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3. November 1899
Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 250
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versichern, weiters dass die Spedition der Aus-
stellungsobj cte gemeinschaftlich besorgt, und die
Objecte bis Mitte Jänner an die Firma Mattoni
in Wien einzusenden sind, von wo aus selbe sach Paris
befördert werden. Das vom k. k. Baurath Archi-
tecten Herrn L. Baumann in Wien eingesendtte Aus-
stellung proj c für das rückwärtige Patterrezimmer im
österr, Repräsentationshause wird zum Kostenb trage
von 10 500 fl. abgenommen. Nan der von Herrn
v. Mattoni vorgelegten Karte der Kurorte und
Mineralq tellen zählt solche Oesterreich zusammen 426.
Die an der Collectivausstellung sich betheiligenden
Karorie und Brunnen Unternehmungen werden auf
der Karte besonders bez ichnet, es sind dies: Bilin,
Bozen-Gries, Franzensbad, Gastein, Gieß übt“
Sauerbrunn, Gleichenberg, Gmunden, Hall, Jo-
hannisbrn, Karlsban, Krondorf, Ledico, Ma-
a, Meran, Pejo, Preblau, Rohitsch, Ror-
cegno und Teplitz Schönau.
(Theater im Hotel Weber.) Die
von Herrn Stalla für das Hetel Weber ge-
wonnene Theatergesellschaft unter der Direction
Zähler und Lippert, theilt uns heute
mit, daſs sie Dienstag den 7. November ihr
Gastspiel hier eröffaet. Nebst einer größeren
Anzahl von Oyerettennovitäten, mit welchen die
genannte) Direction zu beginnen gedenkt, besitzt
dieselbe unter ihren 32 Mitgliedern eine stattliche
Anzahl gediegener Kräfte, die uns eine rege aus-
sichtsvolle Theatersaison verheißen. Die Direction
besitzt vom Herrn Reichsralhs bgeordneten Dr. Fanke
das Zeugurg eines auf höherer Kunststufe stehenden En-
semtle's. Als Eröffzungsvorstellung geht das Lunt-
spiel Fuldas „Die Jagendfreunde“ in Scene,
während sich die Opereite am 8. mit Strauß'
„Waldweister“ einführen wird. Dosnerstag den
9. gelangt ein neuer Schwank, und Samstag den
11. die Gesangspesse „Eine toll: Nacht“ zur Auf-
führuag.
(Electrische Kleinbahn von Karls-
bad nach Ai.) Das k. k. Eisendaha Ministerium
hat laut Erlosse6 der k. k. Statthalierei in Prag
vom 20 Octoder 1899. Z. 140857 mit dem Er-
lasse vom 1. Jali 1899, Z. 18530/3 die Voraahme
der Trassenrevision und Statio scommission und bei
anstandslosem Ergebuisse dieser Vethandlung au-
schiießen an dieselbe die Durchjührung der politi-
schen Gegehung und Enteignungs Verhandlung be-
treffend das Peoj ct für eine electrische Kleinbahn
von Karis od nach Aich mit einer Abzweigung zum
Rennplatze in Karisbao angeordnet. Hievon erfolgt
die Verlautratung mit dem Beifügen, daſs in Vor-
einleitung dieser Amtohandlung zunächst in Gemäß-
heit e§ 14 de Geletzes vom 18. Feber 1878,
R. G.-Gl. Nr. 30 die unter Purkt 2, 8 und 9 der
Ministerial-Viroedrung vom 25. Jänner 1879,
Ne. 19 R.-GBl.angeführten Befehle, nämlich die
Situation=- und zugleich Grundei lösungspläne und
die Verzeithnisse der einzulösenden Liegenschaften,
sowie der Namen und Wohnotte der zu Eateignen
denεε Stadtrathe in Kailébad, sowie bei den
Gemeindeämtern in Douitz und dich vom 30 Oc-
tober durch vollt 14 Tage d. i. bis zum 13. No-
vember 1899 zur allgemeintn Einsichtsahme auf-
gelegt werden. — Itnerhalb der obigen Fris steht
es jedem Betheiligten frei Einwendungen gegen die
begehrte Enteignung ꝛc. wündlich oder schriftlich bei
der ε, k. Bezirkshauptmannschaft in Karlsbad ein-
zubringen.
