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darf, an sämmtliche Advokaten- und Notariats- kammern einen Erlass gerichtet, worin es dem Wunsche Ausdruck gibt, daſs schon in den Eingaben der Parteien und Parteienvertreter an die Gerichte auf die Erfordernisse der gerichtlichen Geschäfts- behandlung Bedacht genommen und auf diese Weise den Gerichten eine wertvolle Unterstützung bei der Actenmanipulation zutheil werden wird. Aus diesem Erlasse wären folgende wissenswerte Punkte her- vorzuheben: 1. Der Stempel ist auf der ersten Textseite der Eingabe in der linken oberen Ecke aufzukleben; der Raum neben dem Stempel ist freizulassen, damit das Gericht den Eingangsver- merk und die Geschäftszahl an der vorgeschriebenen Stelle der ersten Textseite anbringen kann. 2. Das sogenannte „Rubrum“ ist nicht wie bisher auf der vierten, sondern auf der ersten Textseite anzubringen und zwar unter der Adresse des Gerichtes. Auch wäre es von Vortheil, wenn mit Ausnahme des Rubrums die erste Seite nur halbbrüchig be- schrieben würde, so daſs der Vermerk über den ge- richtlichen Beschluſs auf der ersten Seite in der linken Spalte angebracht werden könnte. 3. Wäre schon in der Eingabe auf der ersten Textseite die Nummer der Gerichtsabtheilung u. zw. als Beisatz zur Benennung des Gerichtes anzugeben. 4. Nach- dem ein Theil der Gerichte (wozu auch Karlsbad gehört) sich am Telephonverkehr anschließen und am Anweisungsverkehr des Postsparcassenamtes sich betheiligen wird, so wäre es zweckmäßig, wenn auf allen Eingaben der an diesen Einrichtungen theil- nehmenden Parteien und Parteienvertreter die Telephonnummer und die Nummer des Checkconto des k. k. Postsparcassenamtes ersichtlich gemacht würde. 5. Da in der Regel und zwar auch im Localverkehre die Zustellung durch die Post statt- finden wird, ist die Ermittlung und genaue An- gabe der Adresse zur Hitanhallung von Exoeditions. störungen von besonderer Wichtigkeit. Namentlich wäre stets die letzte Post und wenn nach dem Wohnorte des Adressaten eine Ruralpostverbindung besteht, auch dies anzugeben. Wo nach dem Wissen der Partei beziehungsweise der Parteienvertreter die Zuftellung durch Gemeindeorgane oder durch ein anderes Gericht erfolgt, wäre die betreffende Gemeinde oder das um die Zustellung zu ersuchende Gericht in der Adresse zu bezeichnen. 6. Zur ge- richtlichen Eingabe wäre kein größeres Papierformat zu verwenden, als das in der Geschäftsordnung vorgeschriebene (gebrochen 34/21 cm). 7. Den in Process- und Executionsverfahren vorkommenden Anträgen wäre die Fassung zu geben, wie sie in dem im Commissionsverlage der k. t. Hof-Verlags- und Universitätsbuchhandlung Manz in Wien er- schienenen „Formularienbuche zur Cioilprocessord- nung“ enthalten ist. S. Würden die Schriftsätze an Kürze, Uebersichtlichkeit und Verwendbarkeit sehr gewinnen, wenn die einzelnen Behauptungen und Beweisanbietungen am Rande des Schriftsatzes mit fortlaufenden Zäffern bezeichnet würden, weil dann lediglich durch Angabe der fraglichen Zahl auf die betreffende Behauptung, Erklärung oder Beweis- anbietung und dergleichen Bezug genommen werden könnte. (Wichtig für Telefonabonnenten.) Nach einer uns seitens der hiesigen Telefonamts- leitung gewordenen Verständigung werden die heurigen Telefonzuleitungen zeitlich im Frühjahre errichtet werden. Diejenigen Interessenten, welche sich heuer an das Staatstelefonnetz in Karlsbad anschließen wollen, werden aufmerksam gemacht, daſs die Anmeldungen spätestens bis 15. Jänner erfolgt sein müssen, weil spätere Anmeldungen für die Frühjahrseinschaltung keine Berücksichtigung mehr finden können. (An mildthätige Menschen. ) Gestern früh verstarb der Schlosser Otto Bachmann im besten Männesalter und hinterließ eine Witwe und fünf unversorgte Kinder. Der Bedauernswerte lag seit Mai vorigen Jahres krank darnieder, ein Opfer des Feuerwehrberufes Wir hatten bereits wieder- holt Gelegenheit, über Spenden zu quit- tieren, welche der unglücklichen Familie von edlen Menschen