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zerschmetterter Hirnschale todt aufgefunden. Sein Hund lag bei Auffindung des Leich- nams halberfroren auf dem Rücken des Todten. Im Bahnhofe zu Rottendorf bei Würzburg sprang am 3. Nov. abends der Bahnarbeiter Georg Frankenberger bei noch rollendem Zuge vom Bremswagen. Frankenberger blieb an seinem Hosenriemen hängen und wurde gräßlich verstümmelt. Nach kurzer Zeit war er eine Leiche. Der- selbe hinterläßt eine Wittwe und drei kleine Kinder. In Neudorf (Bayern) erwarteten kürzlich die beiden Kinder des Seilers Heinz (8 u. 10jähr. Mädchen) ihre Aeltern abends von der Arbeit nach Hause. Da sagte das ältere Mädchen: „Komm, wir verstecken uns jetzt; wenn dann der Papa nach Hause kommt, so findet er uns nicht.“ Damit krochen Beide in eine Kiste, die zum Aufbewahren von Spänen diente. Un- glücklicher Weise aber fiel der Deckel zu, das Schloß schnappte ein, und die beiden Kinder waren eingesperrt. Da sich Nie- mand in der Nähe befand, so wurden ihre Hilferufe nicht gehört. Als die ahnungs- losen Aeltern beim Feuermachen an die Spänekiste kamen, sahen sie zu ihrem Schrecken, was vorgefallen war. Da lagen ihre beiden Kinder, fest umklammert, aber regungslos da. Das ältere Mädchen war bereits erstickt; das jüngere war noch be- wußtlos. Nachrichten aus Deutschland. (Die Parität in Baden.) In der Stadt Freiburg sollten nach dortigen Zeitungen kürzlich zwei Waldenser-Prediger (protestant. Sekte) aus Italien religiöse Vorträge halten. — Den katholischen Missionären und Ordenspriestern ist es strenge verboten, öffentlich aufzutreten. Aber andere Confessionen und Sekten mögen ihre Lehren und Irrlehren nach Herzens- lust verkünden, um das Volk zu verwirren. Das ist „Parität“! (Unangenehme Hinterlassenschaft.) Der kürzlich verstorbene Herzog Ernst von Koburg-Gotha hat die gewaltig Schuldenlast von 3 Millionen Mark als Andenken hinterlassen. Zum Glück für das Land hat der neue Herzog Alfred diese Schulden des verstorbenen Herzogs (welche von einem besonderen Ausschusse geprüft wurden) übernommen und dadurch dem Lande viele peinliche Untersuchungen und Lasten erspart. Auch hat er bereits den Anfang damit gemacht, dem überhand nehm enden Wildschaden durch Abschuß des Wildes ein Ziel zu setzen. (Denkmal für den Rechnungsmeister Riese.) In Annaberg in Sachsen ist am 5. Nov. dem alten Rechnungsmeister Adam Riese in seiner Vaterstadt ein Denkmal gesetzt worden. Auf drei Granit- stufen erhebt sich das hohe Postament aus Serpentin-Sandstein mit der Inschrift: „Adam Ries 1492—1558“ und auf diesem steht die lebensgroße Bronzebüste des deut- schen Rechenmeisters, modellirt von Prof. Henze in Dresden. Die Büste zeigt Ries als einen stattlichen vollbärtigen Mann mit energischen Zügen im Bergmannskleid und Kappe. Ein Schild, gleichsam als Wappen ziert im Innenraume das Zeichen 2x2. Darüber die Buchstaben A. R. Die Ent- hüllung und Uebergabe des Denkmals an die Stadt erfolgte durch eine schlichte Feier. * (Untreuer Beamter.) In Frank- furt a. M. hat das Schwurgericht am 2. Nov. den Postagenten Porth aus Ecken heim, der etwa drei Dutzend Briefe an den katholischen Pfarrer in Eckenheim, in denen sich Briefmarken für den Kirchenbau der Missionsgemeinde befanden, unterschlagen hatte, sowie einen Einschreibebrief von 20 Mk. beraubt hatte, zu zwei Jahren Zuchthaus und 240' Mt. Geldbuße verurtheilt. Nachrichten vom Ausland. J. (Neuigkeiten aus Tirol.) (Original- mittheilung für den „Kathol. Volksfreund“.) „Am Allerheiligenfeste Nachts brannten in Scharnitz 5 Häuser und die Kirche ab. So viel, wie heuer, sind wohl selten Brände vorgekommen; auch im Salzburgischen in Tamsweg sind etwa 30 Häuser nieder- gebrannt. Die Witterung im Oktober war bei uns sehr angenehm; am 9. Oktober hatten wir nachmittags im Schatten 21° R., am 8. Oktober Abends um 7 Uhr noch 19° R. — Heute den 7. November fiel in Innsbruck diesen Herbst der erste Schnee mit Regen vermischt. Der Schnee liegt jetzt von den Bergspitzen bis herunter fast zur Ebene. Nun wird es wahrschein- lich kälter. In Südtirol haben sich drei Kellerei-Genossenschaften zusammengestellt; hoffentlich werden die diesbezüglichen Er- wartungen erfüllt werden. Der Bau einer Bahnverbindung zwischen Innsbruck und Partenkirchen in Bayern soll in neuester Zeit wieder angeregt werden, und wird hoffentlich einmal zu einem Resultate ge- langen. Diese Verbindung wäre für beide Länder (Bayern und Oesterreich) gleich vortheilhaft, denn bis jetzt sind wir leider ganz von einander abgeschlossen.