(Neues Hausschild.) Das Haus
Ne. C. 1026 des Herrn Rudolf Gottl wurde mit
„Merkur“ neu beschildet.
(Eine Flaschenhier-Genosserschaft
in Karigbad.) Wie wir aus einem uns über-
mittelten Circulate ersehen, hat sich in Karisbad am
10. d. M. eine handelsg richtlich zu protocollierende
„Flaschenhiergerossenschoft der Gaftwirte Karlsbads
und Umgebuxg“ als registrierte Genessenschaft mit
beschränkter Hastung gegründet. Zweck dieser Ge-
noſsenschaft ist, an Gastwirte, edenthell auch an
Private Flaschenhier abzugeben. Das Circular
klingt in den Tenor aus: „Wir sprechen das große
Wort gelassen aus: Es ist Pflicht eines jeden
Wirtes, Flaschenbier zu verschleißen und den Kampf
mit der Concurrenz aufzunehmen.“ Ein Antheil
an der Genossenschaft beträgt 25 fl., die Einzahlung
erfolgt am 1. Jänner eventuell nach Genehmigung
der Statuten.
(Directer Wagenverkehr nach
Wien.) Seit gestern verkehren vom hiesigen
Centralbahnhofe ab nach Wien directe Wagen u. zw.
nach Wien ab Karlsbad 9·35 vormittags und
743 abends. Von Wirn an in Kailsbad um
9 12 vormittags und 844 abends. Diese Be-
quemlichkeit dürste voraussichtlich von den Reisenden
ausgenutzt werden.
(Cortra Karlsbad. ) In Reclamenotizen
des Bades Saltschlief heißt es: „Aerzte, welche ....,
suchen das Bad in neuerer Zeit vielfach persönlich
auf, um an Ort und Stelle zu conſtatieren, dass
Salzschlief dieselben Heilerfolge wie Karlsbad und
Kissingen aufweist, die Gefahren der ge-
nannten Bäder aber ausschließt“ Wie
würde es den Salzschlirfern gefallen, wenn in den
Ankündigungen anderer Bäder Salzschlirf als ge-
fährlich hingestellt würde? Sache unserer Stadt-
vertretung wäre es, energisch gegen eine solche
Karlsbad verdächtigende Reclame Stellung zu
nehmen.
(Ein herrenloses Pferd und
Wagen) wurde vorgestern nachts gegen 11 Uhr
aufgefargen und in Sicherheit gebracht. Wie sich
gestern herausstellte, gehörte das Gefährte dem
Fiakerhalter Stowasser in Drahowitz, dem das
Pferd bereits in Töppeles, woselbst er es vor dem
Wirtshause stehen ließ durchgegangen war. Glück-
lich rweise ereignete sich kein Uafall, der durch das
Pferd hätte leicht verursacht werden können.
(Zimmerbrand) Vorgestern nach 10 Uhr
kam im „Hotel Paradies“ im sogenaunten Dienst-
botenzimmer rückwärts im ersten Stocke ein Brand
zum Ausbruche, welcher, wenn nicht rechtzeitig be-
merkt, großen Umfang hätte annehmen können.
Durch das energische Eingreifen des Herrn Hoteliers
Becher und dessen Perionol gelang es, das Feuer
alsbald zu dämpfen. Der Schaden ist ein beträcht-
icher, indem ein großer Theil der Kleidung der
Dienstmädchen, ferner das Bittzeug zum Theil ver-
brankte.
(Zum Brande in Tüppelsgrün.)
Wie wir bereits in unserer litzten Nummer
mit theilten, gelang es den vorgestern morg-
eus im Meierhofe Tüppelsgrün ausgebrochenen
Brand auf die Stallobjecte und einige Schupfen
zu beschräaken. Leider verunglückte auch ein
Feuerwehrmann aus Schankau, und erlitt Brand-
wunden am Kopfe; demselben wurde seitens der
Karlzbader Sanitätsabtheilung die erst Hilfe zu-
theil. Die Feuerwehren hatten die Löscharbeiten
in anerkenn ndster Weise durchgeführt.
