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29. Mai 1897
„Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 122
Seite 3.
der mich in der Zeit, welche ich dem Stadtrathe
widmen muss, zu vertreten in der Lage ist, zu be-
solden. Hochachtungsvoll Dr. Theodor Wähner,
Herausgeber der „Deutschen Zeitung“, Gemeinde-
rath und Stadtrath.“
(Vierzigjähriges Doctor-Jubiläum.)
Der hiesige Badearzt und großherzoglich mecklen-
burgische Medicinalrath Herr Dr. Eduard Stark
begeht am heutigen Tage das Inbiläum seines
vierzigjährigen Wirkens als Arzt, und wir können
diesen Moment, von dem wir leider erst im letzten
Augenblicke Kenntnis erhielten, nicht vorübergehen
lassen, ohne dem Jubilar unsere aufrichtigste
Gratulation zu diesem bedeutungsvollen Lebens.
und Berufs-Abschnitte darzubringen. — Der Jabi-
lar, ein geborener Karlsbader, promovierte im
Jahre 1857 an der Prager Universität, kam bald
darnach hierher in seine Vaterstadt, um die ärztliche
Praxis daselbst auszuüben und figuriert bereits in
dem Verzeichnis der Aerzte des Jahres 1858 unter
den damals hier practicierenden neunzehn Aerzten
als der Anciennität nach jüngst r. (Es dürste hier
vielleicht interessieren, wenn wir die Namen der
graduirten Aerzte vor vierzig Jahren hier anführen.
An der Spitze derselben steht wie heute noch der Name
des als Senior der hiesigen Aerzte hochverehrten
jetzt 95jährigen Hofrathes Herrn Dr. Gallus Ritter
von Hochberger, daran reihen sich die Doctoren
M. C. Forster, Leopold Fleckles, Anton Bermann,
Eduard Hlawácek, Franz Damm, Rudolf Mannl,
Franz Sorger, Johann Anger, Ludwig Preiß,
Isidor Gans, Wilhelm Oesterreicher, Gabriel Porges,
Franz Lutter, Josef Seegen, Moritz Klauber, Auguft
Winter, Karl Zimmer, Eduard Stark. — Außer
dem Hofrath Dr. von Hochberger, dem Professor
Dr. Seegen (der hier eine Praxis nicht mehr
ausübt, aber eben zum Kurgebrauche hier weilt)
und dem heutigen Jubilar, der diesen Ehrentag in
bestem Wohlsein zu begehen in der glücklichen Lage
ist, befindet sich keiner der weiters hier genannten
Aerzte mehr am Leben. — Dr. Stark kam damals
als junger einheimischer Arzt in einer für den An-
fänger günstigen Epoche hierher und wurde von
Herrn Hofrath von Hochberger in eine umfang
reiche Stadt- und badeärztliche Praxia eingeführt.
Um die im Jahre 1862 hier stattgefundene
37. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte
machte sich Dr. Stark vielfach verdient. Er stand
den beiden Geschästsleitern Hofrath Ritter v. Hoch-
berger und Prof. Freiherr von Löschner als junge
Arbeitskraft unermüdlich zur Seite und war mit
dem heutigen Sanitäts-Inspector Böhmens, Dr.
Ritter Brechler v. Troskowitz und dm bereits ver-
storbenen Professor Dr. Cantany (wegen seiner
Diabetesstudten um Karlsbad hochverdient), Professor
Dr. Steiner (dem nachmaligen Director des Prager
Kinderspitales) und Dr. Smoler um die Redaction
der während der ganzen achttägigen Dauer der
Naturforschei-Versammlung täglich erschienenen, von
der Geschäftsleitung herausgegebenen umfangreichen
Tagesberichtes verd enstvoll und mit großem Eifer
bemüht, Im Jahre 1887 wurde Dr. Eduard
Stark, der gegenwärtig nach dem Herrn Hof-
rathe Dr. Ritter von Hochberger der Ancienni-
tät nach älteste hier practicierende Doctor der
Medizin ist, durch Verleihung des Titels eines
großherzoglich meclenburgischen Medizinalrathes
ausgezeichnet und ist seit dem Jahre 1890 Inhaber
des Päpstlichen Ehrenkreuzes „Pro eclesia et
pontifice.“ An seinem heutigen Jubeltage kann
auch der heute greise, gewesene Stadtwundarzt,
Herr Karl Glaser' mit unter den Gratulanten er-
scheinen, mit dem vereint er gleichfalls schon vor
verzig Jahren an manchem Krankenbette hier die
älziliche Kunst ausgeübt.
