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Seite 4 „Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 294 23. December 1896 Bürgerversorgungsanstalten, Bürgerversorgungs- häuser, Hospitäler etc. unentgeltlich zu betheilen. Auch das k. k. Oberlandesgerichtspräsidium hat die unterstehenden Bezirksgerichte beauftragt, die Biblio- theken für Häftlinge durch geeignete Lehr- und Lesebücher zu ergänzen. Da die Bezirksschulräthe aufgefordert wurden binnen 8 Tagen bei dem Landesschulrathe zu berichten, so werden die oben- genannten Anstalten und Vereine gut thun, in den nächsten Tagen bei dem k. k. Bezirksschulrathe eventuelle derartige Anspruchsschreiben einzubringen. (Das kommende Jahr). Von den 565 Tagen des Jahres 1897 sind 66 Sonn- und Feier- tage, so dass mehr als ein Sechstel des Jahres auf Ruhetage entfällt. Schlecht bestellt ist es im Jahre 1897 mit den so beliebten Doppelfeiertagen Östern und Pfingsten als natürliche Doppelfeiertage ausgenommen, gibt es den ganzen Frühling, Sommer und Herbst keinen Doppelfeiertag, erst Allerheiligen 1897 fällt auf einen Montag, so daſs ein Doppelfeiertag entsteht, dann bildet schließlich Weihnachten 1897 einen Doppelfeiertag. Tanz- lustige interessirt natürlich am meisten die Dauer des Faschings; dieser dauert bis 3. März (Ascher- mittwoch), also im Ganzen 55 Tage, lange genug, daſs auch die Tanzwüthendsten ballmüde werden. Jahresregent von 1897 ist Mars, ein Planet, der unserer Erde am ähnlichsten sein soll, obzwar sein Körperinhalt nur ein Siebentel jenes der Erde be- trägt. Bei den alten Astronomen hat der Mars ein weniger gutes Renommee als sein Namens- vetter der Kriegsgott in späteren Zeiten genossen. Von dem Planeten Mars heißt es, dass das von ihm regierte Jahr „trocken und wenig fruchtbar“ sei. An „Sensationen“ ist das Marsjahr arm. Es gibt gar keine Mondesfinsternis, und von den beiden Sonnenfinsternissen ist in unseren Gegenden gar nichts zu sehen. Die erste Sonnenfinsternis findet am 1. Feber um 6 Uhr 24 Minuten abends statt und ist nur in Mittelamerika, einem Theil von Südamerika und an den australischen Küsten be- merkbar. Die zweite Sonnenfinsternis ist für den 29. Juli angesagt, und auch sie ist nur in einigen Theilen Afrikas und Amerikas sichtbar. — Ziemlich spät im neuen Jahr fällt Ostern; Ostersonntag ist m 18. April und demgemäß verschieben sich auch die anderen Feiertage. (Das Bundeszeichen der Veteranen abgelehnt.) Der Reichsverband der Miliär- Veterauenvereine, an dessen Spitze der General Mingazzi steht, hat sich an den Grafen Badeni als Ministerpräsidenten mit dem Ansachen gewendet, um vom Kaiser die Erlaubnis zu erwirken, daſs die Veteranen als Bundesabzeichen eine Reichs- krone auf der Brust tragen dürfen. In der Moti- virung dieses Ansuchens hieß es, daſs durch dieses Abzeichen das Ansehen der Veteranenschaft und damit dasGefühl der Zusammengehörigkeit und der Interessengemeinschaft gehoben werden. Der Ministerpräsident hat nunmehr den Reichsbund in einem Schreiben verständigt, daſs er das einge- sandte Muster des Abzeichens dem Kaiser dermalen nicht zur Genehmigung vorlegen könne. Die Gründe für die Abweisung erscheinen nicht angegeben. (Die kritischen Tage des Jahres 1897) sind nach Prof. Rudolf Falb folgende, und zwar erster Ordnung: 