(Der rahende Winter.) Aus dem
Norden kommt die Meldung, dass der Winter mit
Macht vorrückt. Ja Petersburg herrscht seit Frei-
tag ein starker Schneesturm.
(Jahr- und Viehmärkte.) In ehe-
maligen Egerer Kreis finden im Monate Novem er
stalt: Jahrmärkte: Aich 27., Chiesch 11.,
Elbogen 11., Frühbuß 6, Girsch 9., Königswart 6.,
Liebenfein 27., Neukirchen 23., Neustadti 25, Schön“
bach 6., Schönfelo 13, Schönlind 27., Schönwald
29, Solmus 20., Theusing 16. — Viehmärkte:
Asch 14, Bleistädt 6, Buchau 21, Chiesch 9.,
Donawitz 29., Eger 13, Falkenau 20, Girsch
9., Gossengrun 13. und 30, Graslitz 6, Hirriés-
grün 27, Joachimsthal 2., Kirchenbirk 27., Königs-
berg 7. und 15., Königswart 6., Lichtenstadt
27., Mariokulm 21., Neudek 13, Neustadt jeden
Samstag Pian 8, Sandau 27, Schlaggenwald 13,
Schlackenwerth 13, Schönfeld 9., Solmus
20, Tachau jeden Mittwoch, Theusing 16, Unter-
chobau 14.
(Die Aufhebung des Zeitungs-
stempels.) Die Regierungsvorlage auf Auf-
hebung des Zeitungsst mpels wurde einem Ausschusse
zugewiesen. Zu welchem Zwecke eine solche Prozedur
eingeschlagen werden mulste, ist wirklich nicht ein-
zusehen. Die Sache ist so simpel als möglich: Die
Regierung beantragt etwas, was die gaste Welt
will, sie beantragt die Auflassung des Zeitungs-
stempels, dieser compromittierenden Einrichtung, die
nur noch in der Türkei besteht. In diesem
Falle möchte wohl selbst der verrotteiste feudale
Zopf, der im Herrenhause sitzt, nicht die Toll-
kuhnheit haben, eine Lanze für diesen Schaud-
fleck von Zeitungsstempel einzusetzen. Zu was also
langathmige Devatten? Ja, sagt man, laut Ge-
schäftsordnung muss jeder Regierungsantrag vorerst
einem Ausschuss zugewiesen werden! Auch gut:
Weil schon der Schimmel geritten werden muſs,
hätte ja dieser Ausschuss, um der Form zu genügen,
sofort zusammentreten und am andern Tage ohne
fades Geschwätze die Annahme des Antrages dem
Hause empfehlen können. Das wäre doch kein
Hing der Unmöglichkeit gewesen! Oder soll etwa
gar die Sache auf die lange Bank hinausgeschoben
werden! Wenn nicht, wär's da nicht viel einfacher
gewesen, sofort im Abgeordnetenhaus über den Re-
gierungsantrag abzustimmen? In einer Stunde
wäre alles erledigt gewesen. Ader das altöster-
reichische Land ehrmolto: „Inmer langsam voran“
stirbt bei uns Oesterreichern ewig nicht aus, der
Zopf baumelt, wenn schon die große Schere „Zeit-
geist“ ansetzt, er him-bam-baumelt, bis schließlich
doch die Schere zuklappt.
(Falb prophezeit:) Wir stehen noch in
der Minimums-Epoche der vom Professor Brück er
gefundenen Niederschlags-Periode. So wird auch
der kritische Termin vom 3 November (2. O d-
nung) trock n verlaufen, oder mit einer Verspätung
von 3—4 Tagen zur Geltung kommen. Immerhin
dürfte aber zwischen dem 8 und 12. November eine
Regentesdenz hervortreten. Vom 14 ab erwarten
wir jedoch wieder anhaltende Trockenheit.
