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„Karlshader Badedlatt und Wochenblatt“ Nr. 48
1. März 1898
König vor. Der König empfing abends verschiedene
Persönlichkeiten. Alle fremden Gesandten erschienen
persönlich, um ihre Glückwünsche darzubringen. Der
König zeigte sich sehr ruhig und erklärte, daſs die
Umsturzaction einiger Pressorgane beklagenswerte
Ergebnisse durch andauernde Fälschung der That-
sachen herbeigeführt habe.
Athen, 27. Feber, 12 Uhr 40 Min. früh.
Die Polizei ist auf der Spur eines Clubs, dem die
Mörder, welche durch das Loos zur Ausführung
des Attentats bestimmt worden sein dürften, anzu-
gehören scheinen. Man spricht von einigen Ver-
haftungen. Starke Patrouillen durchziehen die
Stadt. Es herrscht vollständige Ordnung. Die po-
litischen Führer sind entrüstet über das Attentat.
Ralli hält dafür, daſs die Schuldigen nur Verrückte
sein können. Auch die dem König bisher weniger
sympathisch gesinnten Kreise verdammen in schärfster
Weise das Attentat. Der Kutscher, der den könig-
lichen Wagen lenkte, versichert, daſs auf dem Hügel
in der Nähe des Ortes, wo das Attentat begangen
wurde, ein bewaffneter Mann das Herannahen des
königlichen Wagens durch Pfiffe signalisiert und ein
Zeichen gegeben habe, daſs der Wagen weiterfahre,
infolgedessen die letzten Schüsse in sehr rascher Auf-
einanderfolge abgefeuert wurden. Die in Athen
wohnenden Kretenser versammelten sich sofort nach
Bekanntwerden des Attentates und votierten an den
König eine Adresse, in welcher sie ihrem Abscheu und
ihrer Entrüstung über diese That Ausdruck gaben.
Die Polizei setzt ihre Nachforschungen in der Um-
gebung des Phaleron fort. Die Nachricht von dem
Attentat hat in den Provinzen dasselbe Gefühl der
Entrüstung erregt, wie in der Hauptstadt. In ganz-
Griechenland werden Manifestationen für die könig-
liche Familie vorbereitet.
Athen, 27. Feber. Ueber das auf König
Georg verübte Attentat werden noch folgende Ein-
zelnheiten gemeldet: Durch den ersten gegen den
königlichen Wagen abgegebenen Schufs wurde der
königliche Jäger, welcher neben dem Kutscher saß,
am Fuße verwundet. Als die zweite Kugel am
Wagen vorbeipfiff, stand der König aufrecht im
Wagen, um Prinzessin Marie mit seinem Körper
zu decken. Ein Pferd des Wagens wurde gleichfalls
verwundet, jedoch so leicht, daſs es unbehindert weiter
galoppiren konnte. Einer der Attentäter war in-
mitten der Straße niedergekniet und zielte auf den
König, welcher indess beobachten konnte, daſs das
Gewehr des Attentäters zitterte, was wahrscheinlich
die Rettung des Königs herbeiführte. Der Mörder,
welchen der König genau ins Auge fassen konnte,
schien sehr jung, kaum 20 Jahre alt zu sein. Es
war derselbe, welcher dem Wagen mehrere
Schüsse nachsandte. Ein anderer Attentäter, welcher
ängstlicher zu sein schien, versteckte sich. Aller
Kreise der Bevölkerung bemächtigte sich ob dieses
scheußlichen Attentates ein Gefühl des Abscheus.
die hervorragendsten politischen Persönlichkeiten be-
eilten sich, im Palais ihre Entrüstung über das
Attentat und ihrer ehrfurchtsvollen Sympathie für
den König Ausdruck zu geben. Die Haltung des
Königs, welcher durch das Aufstehen im Wagen, um
die Prinzessin Maria zu decken, sein Leben aufs
Spiel setzte, ruft allgemeine Rührung hervor. In
der Stadt herrscht vollständige Ruhe.
Athen, 27. Feber. In der Nacht wurden
etliche Verhaftungen vorgenommen, aber nur zu dem
Zwecke, um einige Aufklärungen zu gewinnen. In
Athen sowie in allen Provinzstädten herrscht voll-
ständige Ruhe.
Athen, 27. Feber. (Meldung des „Ag.
Havas“.) Uum 101/2 Uhr wurde in der Metro-
politankirche in Gegenwart der königlichen Familie
ein Dedeum celebrirt. Eine dichte Menschenmenge
befand sich vor den Eingängen in die Kathedrale.