17. Februar, 17. April, 16. Mai, 28. August, 26. September, 25. October, 24. November; zweiter Ordnung; 3. und 18, Januar, 1. Februar, 3 März, 2 April, 14. Juni. 14. und 29. Juli, 12. August, 11. September, 10. October, 23. December; dritter Ordnung: 1. und 31. Mai, 30. Juni, 9. November und 9. December. Dabei ist zu beachten, daſs der 1. Februar und 29. Juli in Folge der auf diese Tage fallenden Finsternisse wahrscheinlich um eine Ordnung höher rücken und als kritische Tage erster Ordnung auftreten dürften. Der stärkste kritische Tag ist der 18März, ihm folgt der 17. April. (Erledigte Lehrstellen.) Im Teplitzer Schulbezirke sind zu besetzen: 1. Eine provisorische Lehrerstelle 3. Fischgruppe der II. Gehalteclasse au der Knabenbürgerschule in Teplitz-Schönau. (Lehrbefähigung aus der 3. Fachgruppe erforderlich.) — 2. Eine provisorische Lhrerst lle der V. Gehalts- closse an der Volksschule in Dreihunken. — 3. Eine Lehrerstelle der V. Gehaltsclasse an der zur Volksschule iu Niklasberg gehörigen Schulexpositur in Neustadt. — 4. Je eine Unterlehrerinstelle an der selbständigen Mädchenvolksschule in Teplitz nach der II. Gehaltsclasse und an der Mädchenvolksschule in Turn nach der III. Gehaltsclasse. — die ge- hörig belegten Gesuche sind binnen sechs Wochen im vorgeschriebenen Wege beim k. k. Bezirksschul- rathe Teplitz einzubringen. Definitiv angestellte Lehrpersonen haben dem Gesuche um eine rovi sorische Lehrstelle eine Verzichtsurkunde auf ihre definitive Dienststelle beizuschließen. (Brand in Salmthal.) Montag früh zwischen 4 und 5 Uhr kam in Salmthal in der sogen. Klug'schen Mühle ein Brand zum Ausbruche, der sich schnell deralt ausbreitete, daſs bald das ganze Object von demselben ergriffen ward, und gänzlich niederbrannte. Wenn vielleicht im ersten Momente die Salmthaler Octsfeuerwehr hätte mit ihrer Spritze in Action treten können, so würde sich möglicher Weise ein Theil des Gebäudes haben retten lassen — so wurde aber leider eine gut ge- meinte Vorsicht, diesmal zum Verhängnis. Man hat nämlich, um die Spitze immer gebrauchsfähig zu haben, derselben das Bentil entnommen, damit dieses nicht einfriere und hat es im Hause des Gemeindevorstehers sicher geborgen. — Nun wollte es das Unglück, daſs gerade dieses Haus das Brandobject war und als man das Ventil für die Feuerspritze haben wollte, dasselbe nicht mehr zu erlangen war. — Hier hat also Vorsicht ge- schadet. — Leider ergab sich bei dem Brande auch ein bedauerlicher Unglücksfall. Ein Kuischer, der in dem brennenden Hause sich befand und die Stiege nicht mehr passieren konnte, sprang rückwärts von der Höhe des zweiten Stockes herab. Der Aermste wurde mit gebrochenen Armen und Beinen und schweren inneren Verletzungen vom Platze getragen. Vom Büchertisch. Als eine prächtige Weihnachtsgabe präseatirt sich mit der soeben erschienenen Nr. 8 die „Oesterreichische Musik- und Theaterzeitung“ (Herausgeber? B. Lvovsty). Die 28 Seiten starte Nummer, welche außer dem Haupt- blatte und der Beilage auch ein „Literaturblatt“ umfaßst, enthält u. A.: Alexander Borodin (mit Bild), eine bio- graphisch-tritische Studie von B. Lvovstv, Wiener Bühnen- und Concertberichte, eine Studie über Lisz''s „Christus“ von Dr.Th. Helm, einen interessanten Artikel über das „Farbenhören“ von