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25. September 1897
�Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 221
Seite 5
brachte Mittheilung, daſs Polizei im Hause sei,
wodurch bekanntlich unter den Abgeordneten große
Erregung eintrat. Der Alterspräsident Abg. Zurkan
erklärte, daſs ihm hievon nichts bekannt sei. Der
Abg. Dr. Pergelt bestand jedoch auf einer Dis-
cussion dieser Angelegenheit, und dabei that Abg.
Wolf die Aeußerung, daſs das eine „Schufterei“
sei. Später apostrophierte er den Ministerpräsi-
denten mit „Du“ und schleuderte ihm auch das
Wort Schuft ins Gesicht.
Graf Badeni, der sich schon zu Beginn der
damaligen Sitzung in großer Aufregung besunden
hatte, wurde durch diese Zurufe nur noch erregter
und fasste sofort den Entschluss, vom Abg. Wolf
mit Rücksicht auf dessen Immunität Genugthuung
mit den Waffen zu verlangen. Er nominierte als
Secundanten den Coepscommandanten von Wien
Grafen Uexküll Gyllenband und den Obersten Resch
des Generalstabes. Die beiden Herren begaben
sich gestern zum Abgeordneten Wolf, und dieser
machte seinerseits die deutschnationalen Abgeordneten
Dr. Lemisch und Dr. Sylvester als seine Zeugen
namhaft. Die Zeugen vereinbarten nun ein Pistolen-
duell' unter den schwersten Bedingungen, nämlich
dreimaligen Kugelwechsel auf 25 Schritte Distanz
mit ungezogenen Pistolen. Als Ort des Zwei-
kampfes würde das Militär-Reitlehrinstitut im
3. Bezirk, Ungargasse, b.stimmt und die Aus-
tragung desselben für heute vormittag um 9 Uhr
festgesetzt.
Graf Badeni war für gestern Abend zu einer
Sitzung des Cxecatiocomités der Rechten einge-
laden, er erschien jedoch in dieser Sitzung nicht.
Wie verlautet, hat derselbe während dieser Zeit
sein Testament verfasst.
Heute früh fanden sich beide Duellanten mit ihren
Zeugen zur festgesetzten Stunde in der Reitschule
ein. Nach Erledigung der nöthigen Formalitäten
nahmen die Duellanten Aufstellung und das Com-
mando erscholl. Der Schuſs Woll's krachte, allein
Graf Badeni soll seinen Schuss, wie verlautet, um
einen Bruchtheil einer Secunde zu spät adgefeuert
haben. Die Kugel Wolf's traf den Grafen Badeni
in den rechten Unterarm, drang von da in den
Oberarm, wo sie ſtecken blieb. Der Schufs des
Ministerpräsidenten gieng jedoch fehl, und Abg.
Wolf blieb gänzlich unverletzt. Infolge der schweren
Verwundung des Grafen Badent erklärten die Se-
cundanten den Zweikampf für beendet, worauf sich
die Duellauten angeblich die Hände reichten.
Graf Badeni wurde in Begleitung von Aerzten
in das Ministerium des Jnnern in der Wipplinger-
straße gebracht. Hier trat sofort ein ärztliches
Consilium zusammen, welches die sofortige opera-
Das junge Mädchen schien den Gegenstand
dieser Unterhaltung zu ahnen, eine tiefe Röte über-
flog ihr liebliches Gesicht. Sie machte ihre Hand,
die ihr Bruder ergriffen hatte, frei und floy wie
ein gescheuchtes Reh in den hinteren Theil des
Gartens.
Als Reindorf nach einigen Minuten ollein aus
dem Hause kam, machte er sich eifrig an die Ver-
folgung der Eatflohenen, die er endlich in einer
Laube fand.
Der junge Jourualist war nicht sehr gewandt
im Vortrag von Liebeserklärungen: in einem Lust-
spiel wusste er besser damit umzugehen, als im
praktischen Leben.
„Bertha,“ begann er, als er dem Mädchen
gegenüber stand. Ich habe soeben mit Ihrer
Mutter gesprochen, und sie hat ebensowenig da-
gegen einzuwenden, wie Ihr Bruder. Ich dächte
nun, daſs ich ... ich habe Ihnen ja bereits
gesagt, daſs meine Stelle vollkommen gesichert ist
und daſs meine Eennahmen mich in den Stand
setzen ... Ich glaube, ich habe Ihnen das bereits
erzählt. Ist es nicht so?“
Sie nickte mit dem Kopf.
„Nun denn,“ fuhr er mit rührender Hilflosig-
keit fort, „so läge also kein Grund vor, weshalb
ich länger“zögern sollte. Ihre Mutter ist auch der
Meinung, daſs man mit achthundert Thalera
Jahreseinkommen einen Haushalt begründen darf.
Glauben Sie, liebste Bertha, daſs man damit
auskommt?“
Er glaubte zu bemerken, daſs sie bejahend mit
mit dem Kopf nickte.