Auf dem ganzen Wege, den der königliche Zug vom
Palais zur Kirche zurücklegte, war dieser Gegen-
stand unaufhörlicher Ovationen, unter denen der
Ruf „Hoch der König“ vorherrschte. Die Rückkehr
der königlichen Familien in das Palais wurde auf
dieselben Weise begrüßt. Die im Palais auflie-
genden Bogen sind mit Tausenden von Unterschriften
bedeckt. Die Umgebung des Palais ist immer noch
von einer großen Menge besetzt.
Athen, 27. Feber. Als die königliche Equi-
page sich dem Orte näherte, wo die Attentäter
verborgen waren, stand einer derselben auf und
rief in griechischer Sprache „Halten Sie an Majestät!“
Der König zeigte bewunderungswerthen Muth und
Kaltblütigkeit und erhob sich im offenen Landauer,
um die Prinzesiin Marie zu schützen. Der König
wandte sich im Wagen aufrecht stehend, gegen die
Attentäter und forderte sie, den Stock schwingend
auf, sich zu entfernen. Der erste Schuß wurde
aus einer Entfernung von 20 Schritten abgegeben.
Unter den ersten Persönlichkeiten, welche zur Be-
glückwünschung erschienen waren, befanden sich
Delyannis und Ralli. Um halb 10 Uhr abends
celebrirte der Metropolit in der Kapelle des
königlichen Palais einen Dankesgottesdienst für die
wunderbare Rettung des Königs. Die Königin
kniete während des Tedeums und weinte. Für
10 Uhr abends wurde ein außerordentlicher
Ministerrath einberufen. Die Regierung beschloß
noch abends im Amtsblatte einen ausführlichen
Bericht über das Attentat zu veröffentlichen. Die
Erregung in der Stadt wächst fortwährend. Die
ganze Bevölkerung missbilligt in schärfster Weise
die verabscheuungswürdige That. Augenzeugen
sprechen von einem verdächtigen Individuum, das
sie nachmittags auf der nach dem Phaleron führen-
den Straße, wo das Attentat verübt wurde, gesehen
haben, während der König selbst mindestens zwei
Personen sah, die Schüsse abfeuerten, und noch
eine, die sich weiter entfernt befand. Im Augen-
blicke des Attentates war außer der königlichen
Suite niemand auf der Straße bis auf einen
Cadettenschüler zu Pferde, der durch die Schüsse
aufmerksam geworden, eben zurecht kam, un zwei
Atientäter in der Richtung gegen den Hymmeitos
fliehen zu sehen. Es wurden starke Patrouillen
zur Ausforschung der Attentäter abgesandt.
Athen, 28. Feber. Einer der Attentäter wurde
in der Person eines gewissen Karditzi, der ein unter-
geordneter Beamte in der Mairie von Athen ist,
verhaftet. Derselbe weigerte sich bisher seine Mit-
schuldigen zu nennen.
Athen, 28. Feber. (Meldung der „Agence
Havas.“) Die Presse wendet sich mit Entrüstung
gegen das Attentat auf den König. Die „Proia“,
das Organ Delyannis, sagt, die Nachricht werde in
der ganzen Nation ein Gefühl des Entsetzens und
des Abscheus hervorrufen. Diese Leute seien keine
Griechen. „Asty“ meint, das Attentat sei ebenso-
wohl gegen den König, als gegen Griechenland ge-
richtet gewesen. Es sei die natürliche Entwicklung
der verwerflichen und unsinnigen Keime, welche eine
gewisse Presse jeden Tag in die Seele des Volkes
senke, indem sie thut, als ob sie die nebelhaften
Machinationen und die romanhaften Erzählungen
von Verrath glauben würde um Griechenland zum
Falle zu bringen und zu vernichten. Das Blatt
hebt den Muth des Königs hervor, der seine Tochter
mit seinem Leibe deckte und sich dem Tode aussetzte,
dem er nur durch einen wunderbaren Zufall entkam.
„Akropolis“ sagt, die ganze Sympathie des Volkes
wende sich dem edlen Herrscher zu. Das Volk sage
sich feierlich von den zwei Mördern los, welche die
einzigen Griechen seien, die von einer so verwerf-
lichen Denkart beseelt seien. „Embros“ erklärt das
Attentat für scheußlich. Der König sei nicht verletzt,
wohl aber das Nationalbewuſstsein selbst. Der Rest
der Presse führt eine ähnliche Sprache.
