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„Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Ne. 198
31. August 1899
nach Hunderten, besonders wenn die Witterung die
Ausflüge begünstigt.
(Sammlung für Graslitz.) Man
schreibt uns aus Leserkreisen: „In der gestrigen
Nummer Ihres geschätzten Blattes bringen Sie
eine Notiz, dass die k. k. Statthalterei der hiesigen
Ortsgruppe des Bundes der Deutschen in Böhmen
die angesuchte Einleitung einer offenen Sammlung
für die Graslitzer Opfer nicht genehmigt hat. Ich
gestatte mir anbei den Betrag von drei Gulden
einer löbl. Redaction mit der Bitte zu übermitteln,
denselben an competenter Stelle in Graslitz zu
hinterlegen. Voraussichtlich werden sich weitere
Spender finden, die ihren Verhältnissen entsprechend,
meinem Beispiele folgend, mehr zu geben imstande
sind.“ —
(Ball der Gastwirtsgehilfen.) Der
Ball der Gastwirtsgehilfen findet heute abend im
Kurhause statt. Dem Balle geht ein Concert mit
folgendem Programme voraus: 1. Oberon-Ouver-
ture von C. M. von Weber. 2. Taube, Wachtel
und Nachtigall, Fantasie für Piston Solo von
Herfurth. (Herr Franz Schimmer.) 3. Fantasie
aus dem Musikdrama „J Pagliacci“ von Leon-
cavallo. 4. a) Adagio von Goltermann, b) Ber-
ceuse von Godard für Cello-Solo. (Herr Franz
Lawitschka.) 5 Serenade Nr. 1, Trio für Violine,
Cello und Harfe v. Oelschlegel. (Herren: Concert-
meister Kollmus, Lawitschka und Ohme.) 6. Wiener
am Land, großes Potpourri von Komzak.
(Reuer Verein in Karlsbad. ) Die
Statuten des Vereines der Hausdiener und ver-
wandter Branchen in Karlsbad wurden von der
Statthalterei bestätigt. Der Verein tritt am
28. September das erstemal mit einem Tanz-
kränzchen in die Oeffentlichkeit.
(Der Radfahrerverein „Austria“)
unternimmt am Samstag seine längst geplaute
Herbsttour. Die Abfahrt erfolgt am Samstag
abends 5 Uhr 35 Min. nach Teplitz per Bahn,
in Teplitz wird übernachtet, früh morgens sodann
die 41 Km lange Partie per Rad über Kulm,
Königswalde, Teischen nach Herruskretschen zurück-
gelegt. Von hier wird die Edmundsklamm per
Kahn befahren und sodann ein Ausflug zum Prebisch-
thor unternommen. Die Rückfahrt erfolgt von Herrns-
kretschen um 6 Uhr abends.
(Socialdemokratische Verleumdung.)
Mit welch' niedrigen Mitteln die „volksaufklärende“
Socialdemokratie kämpft, bewiesen die letzten Wahlen
in die hiesige Bezirkskrankencassa. Eine Anzahl
Abstrafungen von „Genossen“ haben bereits statt-
gefunden, andere stehen noch bevor. Am Samstag
hatte sich der Genosse Franz Kunz, ein Taglöhner
aus Fischern, zu verantworten, der den hiesigen
Vorstand der Bezirk krankencassa der Defraudation
von 5000 fl. beschuldigte. Er will diese Verleum-
wollende Gebimmel einer fast vor unseren Fenstern
Markt in Chiavari; des-
hängenden Glocke; es war
schon um 5 Uhr Kaffee
wegen auch bekamen wir
und machten uns um halb 6 Uhr auf. Bis Sestri
(8 Klm.) gieng's eben, am Meere hin. Dort be-
gann die Straße sich von der Küste zu entfernen
und zu steigen, immer zu steigen, so steil, daſs wir,
die wir ans Bergfahren wohl gewöhnt waren, den-
noch etwa eine Stunde lang die Räder schieben
muſsten. Dazu kein Schluck Wassers, wie schon am
vorhergehenden Nachmittage, da alle Wasserläufe
ausgetrocknet waren, auch kein Haus war zu sehen.