“ (Vielen Dank! D. Red.) * (Ein berühmter Ordensmann.) In Rom ist am 1. Nov. der Dominikaner- Pater Albert Guglielmotti im 82. Le- bensjahre gestorben. Er hatte sich beson- ders auf das Studium des Seewesens der Vorzeit verlegt und sich durch seine Werke über diesen Gegenstand großen Ruhm er- worben. Seine Geschichte der päpstlichen Seemacht in 10 Bänden mit einem Bande Tafeln wurde in diesem Jahre in der vati- kanischen Druckerei in zweiter Auflage ge- druckt. Ferner hat er die Geschichte der Seeschlacht bei Lepanto und eine Encyklo- pädie des Seewesens herausgegeben. (Todtentafel.) In Krakau ist am 2. Nov. der berühmte Historienmaler J. A. Matejko gestorben, wohl der berühm- teste polnische Künstler unserer Zeit, der auch in Deutschland, dessen Ausstellungen er mit seinen umfang- und figurenreichen Hstorienbildern oft beschickte, viel bewundert wurde. Im Vatikan zu Rom befindet sich sein bestes großes Bild: Der Polenkönig Sobiesky vor der Schlacht bei Wien 1683. (Schrecklicher Tod.) Der Ingenieur und Gutsverwalter Pietro Mastrozzi aus Rom besaß auf einem Landgute einen 6jährigen Hirsch, welchen er jung ge- fangen und aufgezogen hatte. Er liebte es, das Thier eigenhändig zu füttern. Am Sonntag den 5. Nov. begab er sich nach Erledigung seiner Geschäfte ohne Begleit- ung in den Hischpark, um den Hirsch mit Hafer zu füttern, den er in einem rothen Sacke in der Hand trug. — Eine halbe Stunde später kam ein in der Nähe statio- nirter Bahnwärter athemlos in den Gast hof gestürzt und schrie nach Hilfe für Ma- strozzi. Er hatte gesehen, wie der Hirsch den Körper des Unglücklichen mit dem Ge- weih und den Schalen (Füßen) bearbeitete. Entsetzt cilte das Gutspersonal mit Heu- gabeln und Büchsen herbei; zur Hilfe war es aber zu spät. Man mußte das wüthende Thier erschießen, da es von dem Opfer nicht ablassen wollte. Mastrozzi war furcht- bar zugerichtet, der Leib aufgerissen, der ganze Körper zerfleischt. (Katholikenverfolgung in Rußland.) 22 römisch-katholische Pfarrer des Weichsel-Gouvernements wurden mit amt- licher Gewalt von der russischen Regierung ihrer priefterlichen Funktionen enthoben (.) und mehrere nach Grodro verschickt. (Jugendverwilderung als Folge von schlechten Büchern.) In der Stadt Gent in Belgien kamen am 7. Nov. zwei 14jähr. Schulknaben in Streit und beschlossen, denselben durch einen regelrechten Zwei- kampf auszufechten. Die jugendlichen Duellanten kauften in einem Waffenladen 2 Revolver. Hierauf schlich sich die Ge- sellschaft in den Speicher des Rathhauses ein, wo der Zweikampf stattfand. Der „Beleidigte“ hatte den ersten Schuß abzu- geben. Der Bursche schoß auf kaum fünf Schritte Entfernung auf den Kopf des Gegners, der sofort todt zu Boden stürzte. Es heißt, daß das Lesen überspannter Ro- mane den Knaben den Gedanken an den von so traurigem Ausgang begleiteten Zwei- kampf eingegeben habe. (Wettstreit zwischen Radfahrer und Reiter.) In Paris fand kürzlich eine Wette statt zwischen dem Radfahrer Meyer aus Dänemark und dem Amerikaner Cody. Cody hatte gewettet, er werde Meyer drei Tage nacheinander auf einer je vierstündigen Fahrt nachreiten, wobei er verlangte, daß er je sechs bis zehn Pferde zu seiner Verfügung habe. Am ersten Tage hatte der Reiter einen Vorsprung von 12 Kilo- metern, am zweiten Tage betrug der Vor- sprung nur noch elf. Cody hat in den zwölf Stunden 349 Kilometer, Meyer nur 332 Kilometer zurückgelegt. Das Reiter- volk bereitete Cody eine großartige Huldigung wegen des Sieges als Reiter über den Radfahrer. Aber der Reiter hatte auch 12 Pferde zu Schanden geritten, — wäh- rend das Velociped des Radfahrers noch unverletzt war. (Mordthaten der Anarchisten.) In Barcelona in Spanien wurden am 8. Nov. Nachts bei Eröffnung des Theatro Licro während des 2. Aktes des „Wilhelm Tell“ zwei Bomben von der Gallerie her- ab zwischen die Orchesterfauteuils geworfen, eine explodirte und tödtete 9 Frauen und 6 Männer, und verwundete viele. Mehrere Anarchiften (Umsturzmänner) wurden als die muthmaßlichen Thäter verhaftet. auf dem untern Theil der Büste angebracht,
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