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31. März 1906
„Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 73
Seite 8
llichkeit, welche die Waggons bieten, und die ge-
ficherte Benützung eines numerierten
Platzes eine Platzgebür zu entrichten sein,
welche auf eine Entfernung von über 150 Kilo-
meter für die I. und II. Classe 2 Mark und für
ie III. Classe 1 Mark und bei kürzeren Ent-
fernungen die Hälfte beträgt. Durch diese den
gegenwärtigen Reiseverhältnissen entsprechende Neu-
einführung erscheint nunmehr die Hauptlinie der
Auſsig-Teplitzer Eisenbahn in die mit dem Comfort
des modernen Reiseverkehrs ausgestalteten inter-
nationalen Routen einbezogen. — Wie wir er-
fahren, ist die moderne Ausgestaltung des Bäder-
zuges, welche anfangs manchen Schwierigkeiten
begegnete, der Initiative der Direction der Aufsig-
Teplitzer Eisenbahn zu danken; jedenfalls gebürt
dem Entgegenkommen der letzteren für die wesent-
lichen, wohl auch mit höheren Kosten verbundenen
Verbesserungen, welche durch den neuen Sommer-
Fahrplan zur Einführung gelangen, die rückhaltlose
Anerkennung seitens des reisenden Publiculs.
(Postkarten des Deutschen Böhmer-
waldbundes.) Im Verlage des Deutschen
Böhmerwaldbundes sind soeben sehr geschmackvoll
ausgeführte Pofikarten erschieren. Dieselben, in der
bekannten Künstanstalt E. Strache in Warnsdorf
hergestellt, zeigen das Bundeszeichen, einen grünen
Tannenzweig auf schwarz-roth-gelbem Grunde,
welches von einer Germanengestalt beschützt wird,
die, gleichsam als Symbol der Gesinnung der
Deutschen in Böhmen, in der Linken als Friedens-
zeichen einen grünen Eichenzweig, in der Rechten
zur Abwehr Speer und Schild mit der Aufschrift
„Deutsch und teu“, trägt. Rechts im Hintergrunde
erscheint, ein wenig idealisiert, das Stifterdenkmal.
Der Reinertrag aus dem Verkaufe dieser Pofikarten
fließt dem Deutschen Böhmerwaldbunde für dessen
wirtschaftliche und nationale Zwecke zu und ist zu
hoffen, daſs diese Karten recht oft in Verwendung
kommen und dadurch dem Böhmerwal bunde ein
recht ansehnlicher Reinertrag erwächst. Die Karten
werden in größeren Parlien an Wiederverkäufer
mit 4 kr., (einzeln mit 5 kr.) per Stück von der
Bundesleitung Budweis abgegeben.
(Instrüctionen für die verantwort-
lichen Aufſeher der Mittelschüler.) Mit
Rücksicht auf den Wunsch des Ministeriums für
Cultus und Unterricht hat der Landesschulrath
allen Directionen der Mittelschulen angeordnet,
eine den individuellen Verhältnissen einzelner Städte
entsprechende Instruction für verantwor liche Auf-
seher (Eltern, Vormünder und Quartiergeber) der
Mittelschüler' zu verfassen und denselben einzu-
händigen. In der Jastruction werden die Wünsche
in Betreff der Rèinlichkeit der Wohnungen, des
Lichtes in den Zimmern, über die Anmeldung der
Krankheiten an competenten Stellen, hervorgehoben.
Die Schüler sollen zur Andacht, zum Pflichtgefühle,
Sparsamkeit und Ehrenhaftigkeit angeleitet werden.
Es soll auch eine Stundeneintheilung für die Unter-
haltung und das Studium festgestellt werden. Die
Theilnahme der Schüler an öffentlichen Unter-
haltungen soll von den Quartiergeben controliert
werden.
Aus der Egerer Handels- und Gewerbe-
kammer.
(Bericht über die Sitzung der Kammer vom 24. März.)
