Text auf der Seite 15
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wähnt, dann nicht vorkommen, wenn der Eisgang schon oberhalb der
Stadt in dieses verschmälerte Eisgangbett geleitet wird und die Zwischen-
räume unter und in der Bohlenwand des Einbaues nicht zu gross
bemessen werden.
Beim Sprudelbergl werden die Eisgangsverhältnisse, hinsichtlich
temporärer kleiner Eisstauungen, durch den Einbau eher noch günstiger,
nachdem der bisher am meisten stauende höchste Theil des Sprudel-
bergls während des Eisganges bei geringerer Wassermenge vom Einbau
oceupirt sein würde.
Dem Gefertigten ist seit seiner nahezu 20-jährigen Karlsbader
Dienstzeit nicht bekannt, dass der Eisgang einen maximaleren Wasser-
stand mit sich gebracht hätte, als den, der ein geringes Austreten beim
alten Canalgitter vor dem Hause »Ananas«, im Gefolge hatte.
Hochwässer sind während dieser Zeit auch nie gleichzeitig mit
dem Eisgang eingetreten, sondern ungünstigsten Falles direct nach dem
Eisgang bei intensivem Thauwetter.
Rechnet man also mit einem maximalen Wasserstand während des
Eisganges sicherheitshalber in der Höhe des jetzigen (gehobenen)
Kanalgitters beim Hause »Ananas« so entspricht derselbe einem
Pegelstand bei der Johannnesbrücke von 1·71.
Durch den Einbau der 40 9m starken durchbrochenen
Wand des Pittel & Brausewetter'schen Projectes ergibt sich eine
Erhöhung des Eisgangswasserstandes nach der /. Berechnung um
12 �m, Somit der erhöhte Pegelstand bei der Johannes-
brücke mit 1·83 , gegen 1·71 ohne Einbau.
Würden, mit Ausnahme der neunten Thalsperre ober dem Aicher
Gelenk, alle acht anderen Thaleinbauten hergestellt, so wäre bei
Verhältnissen wie im November 1890 der reduzirte Hochwasserstand
bei der Johannesbrücke nach dem Müller'schen Projecte = 2·30 f.
Die 40 m starke Einbaumauer würde diesen durch die acht
Thalsperren reduzirten Wasserstand nach der . Berechnung um
20 Im erhöhen.
Es wäre somit in einem Falle wie im Jahre 1890 bei
Vorhandensein von acht Thalsperren und des Einbaues
für die Bahn mit dem erhöhten Maximalwasserstande von
2·50 π bei der Johannesbrücke zu rechnen, also noch mit
einem um 30 9 niedrigeren Stande, als beim 1872-er Sommer-
hochwasser.
Da aber vorläufig nur mit der Errichtung von sechs Thalsperren ge-
rechnet wird, so ergibt sich, wie schon erwähnt, für das bezügliche
secundliche Maximalwasserquantum per 160·, ν/3 der Pegelstand bei
der Johannesbrücke = 2·61 . Nach der /. Berechnung erhöht sich
der vorgenannte Wasserstand durch den 40 im starken Mauereinbau
zu Bahnzwecken um 21 m d. i. bis 3 em unterhalb des Unter-
gurtes der Johannesbrücke.
Es wäre somit in einem Falle wie im Jahre 1890 bei
Vorhandensein der zur Ausführung beantragten sechs Thal-
sperren und des Einbaues für Bahnzwecke mit dem erhöhten
Maximalwasserstande von 2·82 bei der Johannesbrücke zu
rechnen, also mit 2 �m höher als der 1872-er Wasserstand,
wobei die Profilerbreitung oberhalb des Strassenniveaus,
welches Niveau etwa der Pegelhöhe von 22 am Markte
entspricht und welche Erbreiterung aber eine factisch gerin-
gere Wasserhöhe mit sich bringt, nicht mit berücksichtigt ist.
Würde man sich bei der Herstellung der Stadtbahn für den Einbau
in Eisenconstruction auf eisernen Ständern entscheiden, so ist natürlich
der Einfluss dieses weniger starken Einbaues auf die vorerwähnten
kritischen Wasserstände auch geringer.
Die vorgängigen Auseinandersetzungen beweisen, dass es möglich
ist, bei theilweiser Ausführung des geplanten Hochwasserschutzes den
Einbau für die Stadtbahn in die Tepl auszuführen, ohne dass durch
denselben Erhöhungen des Wasserstandes eintreten können, die selbst
im Falle der Voraussetzung eines gleichen Ereignisses wie im Jahre
1890 eine wesentliche Gefahr für die tieferliegenden Stadttheile oder
die Bahnanlage mit sich bringen könnten.
