene Sitzung wird den Herren Alexander
Weiß und Johann Erdmann Künzel übertragen und
sodann zur Erledigung der Tagesordnung geschritten.
1. Vorlage des Voranschlages über die sach-
lichen Bedürfnisse der hiesigen Volks- und Bürger-
schulen im Jahre 1900 und
2. Berathung und Feststellung des Gemeinde-
Voranschlages für das Jahr 1900 und Beschluß-
fassung über die zur Deckung des Abganges pro
1900 einzuhebenden Umlagen einschließlich der
zur Armenunterstützung im Jahre 1900 erforder-
lichen Geldmittel.
Herr Bürgermeister berichtet: „Bevor wir
zur Berathung übergehen, habe ich den Herren
Vertretern die Mittheilung zu machen, daß nach
dem Erlasse der k. k. Statthalterei in Böhmen
vom 28. Oktober 1899 Z. 182402 die Voran-
schläge bereits in Kronenwährung verfaßt werden
mußten und vom 1. Jänner 1900 angefangen
auch die Bücher und Rechnungen der Gemeinde
in dieser Währung zu führen sind.
Laut den den geehrten Herren Stadtverord-
neten mit der Einladung vom 20. Dezember d.
J. zugestellten abschriftlichen Voranschlägen be-
laufen sich bei deren unveränderter Annahme die
gemeindlichen Ausgaben im Jahre 1900 auf
126.200 K (63100 fl), dagegegen die muth-
maßlichen Einnahmen auf 120·605 K (60300 fl.),
daher ein Abgang von 5600 K (2800 fl) ver-
bleibt, zu dessen Deckung vom Stadtrathe die
Einhebung einer 4 % Umlage beantragt wird.
Die sachlichen Bedürfnisse der hiesigen Volks-
und Bürgerschulen im Jahre 1900 sind mit
34722K 17361 fl., um 1050 fl. niedriger
wie im Jahre 1899, veranschlagt, zu deren Be-
streitung eine 2100 Schulumlage pro 1900 er-
forderlich ist und auch vom Stadtrathe bean-
tragt wird.
Zur Beschaffung der nöthigen Geldmittel zur
Armenpflege wurde in den letzten 4 Jahren je
eine 5 /% Umlage eingehoben. Diese hat bisher
genügt, und beantragt der Stadtrath die Beibe-
haltung desselben Prozentsatzes auch für das
künftige Jahr, in der Voraussetzung, daß von
den zwei hierortigen Geldinstituten, Aushilfskasse
und Sparkasse, die bisher zu diesem Zwecke ge-
widmeten Spenden auch im nächsten Jahre
wieder einlangen.
Die gesammten, im Jahre 1900 einzuhebenden
Umlagen würden daher wieder 30 %, wie in den
letzten 4 Jahren 1896 bis 1899 betragen.
Wir beginnen nach dem bisherigen Gebrauche
zunächst mit der Berathung des Schulpräliminars.
Die mit demselben eingelangte Zuschrift des
Ortsschulrathes lautet:
An den Stadtrath Asch!
Gemäß § 11 des Gesetzes vom 11 September
1880 überreicht der gefertigte Ortsschulrath den Vor-
anschlag über die sachlichen Bedürfnisse der Schulen
im Jahre 1900 mit der Bitte um Genehmigung durch
die Städtvertretung.
Die unumgänglich nothwendigen Auslagen für
Bauherstellungen Post 11—16 wurden zusammen mit
1160' f. praiminirt, wobei bemerkt wird, daß die Er-
neuerung des Fußbodens in der Turnhalle beim Schul-
hause am Stein im Prinzipe beschlossen und vorläufig
ein Betrag von 700 fl eingestellt wurde, daß sich aber
der Ortsschulrath vorbehalten habe, vor Ausführung
dieser Bauherstellung das Gutachten von Sachver-
ständigen einzuholen.“
Dem Schulhausmeister im Schulhanse am Rath-
hausplatze wurde für seine Mehrleistung, Bedienung
der Musitschule, eine Entschädigung von 15 fl. ge-
währt.