Petersburg 28. Feber. Die „Nowoje Wremja“
schreibt das Arentat auf den König von Griechen-
land den Machinationen der griechischen antidyna-
stischen Opposition zu und sagt, letztere müsse ver-
stummen und das ganze griechische Volk sich nur
der Sorge um die Consolidierung seiner Zukunft
unter der Aegide des gegenwärtigen Königs und
seiner Dynastie widmen. Letztere sei durch Familien-
bande mit europäischen Herrscherhäusern verbunden
deren Sympathie und Unterstützung für Griechen
land wertvoll sei. — Die „St. Petersburger Zei-
tung“ bemerkt, die furchtbare That schrecke das
Gewissen auf. Hoffen wir, sagt das Blatt, daſs
auch hier aus der bösen That eine gute Ernte
auftreibe.
Angekommene Kurgäste.
Frau Dr. Julius v. Varnesö aus Budapest (Cafe Elefant)
Herr Pastor Walther Kaskel mit Familie aus Jarotschin
(Marktbrunn)
Herr Med. Dr. Karl Fischer aus Halle a. S.
(Hotel Sächsischer Hof)
Herr Prem. Lieutenant a. D. Ewald Unger aus Breslau
(Cafe Elefant)
Frau Gutsbesitzerin Freda von Jungschulz Röbern mit
Sohn aus Laggarben
(Hotel Hannover)
Frau Rosalie von Kuffner aus Wien (Hotel Glattauer)
Herr Kaufmann Wilhelm Wolff aus Ber in
(Goldener Stern)
Kur Frequenz in Karlsbad.
Am 28. Feber
wurden angemeldet
Vom Beginn des Jahres an
ergeben sich bis 28. Feber
1897
1898
Plus
oder
Minus
1897
1898.
Plus
oder
Minus
Par-
teien
Per-
sonen,
176
213
206
258
+30
+45
Gefundene und verlorene Gegenstände.
Verloren:
1 Portemonnaie von roth und grünem Leder, ent-
haltend 1 fl. — 1 Portemonnaie von schwarzem Leder,
enthaltend circa § fl und diverse Kleinigkeiten. 1 Geld-
täschchen von schwarzem Leder, enthaltend circa 3 fl. —
1 Fünfguldennote. 1 Uhrkette (Officierstette) v. Gold,
mit einem Achat als Anhängsel.
Gefunden:
1 Armband. — 1 Armband. — 1 Armband. —1
Theil einer Broche. — 1 Broche. — 1 Ring. — 1 Geld-
betrag. — 1 Damenuhr.
Wien, 28. Feber 1898. (Schlufs-Course.)
Böhm. Westbahn. —
.. 102.70
Mairente“
Pardubitzer... —
Dest. Kronenrente .10285
Silberrente. 102.50
Elbethalbahn .26275
Böhm. Nordbahn.29250
Dest. Goldrente.. 123.10
Buſchtiehr. Lit A.
Ung. Goldrente 122.60
Buschtiehr. Lit. B. 571. —
Ung. Kronenrente ? 9955
1860er Lose ganze . 143.60
Tocalbahnen
1860er„ Fünftel 160.50
Prag-Duxer.. —
1864er
. 191.50
Aussig-Teplitzer .. —
Credit-Lose.. 200.50
Wiener Tramway 515.—
1854er Lose... 162.50
Donaudampfsch.-Act. 451. -
Dloyd ..
Wr. Communallose 173. —
Tabakactien ... 136.50
Theißlose... 140.50
Waffenfabrik.304.—
Türkenlose. 58.20
Alpine Mont. 152.
Creditactten364.
Rima Mur... 24675
Anglobank. 161.25
Prager Eisenind.. 708.-
Unionbank302.50
Westböhm. Kohlen
Länderbank?...219.50
Nord.Böhm.455.—
Ung. Creditbank 381.50
Brüxer Kohlen.283.
Bankverein266.75
Wiener Baugesellsch. 114. —
Bodencredit
. 456.=
Böhm. Unionbank . 134.—
Pester Waggons. —
90 Francs-Stücke 9.52.
.... 131. —
Lemberg-Czernowitz 301.75
Paris47.55
Staatsbahn339.75
Zürich47.30
London 120.15
Lombarden .... 80—
Deutsche Plätze..8.75
Graz-Köfl. —
Nordbahn .... ——
Martscheine.5872
Nordwestbahn . 250.—
Rubelscheine127.25
Escomptesätze. 3.75, 3.75
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Besichtigung wir das P. t. Publicum höflichst ein-
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