(Fortsetzung folgt.)
tive Entfernung der im rechten Oberarme steckenden
Kugel für nöthig erachtete. Die Extraction der
Kugel gelang ohne besondere Schwierigkeiten, und
es wurde dabei constatiert, daſs die Verletzung
vorderhand keine bedenkliche sei, zu keinerlei Be-
sorgnissen Anlass biete, und daſs der Heilungspro-
cess voraussichtlich rasch vonstatten gehen werde.
Tretz des dringenden Anrathens der Aerzte weigerte
sich Graf Badeni nach Anlegung des Verrandes
das Bett aufzusuchen. Er amtiert, den Arm in
der Binde, im Ministerium, wo bereits massenhafte
Anfragen nach seinem Befinden einliefen.
Sofort nach Bekanntwerden des Duells fanden
sich sämmtliche Minister, zuerst der Minister des
Aeußeren Graf Goluchowski, der Präsident des Ab-
geordnetenhauses Dr. Kathrein und zahlreiche Abge-
ordnete im Ministerium des Innern ein, um Er-
kündigungen über das Befinden des Grafen Badeni
einzuziehen. Die Mitglieder des verfassungstreuen
Grossgrundbesitzes gaben ihre Karten im Minister-
hotel ab.
Von anderer Seite wird noch gemeldet:
Wien, 25. Sept. In parlamentarischen Kreisen
verlautet, daſs heute morgens ein Pistolenduell
zwischen dem Ministerpräsidenten Grafen Badeni
und einem Deutschnationalen Abgeordneten stattge-
funden habe, wobei Graf Badent an der rechten
Hand verwundet wurde. Den Grund des Duells
hatte, eine von den betreffenden Abgeordneten in
einer Parlamentssitzung den Ministerpräsidenten
Grafen Badeni zugeschleuderte persönliche Invektive
gebildet. Die Verwundung des Ministerpräsidenten
ist eine leichte. Die Kugel drang oberhalb des
rechten Handgelenkes ein und trat oberhalb des
Ellbogens aus.
Wien, 25. Sept. Graf Badeni, welcher den
gestrigen Abend im Jockey-Club und in „Venedig in
Wien“ zubrachte, fuhr heute vormittags um halb
9 Uhr auf den Kampfplatz, wo ihn seine Secun-
danten bereits erwarteten. Der Abgeordnete Wolf
hatte sich mit seinen Zeugen knapp vor 9 Uhr in
der Reitschule eingefunden. Dem Duell war der
Regimentsarzt Dr. Zimmermann und ein zweiter
Militärarzt zugezogen. Die Distanz wurde abge-
messen, und die beiden Kämpfenden nahmen Auf-
stellung. Auf das Commando des Grafen Uexküll
schossen beide Gegner gleichzeitig. Graf Badeni
wankte zurück, die Kugel Wolf's hatte seinen zum
Schusse erhobenen rechten Arm an der Handwurzel
getroffen, war durch das Fleisch längs des Unter-
armes in den Oberarm gedrungen und blieb dort
stecken. Der sofort herzueilende Regimentsarzt Dr.
Zimmermann untersuchte die Wunde und fand, daſs
kein Armknochen verletzt sei, dennoch aber constatierte
er die volle Kampfunfähigkeit des Ministerpräsidenten.
Er legte demselben einen Nothverband an, worauf
sich Graf Badeni in Begleitung Dr. Zimmermann's
und der beiden Secundanten in den auf der Straße
wartenden Fiaker begab. In fester Haltung durch-
schritt er den Hof. Sein Ueberzieher hieng lose
über die Schulkern. Der Abg. Wolf verließ die
Reitschule mit seinen beiden Secundanten zu Fuß.
Zuhause angelangt mußte sich Graf Badeni einer
ziemlich schmerzhaften Operation unterziehen, damit
die Kugel entfernt werden konnte. Graf Badenie
bewies bei dieser Operation eine große Standhaftig-
keit. Die Familie des Ministerpräsidenten war von
dem Duell nicht unterrichtet und erfuhr von dem-
selben erst, als der Graf verwundet nachhause ge-
bracht wurde. Augenzeugen des Duells be-
stätigen, daſs dasselbe geradezu in der gentle-
mankikesten Weise verlief. Nachträglich verlautet
noch, daſs Graf Badeni ursprünglich die Abge-
ordneten Gniewosz und Udrzal als seine Secundanten
in Aussicht genommen habe. Der erstere rieth jedoch
von dem Duell ab, weshalb Graf Badeni von diesen
Zeugen absah und die obengenannten nominirte. —
In der Stadt war vorerst in allen öffentlichen
Localen das Gerücht von einem Attentate auf den
Ministerpräsidenteu verbreitet.
Wieu, 25. Sept. Graf Badeni hatte gestern
durch den Mixister des Aeußern Grafen Golu-
chowski dem Kaiser die vorgeschriebene Anzeige
von dem projectirirn Duell gemacht. Wie verlautet,
ist von Seite der Krone die Bewilligung hiezu er-
theilt worden. Es circulirt auch das Gerücht, daſs
Graf Badent gleichzeitig mit dieser Anzeige dem
Kaiser seine Demission unterbreitet habe, daſs diese
jedoch nicht angenommen worden sei.