(Die Karlsbader Rennbahn vor dem
Verwaltungsgerichtshofe.) Nach einer uns
gestern zugekommenen Depesche aus Wien hat der
Verwaltungsgerichtshof bei der gestern Vormittag
stattgefundenen Verhandlung, die Beschwerde der
Karoli-Johannigewerkschaft gegen die Karlsbader
Rennbaynanlage abgewiesen. Die Stadtge-
meinde war durch ihren Rechtsanwalt Herrn Stadt-
rath Dr. Fleischner vertreten.
(Das Leichenbegängnis) des vorgestern
zu Grabe getragenen Stadtgärtners Herrn Josef
Hahmann bot einen imposanten Trauerzug,
unter welchem sich auch Herr Bürgermeister
Schäffler, Vertreter des Stadtrathes und des
Stadtverordneten-Collegiums, sowie der städt.
Beamtenkörper befanden. Der Sarg war buch-
stäblich in einen Hain von Blumen eingebettet. —
Eine gleich zahlreiche Menge Leidtragender gab
dem verstorbenen Hotelier Herrn Heinrich Zeinar
das letzte Geleite, darunter fast vollzählig die hiesige
Genossenschaft der Gastgewerbe und Vereins-
Deputationen. Zahlreiche Kränze wurden am Sarge
des Verblichenen niedergelegt.
(Im Handelsregister) des k. k. Kreis-
gerichtes in Eger haben folgende Eintragungen
stattgefunden: 1. Bi der Firma: „Erste Karls-
bader Productivgenossenschaft für Tischler, registr.
Genossenschaft mit beschränkter Haftung“, die
Löschung des Franz Totzauer I. Stellvertreter, des
Wenzel Flach II Stellvertreter und des Friedrich
Lang als Cassier; dann die Wahl des Josef Kan-
häuser I. Director-Stellvertreter, des Alfred Fischer
1I. Stellvertreter und des Franz Schediwi als
Cassier, sämmtlich in Karlsbad 2. Die Firma
„Karl Epstein“, Gemischtwarenhandlung in Eger.
3. Die Löschung der Zweigniederlassung in Karls-
bad bei der Firma „Schöttner & Seidl, Spediti-
onsgeschäft in Fischern. 4. Die Löschung des Wort-
lautes der Firma „Vorschus cassenverein für Hässels-
dorf und Umgebung, registr. Genossenschaft mit
unbeschränkter Haftung“ und die Eintragung des
neuen Wortlautes: „Spar- und Darlehenscassen-
verein für Hässelsdorf und Umgebung, registrierte
Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung.“ Die
Löschung der Vorstandsmitglieder Joh. Fichtel und
Josef Schmidt und die Wähl des Georg Mayerl
in Hässelsdorf als Vorstandsmitglied. 5. Bei der
Firma „Karl Vogl, Handel mit Tuch-, Seiden-
und Baumwollwaren“ Regina Vogl als Firma-
inhaberin gelöscht und Enil Vogl in Schlacken-
werth als Firmainhaber eingetragen. — 6. die
Firma „K. Steiner“, unter welcher der Firma-
inhaber Heinrich Steiner in Tachau seinen Handel
mit Eisen-, Metall, Holz und Galanteriewaren,
Landesproducten und Kinderwägen betreibt, einge-
tragen. — 7. die Firma „C. G. Dörffel Söhne“,
Stickerei-Factorei der Zweigniederlassung in Graslitz
der in Eibenstock bestehenden Hauptniederlassung
und alle weitern Eintragungen gelöscht.
