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Nr. 80 Mittmach den 8. April 1896. XX XXXVI Jahrgang. Vierteljährig Halbjährg Vierteljährig Karlsbader Badeblatt Abonnements-Preise: und Für Karlsbad: Vierteljährig ... .....2 fl. ajarg41. Wochenblatt. Mit Postversendung. Inland: Erscheint ganzjährig täglich mit Ausnahme nach ...... 3 fl. Sonn- und Feiertagen. ..12 ft. Ausland: .....6 A. ......24n Redaktion und Administranor im Haust „Bellevue“ Stefanspromenn Telephon-Nr 5 Inserate werden nur gegen Vorauszahlung un- genommen. Preis der 4mal gespalten. Betit zeile6k Inserate, für den nächsten Tag bestimmt werden nur bis 2 Uhr Nachmitlags in dr Kdministration und in der Traniect'sche eiht „3 Tämmer“Wartentgegen genommen. Herausgeber: Ernest Franieck. Halbjährig“. Manuseripte werden nicht zurücktgegeben Inserate übernehmen die Annoncen-Bureans Haasenstein & Bogler in Wien, Audolf Mosse in Berlin und Wien und sämmtliche anderen Filialen dieser beiden Firmen, sowie Z. Danneberg, Wien. Politische Rundschau. Deutschland. Der Aufenthalt der Söhne des Kaisers in Plön scheint vorläufig auf drei Jahre berechnet zu sein, wenig- stens sind für diesen Zeitraum die Lehrer, welche mit ihren Familien von Berlin nach Plön übersiedeln, ver- pflichtet worden. Es ist ihnen nach dieser Zeit die Rück- kehr in ihre frühere Stellung offen gehalten worden. Prinz Max von Sachsen, der dritte Sohn des prä- sumtiven Thronerben Prinzen Georg, wird im Laufe dieses Jahres die Weihe als katholischer Priester empfangen. Wie die „New-Yorker Staatszeitung“ erzählt, ge- denkt der deutsche Reichstagsabgeordnete Ahlwardt in Amerika zu bleiben. Er hat in Hoboken die erste Nummer seiner Antisemitenzeitung veröffentlicht, welche nach Angabe seiner abtrünnigen Bundesgenossen Hessel und Schwertfeger mit geschnorrtem Gelde hergestellt wurde. Als Motto hat sich der Judenfresser die Worte gewählt: „Greif nur hinein ins Wespennest, und wenn Du greifst, dann greifefest!“ Sein Mitarbeiter und erster Redacteur ist ein Herr Friedow, der in seiner vorchristlichen Epoche den Namen Schmuhl geführt hat. Ein würdiges Paar! Italien. Der Papst empfing den Prinzen und die Prinzessin Heinrich von Preußen. Der Empfang trug einen feier- lichen Charakter und dauerte eine halbe Stunde. Bei dem Empfange waren der preußische Gesandte v. Bülow nebst zwei Gesandtschafts-Attachés zugegen. Die Unter- haltung trug einen sehr herzlichen Charakter. Nach dem Empfang stattete Prinz Heinrich dem Cardinal-Staats- secretär Rampolla einen Besuch ab, den derselbe bald da- rauf in dem Hotel „Bristol“ erwiderte. Montag Abend fand im Quirinal ein Diner zu Ehren des Prinzen und der Prinzessin Heinrich statt. — Der König empfing den deutschen Botschafter v. Bülow in Audienz. Darauf statteten der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Preußen den beiden Majestäten einen fast einstündigen Besuch ab. Frankreich. Ein neuer Conflict zwischen dem französischen Senate und der Deputirtenkammer ist am Charfreitag zum Aus- bruch gekommen. In der Senatssitzung verlangte zu- nächst Bissouil, daſs die Interpellation über die aus- wärtige Politik bis nach den Osterferien verschoben werde. Ministerpräsident Bourgeois unterstützte den Antrag auf Vertagung. Eine neue Debatte würde die schwebenden Verhandlungen nur stören und die der Regierung bei der Vertretung Frankreichs nach außen hin nöthige Autorität schwächen. Am Schluss seiner Rede appellierte Bourgeois an den Patriotismus des Senats. Der Antrag Bissouil wurde jedoch mit 159 gegen 112 Stimmen abgelehnt und nun gab Bourgeois die Erklärung ab, daſs er über die ägyptische Frage gleichfalls keine anderen Mittheilungen machen, also die Interpellation nicht beantworten könne. Milliord begründete alsdann die Interpellation, indem er erklärte, daſs die patriotischen Beunruhigungen, welche die Dongola-Expediiton und der Rücktritt des Ministers Berthelot hervorgerufen hätten, noch fortbeständen. Die Regierung habe sich durch die Ereignisse überraschen lassen. Der Redner bringt endlich eine Tagesordnung ein, welche besagt: „Der Senat erachtet die Erklärungen der Regie- rung für unzureichend und erklärt, daſs dieselbe nicht sein Vertrauen besitze.