Die übrigen Ausgabsposten sind unverändert ge-
blieben und betragen die ganzen Auslagen einschließ-
lich der Verzinsung und Amortisirung der Bauschuld
für die beiden Schulhäuser 17361 fl. oder 34722
Kronen.
Ortsschulrath Asch, am 6. Dezember 1899.
Der Bürgermeister als Vorsitzender.
Schindler mp.
Voranschlag
über die sachlichen Bedürfnisse der Schulen
im Jahre 1900.
A. Quartiergeldentschädigung:l.K
1. Den Herren Virektoren der Knaben-
und Mädchen-Bürger und Volks-
schulen je 300 fl.
..
600 1200
2. Den Herren Schulleitern der 2.
Knaben- und 2. Mädchenvolksschule
je 300 fl..
B. Gehalte und Remunerationen:
3. Dem Setretär Andreas
Wunderlich fl. 170.-
Dem Hausmeister im
Schulhause am Rath-
hausplatz
�. „28
Demselben für die Be-
dienung der Musikschule „ 15.-
5. Dem Hausmeister im“
Schulhause am Anger „ 350.-
6. Dem Hausmeister im
Schulhause am Stein „360.—
Für die Bedienung der Vereins-
turnhalle
.„ 45.=
Für die Bedienung des
Nitlasberg. Schulhauses„ 60.-
C. Beheizungen:
Für 3 Schulhäuser (3 Klassen im
Nitlasberger Schulhause, zusammen
49 Lehrzimmer, 2' Zeichensäle, 2
Direktionszimmer, 2 Schulleiters.
zimmer, 3 Hausmeisterwohnungen,
3 Zimmer für Bibliotheken, Lehr-
mittelsammlung, Vereinsturnhalle
und zwei Schutturnhallen 8.
D. Jährliches Weißen und drei-
maliges Wäschen:
10. Für 3 Schuhaser, Nitiasberger
Schulzimmer und Schulzimmern
Forst.
E. Bauherstellungen:
11. Dielen eines Zimmers im Schul-
hause am Rathhausplatz und der
Gänge zu den Aborten.
12. Dann eine neue Dachrinne an der
Westseite dieses Schulhauses 18.
13.
Ausbessern der Dielen mehrerer
Zimmer im Schulhause am Anger
14. Erneuern des Zifferblattes der Uhr
und der Aufschrift dieses Schul-
hauses..
..
15. Dieten und Einziehen des Lagers
in der Turnhalle der 2. Knaben-
volksschule (Stein).
16. Neue Abortschläuche im Niklasberger
Schulau
.
F. Diverse Ausgaben:
17. Forster Schulzimmer, Asseturanz,
Rauchfangkehrer, Schieferdecker,
Schieferdeckerarbeiten für 3 Schul-
häuser.
18. Schulgärten für 3 Schulhäuser1.
19. a) Armenbücher, Arbeitsmaterial
100 fl., b)2 Schulbibliotheken 75 fl.,
zusammen:..
Tinte, Kreide, Schwämme, Buch-
binderarbeiten, Buchdruckerkosten,
Verordnungsblatt, Beleuchtung,
Borstwische, Besen, Strohdecken ꝛc.
20 Schulbänte im Schulhause am
Stein
22. Desinfektionsmittel
23. Unvorhergesehene Auslagen
zusammen
Zahlung der Bauschuld des Schul-
hauses am Anger fl. 1234.90
Zinsen„ 1535.10
Zahlung der Bauschuld des Schul-
hauses am SteinS fl. 1026.20
Zinsen .
.„ 3709.80
zusammen
Summe der Ausgaben .
Ortsschulrath Asch, am 29. Nov. 1899.
Der Bürgermeister als Vorsitzender:
Ermil Schindler.
600 1200
2570
1285
3050 6000
1500 3000
120240
300
150
100. 200
0100
700 1400
408o
400800
5150
175350
500 1000
160
320
300
500
150
250
20.
21.
24.