Endlich gieng das Fahren wieder halbwegs und die
Straße führte ein gutes Stück auf dem Gebirgs-
kamme hin; aber bald begann die Steigung wieder;
in einer elenden Osteria bekamen wir wenigstens
etwas Wein, aber schlechten, zu essen nichts. Dann
führte die Straße wieder auf dem Kamme fort.
Hinter einem Felsvorsprunge sahen wir Gewehr-
läufe blinken, und Teschner griff zum Revolver
(ich hatte meinen in Genua liegen lassen), es waren
aber keine briganti, sondern Zollaufseher; und
wieder, diesmal am höchsten hinauf, hieß es klettern,
uns flimmerte es schon vor den Augen, weil wir
stark schwitzten und nichts zu trinken hatten; da er-
reichten wir endlich die Höhe, von wo wir auf den
847 Meter hohen M. Nicolao hinabsehen konnten;
doch fanden wir dort oben reichliches und treffliches
Trinkwasser.
dung in einer Versammlung am „Reichsadler“ ge-
hört haben. Seine Genossen sammt dem Referenten
leugneten ihm natürlich ins Gesicht ab, so etwas
gesagt zu haben, indem sie betonten, daſs es sich
nicht um Karlsbad, sondern Krumman gehandelt
habe, und so musste der Genosse Kunz für seine
Leichtgläubigkeit büßen. Der Richter verurtheilte
ihn auf Grund des § 493 St-G. in Anwendung
mildernder Umstände zu 24 Stunden Arrest mit
einer Faste. — Also wieder ein Opfer der social-
demokratischen Vernaderung und Verhetzung. Der
Mann wird sich in Hinkunft hüten, den referierenden
„Genossen“ wieder etwas nachzubeten.
Sct. Joachimsthal, 28. August. O.-C.] Vom herr-
lichsten Wetter begünstigt, gieng gestern hier die Enthüllung
des Bezirkskriegerdenkmals vor sich. Schon am Vormittage
hatte die Musikkavelle des Veteranenvereins mit klingendem
Spiele die reichbeflaggte Stadt durchzogen, und früh ver-
kündeten mächtige Böllerschüsse und Musik den Anbruch des
Festtages. Die ersten Vormittagsstunden waren dem Em-
pfange der auswärtigen Vereine gewidmet; es waren 24
Veteranenvereine, darunter drei sächsische (Annaberg, Johann-
Georgenstadt und Oberwiesenthal) und eine Deputation des
bürgerlichen Schützencorps von Platten erschienen. Vor
10 Uhr begaben sich die kais. Beamten, der Bürgermeister
mit der Stadtvertretung, die Geistlichkeit, die Mitglieder
der Frauenortsgruppe des Hilfsvereins vom rothen Kreuz,
mehrere Officiere, der Vorstand des Militär-Veteranen-
Landesbundes, Major Czech aus Komotan, die Angehörigen
der Gefallenen und andere einheimische und auswärtige
Festgäste unter Vorantritt einer stattlichen Zahl blühender
Festjungfrauen und gefolgt von dem hiesigen Veteranen-
vereine in die Decanalkirche zum Festgottesdienste. Während
desselben ordnete sich der Zug der hiesigen und auswärtigen
Vereine auf dem Markte und rückte unter der Leitung be-
rittener Ordner auf den Festplatz ab, denselben rings um-
schließend. Nach beendetem Gottesdienste verfügten sich die
oben genannten Honorationen mit der Geistlichkeit unter
feierlichem Glockengeläute in das von den Vereinen ge-
bildete Carré auf die zu beiden Seiten des verhüllten
Denkmals errichteten Tribünen. Der Kirchenplatz, welcher
mit seinen stattlichen Gebänden, Anlagen und Baumreihen
an und für sich eine reizende Umgebung für das Denkmal
bildet, bot nun, von einer nach Tausenden zählenden, festlich