zuflossen, wir richten daher auch heute die Bitte an die öffentliche Wohlthätigkeit, dieser armen Familie zu gedenken. Wir sind gerne bereit, Gaben entgegen zunehmen. (Zeugnisse höherer Handelslehr- anstalten.) Nach einer von competenter Stelle erflossenen Verfügung bedürfen die Abgangszeugnisse der höheren Handelslehranstalten in den im Reichs- rathe vertretenen Königreichen und Ländern nicht mehr der Gegenzeichnung eines Inspectors oder Regierungscommissärs, da solche keine Schluss- prüfungszeugnisse sind, sondern in denselben nebst dem Studienerfolge bescheinigt wird, daſs der be- treffende Schüler sämmtliche Jahrgänge der höheren Handelsschule ordnungsmäßig besucht und absol- viert hat. (Oeffnet die Fenster!) Seit Eintritt der kalten Jahreszeit kann man wieder häufig be- obachten, wie manche Leute bedacht sind, die Fenster krampfhaft geschlossen zu halten. Beim Betreten solcher Wohnungen weht einem eine Luft entgegen, die das Athmen wirklich erschwert. Dabei ist dieses Verfahren zur E reichung eines warmen Zimmers ganz verkehrt, da reine Taft sich viel schneller er- wärmt. Auch im Winter müssen die Zimmer täglich wenigstens einmal gut gelüftet werden, besonders dort, wo Kinder sich aufhalten. Personen, welche ihre Arbeit im Hause haben und vielleicht tagelang Seite 3 nicht auf die Straße kommen, können durch das fortgesetzte Einathmen solcher geradezu vergifteten Luft schweren Schaden an ihrer Gesundheit erleiden. Wie viele Stubenhocker klagen über Kopfschmerzen, gegen welche alle Mittel vergebens sind. Diese sollten einmal das sehr billige Mittel „frische Luft“ probieren. Engelhaus, 4. Jänner. Unsere Engelhäuser Chronik für das verflossene Jahr 1897 birgt nichts Bemerkens- wertes in der Geschichte Engelhaus. Die Oeconomie litt wie in allen Orten Oesterreichs unter den Witterungs- verhältnissen, so daſs der Getreidebau bis unter die Hälfte des Normalbaue reduciert, der Kartoffelbau wohl etwas besser in der Quantität, aber die Qualität viel zu wünschen übrig läſst. Die durch diesen Missbau hervor- gerufene Stimmung unserer Landbevölkerung ist daher keine zu rosige, um so eher, da auch der Geschäftsverkehr der meistens von Karlsbad abhängig ist, kein reger ist. Daſs unter solchen Zuständen dem verflossenen Jahre keine Thränen nachgeweint werden und man es gerne scheiden sah, wird wohl jeder zugeben müssen. Der Straßenban „Karlsbader Kaiserstraße durch Engelhaus wieder zur Kaiserstraße“ ist bis in die Hälfte fertiggestellt, die andere Hälfte wird, sobald sich die Witterung ändert in Angriff genommen werden. — Die vollzogene Bürger- meisterwahl ergab die einstimmige Wiederwahl der fort- schrittlichen Vertreter, obwohl von der III. Wählerclasse welche über 150 Wähler ausweist, bloß ca. 20 erschienen waren, es waren daher alle der vermeintlichen Obstruc- tion erwiesenen Ehrenbezeugungen, die man lieber für sich selber hätte benützen sollen, unnütz, „Es zeigte sich nur die Majorität in ihrem rechten Lichte.“ — Unsere Vereine, wie Feuerwehr und Turnverein gehen unbe- wuſst gleichen Schritt mit unserer Gemeindeautorität, nämlich es gibt wenig dabei zu denken und die Vereins- angelegenheiten werden mit einstimmigen „Ja“ abge- wickelt. Das gesellschaftliche Leben beschränkte sich auf die Bolzschützenvereine, die in 3 Gasthäusern vertheilt sind und deren Besuche nichts zu wünschen übrig lassen, es dürfen sich daher die Herren Wirte „als die Einzigen“ über keinen schlechten Geschäftsgang beklagen; das Ende dieser Unterhaltungen bringt unser 1898er Fasching, der für jeden dieser Vereine einen Carnevalsball in petto hat. Luditz, 31. Dec. Hier verschied der Stadt- und Distriktsarzt Dr. Karl Brehm im 72 Lebensjahre. Marienbad, 1. Jänner. (Vertheuerung des Gebäckes.) Wie die „M. Ztg.