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Nr. 48
Dienstag den 1. März 1898
XXII XXXVIII. Jahrgana
Röbunements-Preise:
Für Karlsbad:
...2 fl.
-..
.. 4 fl.
i8 a.
ins Haus pro Quartat 20 kr.
Mit Hostversendunn.
Viertetjahrig....3 fl.
12„
ajährg..24
Vurteljährig
Drbjährig
a
Zuftellung
Inland:
Ausland:
und
schenbiat
Erscheint ganzjährig säßlich wit Kurnahmuk nach
Sonn- und Felertagen
Redaktinn und Administration
im Haufe aß-Aroue“, Itfanspretuadt
Belrgtyn-S. 52.
Enkerntt werdent wur gegen Vorausjahlung sa-
zeile 6 kr.
Inftrate, für den nächsten Tag destimmt,
edens2rhr Aachmiktag
nnund in der adsc
e3aruserigtewenicht prückgegeben
Herausgeber: Ernes Franiem
Inserate übernehmen die Annoncen-Bureaus Hausenstein & Vogler in Wien, Rudolf Mosse in Berlin und Wien und sämmtliche anderen Filialen dieser beiden Firmen.
manchem Detail nicht immer einverstanden sein
konnte, wofür wir uns stets eine unbeein-
flusste Kritik vorbehielten und auch für die
Folge vorbehalten werden
Wir bringen nun folgend den wortgetreuen
Bericht des Bürgermeisters über die verflossene
Functionsperiode des Stadtverordneten-Collegiums
wie er denselben am Samstag dem scheidenden Col-
legium erstattete und sind überzeugt, daſs jeder
Leser mit unserer Anschauung einverstanden sein
wird, die dahin geht, daſs die Jahre 1895-1898
für die Entwicklung und das Aufblühen des Kur-
ortes und der Stadt von großer Bedeutung waren.
Bürgermeister Schäffler sprach:
Meine Herren!
Mit der heutigen Sitzung schließen wir aber-
mals eine Verwaltungsperiode unserer Stadt
und wir dürfen es ohne Ueberhebung sagen, eine
Periode, in der die Interessen der Stadt und
des Kurortes vollauf gewahrt und gefördert und
vieles geschaffen wurde, theils um den Bedürf-
nissen der stets sich erweiternden Stadt zu ent-
sprechen, theils um auf allen Gebieten des Kur-
wesens den Karlsbad gebürenden ersten Rung
unter den Kurstädten auch fernerhin zu behaupten
und der von allen Seiten fühlbaren Concurrenz
zu begegnen.
Der Erfolg blieb auch in letzterer Beziehung
nicht aus, die Zahl der Kurgäste ist von 39'095
im Jahre 1894 auf 44478 im Jahre 1897,
somit um 5383 Personen gestiegen und wenn
im Gegensatze hierzu das materielle Erträgnis
vieler Häuser ein sinkendes ist, so liegt dies im
übergroßen Zuwachse an Neu- und Umbauten
nur durch die Mitarbeit und durch die Leitung des
Bürgermeisters möglich werden kann, beweist ja
deutlich die folgende obgleich kurzgefasste so doch
übersichtliche, gewissenhafte Rückschau, welche Bür-
germeister Schäffler in der letzten Stadtverordneten-
sitzung über die abgelaufene Functionsperiode hielt
und die allein schon ein sehr brauchbales Concept
für einen Verwaltungsbericht gibt.
Daſs die abgelaufene dreijährige Periode eine
ungemein fruchtbare für Karlsba) sowohl in erster
Linie als Kurort und auch als Stadt gewesen,
wird auf Grund der nachstehenden Daten selbst der
verbissenste Gegner des gegenwärtigen Regimes an-
erkennen müssen, wenn er nur halbwegs einen Funken
Objectivitätsgefühl sein eigen nennt. Der Karls-
bader selbst ist eigentlich ein parteiischer Kritiker
— vorwiegend in Betracht kommt immer das
Urtheil des Kurpublicums und dieses Ur-
theil war durchwegs ein auszeichnendes, auf welches
Karlsbad stolz sein kann.
