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Vermischtes.
Historischer Verein von Oberpfalz u. Regensburg.
Versammlung am 21. Mai 1874.
Herr Domvikar Dengler hatte die Güte eine große
Anzahl großer Photographien aus Ostindien. Ansichten,
Trachten und hauptsächlich Denkmäler der Architektur vor-
stellend, vorzuweisen.
Hierauf sprach H. Ordinariats Assessor Jakob über
den berühmten Prediger Berthold von Regensburg-
(† 1272). Allgemein bekannt und mehrfach edirt sind
bekanntlich Bertholds deutsche Predigten; dagegen hat
man seinen lateinischen Reden noch wenige Aufmerksamkeit
zugewendet. Hr. Jakob hat sich nun vorgenommen zu unter-
suchen, welches Verhältniß diese letzteren zu den deutschen
haben und ob sie mit Recht Berthold zugeschrieben
werden. Heute besprach er einen Codex aus dem An-
fange des 14. Jahrhunderts der Leipziger Universitäts-
bibliothek, welcher aus dem Kloster Altenzelle stammt
und 161 Predigten enthält. Hr. Jakob ist nun zu dem
Resultate gelangt, daß diese Predigten unzweifelhaft von
Berthold herrühren.
Endlich besichtigte die Versammlung die zahlreichen
römischen Funde an Anticaglien, Urnen, Grabampeln
u. s. w., welche in den letzten Jahren ausgegraben wur-
den und H. Pfarrer Dahlem zu ordnen die Güte hatte.
Bei dieser Gelegenheit wurde allgemein bedauert, daß trotz
vielfacher Bemühungen der historischen Vereine bisher
noch immer kein geeignetes Lokal für die römischen
Sarcophage und Inschriftsteine erhalten werden konnte.
Vermehrung der Sammlungen. Archiv.
Von Herrn Syroth, bräuenden Bürger in Cham
2 Perg.-Urk., von H. Stadlberger 1 Diplom auf
Pergament — von H. Kaufmann Huber ein Manu-
script — von H. Kaufmann Gottfried Diplom auf
Pergament und andere Archivalten und Abbildungen.
Bibliothek.
Von H. A. Stöhr dessen allgemeines deutsches Vereins-
handbuch — von Frau Schuster in Erlangen eine Parthie
Bücher — v. H. Giehl dessen Neumarkt und Umgebung.
Kunst- und Alterthums-Sammlung.
Von H. Portier Köglmeier mebrere Portraite
— von H. Kaufmann Huber einen römischen Ziegel-
stein mit der neuen Sigla. Coh. 1. C. N. — von
H. Amtsdiener Hien eine alte Ansicht von Wien, —
von H. Seifferheld Portrait einer fürstlichen Person
auf Holz — von Herrn Privatier Stadlberger ein
ewiger Kalender von Stein, ein Gefäß von Serpentin und
ein Schlüssel — von H. Dr. Popp ein von einem
Nagel durchbohrter Armknochen eines Gekreuzigten vom
römischen Begräbnißplatze — v. H. von Minneroco
Schlüßel von der Schloßtapelle von Parkstein — v. H. Bild-
bauer Preckel 2 Siegelabgüsse — v. H. Banquier
Haymann eine alte Marke — v. H. Aukionator
Knischeck, Partie alter kleiner Münzen.
In Roth a. S. hat sich am 27. Mai ein blutiges
Drama abgespielt: ein Schlotfegergeselle, Ernst Arndt,
Soldat im 3. Jäger-Bataillon zu Eichstätt, entleibte sich
durch einen Gewehrschuß. Mit demselben, einem 20jähr.
jungen Menschen, der bis vor einigen Monaten in Rott
in Arbeit stand, hatte die 42jährige Schlotfegerswitwe
Harrer ein Verhältniß angeknüpft und denselben (einen
Norddeutschen) auch vermocht, in das bayr. Militär ein-
zutreten. Als aber ein neuer Fegergeselle kam, gefiel der-
selbe ebenfalls der liebebedürftigen Wittwe und der frü-
here Liebhaber erhielt den Abschied. Vor mehreren Tagen
kam derselbe nach Rott und fand das Feld für ihn ver-
loren. Als er die Wittwe Harrer in einem Liebhaber-
theater an der Seite ihres neuen Freundes sah, über-
wältigte ihn die Eifersucht, er zog seinen Säbel und schlug
die Frau rücklings mehrmals über den Kopf, daß das
Blut hoch aufspritzte und die Getroffene lautlos zusam-
menstürzte. Mit Gewalt mußte der Wüthende von seinem
Opfer weggerissen werden, das lebensgefahrlich darnieder
liegt. — Jedenfalls seine oft ausgestoßene Drohung —
die Treulose doch noch zu tödten — wahr zu machen,
entfloh der Betrogene von Eichstätt und kam nach Rott.
Als aber, telegraphisch verständigt, die Gendarmerie nach
ihm fahndete, schoß er sich mit seinem Dienstgewehre an
den Häusern der Stadt eine Kugel durch den Leib und
verschied bald darauf im Spitale.
Wien, 2. Juni. Vorgestern Abends kam ein junges
Paar mittelst Nordbahn hier an und logirte sich im Hotel
zum „goldenen Brunnen“ in der Leopoldstadt ein. In
dem Benehmen der jungen Leute gab sich nichts Auf-
fälliges kund, gestern Nachmittags blieben sie in ihrem
Zimmer und schrieben Briefe. Als Abends das Stuben-
mädchen in's Zimmer trat, fand es das Paar entseelt
auf dem Boden liegen. Auf dem Tische lagen die an die
Verwandten gerichteten Briefe u. Telegramme. Aus diesen war
zu ersehen, daß er Eduard Schindera, Pharmazeut, aus
Teschen gebürtig, 28 Jahre alt; das Mädchen Maria
Pitschka, Rasirerstocher, 18 Jahre alt, aus Mistek in
Mähren gebürtig sei. Das Pärchen hatte sich in Mistek
kennen gelernt, doch standen der Verehelichung nicht nur
die gänzliche Mittellosigkeit, sondern auch der Wille der
Eltern entgegen. Die jungen Leute beschlossen daher zu
entfliehen und sich das Leben zu nehmen. Als man ihre
Flucht bemerkte, wurden von dem Bezirkshauptmann die
Wiener Behörden benachrichtigt, da man vorausgesehen,
daß sie sich nach Wien wenden würden; allein die Be-
hörden erhielten erst von ihrer Anwesenheit Kenntniß, als
man ihre Leichen auffand. Dr. Steinberger fand das junge
Paar bereits entseelt. Die Leiche des Mädchens lag in
einen Winkel der Fensternische, die des jungen Mannes
in dem anderen Winkel. Auf dem Tische lagen zwei
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