(Personalnachrichten.) Seine Excellenz
Herr Glandolf Graf Kuenburg, k. k. Ge-
heimer Rath und dermalen Senats-Präsident des
obersten Gerichtshofes in Wien, ist zum Kurge-
brauche hier eingetroffen und hat im Hanse „König
von Baiern“ Wohnung genommen. — Herr Dr.
Eduard Bacher, Herausgeber der „Neuen Freien
Presse“ ist mit Gemalin zum Kurgebrauche einge-
troffen und logiert im Hause „Ostende“ Alte Wiese.
(Die zweite Reunion Dansante) findet
heute im Kurhause statt. Für ein tüchtiges Tanz-
arrangement wurde Sorge getrage — die Bal-
musik wird von der Kurkapille besoagt.
(Kirchenmusik.) An dem morgigen sechssten
und letzten Sonntage nach Ostern, zugleich dem
Sonntage während der Octav des Festes Christi
Himmelfahrt, werden die Messe Nr. 1 in F von
W. C Horak, statt des „Alleluja Regnavit“ aus
C. Etts „Cantica sacra“ und das Offertorium
„Ascendit Deus“ von Förster zur Aufführung
gebracht werden.
(Im Stadttheater) gibt es am heutigen
Abend wieder eine sehr bemerkenswerte Aufführung
indem „Die Puppenfee“ in dieser Saison zum
ersten Male wieder gegeben wird. — Die Puppen-
see Aufführungen am Karlsbader Stadtthealer unter
Dircctor Raul werden bereits seit Jahren gerühmt
und man muss es als sicher annehmen, daſs auch
in diesem Jahre wieder nichts verabsäumt wurde,
der „Puppenfee“ zum gewohnten Erfolge zu ver-
helfen. — Das Werk ist von dem Ballelmeister
Herrn Gundlach neu einstubiert, neu insceniert und
sehr hübsch ausgestattet. — Der Besuch dieser Auf-
führung, welcher sich eine Wiederholung der Oper
„Cavalleria rusticana“ anreiht, ist daher nur leb-
haft zu empfehlen.
(Die Gartenliedertafel) des Männer-
gesangvereines am Donnerstage im Café Posthofe
hatte einen durchschlagenden Erfolg erzielt. Kopf
an Kopf drängte sich im Garten und Salon die
Zuhörerschaft und manche Gäste mussten Platz-
mangels das Etablissement wieder verlassen. Das
Programm bot viel des Abwechslungsreichen und
jede Nummer lohnte reicher Applaus. Schade nur,
dass Herr Stolz nicht disponiert war und in-
folge dessen eine Programmsnummer entfallen musste.
Die Chöre kamen insgesammt zu trefflicher Geltung
und bewiesen, daſs Herr Chormeister Wirkner
auf Einstudierung derselben alle Mühe und Sorg-
falt verwendete. Der materielle Ertrag des Con-
certes war ein glänzender und dürste den Verein
baldigst veranlassen, mit einem weiteren Concerte
vor die Oeffentlichkeit zu treten
(Eine Tombola zu Gunsten des
Vereines „Gesellschaft Kinderfreund“)
verbunden mit einem Concert der Pleier'schen Ka-
pelle findet Montag den 31. d. M., nachmittags von
4 bis 6 Uhr im Etablissement Pupp statt. — Es
hat die Veranstaltung derartiger Tombolas seit
einer längeren Reihe von Jahren schon bei dem
hiesigen Kurpublicum jederzeit so vielfachen Anklang
gefunden, daſs zu erwarten ist, daſs auch diese be-
vorstehende erste Tombola der heurtigen Saison
wieder einer lebhaften Betheiligung sich zu erfreuen
haben wird, was schon umsomeyr zu wünschen
wäre, als der Zweck der Veranstaltung ein eminent
humanitärer ist und die Bestrebungen des wackeren
Vereines „Kinderfreund“ mit Recht die regste
Förderung verdienen. — Die Tompola wird wie
alle derartigen Veranstaltungen mit einer besonders
reichen Gewinnsteoll ctiou ausgestattet sein, welche
am Montag von früh ab in der oberen Veranda
des Etablissements Pupp zur allgemeinen Be-
sichtigung ausgestellt sein wird. Es befinden sich
wertvolle Gegenstände darunter, welche gewiſs
nicht verfehlen werden, zur Abnahme der Spiel-
cartellen anzuregen. Es wäre nur zu wünschen,
daſs ein recht reicher Erlös dem Unternehmen
zutheil werden möchte, denn kaum ein zweiter
humanitärer Verein verdient mehr Förderung,
als die Gesellſchaft Kinderfreund. Spiel-Cariellen
à 0 kr. sind schon von jetzt ab im Café Pupp
zu haben.