Würde man auf den Wiedereintritt der 1890-er Niederschläge
nach der Statistik eine Zeitlang nicht zu rechnen brauchen — was aber
doch nicht angängig erscheint — so würden die zwei Thalsperren des
Lomnitzbaches weitaus genügen, den Einfluss des Tepleinbaues für die
Bahn auf die »normalen Hochwässer« d. i. den Stand des 1872-er
Sommerhochwassers, zu paralysiren.
Ist der Stadtrath aber von der Nothwendigkeit des baldigst auszu-
führenden Hochwasserschutzes überzeugt, dann unterliegt der positive
Beschluss über das erwähnte Stadtbahnproject gewiss keinem Anstande
mehr; es kann die Auswahl unter den Offerenten getroffen, hierauf die
Eisenbahnconcession auf Grund des ganz detaillirt aufzustellenden
Bauprojectes erwirkt und mit dem Thalsperrenbau auch der Bahnbau
begonnen werden, zu dessen Vollendung mit Rücksicht auf kurörtliche
Rücksichten ohnehin fast zwei Jahre erforderlich sind.
Die erfolgte Erörterung der principiellen Momente für den Hoch-
wasserschutz- und Bahnbau ermöglicht dem Gefertigten nunmehr die
Beleuchtung der beiden Stadtbahnofferte mit ihren erfolgten Comple-
tirungen.
Die detaillirte Aussprache über dieselben glaubt derselbe mit
Rücksicht auf seinen Vorbericht de präs. 9. Mai 1899. Z. 6434 dem
mündlichen Wege im Stadtrathe und der Verkehrscommission verbehalten
zu sollen und hier vorerst nur zu erwähnen, dass nach seiner
Ansicht beide Offerte den städtischen Interessen noch nicht
genügend Rechnung tragen.
Um diese Ansicht zu begründen, wurde auf Grund der beiden
Offerte vor Allem eine bauämtliche Kostenberechnung über die
Stadtbahnanlage verfasst, welche diesem Berichte beiliegt und nöthig ist,
um den maximalen Umfang des Bauaufwandes zu fixiren, von welchem
es abhängt, was die Stadtgemeinde von den Offerenten als Minimum
endgiltig fordern kann u. zw. mit Rücksicht auf ein präsumtives
Brutto-Einkommen der zu gründenden Gesellschaft aus dem Bahnbetriebe.
Nas Offert »Electra« weist eine Summe von fl. ö. W. 1,542.000.—
auf, während die bauämtliche Kostenberechnung, durch Einsetzung von
Posten, die die Offerten nicht berücksichtigten, sowie durch Abstriche
und andere Dispositionen und einen höheren Reservefond, mit einem
Betrage von rund fl. ö. W. 1,600.000.—
schliesst.
Auch die Besprechung der Offertdetails gegenüber den Ansätzen
in der bauämtlichen Berechnung behält sich der Gefertigte für die
Verhandlungen des Stadtrathes und der Verkehrscommission vor.
Für die principielle Entscheidung über die Offerte, resp.
die denselben entgegenzuhaltenden Minimalforderungen, muss wohl —
vorbehaltlich der Prüfung des seinerzeitigen Detailprojectes und definitiven
Detailvoranschlages des acceptirten Offerenten — mit der bauämt-
lichen Kostensumme von fl. ö. W. 1,600.000.— gerechnet werden.
Das Bahnunternehmen kann nur dann auf eine erfolgreiche
Concurrenz mit dem Omnibusverkehr und auf eine rege Benützung
durch das Publikum rechnen wenn:
1. Der Wagenverkehr ein möglichst intensiver ist, was sich nach den
Offerten auch mit Rücksicht auf die möglichwerdenden Ausweich-
stellen der eingeleisigen Bahnanlage insoweit erreichen lässt, als
sich bei der erforderlichen mässigeren Fahrgeschwindigkeit von
10—12 Xm per Stunde ein 71/2 bis 51/2 Minutenverkehr nach
jeder Richtung für die Sommersaison auf der Hauptlinie
Centralbahnhof-Pfarrhaus-Kaiserpark durchführen lässt.