Maria-Kulm. Behufs der Wiedervermählung der
Frau Kronprinzessin Stephanie ist am 21. Juni l. J.
Graf Loryay in unserer althistorischen Wallfahrtskirche
und Probstei zum katholischen Glauben übergetreten. Diese
feierliche Corversion des Grafen Lonyay nahm der Rector
des Jesuitencollegiums in Innsbruck im Beisein des
Hochw. Probstes und der Hochw. Kapläne von Maria-
kalm vor. Der Conversion wohnte eine große Zahl An-
dächtiger bei. Graf Lonyay, welcher in Begleitung noch
eines Cavaliers und des P. Kolb in Mariakulm
eingetroffen war, logierte circa 8 Tage im Hotel „Blauer
Engel“ und sollte nach dem Eintreffen Sr. Eminenz des
Kardinals Schönborn in Mariakulm auch das hl. Sacrament
der Firmung empfangen. Infolge Erkrankung des Kar-
dinals wurde P. Kolb an das Krankenbett des
Kardinals berufen, was auch den Grafen Elemar von
Lonyay veranlasste, abzureisen.
Teulitz, 1. Nov. [O.-C.] (Verschiedenes.)
Der Kaiser hat mit allerhöchster Entschließung vom
10. October den k. u. k. Reichskriegsminister beauftragt,
in Würdigung der unter theilweisen schwierigen Verhält-
nissen eingeleiteten umsichtigen heurigen größeren Trans-
porte der Truppen der Aussig-Teplitzer Eisenbahn, sowie
jenem der unterstehenden Personale, welches bei dem Truppen-
transporte direct betheiligt war, die Allerhöchste lobende
Anerkennung auszusprechen. — Sonntag sind hier aber-
mals acht Personen zur christlich-evangelischen Kirche über-
getreten. Weitere Uebertritte stehen bevor. — Unter Theil-
nahme von Landwirten aus den Bezirken Teplitz, Aussig,
Dux fand dieser Tage die gründende Versammlung einer
Lagerhausgenossenschaft statt; es sind im Ganzen schon
900 Antheilscheine gesichert. Unsere Stadt erhält nun
wieder ein gemeinnütziges Unternehmen mehr, dazu berufen,
Handel, Verkehr und Landwirtschaft zu heben. — Die
Gemeindewahlen in der Bergstadt Graupen endeten nach
heftigem Wahlkampfe mit dem Siege der liberalen Bürger-
partei, nur im dritten Wahlkörper wurden die vereinigten
Socialisten und Nationale gewählt. — Der Stadtrath hat
die Ersetzung der zweisprachigen Ortstafeln durch ein-
sprachige beschlossen. — Bei dem Alexander-Schachte in
Dur legte sich vor einigen Tagen abends ein Liebespaar
auf die Schienen der Dux-Bodenbacher Bahn und wurde
vom Personenzuge überfahren. Der Bursche wurde ge-
tödtet, das Mädchen schwer verletzt.
Teplitz, 2. November. [O.=C] (Brand eines
Schachtes. — Drei Kinder erstickt.) Gestein
nachmittags ist der zur „Rudolfshöhe“ bei Neuw stritz ge-
hörige „Agnes-Tiefbau Schacht“ beinahe vollständig abge-
brannt. Es waren viele Feuerwehren thätig. — In
Schallan sind vorgestern die der Familie Fischer gehörigen
Kinder im Alter von 6, 4 und 2 Jahren, die von der
Mutter allein zu Hause gelassen wurden, erstickt, wahr-
scheinlich infolge von Kohlenoxydgase.
Vermischtes.
(Neuerliche Steigerung der Petrolenm-
preise.) Die Preise für Petroleum wurden am 31. v. M.
seitens der Kartellraffinerien neuerlich um 25 kr. hinauf-
gesetzt. Es ist dies seit zwei Monaten die dritte Preis-
steigerung und es hat sich das Petroleum seit Anfang
September um fast 1 fl. verthenert.
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