7506 15.012
kleine Hand. Da kam es wie Tollkühnheit über
mich und ich rief: „Rose ich schwöre es Dir,
wir werden doch noch Mann und Frau!“ Sie
schüttelte traurig das Köpfchen.
„Doch, doch! Ich weiß wohl, daß der
Onkel eigensinnig ist, aber ich werde noch eigen-
sinniger sein und ihn zwingen „Ja“ zu sagen.“
„Aber wie?“ fragte Rose.
„Ja wie?“ das war die schwere Frage.
Mir blieb keine Zeit darüber nachzudenken,
denn Schritte ertönten und schnell huschte Rose
fort. Ich putzte meinen Degen und sie staubte
eine kleine Statue ab, als der gestrenge Onkel
eintrat.
„Hier, nimm das,“ sagte er und reichte
mir ein umfangreiches Packet, während er miß-
trauisch Rose und mich ansah.
Gleichgültig entfernte ich die Papierhüllen
und hatte schließlich einen Helm vor mir. Aber
keinen gewöhnlichen, sondern eine Pickelhaube
von ganz eigentümlicher Form mit Ringkragen
und Visier. Das Visier war offen; ich hielt den
Helm doch in den Händen bis der Önkel zu
mir trat und meinte:
„Oh! Es ist unmöglich das Visier zu
schließen, ich habe es schon vorher auf der
Steuer probieren wollen, das Schannier ist ver-
bogen. Aber das thut nichts, wenn der Helm
schön gereinigt ist, wird er sich sehr gut machen.
Das kann morgen Deine Arbeit sein.“
Des Abends gieng ich früh auf mein Zimmer
und der Gedanke: wie bringe ich Roses Vater
dazu „ja“ statt „nein“ zu sagen, raubte mir
den Schlaf.
„Es wurde Tag und ich hatte noch immer
keinen rettenden Gedanken gefunden. Voller
Wut rieb ich an dem Helm herum, der schon an-
fieng unter meinem Kraftaufwand zu glänzen.
Der Onkel rauchte seine Pfeife und sah mir
auf die Finger. Um drei Uhr gieng Rose aus
dem Haus, sie wurde erst zum Abendessen zurück
erwartet und wir hatten kein Wort mit einander
sprechen können, so hatte Roses Vater aufgepaßt!
Er machte ein höchst verdrießliches Gesicht,
und ich konnte mir wohl denken, daß ihn unsere
Unterhaltung vom Tag zuvor in schlechte Laune
versetzt hatte. Tiefes Schweigen, wie vor dem
Ausbruch eines Gewitters herrschte zwischen
uns. Schließlich sagte der Onkel: „Nun
glänzt er genug“, und dabei nahm er die riesige
Pickelhaube und besah sie von allen Seiten.
„Wirklich ein Prachtstück! Das muß verteufelt
drücken“ und Gott weiß, wie ihm der Gedanke
gekommen, ganz varsichtig stülpte er den Helm
über und zog den Ringkragen fest. Ich sah
dem Treiben theilnahmslos zu und dachte ge-
rade bei mir: Gott, wie sieht der Onkel
darunter häßlich aus, als ich plötzlich ein Ge-
räusch vernahm, wie eine Feder, die nachgiebt
und ..... plumps! schließt sich das Visier
und mein Onkel fängt an hinter dem Gitter zu
schreien und zu fluchen.
Ich konnte nicht länger ernsthaft bleiben;
ich lachte laut auf. Es war auch zu komisch
den kleinen, dicken Mann mit dem mächtigen
Helm im Laden herumtoben zu sehen!
Drohend kam er auf mich los: „Die Feder!
schrie er, „die Feder, Du Dummkopf!“ Aber
ich konnte nicht anders, ich mußte lachen, er
mochte drohen und schreien so viel er wollte.
Da erklangen von der Thurmuhr 5 dumpfe
Schläge. „Die Sitzung des Aufsichtsrats“
stöhnte der Onkel mit halb erstickter Stimme.
„Schnell nimm mir das Unglücksding ab.“
Aber plötzlich war mir ein Gedanke ge-
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