Für dem Verkehr Centralbahnhof-Donitz-Rennbahn
wird im Sommer — abgesehen von den Renntagen — ein stünd-
licher Verkehr in beiden Richtungen genügen, der im Winter auf
die Zu- und Rückfahrt der Motorwägen vom Donitzer Werke zum
Centralbahnhof resp. zur Stadtstrecke für die nächsten Jahre sistirbar
ist. Der Winterverkehr der Hauptlinie hätte sich auf einen
10 Minutenverkehr in beiden Richtungen in der Theilstrecke
Centralbahnhof-Kaiserbad zu beschränken, in der Theilstrecke
Kaiserbad-Kaiserpark aber im Winter nicht platzzugreifen.
2. Die Fahrpreise dürften die Preise der Omnibusgesell-
schaft auf keinen Fall innerhalb der Hauptstrecke Central-
bahnhof — Kaiserpark überschreiten.
Auf dieser Basis, dann unter Zugrundelegung der 1898er amtlichen
Daten über Kurgästeanzahl 46,000
..104,000
gemeldete Passanten
Einheimische sammt Bedienstete 18,000
.. 20,000
nicht gemeldete Fremde und Touristen .
lässt sich folgendes Einnahme- und Ausgabenpräliminare für das Bahn-
unternehmen aufstellen:
A) Einnahmen und Ausgaben des Betriebes:
I. Betriebseinnahmen:
In der Saison von 36.000 Kurgästen à 15 Fahrten
durch 3 Zonen à 5 kr....
Ausser der Saison von 10.000 Kurgästen à 10
Fahrten durch 3 Zonen à 5 kr. ..
Im ganzen Jahre von 18.000 Einwohnern à 20 Fahrten
durch 2 Zonen à 5 kr.
In der Saison von 104.000 gem. Passanten à 4
Fahrten durch 2 Zonen à 5 kr..
In der Saison von 20.000 Touristen à 1 Fahrt
....
durch 2 Zonen à 5 kr..
.
Im ganzen Jahre an Familienabonnements circa
Während 8 Renntagen 1500 Personen hin und
zurück à 2 x 35 kr...
Im ganzen Jahre in der Nebenstrecke Centralbahn-
hof-Donitz-Rennbahn bei einem Stundenverkehr
durch 180 Tage à 32 Wagen mit 6 Personen
à 20 kr. durchschnittlich rund
fl. 5. W. 81.000. —
15.000.—
36.000. —
41.600. —
2.000. —
4.000. —
8.400. —
7.000.-
I. Zusammen präsumtive Betriebseinnahme fl. ö. W. 195.000.=
II. Betriebsausgaben:
a) Beim Sommerverkehr zu leistende Wagenkilometer:
1. Hauptlinie Centralbahnhof-Kaiserpark bei 71/2
Minutenverkehr und der Linienlänge per 4·9 π
rund
und 16 Stunden Betriebszeit:
Hiezu 30 % Anhängewagen (als 1/4 Motorwagen
gerechnet)
2. Nebenlinie Central-Bahnhof-Rennbahn bei Stunden-
verkehr im Sommer, 16 Stunden Betriebszeit und
rund
2·9 71m Länge, ohne Anhängwagen:
3. Linie Centralbahnhof-Rennbahn an acht Renntagen
durch drei Stunden, Linienlänge = 2·9 Ni, mit
7s. rd.
Anhängewagen:
Beim Winterverkehr zu leistende Wagen-
kilometer:
Strecke Centralbahnhof-Kaiserbad, 2·7 7jm lang,
10 Minutenverkehr durch 14 Stunden pro Tag,
rund
durch 185 Tage, ohne Anhängwagen:
Bei todten Fahrten zu leistende Wagen-
kilometer:
10 Wägen vom Centralbahnhof bis Centrale Donitz
durchschnittlich leer hin und zurück durch 365 Tage
15.000 „„
.... = rund
Linie lang = 2·9 π/2; .
d) Diverse Fahrten (mit Reparaturwagen etc.) rund 1.000
226.000 W π1m
34,000 „
16.000 „
86.000 „
2.000 „
Zusammen rund 380.000 W. π
Per 1 Wagenkilometer sind an Betriebskosten
sammt Steuern ect. zu rechnen 20 kr. somit fl. ö. W. 76.000.
II. Zusammen präsumtive Betriebsausgaben fl. ö. W. 76.000.
B) Präsumtives Erträgniss:
Auf Grund des berechneten Bauerfordernisses und der sub. A)
aufgestellten Betriebseinnahmen und Ausgaben lässt sich folgende
Dateiname:
karlsbader-badeblatt-1899-09-28-n221_4465.jp2