Lastenausgleichsarchiv Bayreuth

Archiv

Lastenausgleichsarchiv Bayreuth
Dr.-Franz-Str. 1
95445 Bayreuth

tel.: 0921/4601-0
fax: 0921/4601-111

Leitung: Frau Dr. Stefanie Jost

Das Lastenausgleichsarchiv ist zuständig für die Unterlagen aus dem Bereich des Kriegsfolgenrechts. Dies betrifft den Lastenausgleich für sog. Einheitswertvermögen (also betriebliches Vermögen sowie Vermögen an Grund oder Landwirtschaft), ausgewählte weitere Leistungsbereiche des Lastenausgleichs, Stellen zur Bereitstellung leistungsrelevanter Informationen und die Heimatortskarteien (Suchkarteien) des Kirchlichen Suchdienstes. Die Unterlagen des Lastenausgleichsarchivs stellen die zentrale Überlieferung zu Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung am Ende des Zweiten Weltkrieges dar. Sie zeigen die Funktionsweise des Lastenausgleichs, der ein wichtiger Motor zur Integration von rund 8 Mio. Flüchtlingen und Vertriebenen in die junge Bundesrepublik war. Darüber hinaus werden auch die Lebens- und Besitzverhältnisse der deutschen Bevölkerung in den ehemals deutschen Gebieten östlich von Oder und Neiße sowie in den Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa dokumentiert. Besonders eindringlich gilt dies für die unmittelbaren Erfahrungen von Flucht bzw. Vertreibung.

Kurze Geschichte

Das „Gesetz über die zentrale Archivierung von Unterlagen aus dem Bereich des Kriegsfolgenrechts“ vom 06. Januar 1988 bestimmte die Einrichtung eines Lastenausgleichsarchivs im Geschäftsbereich des Bundesarchivs. Die Archivarbeit wurde im Juni 1989 in Bayreuth aufgenommen, rasch erfolgten erste Abgaben. Zehn Jahre später konnte die neue Dienststelle im ehemaligen städtischen Krankenhaus bezogen werden. Der dortige Magazinbau bietet Platz für über 40 Kilometer Archivgut; der Großteil der vorhandenen Kapazitäten ist bereits belegt. Nach Übernahme der letzten Unterlagen, die für etwa 2020 erwartet werden, werden sich allein 3 Millionen Lastenausgleichsakten im Archiv befinden.

Archivbestände (Allgemeine Übersicht)

Vertikale Reiter

Historische Zuständigkeit

Die Akten der ehemaligen Ausgleichsverwaltung umfassen Unterlagen zu Vertreibungs- und Ostschäden nach dem Feststellungsgesetz (FG), dem Reparationsschädengesetz (RepG) und dem Beweissicherungs- und Feststellungsgesetz (BFG). Es handelt sich um Schäden an sog. Einheitswertvermögen in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, den ost- und südosteuropäischen Siedlungsgebieten sowie um Vermögensverluste auf dem Gebiet der ehemaligen DDR.

Ergänzt wird das Schriftgut durch die Bestandsgruppe „Archivierungsmodelle“ zu 23 weiteren Regelungs- und Leistungsbereichen des Lastenausgleichs (neben dem voll archivierten Einheitswertvermögen). Aus jedem dieser Bereiche wurden Einzelfallakten in Auswahl archiviert. Alle Lastenausgleichsakten sind nach dem Namen des Antragstellers/der Antragstellerin geführt.

Der Bestandsbereich umfasst weiterhin das Schriftgut der auf Bundesebene angesiedelten Oberbehörden „Hauptamt für Soforthilfe“ und „Bundesausgleichsamt“. Hierzu kommen die Unterlagen der 34 sog. Heimatauskunftstellen (HASten), die für die Bereitstellung und Ergänzung fehlender Informationen und Beweismittel im Lastenausgleichsverfahren zuständig waren. Die HASten hatten eine fest gelegte regionale Zuständigkeit für die verschiedenen Herkunftsgebiete der Vertriebenen.

Der Bestand „Ost-Dokumentation“ umfasst insgesamt 22 Teilbestände. In diesen finden sich Erinnerungsberichte von Betroffenen an die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten (bspw. Ostpreußen oder Schlesien), und aus den Siedlungsgebieten in Jugoslawien, Ungarn und Rumänien. Des Weiteren sind Berichte ehemaliger Angehöriger der Verwaltung und des Militärs über ihre Tätigkeit bzw. über den Kriegsverlauf 1944/45 enthalten. Darüber hinaus gibt es mit den aus der Erinnerung verfassten Gemeindeseelenlisten und Ortsplänen auch Quellen zu den Personen, die in den Ostgebieten lebten.

Ergänzt wird diese Überlieferung durch Bestände von weiteren Verwaltungsbehörden und Institutionen sowie durch Nachlässe von Amts- und Privatpersonen, die durch ihre Tätigkeit, ihr Forschungsinteresse oder durch eigenes Erleben mit dem Thema „Flucht und Vertreibung“ in Beziehung stehen.

Veröffentlichungen über das Archiv

HUFNAGL, Edith. Das Lastenausgleichsarchiv. Eine Abteilung im Aufbau, in: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv, Heft 3/1993, S. 128–131.

LEIPOLD, Andreas. Das Lastenausgleichsarchiv Bayreuth als Träger familienhistorischer Quellen, Pommerscher Greif e.V. Materialien zur pommerschen Familien- und Ortsgeschichte (Sonderheft des Sedina-Archivs (N.F.), Heft 11), o. D. u. O.

RINGSDORF, Ulrich. o. T., in: Lastenausgleichsarchiv Bayreuth, hrsg. vom Staatlichen Hochbauamt Bayreuth, o. D. u. O., o. Seitenzahl.

Ders., Die Bestände des Lastenausgleichsarchivs, in: Paul Erker (Hrsg.), Rechnung für Hitlers Krieg. Aspekte und Probleme des Lastenausgleichs, Basel/Heidelberg/Ubstadt-Weiher 2004, S. 55–61 (Pforzheimer Gespräche zur Sozial-, Wirtschafts- und Stadtgeschichte 3).

Ders., Erinnerung an einen Verlust – das Lastenausgleichsarchiv in Bayreuth, in: VdA (Verband deutscher Archivarinnen und Archivare) (Hrsg.), Lebendige Erinnerungskultur für die Zukunft. 77. Deutscher Archivtag 2007 in Mannheim, Fulda 2008, S. 205–213 (Tagesdokumentation zum Deutschen Archivtag 12).

Ders., Zwanzig Jahre Lastenausgleichsarchiv in Bayreuth, in: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv, Heft 10/2010, S. 24–31.

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