(Die Concerte der Pleier'schen
Concertkapelle) an Sonntagen in Gießhübl-
Sauerbrunn nehmen morgen ihren Anfang.
Dieselben finden während der ganzen Saison dort
statt und zwar vormittag von 11—12 Uhr im Kur-
parke und von 3—5 Uhr nachmittag beim Kur-
restaurant. Diese Mittheilung dürste Vielen Anlass
geben, als ihr Ausflugsziel Gießhübl Sauerbrunn
zu erwählen, das ohnehin durch seine Naturschön-
heiten fast von allen Karlsbader Kurgästen aufge-
sucht wird. Die beiden Restaurants dortselbst bieten
auch nach der Richtung Gewähr, daſs die Aus-
flügler eine vortreffliche Verpflegung vorfinden.
(Schutz den Insectenfressern.) Die
durch Vertilg ungungeheuter Mengen von Insecten ieen
(besonders auch der Eier der „Nonne“) so unermesslich
nützlichen Meisen vermindern sich von Jahr zu Jahr,
weil ihnen Brutgelegenheit mangelt. Einige Arten
nisten auch in Kästen, wenn die Fluglöcher ent-
sprechend klein sind. Hauptsächlich sollte man aber
hohle Stämme zu erhalten suchen, die gar keinen
Holzwert haben, in denen aber die Meisen und
andere nützliche Insectenvertilger gerade sehr gern
nisten.
(Wegen Betrug) und Schädigung der
hiesigen Bezirkskrankencassa, begangen durch Krank-
heits-Simulanz, wurde ein hiesiger Arbeiter in der
am 25. d. M. stattgefundenen Verhandlung bei dem
hiesigen Bezirkegerichte zu fünf Tagen Arrestes und
Tragung sämmtlicher Kosten verurtheilt. Derselbe
hatte sich eine kleine Schnittwunde am Finger zu-
gezogen, welche ihn jedoch nicht an seiner Arbeits-
fähigkeit hinderte, trotzdem aber von ihm benutzt
wurde, einen Arzt zu consultieren, sich einen Kranken-
schein ausstellen zu lassen und so zwei Einnahms-
quellen sich zu erschließen. Seine Genossen ließen
sich aber den Schwindel, der doch mit auf ihre
Kosten gieng, nicht gefallen und erstatteten die Anzeige.
(Neue Instructionen zu den Spra-
chenverordnungen?) Die „N. L.“ erhalten
folgende Wiener Mittheilung: „Die eindringliche
Intervention des Clubs der tschechischen Abge-
ordneten gegen die sogenannten Instructionen zu
den Sprachenerlässen für Böhmen und Mähren
halten zur Folge, daſs nun an die Statthaltereien
Intimate versendet wurden, durch welche diese Er-
lässe richtig interpretiert werden und alles hinfällig
wird, was zum Nachtheile der von den tschechischen
Abgeordneten mit der Regierung getroffenen Ver-
einbarungen, sowie des thatsächlichen Inhaltes dieser
Dateiname:
karlsbader-badeblatt-1897-05-29-n122_5685.jp2