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4. Feber 1898
�Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 27
Seite 3
zum Maskenscherz und so darf erwartet werden,
daſs bei dieser Redoute eine noch größere Zahl
Masken erscheinen werden, als bei der ersten am
letzten Sonntag. — Wie alle Jahre wird auch dies-
mal wieder im Hotel Weber eine Maskenleihanstalt
etabliert sein.
(Zur Quellenschutzfrage.) Wir
brachten kürzlich eine Notiz, des Inhalts, dass sich
der böhmische Landessanitätsrath endlich auch mit
der Angelegenheit auf Bestellung eines staatlichen
Quellenschutzorganes für die böhmischen Kurorte
befasst habe. Die „Berliner Balneologische Zeitung“,
welche unsere Notiz aufgriff, bemerkt hiezul:
„Staatliche Quellenschutzorgane für Karlsbad und
die böhmischen Kurorte hatte die Stadt Karlsbad —
vom t. k. Ackerbauministerium gefordert. Wohl
nicht dieses, aber das Ministerium des Innern kam
diesem Wunsche entgegen und ließ von den in Frage
kommenden Bezirkehauptmannschaften Böhmens
Vorbereitungen für dessen Verwirklichung treffen.
Es ist zugächst die Errichtung einer solchen Quellen
schutzbehörde mit dem Sitz in Karlsbad geplant,
die aber auch den andern böhmischen Kurorten zu
Gute kommen soll, so weit sie die zur Unterhaltung
derselben nöthigen Ausgaben tragen. Die Behörde
soll hauptsächlich die Bergwerksbetriebe in ihrer
Einwirkung auf die unterirdische Wasserbewegung
zu beaufsichtigen haben und ein wirksames Gegen-
gewicht gegen die in dieser Beziehung recht indifferenten
Bergämter bilden. Die Quellenschutzfrage, welche
besonders in Böhmen bei dem immer zunehmenden
Bergban als akut angesehen werden muſs, hat trotz
der Bemühungen der Isteressenten auch im ver-
flossenen Jahre keinen wesentlichen Schritt vorwärts
gemacht. Die Bestellung amtlicher Quellenschutz-
orgne, wie sie vom Ministerium des Innern ins
Auge gefaſst worden ist, muss zwar endlich als ein
Anfang zum Bessern betrachtet werden. Die Stellung
der betreffenden Beamten als Kostgänger der Kur-
orte wird ihren jedoch den Bergwerksbesitzern
gegenüber ein gut Theil ihrer Autorität von vorn-
herein nehmen. Es wird sich erst zeigen müssen,
ob sie dieser Schwierigkeit Herr werden und den
Kurorten dadurch so nützen können, wie es dringend
von Nöthen ist.“
(Fortung-Verein) In der am 30. Jänner
1898 stattgefundenen General-Versammlung des
Fortuna-Vereines wurden einstimmig wieder ge-
wählt: Als Bereins-Vorsteher: Herr Heimich Ed.
Anger. Alz Ausschussmitglieder die Herren: Karl
Joh. Baier, Beit Benedilt, Adolf Groß. Als
Rechnungsführer: Herr Jos. Lopata. Neu gewählt
als Rechnungs-Reviforen wurden die Herren:
Johann Becher, Car!. Damm.
(Ein neues Bild von Gießhühl-Sauer-
brunn.) Man schreibt uns aus Reichenberg
unterm vorgestrigen: „Berechtigtes Aufsehen erregte
in der zweiten Abtheilung des gestrigen Müller'schen
Projektionsvortrages die Vorführung eines neuen,
vom kais. Rath von Maltoni zur Verfügung ge-
stellten Bildes von Gießhühl-Sauerbrunn. Dieses
herrliche Werk stammt aus den bewährten Meister-
händen des Professors Zimmermann und wird
jedenfalls nicht verfehlen, das Interesse weiterer
Kreise auf die Schöpfung Mattoni's und diesen
unvergleichlich schönen Fleck Erde hinzulenken. Das
farbenreiche Gemälde, welches mittelst Projektion in
einem Flächenausmaß von 27 Meter vorgeführt
wird, zeigt eine Perspective und eine Plastik von
fast stereoskopischer Wirkung. Die ftylvollen Villen,
sowie die Brunnengebäude ragen wie zierliche
Schächtelchen aus dem Waldesgrün empor, zwischen
denen, einem Silberbande gleich, der Bach glitzert.
Im Hintergrunde die massigen Umrisse der Berge,
welche in dem klaren Lichte der Sonne einem un-
vergleichlichen Farbenwechsel unterworfen sind. Das
Bild fand seitens des überaus zahlreich anwesenden
Auditoriums die denkbar günstigste Aufnahme und
es wurde nur bedauert, daſs demselben nicht auch
eine Ansicht der berühmten Thermenstadt Karlsbad
folgte.“
(Wiener Ronacher-Abend“), so lautet
der Titel eines großen Unterhaltungsabends, welcher
von mehreren hier weilenden Singspielgesellschaften
heute in den Saallocalitäten des Hokel Adler
in Neufischern veranstaltet wird. Die bekannten
Lieblinge des Publicums, Fritz Wagner und
A. Korn, haben das Arrangement übernommen,
das Programm ist ungemein reichhaltig. Wer sich
also köstlich amüsieren will, der wandere heute abend
zu Schallmayr!