Nach Erstattung des Rechenschaftsberichtes
durch den Landtagsabgeordneten Herrn Dr. Zdenko
Schücker bringt der Präsident die Stellung der
Kammer zur Erneuerung des Ausgleiches mit Un-
garn zur Sprache, und erinnert unter Hinweis
auf die Sammlung der producierenden Classen in
Deutschland, wo man sich jetzt schon mit der Er-
neuerung der Handelsverträge beschäftige, und nur
darauf warte, daſs durch Errichtung einer Zolllinie
zwischen beiden Reichshälften der ungarische Markt,
welcher bisher dem österreichischen Absatz offen
stand, für den deutschen Export zugänglicher ge-
macht werde, an die Resolution der Kammer vom
26. März 1896, welche lautet:
„Im Hinblicke darauf, daſs seit dem Abschlusse
des letzten Ausgleiches in den wirtschaftspolitischen
Verhältnissen beider Reichshälften, namentlich Un-
garns, durchgreifende Aenderungen eingetreten sind,
erscheint es nothwendig, daſs bei Erneuerung des
zwischen beiden Staaten bestehenden Zoll- und
Handelsbüudnisses die Interessen der österreichischen
Production nachdrücklich gewahrt werden. Eine
Theilung des gemeinsamen Zollgebietes beider
Reichshälften würde eine tiefe Schädigung der wirt-
schaftlichen Interessen beiderseits mit sich bringen
und es liegt die Errichtung einer Zwischenzolllinie
nicht im Interesse der österreichischen Industrie,
welche ihrerseits des ungarischen Absatzgebietes
ebenso bedarf, als die ungarische Reichshälfte mit
ihren Bodenproducten zumeist an Oesterreich ge-
wiesen ist. Gleich anderen Corporationen erwartet
die Handele- und Gewerbekammer, daſs es der
Regierung gelingen werde, in dem neuen Zell- und
Handelsbündnisse die berechtigten Ieteressen des
österreichischen Handels, der Industrie und Land-
wietschaft nach Maßgabe der thatsächlichen wirt-
schaftlichen Verhältnisse der beiden Reichshälften
mit Erfolg zur Geltung zu bringen, und bittet
besonders jene Industrien, die mit der Landwirt-
schaft im Zusammenhange stehen, Zucker-, Spiritus-,
Brau- und Mühlenindustrie, die k äftigste Ver-
tretung angedeihen zu lassen, ferner dabin zu wirken,
daſs der Mahlverkehr, wie er zum Nachtheil der
österreichischen Mühlenindustrie sich entwickelt, ganz
aufgehoben werde, und mit Beseitigung der be-
stehenden, ganz einseitigen Begünstigungen für un-
garische Producte auf den k. k. Staatsbahnen und
Privatbahnen der österreichischen Reichshälfte eine
gerechte Tarifierung aller Industrieerzeugnisse und
Rohproducte platzgreife.“
Der Vorsitzende ersucht den Herrn Abgeord-
neten, diesen auch heute noch geltenden Standpunkt
der Kammer im Reichsrathe zu vertreten.
In Erledigung der von einzelnen Fortbildungs-
schufen nachträglich eingelangten Gesuche wird be-
schlossen, den Schulen dieser Art in Plan und
Marienbad je 100 fl., der Schule in Jungferteinitz
30 fl. für das Schuljahr 1897-98 zuzuwenden.
Zur Förderung des gewerblichen Fortbildungsunter-
richtes in Rudig wird der gleiche Betrag wie im
Vorjahre, d. i. 40 fl. bestimmt. Dem Ansuchen
der Schulausschüsse in Graslitz und Eger um Er-
höhung der bereits bewilligten Subventionsbeträge,
wird mit Rücksicht auf das größere Erfordernis
bei Errichtung nothwendiger Parallelclassen statt-
gegeben und werden je weitere 50 fl. bewilligt.
Den Hauptgegenstand der Berathung bildet
das Gutachten über das Gesuch der Lagerhaus-
unternehmung F. Kraupner & Co. in Saaz um die
Concession zur Errichtung eines öffentlichen Frei-
lagers.
In dem Referate hierüber werden die von
dem Stadt Saazer Hopfenbauverein, dem Verband
der Hopfenproductionsgemeinden, dem Stadtrathe
von Saaz, dem Gremium für Hopfen- und Pro-
ductenhandel, sowie dem Gremium der Kaufleute
und Jndustriellen in Saaz eingeholten Aeußerun-
gen mit der des Gewerbevereines in Saaz und
einem Berichte der Handels- und Gewerbekammer
für Mittelfranken (über die auf dem Nürnberger
Platz bestehenden Einrichtungen) unter Erwähnung
des Standpunktes, welchen der alpenländische Brau-
herrenverein gegenüber dem Hopfenbauverein in
Sachsenfeld eingenommen, — wiedergegeben. Daran
knüpft sich eine sehr lebhafte Erörterung der gegen-
theiligen Gesichtspunkte, wie sie von den localen
Factoren in Saaz geltend gemacht werden. Die
Versammlung pflichtet der Ansicht des Stadtrathes
Saaz bei, derzufolge das angestrehte Freilager für
alle Waren mit Ausschluss von Hopfen errichtet
werde und beschließt, das Gutachten in diesem
Sinne zu erstatten.
In einer Eingabe der Gewerbegenossenschaft
Gruppe III in Weipert wird gegen die Perlschlung-
erzeugung als Haasindustrie Beschwerde geführt.