Freilich wird man nicht unerwähnt lassen
dürfen, dass die abgelaufene Functionsperiode der
Gemeindeverwaltung unter dem Zeichen der Millionen-
anleihe verflossen ist und daſs die Bewältigung
der angeführten Arbeiten infolge der vorhandenen
Geldmittel leicht möglich war — dieser Einwand
ist jedoch nicht stichhältig, denn abgesehen davon,
daſs ohne Geld überhaupt nichts geschaffen werden
kann, so muss doch vor allem die Energie einer
Gemeindevertretung anerkannt werden, die alles
das durchzusetzen wusete, was sie ersprießlich für
den Karort und die Stadt hielt. Wir säumen
auch nicht diese Anerkentung der abtretenden
Stadtvertretung offen und rückhalts-
los auszusprechen, wenngleich man auch mit
1895—1898.
(Eine Rückschau auf die Functionsperiode des
abtretenden Stadtverordneten-Collegiums.)
In früheren Jahren, unter des verewigten
Eduard Kuvn's Zeiten, war es der Brauch, daſs
nach Ablauf einer dreijährigen Functionsperiode
eines Stadtverorducten-Collegiums ein Verwaltungs-
bericht erschien, der in umfassender Form und Art
eine genaue Zusammenstellung all dessen gab, was
im Laufe de verflossenen Trienniums für Stadt
und Kurozt geschaffen wurde. Heute ist dies leider
nicht mehr der Fall und die Wählerschaft muss
sich mit einem Resumé begnügen, das am Schlusse
der Verwaltungsperiode vom Bürgermeister in der
Schlusssitzung erstattet wird.
Der Gründ, warum man von der Heraus.“
gabe dieses Berichtes, abgekommen ist, ist haupt-
sächlich in der immer mehr und mehr an-
wachsenden Agenda des Bürgermeisteramtes zu
suchen, das speciell in den letzten Jahren mit einer
geradezu übergroßen Arbeitslast überhäuft wurde,
welche das gegenwärtige Conc plsamit beim besten
Willen und mit Aufbietung aller Kräfte nur schwer
zu bewältigen vermochte.
Die Zukunft soll ja nach Aeußerungen des
Bürgermeisters bei der letzten Prälimmarberathung
auch in dieser Beziehung eine Aenderung bringen
und durch Bestellung eines commerziellen Concepts-
beamten den Bürgermeister wesentlich von ver-
schiedenen ihm jetzt aufgehalsten aber nicht zu-
gehörenden Arbeites entlasten und dann dürfte wohl
auch die seinerzeit so begrüßte Idee der Heraus.
gabe dieses Verwaltungsberichtes wieder zur Rea-
lisierung kommen. Daſs diese Realisierung aber
Eine schwere Gühne.
Von Adolf Reiter.
(15. Fortsetzung.)
tnacdruck verboten.
„Sie kann die glücklichste sein, Valeria! Aber
nun muss ich Dich doch ernſtlich bitten, die Leute
mir in Ruhe zu lassen. Ich untersage Dir jetzt
für alle Zeit, in solcher Weise von dem hochacht
baren Paare zu mir zu sprechen. Denkst Du
übrigenz nicht an Deine Rückreise nach Paris?
Deine Ferien müssen zu Ende sein.“
„Ah, richtig, Tantchen, ich wollte es Dir schon
gestern sagen. Unser Cursus nach dea Ostern
beginnt mit Repetitionen, und da ich deren nicht
bedarf, so wollte ich diesmal, wenn Du es gestattest,
noch eine Weile länger bei Dir bleiben, um mich
in dieser frischen Luft so recht zu erholen.“
„Bleibe so lange hier, wie es Dir passt, liebe
Valeria; aber nun noch einmal in aller Güte:
sprich zu mir nichts Nachtheiliges über unsere
Walthers. Ich liebe salch ein Gerede überhaupt
nicht, und diese ruhigen Leutchen möchte ich zeit-
lebens bei mir haben.“ —
Valeria besuchte die „Walthers“ jeden Tag;
sie hätte die Nacht nicht schlafen können, wenn sie
ihn am Tage vorher nicht gesprochen, ihm zum
Gruß nicht die Hand gereicht oder ihn gar nicht
einmal gesehen gehabt.