(Losung. ) Wir machen hiemit nochmals
auf die morgen 10 Uhr im Schützenhause statt-
findende Losung zur demnächstigen Stellung auf-
merksam. Hiebei hat jeder Stellungspflichtige das
Recht, seine Losnummer selbst zu ziehen; wenn er
nicht selbst ziehen will oder nicht anwesend ist, zieht
dessen Stellvertreter oder ein anderer, den der Leiter
der Losung hierzu bestimmt, das Los. Zur Losung
hat jedermann freien Zutritt; den Eltern oder Vor-
mündern der zur Losung Berufenen gebürt jedoch
der Vorzug, wenn der Versammlungsort nicht alle
Personen, die sich einfinden, fassen sollte.
(Unglücksfall.) Gestern vormittags wurde
ein beim Baue des „Hotel 3 Fasanen“ passierendes
15jähriges Dienstmädchen namens Anna Schmidt
aus Kohlhau durch einen herabfallenden Balken schwer
verletzt und in bewußtlosem Zustande ins allgemeine
Krankenhaus überführt. Der Balken entfiel einem
mit Gerüstbau im ersten Stockwerke beschäftigten
Arbeiter. — Nach den uns heute morgen zuge-
kommenen Nachrichten befindet sich das Mädchen
relativ besser.
(Die Postmeisterstelle in Fischern)
bei Karlsbad ist in Erledigung gelangt. Gesuche
sind innerhalb drei Wochen bei der k.? Post- und
Telegraphendirection in Prag einzubringen.
(Milde Winter — warme Sommer?)
Seit mehreren Jahren verläuft der Winter gelinde,
und zwar in steigendem Maße. Da liegt es denr
nahe, anzunehmen, daſs wir in eine Periode milder
Winter überhaupt eingetreten sind. Dieser Ansicht
gibt auch Prof ssor Maurer in der „Meteorol.
Zeitschr.“ Ausdruck, indem er aus Temperatur-Beo-
bachtungen, welche bis zum Jahre 1720 zurück-
reichen, den Schluss zieht, daſs wir in eine Wärme-
Periode einzutreten im Begriffe sind, die neben
sehr milden Wintern auch eine Reihe sehr warmer
Sommer bringt; denn es ist durch die oben er-
wähnten Beobachtungen erwiesen, daſs auf milde
Winter warme Sommer folgen und umgekehrt.
Elbogen. (Bierstreik. In der Gemeinde Altsattl
wurde die Einhebung des Bierkreuzers beschlossen. Da
nun die Gastwirte für jeden Liter Bier 14 kr. verlangen,
in den meisten Dorfgemeinden aber wo der Bierkreuzer
existirt der Liter mit 13 kr. verkauft wird, so wurden die
Gastwirte von Altsatil vom Arbeiterverein welchen sich
auch die übrige Bevölkerung anschloss aufgefordert, den
Liter Bier wie an anderen Orten so auch hier um 13 kr.
zum Ausschank zu bringen, widrigenfalls kein Bier mehr
in Altsattl getrunken werden würde. Als die Gastwirte
dieser Aufforderung nicht nachkamen, wurde der Streik
thatsächlich in Scene gesetzt und der Besuch der Gast-
häuser eingestellt. Wie ernst die Sache betrieben wird,
beweist, daſs kürzlich bei einer Vereinsversammlung in
einem Gasthause, kein Bier sondern Wein, Sodawasser
und Zuckerwasser getrunken wurde. Da so ein strammes
Zusammenhalten nicht erwartet wurde, werden sich die
Herren Wirte wohl noch in das Unvermeidliche fügen
müssen und den Liter Bier auch um 13 kr. zum Aus-
schank bringen. („B. a. d. E.“)
Vermischtes.
(Kulis als landwirtschaftliche Arbeiter)
zu importieren, wird seit einiger Zeit immer wieder vor-
geschlagen. Um so erfreulicher ist es, daſs die „Deutsche
Tageszeitung“ sich als „grundsätzlichen Gegner“ dieses
unglücklichen Gedankens bekennt. Die weit überwiegende
Mehrzahl der deutschen Landwirte wird jedenfalls diesen
Standpunkt theilen und diejenigen Kreise, die für eine
mutwillige Einschleppung der „gelben Gefahr“ nach
Deutschland eintreten, auf den Isolierschemel setzen.
(Warum nahm Deutschland Kiaotschau?)
Diese Frage entscheidet in verblüffender Weise ein chinesisches
Blatt, die „Pekinger Zeitung“, die sich offenbar sehr über
die Sache geärgert hat. Sie schreibt: „Donnerblitzen,
auf die Moral stützen, die Moral ist Herr in der
Familie und soll hier dem Recht vorarbeiten.
Recht und Moral sind unzertrennliche Erfor-
dernisse für eine geordnete menschliche Gesellschaft.