Diesfalls wird nach dem Antrage des ständigen
Comité beschlossen, unter Darstellung der Verhält-
nisse bei der Gewerbsbehörde in Kaaden vorstellig
zu werden, daſs die hausindustrielle Erzeugung im
Ihren Gast, der sich jetzt Arthur von Troc yn
nennt, zu sprechen.“
„Mein Mann ist gegenwärtig nicht hier, kann
aber jeden Augenblick erscheinen. Herr Gras von
Treczyn dürfte auch bald hier sein.“
„Wie fremd mir der Name des mir sehr be-
kannten Herrn, Ihres Gastes, jetzt klingt! Er hat
sich früher Herr Graf von Luxemburg nennen lassen,
später aber sehr triftige Gründe gehabt, sich einen
anderen Namen zu geben und eine andere Gegend
aufzusuchen.“
Frau von Biberstein erschrak, und nur mit
Mühe brachte sie die Worte hervor:
„Und was für Gründe sind das gewesen,
meine Dame?“
„Das wird der Herr Graf Ihnen und Herrn
von
Biberstein, und zwar in meiner Gegenwart,
selbst sagen,“ lautete kalt die Antwort.
Zitternd bemühte sich Frau von Biverstein in
das
Zimmer des Dieners und befahl diesem, den
Schlossherrn sofort vom Felde zu holen. Sodann
fführte sie Fräulein de Morell in das Empfangs
zimmer, wo de beiden Damen schweigend verweilten.
Nach einigen Minuten nur kehrte Herr von
Biberstein zurück. „Was wünschst Du Josephine?“
fragte er die Gattin, auf sie sofort zutretend und
vor der fremden Dame sich leicht verneigend.
„Diese Dame, Fräulein Baleria de Morell,
will Dich und unseren Schwiegersohn sprechen,
lieber Mann.“
„Mich und den Grafen Trocjyn? Wer sind
Sie eigentlich, Fräulein de Morell?“
Die Fremde griff in ihre Tasche. Hier ist
meine Legitimation.“
„Bitte, lassen Sie es; tragen Sie Ihr An-
liegen vor,“ entgegnete Herr von Biberstein.
„Ich werde mich kurz fassen. Graf Troczyn,
der frühere Herr Graf von Luxemburg, wie er sich
zu nennen beliebte ....“
„Pardon, meine Dame,“ unterbrach sie Herr
von Biberstein, „seinen jetzigen Namen führt er
ganz richtig nach dem ihm vor kurzer Zeit durch
Erbschaft zugefallenen gräflichen Gute, und es ist
daher selbstredend, daſs er früher einen anderen
Namen gehabt hat. Diesen habe ich bis jetzt frei-
lich noch nicht erfahren.“
„Ahs, es dürfte Ihnen nun also wohl ein-
leuchten, daſs er alle Veranlassung gehabt haber
muss, Ihnen denselben zu verschweigen, denn den
künftigen Schwiegereltern und der Braut gegen-
über ist er doch wohl verpflichtet gewesen, seine
Herkunft und also auch seinen vollständigen Namen
ausführlich und wahr anzugeben.“
Herr und Frau von Biberstein sehen sich
lange nachdenklich an.
„Und er hat in der That allen Grund gehabt,
seinen ersteren Namen zu verschweigen, wovon sie
sich sogleich überzeugen werden“ sagte Fräulein de
Morell.
„OO Veronika, mein armes Kind!“ rief Frau
von Biberstein aus, indem sie die Hände zusammen-
schlug.
Ihr Gemal trat besorgt auf sie zu, ergriff
ihre Hände und sagte beruhigend: „Stikl, still,
liebes Kind; wir wollen erst hören und dann das
Gehörte auch auf seine Richtigkeit prüfen. Hören
wir also zunächst weiter!“
„Ich bin sehr betrübt“, fuhr Fräulein de
Morell fort, „Ihnen die tiefe Kränkung nicht er-
sparen zu können, welche meine Mittheilungen ver-
ursachen müssen: allein es ist meine Pflicht, Sie
und Ihre Tochter vor der Verbindung mit einem
Menschen zu warnen, der bereits so manches
Frauenherz gebrochen, so manche Familie unglücklich
gemacht hat Wenn Sie einen Diener engagieren,
so fragen Sie doch gewiss erst nach seiner Ver-
gangenheit, Sie erforschen seine Gesinnungen ..
„Thatsachen, Thatsachen! Bitte, so beginnen
Sie doch endlich! Wir haben noch nichts Nach-
theiliges von ihm gehört,“ unterbrach sie Herr von
Biberstein; es gefiel ihm nicht der ruhige, triam-
phierende Blick, welcher ihn aus den großen dunklen
Augen der Fremden traf.
„Ganz Wien weiß,“ fuhr die Fremde fort,
„was er an Frau von Grahlsheim und ihrer
Familie begangen hat. Sie war ein schönes, junges
Weib und lebte mit ihrem Manne, dem sie drei
reizende Kinderchen geschenkt, ganz glücklich. Da
lernte sie auf einem Balle den damaligen Grafen
Hero Arthur Friedrich von Luxemburg, jtzigen
Grafen Arthur von Tronc,y: kennen. Er sprach ihr
von Liebe, umgaukelte sie mit süßen Traumgestalten
und was war später die Folge? Das Weib
wurde thöricht genug, ihn als einen aufrichtigen
Mann zu betrachten. Sie wurde ihrem Gatten
untreu, verließ ihn und die Kinder und folgte dem
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