K. Wahlstedt, die Fortsetzung der Artikelserie „30 Jahre Wiener Musikleben“ von Dr.Th. Helm, eine reizende Weibnachtsgeschichte von M. Friedi, Bild und Biographie des Fris. Glöckner, sowie der russischen Tanzsängerin Michailenio, sowie Berichte aus Berlin, Paris Prag u. s. w. — Das „Literaturblatt“ bringt nebst Bildern und Biographien namhafter Autoren, Origivalbeiträge von Martin Greif, Hugo Jüngst, Paui Wilhelm, Graf Stadion u. A. — Dem Blatteist ein mit farbigem Titelblatte schön ausgestattetes Lied v. Franz Musil beigegeben. — Jahres-Abonnement � fl. = Redactin: Wien, ., Seilerstätte15. Von der Wiener Wochenschrift „Die Zeit“ ist soeben das 113. Heft erschienen. Aus dem Inhalt desselben heben wir hervor: Das überlebenslange Parlament. Von K. — Ab- gelehnte Volksbeglückung. Von Prof. J. Platter. — Der Hamburger Hafenstreit. Von Dr. Richard Ehrenberg. Der Phystologische Psychebegriff. Von F. v. Feldegg Die socialen und volitischen Fölgen der böhmischen Ro- mantik. Von Dr. Matthias Murko. — Die „Ewige Lampe.“ Von Dr. Richard M. Meyer. — Ein möderner Zeichner. Von Gustav Gugitz. — Maurice Donnav. Von Hermann Bahr. — Die Woche. — Bücher. “ Revue der Revuen. — Moritz, der Sortimenter. Von Otto Erich Hartleben. Abonnements auf diese Wochenschrift, viertel- jährlich 3 fl. = 5 Mark, nehmen die Post, alle Buch- handlungen und die Administration Wien, IX/3, Gün- seI, entgegen. — Probenummern“ gratis und thergas ranco. Telegramme. Wien, 22. December. (Sitzung des Herren- hauses.) Vicepräsident Graf Falkenhayn eröffnet die Sitzung um 12 Uhr 15 Min. Auf der Mini- sterbank sämmtliche Minister. Nach Verlesung des Einlaufes, unter welchen sich die vom Abgeord- netenhause in der letzten Sitzung beschlossenen Ge- setze, darunter das Budgetprov sorium befinden, be- antragt der Obmann der Budgetcommission Fürst Adolf Schwarzenberg, diese Vorlagen nach § 38 der Geschäftsordnung für dringlich zu erklären und auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung zu setzen. Dieser Antrag wird mit der exforderlichen Mojorität angenommen. Das Haus geht zur Tagesordnung über. Ritter von Czyhlarz referirte über die Vorlage betreffend die Abänderung und Ergäuzung der Gewerbeordnung und beantragt die Annahme des Gesetzes in der Fassung des Abge- ordnetenhauses mit Ausnahme des § 106, welchen folgendes Alinea hinzuzufügen sei? Wenn sich unter den verschiedenen Angehörigen einer Genossen- schaft eine größere Anzahl von Arbeitspersonen befindet, welche zu untergeordneten Hilfsdiensten b im Gewerbe verwendet werden (§ 73 lit. 0), können für diese Arbeitspersonen abgesonderte ge- nossenschaftliche Institutionen (schiedsgerichtliche Aus- schüsse, Hilfsardeiterversammlungen und Kranken- cassen) gebildet werden. Cardinal Gruscha erklärt, die Vorlage dieses Gesetzes verpflichte ihn, im Hause zu erscheinen und seinen Dank für die gesetzliche Regelung des Lehrlingswesens auszusprechen. Als ehemaliger Katechet wisse Redner den Wert des Religionsunterrichtes für die Lehrlinge zu würdigen. Wenn auch ein obligatorischer Religionsunterricht für Lehrlinge unter den gegebenen Verhältnissen nicht durchgeführt werden könne, so begrüße Redner gern die Bestimmung des Paragraph 104 des Ge- setzes und dessen Tendenz, daſs die Lehrlinge eine religiös-sittliche