Dort wo Recht und Gesetz ein Volk ohne Moral
treffen, ist für sie keinerlei Stätte. Anderseits
dürfen sich aber auch die Gesetze nicht in Gegen-
satz stellen zu der zu einer bestimmten Zeit, bei
einem bestimmten Völke her schenden Moral, weil
sonst das Gesetz dem einheitlichen Widerwillen des
Voltes begegnet.
Gesetz und Recht sind ja auch nicht dazu da,
dem Volke im Staate etwas Fremdes, mit seinen
Anschauungen nicht Uebereinstimmendes aufzuzwingen,
vielmehr sollen Recht und Gesetz das verkörperte
sittliche Bewusstsein eines Volkes darstellen. Als
am Beginne der neuen Zeit das römische Recht
auf den deutschen Boden verpflanzt wurde, als die
römischen, von starrem Egoismus überfüllten Rechts.
anschauungen dem deutschen Volke, das in seinem
heimischen Rechte nicht nur dem unerbittlichen Ge-
setze, sondern auch der Billigkeit einen Raum ge-
währte, aufoctroyiert wurden, da erhob sich ein ge-
waltiger Widerstand dagegen und nur mit Gegen-
gewalt konnte derselbe niedergeworfen werden.
Ein Recht aber, das mit Niedertretung der
Moral gelten soll, ist ein Unding, ein künstlich ge-
nährtes Geschöpf,“ das bei der nächsten sich dar-
bietenden Gelegenheit zu Grunde gehen muſs, weil
es nicht lebensfähig ist.
Zu Beginn der menschlichen Entwicklung gab
keinerlei Normen, wie wir sie heute kennen.
Die Gewohnheit und die Sitte des Zusammen-
lebens erzeugten gewisse Regeln für dasselbe. Die
Einfachheit der Verhältnisse ließ eine strenge Nor-
mierung derselben unter Festsetzung einer eventuellen
Zwangs-Gewalt nicht nothwendig erscheinen.
Als jedoch die Beziehungen zu den einzelnen
Individuen untereinander und ganzer Völkerstämme
häufiger und complicierter wurden, da reichte auch
die einfache Stammes-Sitte zur Regelung derselben
nicht mehr hin, und ergänzend trat das Gesetz ihr
zur Seite. Noch später bildete sich die juristische
Wissenschaft heraus, welche durch mitunter recht
kühne und gewagte Interpretationen, abstrahierend
vom Volksleben und dessen Moral zu Ergebnissen
gelangte, die weder vom Gesetzgeber gewollt, noch
auch dem Volksbewuſstsein entsprechend waren.
In unserer Zeit ist die Moral nominell nicht
nur die Grundlage des Rechtes, sondern auch die
Grundlage der Wissenschaften aller Culturvölker.
Freilich scheint andererseits gerade die Gegen-
wart wenig von Moral im wirtschaftlichen Leben
zu kennen. Die Verdrehung und Umgehung von
Recht und Gesetz, wie sie in unseren Tagen leider
so oft und mit ebenso großem Wohlgefallen am
Erfolge betrieben wurden, ist ein Zeichen herabge
sunkener Volksmoral, beziehungsweise ein Zeichen
unvollkommener Anpassung der Gesetzgebung an das
Leben jener Kreise, für welche das in Gesetzesform
gebrachte Recht bestimmt ist.
Ein Gesetz darf nicht allein ein juristisches
vom Leben losgelöstes Fabrikat sein; vielmehr wird
dasjenige Gesetz als das beste gelten, welches im
concreten Falle, die Ansichten und Bedürfnisse der
betreffenden Volkskreise in die richtige juristische
Form zu kleiden weiß.
Nicht die Form, sondern der Inhalt macht
das Wesen, die Form ist lediglich das Gewand,
der innere Gehalt einer Norm ist ihr Körper.
Wyllards Verhängnis.
Roman in drei Bänden von M. E. Braddon.
Deutsch von Cl. Steinitz.
Einzige autorisirte Uebertragung. Alle Rechte vorbehalten.
(69. Fortsetzung.)
Wieder herrschte ein Schweigen, das nur
Dora's Weinen unterbrach. Sie lag noch auf den
Knien neben dem Lager ihres Mannes hielt seine
Hand fest. Alle Greuel, die er berichtete, hatten
ihre Liebe nicht in Haſs oder Hohn verwandeln
können. Das tiefste Mtleid zog in ihre Brust.
Sie, die vor j der Gewaltthat zurückbebte, konnte
sich jetzt in die Gefühle dieses Verbrechens versenken,
dessen verhängnisvalle Leidenschaftlichkeit ihn in
einen Abgrund von Verderbtheit gestürzt hatte.
Und in dem tiefen Schweiger, das augenblicklich
unter den Dreien herrschte, vermochte die bloße
Berührung ihrer Hand Trost und Mitleid zu ver-
heißen.
„Ich heirathete sie unter dem angenommenen
Namen Gustave Georges, aber die Trauung war
vollgiltig und sollte mein ganzes Leben an das
ihre binden. Ich hatte Marie Prévol im feurigen
Ofen der Pariser Theateratmosphäre unversehrt
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