“ vernimmt, ist die von den hiesigen Bäckermeistern beschlossene Maßregel der Vertheuerung des Gebäcks rückgängig gemacht worden. Eger. 4. Jänner [O-C.] (Antwort des Rectors) Seine Munificenz der Herr Rector Prof. Dr. Ulbrich hat auf das Huldigungstelegramm, welches ihm von dem Commerse, der auf den deutschen Akademikertag 5. Jänner 1898 „Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 3 und die ich so oft von dem väterlichen Munde Euer Hochwürden empfangen habe“. Hockewanzel war tief gerührt und fast den Thränen nahe“ Lass gut sein Siff, lass gut sein, 's is' gerne gescheh'n“ „Ich setzte mich zum Tische — „Stimmt, stimmt!“ „Und als ich schon das Messer in die Hand genommen hatte, da krachte plötzlich wie aus hei- terem Himmel ein gewaltiger Donnerschlag vor meinen Füßen nieder und schleudcrte mich in eine Ecke des Zimmers“. „Um Gotteswillen!“ „In einer Ecke des Zimmer, wo ich lange Zeit dewußtlos liegen blied. Als ich wieder zu mir gekommen war, that ich einen heiligen Schwur, daſs ich nie in meinem Leben mehr ein Stücklein Wurst in meinen Mund nehmen werde. Da die Würste nun aber einmal da waren, beschloss ich, sie heute Nacht den zahlreichen Ratten auf dem Hofe vorzuwerfen und vergistete sie“. „Vergift' —“ „Vergiftete sie mit Kronäugel. Eine Ratte stirbt davon in fünf Minuten, ein ausgewachsener Mensch in höchstens fünf Stunden“ „Vergift', ich bin vergift'!“ schrie Hockewanzel schreckenbleich und sank ächzend in seinen Stuhl zu- rück, „Hilfe, Hilse!“ „Ja, sind denn das vielleicht meine Würste?“ rief der Kaplan. „Ich hab' sie selber herunter geholt!“ rief ammernd die Köchin und rang die Hände. „Nun, dann nur Milch her, viel Milch!“ schrie der Kaplaa und eilte selbst in die Küche. „So, Herr Erzdechant, da trinken Sie, soviel Sie nür können; so, nur zu. Ich werde Sie retten, es ist noch nicht zu spät. Wenn wir nur Butter- milch hätten“. „Da, da!“ rief die Köchin, ist „glücklicher Weise ein ganzer Topf davon da.“ „Buttermilch? Lasst mir Ruh' damit, hab' sie schon als Kind nich leiden können. Aber, lieber Seff, muss 's denn sein?“ jammerte der Herr Ecz- dechant. �Nutzt Alles nichts! Buttermilch und Kron- äugel sind Todfeinde mit einander. Ich gebe Ihnen mein Wort, Sie werden nicht sterben. So, trinken Sie nur gleich aus dem Topfe, soviel noch in den Magen hineingeht.“ Hockewanzel gehorchte wie ein hilfloses Kind. Nach einer halben Stunde ungefähr frug der Caplan: „Spüren Sie schon etwas Erleichterung?“ „Das gerade nicht,“ gab dieser kläglich zur Antwort, „ich möchte zerplatzen.“ „Nun, so wollen wir es jetzt gut sein lassen, Herr Erzdechant, wir sind quitt.“ Mit diesen im freundlichsten Tone gesprochenen Worten zog der Caplan die ihm übrig gelassenen Würste zu sich herüber und fing an, mit dem größten Appetit da- von zu essen. Hockewanzel hatte an diesem Tage schon zu verschiedenen Malen große Augen gemacht, jetzt wurden sie noch viel größer. Er erhob sich schwer- fällig von seinem Stuhle und rief mit Donner- stimme: „Ja, aber was hat denn das zu bedeuten.“ „Das hat zu bedeuten,“ estgegnete der Caplan, „daſs die Würste wohl etwas stark gepfeffert sind, aber Kronäugel sind keine drinnen!“ „Also hätt'st Du mich oft erschreckt und zum Narren gehabt?“ „Wie Sie mich; wir sind quitt.“ „Quitt? Quitt sein m'r nich!“ schrie der Herr Erzdechant wieder und schlug auf den Tisch. „Ich hab' Dich zwar erschreckt und Du mich auch, das stimmt. Aber daſs Du mir den Magen an diesem letzten Abend im Jahr' zu dem ich mein bestes Fassel hab' anstecken lassen, mit Mich ausgefüllt hast, mit Buttermilch, hörste, mit Buttermilch, das is zuviel Siff, Du bist ein Unthier, ein schwarzer Verbrecher!“ „Abw. Wyllards Verhängnis. Roman in drei Bänden von M. E. Braddon. Deutsch von Cl. Steinitz. Einzige autorisirte Uebertragung. Alle Rechte vorbehalten. (46 Fortsetzung.) Das Missgeschick, das über Wyllard herein- gebrochen war, hatte Bothwell erschüttert. Angesichts dieses vom Blitz getroffenen, sich im Staub krümmenden Lebens schwand jeder Groll bei dem jungen Mann. Er dachte zu hochherzig, um es dem Besitzer von Penmorval nachzutragen, wie wenig hold er ihm in der letzten Zeit gesinnt ge- wesen sei. Nur seine Bürde und sei es um noch
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