Erziehung genießen sollen. Redner wolle keinen Antrag stellen und lediglich den Wunsch aussprechen, daſs die Genossenschaften auf die Er- ziehung der Lehrlinge in sittlich-religiösem Sinne bedacht sein mögen, daſs sie, wenn auch keinen obli- gatorischen, so doch einen nach bestimmten Normen geregelten Religionsunterricht an Sonntagen ein- führen. Als Oberhirt der Wiener Diöcese und als Sohn eines Handwerksmeisters wolle er nochmals seinen Dank aussprechen. (Lebhafter Beifall.) Zu Paragraph 115 spricht Prof. Albert und erörtert die Krankenpflege bei den Genossenschaften. Redner bespricht die Petition der Wiener Aerztekammer. Das Gesetz wird sodann in der vom Referenten vor- geschlagenen Fassung in 2. und 3. Lesung angenommen. Es gelangt hierauf das G setz betreffend straf- rechtliche Bestimmungen mit Bezug auf das Be- treiben der Auswanderungsgeschäfte zur Verhand- lung. Nach einer kurzen Debatte, an welcher sich Regierungsvertreter Stctionsrath' Freiherr von Schwarzenau und Dr. Haſslwanter betheiligten, wurde das Gesetz in zweiter und dritter Lesung unverändert angenommen. Das Gesetz, betreffend die Abänderung des Gesetzes über die Stempel- und Gedürenbegünsti- gung der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften wird ohne Debatte in zweiter und dritter Lesung angenommen, desgleichen das Gesetz betreffend die Gebürenbegünstigungen für Anlehen des König- reiches Böhmen und der Stadt Pilsen, und das Gesetz, betreffend die Errichtung eines fürstlich Czartoryski'schen Familienfideicommisses. Hierauf werden folgende Gesetze in zweiter und dritter Lesung ohne Debatte angerommen. Das ein- monatliche Budgetprovisorium (Referent Dumba), das Gesetz betreffend die Verbilligung des Vieh- salzes (Referent Abt Karl), die Credike für die offici- elle Betheiligung an der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 (Referent Baron Leitenberger), die Nachtragscredite des Unterrichtsministeriums für Personalzulagen für Professoren an den philo- sophischen Facultäten und an der Hochschule für Bodencultur (Referent Freiher v. Cjed.) sowie das Gesetz betreffend die Regelung der Bezüge der Assistenten an den Hochschulen und der Construc- teure an den technischen Hochschulen. (Referent Frh. v. Czedik.) Hofrath Albert referirt über den in der letzten Budgetdebatte gestellten Antrag des Grafen Kurt Zedtwitz betreffend die Errichtung von Lehrkanzeln für Hydrotherapie und beantragt folgende Resolu- tion: Die Regierung wird ersucht, in den Spitälern und Kliniken die hydriatischen Einrichtungen zu fördern, daſs die Candidaten die therapeutische Procedur ausreichend practisch erlernen können. Dr. Hasslwanter betont, daſs das Zugeständnis einer besondern iclinischen Abtheilung in der vom Bericht- erstatter beantragten Resolution von allen Freunden der Kaltwasserheilmethode zu begrüßen sei. Redner beantragt einen (nicht hinreichend unterstützten) Zusatz auf Berücksichtigung der Hydrotherapie an den medi- cinischen Facultäten. Graf Kurt Zedtwitz tritt mit Wärme für die Pflege der Hydrotherapie im medi- cinischen Studium ein.“ Redner beantragt zum Referentenantrag einen Zusatz auf poliklinische Pflege der Sydrotherapie. Dieser Zusatz findet nicht die hinreichende Unter-
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