gekleideten Volksmenge dicht besetzt, in dem reichen Fest-
schmucke und vom schönsten Sonnenscheine überstrahlt, einen
imposanten Anblick. Bürgermeister A. Franz Ruhlmann
begrüßte in herzlichen Worten die erschienenen Vereine
namens der alten, deutschen Stadt, worauf der Obmann
des hiesigen Veterauenvereines Herr Anton Weis im Namen
dieses Vereines, von welchem die Anregung zur Errichtung
des Denkmals ausgegangen war, allen, welche zur Förderung
des Planes beitrugen, den besten Dank aussprach und zur
Enthüllung des Denkmals aufforderte. Unter brausenden
Hurrabrufen, den Klängen der Volkshymne, Gewehrsalven,
und Pöllerschüssen fiel nun die Hülle, das prächtige Denk-
mal den Blicken der Versammelten freigebend. — Von der
Straße aus führen mehrere breite Stufen zu dem von
einem zierlichen Eisengitter umfriedeten Denkmale, welches
auf einem Sockel aus lichtem, bairischen Granit ruht, dessen
vier Seiten, die aus braunem, schwedischen Granit herge-
stellten Widmungstafeln tragen. Die vordere derselben
enthält die Inschrift: „Errichtet anläſslich des 50-jährigen
Regierungsjubiläums Sr. Maj. Kaiser Franz Josef I.
zum Andenken an die während dieser Jahre gefallenen
Krieger aus dem Bezirke Sct. Joachimsthal 1848-1898.“
Die drei Seitentafeln tragen die Namen der Gefallenen,
ihres Heimatsortes und der betreffenden Schlachten. Auf
diesem Sockel erhebt sich in Ueberlebensgröße aus weißem,
carrarischem Marmor die Figur der Austria, einen sterben-
den österreichischen Krieger bekränzend. Das von dem
Bildhauer Wilfert in Eger gestellte Denkmal bildet eine
besondere Zierde der Stadt. Unter Assistenz dreier Priester
nahm Canonicus P. Gregor Lindner die Weihe des Denk-
mals vor, während der hiesige Gesangsverein einen Choral
zum Vortrage brachte. Darauf hielt der k. k. Bezirks-
schulinspector Herr Anton Müller die sehr beifällig aufge-
nommene Festrede, welche mit einem von der zahlreichen
Zuhörerschaft begeistert erwiderten dreifachen Hoch! auf
Se. Majestät den Kaiser schloss, worauf von den Vereinen
dieselben Ehrenbezeigungen geleistet wurden wie bei der
Enthüllung des Denkmals. Der Obmann des engeren
Denkmal Comités, Stadtrath Herr Josef Schöffl, be-
gründete nun in trefflichen Worten ein lebhaft laufge-
nommenes Hoch! auf unsere Armee, sprach den innigsten
Dank des Comités aus für die demselben gewordene Unter-
stützung, allen Festtheilnehmern für ihr Erscheinen und
übergab das Denkmal in die Obhut der Stadt, worauf
der Bürgermeister dem Comité dankte und namens der
Bevölkerung das Versprechen gab, das Deukmal jederzeit
hoch in Ehren zu halten. Den Schluss der Feier bildete
die Niederlegung zahlreicher Kränze und das Defilieren der
ausgerückten Vereine. Nachmittag concertierten die Musik-
kapellen des hiesigen und des Aberthamer Veteranenver-
eines an verschiedenen Stellen des Marktplatzes, abends
fand im Hotel „Kaiser von Oesterreich“ der stark besuchte
Festball statt, bei welchem die gehobenste Stimmung herrschte.
Das ganze Fest verlief trotz des massenhaften Fremdenzu-
flusses aus der Umgebung in der besten Ordnung und wird
gewiſs allen Theilnehmern unvergeſslich bleiben.