“ Diese Tagesordnung wird darauf mit 155 gegen 35 Stimmen angenommen und die Minister verlassen den Saal. Demöle beantragt infolge dieser Ab- stimmung die Aufhebung der Sitzung und eine Vertagung bis zum 21. d. M., um dann die Vorlage über die Madagascar-Credite zu berathen, dem auch Folge ge- geben wurde. — Der sofort zusammentretende Minister- rath beschloss nichtsdestoweniger einstimmigt/ daſs die ihm nacheinander von der Deputirtenkammer ertheilten Ver- trauensvoten, besonders das über die auswärtige Politik, es der Regierung zur Pflicht machten, die Leitung der Staatsangelegenheiten in der Hand zu behalten. Der Ministerpräsident Bourgeois begab sich darauf in das Elysee, um dem Präsidenten Faure über das Ergebnis der Berathung Bericht zu erstatten. Der Ministerrath sollte wie gewöhnlich zusammentreten. Die Blätter con- statieren einstimmig, daſs das Votum des Senats eine außerordentlich gespannte Situation geschaffen habe. Die republikanischen und conservativen Organe sagen, das Cabinet, welches sie als revolutionär und aufrührerisch kennzeichnen, könne nicht weiterhin Frankreich unter den gegenwärtigen so schwierigen äußeren Verhältnissen ver- treten. Die radicalen Blätter führen hingegen aus, die so überaus lächerliche Haltung des Senats mache eine Revision unvermeidlich, und sprechen die Ueberzeugung aus, daſs das Land einen Senat tadeln werde, der die Aufgabe des Cabinets zu einer so schwierigen mache. Ob ihre Ueberzeugung aber Recht behalten wird, daran zweifeln die Herren nunmehr offenbar selbst. Die Erhaltung der Sonnenwärme. (Original-Beitrag.) Eine naturhistorische Excursion. Von Karl Rößler, Bürgerschuldirector i. P. (Karlsbad.) Wir stehen am Beginne einer neuen Sommer- saison. Der Schnee schmilzt, welcher den Winter hindurch die Erde mit einem weißen Leichentuche bedeckt hatte: das Eis der Flüsse ist gebrochen, und nur von den fernen Bergen her leuchten noch die Höhenzüge mit dem blendenden Weiß bedeckt als die letzten Nachzügler des scheidenden Winters. Die Natur fängt an, aus ihrem Winterschlafe zu er- wachen, die Erde kleidet sich nach und nach in ein frisches Grün und bald regt sich auf Baum und Strauch, in Feld und Wald, auf Höhen wie im Thal ein neues Leben. Die allerwärmende Sonne bringt diesen Wandel hervor. Sie steigt in maje- stätischer Pracht je länger je höher über dem Hori- zonte empor. Ihre Strahlen, welche im Winter schräg unsern Erdtheil treffen und infolgedessen ihrer geringeren Wärmeerzeugung willen die gewissermaßen in eine Erstarrung versetzen, falle. jetzt mehr und mehr senkrecht nieder, um auch unsere Gegenden den Segen ihrer erquickenden Wärme zukommen zu lassen, den sie zur Winters- zeit den südlichen Theilen unseres Erdballes gespendet hatte. — Die Sonne ist das allbelebende, pulsierende Herz des Weltalls. Durch die Gewalt ihrer Masse zwingt sie nicht nur alle Gestirne ihres Systemes, die ihnen angewiesenen Bahnen in schweigendem Gehorsam zu beschreiben, sondern von ihr gehen auch Licht und Wärme aus, diese bedingenden Elemente unseres physischen Daseins; an ihren Gang, ihre Thätigkeit und ihren Einfluss sind alle Segnungen geknüpft, welche die Natur überhaupt uns darbietet. Die Sonne spendet Licht, die Sonne weckt in den Körpern die Wärme. Licht und Wärme sind die eigentlichen Factoren alles Lebens und aller Thätigkeit. Ohne Sonnenlicht wäre die Erde und wären alle Planeten von einer ewigen Nacht bedeckt, eine starre Wüste, ein weites finsteres Grab. Ohne Wärme würde alles organische Leben auf- hören. Beide Himmelsgaben verdanken wir der Sonne. Und diese Himmelsgaben spendet uns die Sonne schon seit undenklichen Zeiten, seit der all- mächtige Wille des Schöpfers sie ins Dasein ge- rufen. Beides, Licht und Wärme, sind keineswegs wägbare Stoffe, die von der Sonne ausgeschieden werden, sondern — durch eine unfassbare lebendige Kraft, die der Sonne innewohnt, wird der im ganzen Weltraume verbreitete, äußerst feine, elastische Stoff, Aether genannt, in Schwingungen versetzt, welche Schwingungen Licht und Wärme hervorrufen, und es kommen diese Aetherschwingungen, wenn sie das Auge und das Gefühl treffen, auf dieselbe Weise als Licht oder als Wärme zum Bewusetsein, wie die ins Ohr dringenden Luftschwingungen als Schall von uns wahrgenommen werden. Es drängt sich nun von selbst die Frage auf: Wie wird die Sonnenwärme erhalten? Muſs sie nicht mit der Zeit vermindert werden? — Bei der ungeheuern Ausstrahlung von Licht und Wärme, welche die Sonne bis in die entferntesten Punkte ihres Systemes verbreitet, muss nicht ihr Vorrath nach und nach abnehmen und endlich ganz erschöpft werden? — Selbst, wenn sie keine materiellen Theilchen verliert, wenn Licht und Wärme nur in Schwingungen des Aethers bestehen, so wird doch eine lebendige Kraft verbraucht, welche diesen Aether in fortwährende Schwingung versetzt. Man hat berechnet, daſs die erwärmende Kraft der Sonne imstande wäre, auf der Oberfläche der Erde jährlich eine 31 Meter dicke Eisschichte zu schmelzen. Nun empfängt die Erde keineswegs die ganze von der Sonne ausgestrahlte Wärme, sondern nur einen geringen Bruchtheil derselben. Denke man sich um Feuilleton.
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