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10. April 1898 „Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 82 Seite 8 die Gartenrestaurants zu rascherem Tempo, viel- mehr jedoch sind es die letzten schönen warmen Frühjahrstage, welche ein Verweilen im Freien ge- statten und deshalb' sputen sich die Restaurateure und Cafétiers mit der Erschließung ihrer Locale. So eröffnet morgen Montag das Café „Schweizer- hof“ dann Kempf's Restaurant in Pirten- hammer, ferner öffnet das Kurrestaurant und das Café in Gießhübl-Sauerbrunn seine Pforten, weiters wird Charwat's beliebtes Restaurant wieder vollständig seinem Stammpublikum zugänglich ge- macht und schließlich machen wir aufmerksam, daſs auch die Restaurants Stefaniewarte und Dreikreuzberg mit heutigem Tage voll- ständig eröffnet sind. Diese Nachricht wird von allen Oster-Ausflüglern gewiss dankbar begrüßt werden. (Die Stöckelpflasterung) ist nun fast vollständig fertiggestellt und hiedurch die Straßen- strecke von der Mineralwasserversendung bis zur evangelischen Kirche mit diesem geräuschlosen Pflaster versehen. Was dieses für einen Kurort bedeutet, wird nur zu oft unterschätzt. Wenn man sich zurück- erinnert an die Unzahl von Klagen und Beschwerden, welche früher von den Hausbesitzern dieser Straßen- strecke über das Wagengerassel und das Steinwürfel-Pflaster an den Stadtrath eingebracht wurden, so weiß man heute erst den Wert dieser Stöckelpflasterung zu würdigen. Ein Verdienst hat sich unsere Stadtvertretung durch dieses ge- räuschlose Pflaster nicht nur um die Hausbesitzer, sondern speciell um die kranken Kurgäste erworben, und wenn man in den verschiedenen valneologischen Zeitschriften und Blättern nachschlägt, wird dieses Verdienst aber auch dadurch ehrend gewürdigt, in- dem Karlsbad hinsichtlich Ruhe und Salubri- tät als Muster angezogen wird. — Das Stöckel- pflaster hat sich bis heute sehr gut bewährt und es beinhaltet diese Thatsache auch eine lobende Empfehlung für die ausführende Firma Guido Rütgers in Wien, welche hiedurch ihre tüchtige Leistungsfähigkeit bewies, umsomehr, wenn man die rasche Durchführung der Pflasterung ins Auge fasst. (Unsere Aussichtspunkte. ) Mit Be- zug auf die von uns unter diesem Schlagworte ge- brachte Nottz werden wir benachrichtigt, dass be- treffe des Kreikreuzberges größere Instandsetzungs- arbeiten demnächst zur Ausführung gelangen werden. (Amtsstunden der k. k. Bezirks- hauptmannschaft.) Vom 15 April 1898 angefangen werden für den Parteienverkehr die Amtestunden an Wochentagen von 9 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags, an Sonn- und Feiertagen von 9 ubr vormittogs bis 12 Uhr mittags festgesetzt. (Au'sdemk.k. Bezirksschulrathe.) Derselbe hielt am vergangenen Mittwoch unter dem Vorsitze des k. k. Statthaltereirathes Herrn Dr. Ritter v. Maurig eine Sitzung ab, in welcher u. A. folgende Lehrpersonen dem hohen k. k. Landes- schulrathe zur definitiven Anstellung vorgeschlagen wurden? Hugo Kraul als Oberlehrer für Schönthal, Wilhelm Krines als Oberlehrer für Pirkenhammer, Friedr. Hussak als Lehrer für Tissa, Josef Pic als Unterlehrer für Janessen, Alfred Matasi als Lehrer für Engelhaus, Adolf Dörr als Lehrer für Zettlitz und Leontine Jenker als Lehrerin für Altrohlau, Magdalena Grimm wurde zur Unterlehrerin und Franz Peschek als Aushilfslehrer für Drahowitz bestellt. — Die Ansuchen der Ortsvertretung und des Ortsschulrathes Weheditz um Einreihung der Schulgemeinde in eine höhere Lehrer-Gehaltsklasse werden der Oberbehörde befürwortend vorgelegt werden.