Tepl, 28. August. Gestern Vormittag veranstalteten
an 200 Personen eine Kundgebung, indem sie an der Spitze
des Zuges einen Zuckerhut trugen. Vor dem Gehäude der
Bezirkshauptmannschaft wurden sie von der Gendarmerie
zerstreut.
Teplitz, 29. August. [O-C.] (Verschiedenes.)
Die gestern abgehaltene letzte Executiv-Comité-Sitzung
zum Allgemeinen Bergmannstage fand unter Vorsitz des
Directors Hüttemann statt, welche bekannt gab, daſs sich
bisher 342 Theilnehmer und außerdem 30 Damen ange-
meldet haben. Die Gesammtzahl der Festgäste dürfte also
500 betragen. Das von Direktor Heinsius vorgelegte
Festprogramm fand einhellige Annahme. Die Delorations-
arbeiten wurden der Firma Bisenius in Wien übertragen.
— Im Jahre 1810, während dessen der deutsche Dichter
Goethe vom 10. Mai bis 3. August in Karlsbad zur
Kur weilte, entschloss sich Goethe von Karlsbad aus zur
Nachkur nach Teplitz; ein Wunsch der Kaiserin (Maraz
Ludevico von Oesterreich, die dritte Frau des Kaisers
Franz, für welche Goethe eine schwärmerische Neigung
hatte,) die inzwischen auch nach Teplitz gekommen war,
hat gewiſs zu dieser Reise viel beigetragen. — In Teplitz
lernte Goethe Mitte Juli 1812 Beethoven kennen. —
Samstag und Sonntag fand auf den Spielplätzen der
Königshöhe ein internes Lawn-Tennis-Turnier statt, an
welchem sich zahlreiche Spieler aus Prag, Teplitz, Auſsig,
Großpriesen, Mariaschein u. s. w. betheiligten. Das sport-
liehende Publikum zeigte dem vom günstigsten Wetter
begleiteten Turnier die regste Aufmerksamkeit. — Der
Bau der neuen Ceremonienhalle auf dem Teplitzer isr.
Friedhofe (Kostenpreis 6000 fl.) wurde einem Baumeister
aus Karlsbad übertragen. — Wie ich aus bestimmter
Quelle erfahren unterbleibt der samstägige Fackelzug der
Vereine anlässlich des Bandefestes, weil Demonstrationen
zu befürchten sind. — Bei der gestrigen Schwurgerichts-
verhandlung in Leitmeritz wurde über die Privatanklage
des H. R. Dr. F. C. Stradal in Teplitz der Angeklagte
Gustav Frank, Controlor der Bezirkskrankencasse und
verantwortlicher Redakteur der „Freiheit“, auf Grund
einhelligen Beschlusses der Geschworenen, der Uebertretung
der Vernachlässigung der pflichtgemäßen Obsorge schuldig
erkannt und zu einer Geldstrafe von 50 fl., sowie zur
Tragung der Kosten verurtheilt. — Die in der Schön-
priesener Zuckerraffinerie beschäftigten Arbeiterfamilien
streben die Umwandlung der in Schönpriesen befindliche
tschechischen Privatschule in eine öffentliche an, welche die
Stadt Aussig erhalten muss. Die Deutschen weigerten sich
dagegen und so haben die deutschen Hausbesitzer
jenen tschechischen Eltern — 160 Parteien — die die
Schule erstreben, die Wohnungen gekündigt!
Kur-Irequenz tu Karksbad.
Am 30. August
wurden angemeldet
Vom Beginn des Jahres an
ergeben sich bis 30. August
1898
1899
Plus
oder
Minns
1298
1899
Plus
der
Minng
Par-
teier
Per-
sonen
115
154
123
158
32445
43411
35491
47798
+3043
+ 4387
sichtig rur Diabetiker.
Chemische und mikroskopische Unter-
suchungen jeder Art, besonders eingerichtet
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Fortsetzung folgt.)
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