Wien, 25. Sept. Das um 1 Uhr nachmittag
ausgegebene Bulletin meldet, daſs das Befinden
des Grafen Badene ein zufriedenstellendes und der
Graf fieberfrei sei.
Wien, 25. Sept. Im Abgeordnetenhause
waren heute vormittags die Abgeordneten in Gruppen
versammelt, als die Nachricht von dem stattgehab-
ten Duell eintraf. Sie rief selbstverständlich die
größte Bestürzung hervor, verdrängte sofort alle
politischen Discussionen und bildete von da ab den
alleinigen Gesprächsstoff. Anfangs sprach man von
einer schweren Verletzung des Ministerpräsidenten,
es verlautete sogar, daſs eine Amputation des
rechten Armes nöthig sein würde. Diese Befürch-
tungen erwiesen sich j doch bald als übertrieben.
Sämmtliche den Majoritätsparteien angehörende
Gruppen bereiten Sympathiekundgebungen für den
Grafen Badeni vor. Bei seinem Wiedererscheinen
im Abgeordnetenhause sollen ihm große Ovationen
dargebracht werden.
Wien, 25. Sept. In der Schönerergruppe
des Angeordnetenhauses ist infolge der Thatsache,
daſs der Ministerpräsident den Abgeordneten Wolf
zum Duell heraugefordert hat, das Selbstbewuſst-
sein derselben begreiflicherweise sehr gestiegen. Die
Position des Grafen Badeni hat sich bei dieser
Gruppe naturgemäß insofern besser gestaltet, als
die Angehörigen derselben nunmehr behindert sind,
den Grafen Badeni persönlich anzugreifen.
Wien, 25. Sept. Den Blättern zufolge war
der Grund der Herausforderung des Grafen Badeni
an den Abg. Wolf, das in der Eröffnungssitzung
des Abgeordnetenhauses, als von den angeblich als
Diener verkleideten Polizisten die Rede war, Wolf
schrie: „Das ist eine Badenische Schufterei.“ Im
stenographischen Protokolle war dieser Zwischenruf
nicht angeführt, weil in dem damals herrschenden
Lärm derselbe nicht allseitig gehört wurde. Die
Duellbedingungen waren schwere, dreimaliger gleich-
zeitiger Kugelwechsel auf 25 Schritte Distanz mit
ungezogenen Pistolen. Die Verwundung erfolgte
beim ersten Kugelwechsel. Die im Oberarm stecken
gebliebene Kugel wurde vormittags operativ ent-
fernt. Die Familie des Ministerpräsidenten erfuhr
vom Duell erst, als er verwundet heimkehrte. Nach
dem Duell reichten die Gegner einander die Hände.
Einer der ersten, welche beim Ministerpräsidenten
vorfuhren, war der Minister des Aeußern Graf
Goluchowski. Die Aerzte erhoffen die vollständige
Herstellung binnen Wochenfrist. Die Sekundanten
für den Grafen Badeni waren der Corpscomman-
dant Graf Uexküll und der Oberst Resch vom
Generalstab. Ministerpräsident Graf Badeni, dessen
Zustand befriedigend ist, setzt seine Amtirung im.
Ministerium des Innern fort.
Die Mitglieder des verfassungstreuen Groß-
grundbesitzes gaben corporativ ihre Karten im
Ministerium ab, woselbst Präsident Dr. Kathrein.
und sämmtliche Minister sich persönlich über das
Befinden des Ministerpräsidenten erkändigten. Auch
der „Czesty klub“ entsandte 3 Abgeordnete zum
Grafen Badeni um ihm die Sympathien des Clubs
auszudrücken. — Das „Fremdenblatt“ erinnert, dass
Graf Taoffe im Mai 1893 dem Abg. Plener eine
Forderung zugehen ließ; die Angelegenheit wurde
damals ohne Waffengang ritterlich geordnet.
Wien, 25. Sept. Der Charakter der Ver-
wundung Badenis ist ein derart leichter, daſs diesem
die Fortführung der Geschäfte gestattet ist. Der
Kaiser telegraphierte dem Grafen Badeni wiederholt
den Ausdruck seiner innigsten freundschaftlichsten
Antheilnahme und verlangte fortwährende Berichte
über das Befinden desselben.
Berkin, 25. Sept. Das Duell Badeni er-
regt hier große Sensation. Es wird vielfach ge-
glaubt, Badeni werde die Verwundung als Anlass.
seines Rücktrittes benutzen.
Abgeordneten-Haus.
Wien 25 Sept. Auf der Tagesordnung
der heutigen Abendsitzung des Abgeordnetenhauses
steht die Wahl von 40 Mitgliedern und 20 Ersatz-
männern in die Delegationen.
Wien, 25. Sept. Abendsitzung. In der
heutigen Abendsitzung wurden zah reiche Anträge,
darunter mehrere Dringlichkeitsanträge, sowie In-
Název souboru:
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