“ Der Karlsbader Lehrerverein) hält Mitt- woch den 14. d. M. im Central-Hotel in Fischern- Neustadt seine Generalversammlung ab. Das Pro- gramm ist folgendes: Mittheilungen des Obmannes. Berichte der Amtswalter. Neuwahl des Ausschusses. Wahl zweier Delegierter für die Versammlung in Leitmeritz. Lehrmittelschau: a) Rechenbänder von Heinz. (Referent Herr Josef Dengler.) b) Fabichs Schreibleseapparat. (Ref. Herr Erasmus Sacher.) c) Rothaugs Atlas und vergleichende geographische Größenbilder. (Ref. Herr H. Fleißner.) Die Hei- matskunde des Falkenauer Bezirkes. Ref. Hr. Ober- lehrer Grumbach.) Die Rechenbuchfrage. (Ref. Hr. Oberlehrer Lenz.) „Kalendarisches“, Vortrag von Herrn Jos. Görgl. Einzahlung der Beiträge. Zum Schlusse findet eine zwanglose Urterhaltung statt. (Telefonische Verbindung zwischen Karlsbad und Neusattel. ) Gegenwärtig wird die telefonische Verbindung zwischen Karlsbad und Neusattel gebaut. Als Bauleiter fungirt Herr k. k. Bauadjunkt Maxmilian Müller. Die Lei- tungen werden abgesehen von dem im Weichbilde der Stadt Karlsbad verlaufenden Drähten von Karlsbad über Horn nach Grünlas auf der Bezirks- straße und von da über Gemeindewege zur Glas- fabrik in Neusattel geführt werden. (Pensionsfond der Kurkapelle.) Wir haben bereits wiederholt auf das morgen Mon- tag im Kurhause stattfindende Concert der Kur- kapelle hingewiesen, welches dieselbe zu Gunsten irePnonWitwen- und Waisenfondes ver- anstaltet. Wir nehmen hiermit gerne Gelegenheit, nochmals darauf hinzuweisen, umsomehr, als dieses Concert dem Besucher auch Gelegenheit gibt, das erste Debut der Violinistin Frl. Valerie Knoll zu beurtheilen. Heute schon ist aus dem Kartenabsatze zu schließen, daſs der Stal einen Massenbesuch auf. weisen wird und wir wünschen denselben der Kapelle umsomehr, als deren Pensionsfond thatsächlich einer Kräftigung bedarf. Nachstehend veröffentlichen wir nochmals das betreffende Programm: 1. Semper fidelis, Marsch von Sousa. 2. Ouverture zur Oper „Tannhäuser“ von R Wagner. 3 Unterm Regenbogen, Walzer von Waldteufel. 4. Ein Traum für Violine mit Quartettbegleitung von Oelslo (Violine: Fräulein Valerie Knoll). 5 Nachruf an C. M. v. Weber, Fantasie von E. Bach. 6. Thema (Die Forelle) und Variationen aus dem Quintett von Franz Schubert. 7. Air varié (G-dur) für Violine mit Quartettbegleitung von Rode (Bioline: Fräulein Valerie Knol). 8. 4) Revérie für Bio- loncello mit Quartettbegleitung von Bottesini (Vio- loncello: Herr Franz Lawitschka). b) La Coquette, Pizzicato von O. Kockert. 9. Potpourri aus der japanesischen Operette „The Geisha“ von S. Jones. (Aerztliche Personalnachricht.) Der Bade- arzt Herr Dr. Emerich Hertzka nimmt morgen seine badeärztliche Praxis in Karlsbad wieder auf. (Theater Variété.) Heute findet eine Vor- stellung um halb 8 Uhr abends, morgen jedoch zwei und zwar die erste um 4 Uhr nachmittags und die zweite um halb 8 Uhr abends statt. Es treten fol- gende Kunstkräfte auf: Frl. Irma Bellani, Con- certsängerin; Frl. Gretl Rommer, Tirolienne und Liedersängerin; Mr. Tom Buarly, Schattensilhouet- tist; Eugen André, Damen-Imitator; Familie Hyt, Kunstradfahrer; Geschwister Milton, Trapez; Eduardo- Troupe (5 Personen), Hand- und Kopf-Acrobaten; The Luxston, Production an den Ketten; Mada Merry, Contorsionistin. (Wichtig für Jagdpächter.) Der Jagdpacht läuft mit 31. Jänner 1899 ab bei nachstehenden Jagdgebieten: Ruppelsgrün (Aus- maß 365 ha 28 ), Spittengrün (313 ha 96 a) und Weheditz (139 ha 36 a). (Auszeichnung.) Der Director der ver- einigten Gastwirtschulen, Herr Adolf Hess, stiftete für den besten Schüler jeder Gastwirteschule — solche bestehen nur in Wien und Karlsbad, in ersterer Stadt zahlreich — eine Jubiläumsmedaille. Dieselbe wurde in Karlsbad, dem bravsten Schüler der Gastwirteschule, Franz Ambros, bedienstet bei Herrn Ant. Deistler, „Königshof“, verliehen. (Religionsprüfungen des Sichten- städter j. e. Vicariates in Karlsbad) finden im April an nachstehenden Tagen statt: 1. Volksschule: Am 18, in der 1.—4. Knaven- klasse von 9—11 Uhr, und in der 1—4 Mädchen- klasse von 2—4 Uhr, am 19. in der 5. Mädchen- klasse von 8—9 Uhr; Bürgerschule: Am 19. Knaben von 1/21021/212 Uhr, Mädchen von 2—5 Uhr; II. Volksschule: Combinirung der korresp. Klassen am 20. von 8—11 Uhr; am 21. von 8—1/,10 Uhr in Donitz, von 10—1/212 Uhr in Unter Maierhöfen und von 1/23—1/25 Uhr in durch eine Ueberfülle ornamentaler und figuraler Details überwuchert, ja oftmals fast ganz erdrückt und bei den ernster denkenden Sachsen das reactionäre Bestreben der Stilreinigung, der Befreiung der Architektur von dem alles überwuchernden Schwulste der