Aber auch Hero hatte sich nach und nach
bereits an sie gewöhnt; er liebte sie nicht, nur an
ihrem Talent zum Erzählen fing er an, Interesse
zu finden; sie war in der Gesellschaft die Haupt-
person geworden. Ihre Liebe zu Hero wusste sie
vor Allen, selbst vor ihm, so geschickt und sicher zu
verbergen, dass man später auch nicht im Geringsten
mehr Anstand nahm, in die von ihr gereichte Freundes-
hand getrost einzuschlagen. Hero und Agathe
brachten dieser Pariserin somit bereits nach kurzer
Zeit aufrichtige Sympalhie entgegen, und dies war
das erste Ziel gewesen, welches Valeria nach scharfer
Beobachtung des jungen Paares zu erreichen gelungen
war. Sie wollte alsdann immer mehr in das
Geheimnis der Beiden dringen, wie sie auch immer
mehr bestrebt war, seine Liebe zu gewinnen. Doch
Hero war ein standhafter Mann geworden. Er
erwies Valeria die artigsten Aufmerksamkeiten, seine
Gesinnung zu ihr blieb jedoch rein. Er blickte dann
auch auf Agathe; sie schien nicht im Mindesten
Eifersucht zu hegen, und ein glühender Kuss bestätigte
das gegenseitige feste Vertrauen.
Frage Valeria, ob sie nicht mitkommen will,“
war oft die Antwort, wenn Agathe ihn zu einer
Berg- oder Wasserpartie aufgefordert hatte, und
— sie that es sofort.
Auf ihren weiten Spaziergängen in's Gebirge
hüpfte Valeria lustig an ihn heran und nahm seinen
Arm, wenn Agathe sich aus Müdigkeit auf ein
Weilchen gesetzt hatte.
„Lässt Du Dir das gefallen, mein Weibchen?“
sagte er dann zu ihr scherzend.
„Ja, Heto! Kinder, geht nur, ich muss mich
erst erholen,“ war die Antwort, welche mit einem
zärtlichen Blick gegeben wurde.
Das weitere Ziel, welches Valeria, und zwar
durch den vertraulicheren Umgang mit den Beiden
im Auge hatte, schien ihr aber unerreichbar zu
bleiben; noch immer halte sie kein Resultat ihrer
Bemühungen zu verzeichnen, den für ihr scharfes
Auge so mystisch erscheinenden Verhältnissen der
„Walthers“ auf den Grund zu kommen. Schon
sah sie ihren Plan unausführbar, ihre brennende
Liebe zu Hero vollständig aussichtslos, als si durch
einen ganz geringfügigen Zufall wieder Muth und
Hoffnung gewann.
Als sie nämlich an einem recht schönen Nach-
mittage wieder eine Ruderfahrt machten und Hero
bei seinen Anstrengungen sich das Gesicht vom
Schweiße trocknete, fiel ihm das weißseidene Taschen-
tuch in's Wasser, welches Valeria geschickt sogleich
ergriff und gleichzeitig bemerkte, dass es mit einer
Grafenkrone und den Buchstaben H! J. v. L. ge-
zeichnet war.
„H. J. v. L.!“ prägte sie sich fest ein. „Es
sind die Anfangsbuchstaben seiner Namen.“ Sie
hütete sich, diese ihre Entdeckung merken zu lassen;
nur freundlich reichte sie ihm das Tuch hin. Hero
und Agathe waren weit entfernt, bei diesem kleinen
Vorfall einen Verrath zu befürchten.
Valeria zeigte auch später, obwohl im Innern
triumphirend, nicht die geringste Veränderung in
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