Decoration. Die Karlsbader St. Magdalenen-Kirche, der Gipfelpunkt der böhmischen Barocke, zeigt, daſs, dieses Bestreben im hohem Grade auch in Böhmen sich zu äußern begann. Für eine Stadt wie Karlsbad, in welcher Bildung und Reichthum, die Träger und Nährer des Geschmackes, zusammenströmen, war es bei dem damals in Oesterreich herrschenden Geschmacke fast ein Wagnis zu nennen, eine so ärmlich decorirte Kirche, als welche sich die unsere erweist, zu errichten; allein das Genie des Erbauers Kilian Ignaz Dienzenhofer hat die gestellte Aufgabe so glänzend gelöst, daſs der Beschauer über der Schönheit und prächtigen perspectivischen Wirkung der Construction die Armuth an Decoration gänzlich übersieht. Das Essay ist somit auch für den Kunstkritiker von Wert, denn er findet manches zusammen- getragene Detail in demselben, das ihm willkommen sein dürfte, umsomehr als speciell über das Haupt- werk Dienzenhofers, also gerade der Karlsbader Magdalenenkirche, gar keine geschichtlichen Belege vorhanden sind, nachdem dieselben ein Raub der Flammen im Jahre 1759 wurden. Hofmann bringt jedoch auch andere Beispiele für seine Darlegungen und dürften besonders jene über die Engelhäuser Pfarrkirche interessieren, auf welche wir demnächst zurückkommen werden. Der Osterhase. Von Josef Wichner. Wer die alte Mühlgudel nicht gekannt hat, der weiß nicht, was Geiz ist. Die alte Gndel gönnte weder sich, noch an- deren Leuten das Schwarze unterm Nagel, sie schämte sich nicht, eine Laus des Balges halber zu schinden, und Allen, so in ihren Diensten standen oder in ihren paar Häuslein zur Miethe wohnten, die Haut über den Kopf zu ziehen. Sie hatte rein deshalb nicht geheiratet, weil's Heiraten nicht umsonst ist, und also mahlte auch ihre Mühle im Straßenthale, die sie von ihren Eltern ererbt hatte, nicht Liebe, sondern eitel Hass die Nacht und auch den Tag Vor Dieben freilich war dieser wandelnde Sonnenstrahl, die hagere Gudel, der gegenüber die magerste der sieven mageren Kühe des Pharao als Dickwanst erschienen wäre, vor Dieben war sie in ihrer altersgrauen Klappermühle trotz des nicht unbeträchtlichen Reichthumes sicher; denn sie huschte, der Ersparung halber ihr eigener Hund, nächtlicher- weile durch alle Räumlichkeiten und hellte beim geringsten Geräusch so natürlich, daſs der verwe- genste Landfinger mit einer ordentlichen Gänsehaut das Weite suchte. Im Uebrigen aber ballten Alle, die mit ihr zu thun hatten, und ihrer Sammlungen halber Haare lassen mussten, die Fäuste hinter ihrem Rücken und thaten ihr, wo immer möglich, jeglichen Tort und Schabernack an, und dieweil die Gudel alle Liebe ihres verschrumpften Herzens nur ihren wertvollen Papieren in der feuersicheren Casse zu- wandte, nahm sie den Hafs der Leute gleichgiltig hin und wies boshaften Schädlingen knurrend ihre Keppelzähne. Ihre Lieblingsbeschäftigung war, beschmutzte zerknüllte Geldnoten mit dem Schwamme zu rei- nigen, mit dem Plätteisen sorglich zu glätten und in Päcklein zu binden, und ein Festtag war es für sie, wenn sie wieder ein Häuflein in die Stadt tragen und in jenes Nest legen konnte, wo das Geld Junge ausbrütet. Also pilgerte sie wieder eines Tages, kurz vor Ostern, durch Feld und Wald der nahen Stadt zu, am linken Arm ein Tragkorb, im Tragkorbe ein großes rothes, weißgerändertes Sacktuch, im Sack- tuch, gleich einem Kindlein in seiner Windel, ein Sparcassabuch, im Sparcassabuch ein Päcklein' säu- herlich geglälteter Geldnoten mit blauem Wollfaden in Kreuzesweise mehrfach umwickelt, und beinahe wollte dem Ruinenzahngehege der Gudel so etwas wie ein Liedlein entschlüpfen, so freudig war sie erregt bei dem Gedanken, ihre Schätze abermals mehren zu können. Nach einer schwachen Viertelstunde etwa hatte sie den Rand des Waldes erreicht, dort, wo neben der Sandgrube ein Fußpfad den weiten Bogen der um den Wald führenden Landstraße schnitt und so den Weg kürzte. Eben wollte sie zwischen den ersten Föhren hindurchschreiten, da fiel ihr Blick aufs knospende Gebü undaufden sich allmählig grünfärbenden
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