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Nr. 80
Mittmach den 8. April 1896.
XX XXXVI Jahrgang.
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Karlsbader Badeblatt
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Herausgeber: Ernest Franieck.
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Politische Rundschau.
Deutschland.
Der Aufenthalt der Söhne des Kaisers in Plön
scheint vorläufig auf drei Jahre berechnet zu sein, wenig-
stens sind für diesen Zeitraum die Lehrer, welche mit
ihren Familien von Berlin nach Plön übersiedeln, ver-
pflichtet worden. Es ist ihnen nach dieser Zeit die Rück-
kehr in ihre frühere Stellung offen gehalten worden.
Prinz Max von Sachsen, der dritte Sohn des prä-
sumtiven Thronerben Prinzen Georg, wird im Laufe
dieses Jahres die Weihe als katholischer Priester empfangen.
Wie die „New-Yorker Staatszeitung“ erzählt, ge-
denkt der deutsche Reichstagsabgeordnete Ahlwardt in
Amerika zu bleiben. Er hat in Hoboken die erste
Nummer seiner Antisemitenzeitung veröffentlicht, welche
nach Angabe seiner abtrünnigen Bundesgenossen Hessel
und Schwertfeger mit geschnorrtem Gelde hergestellt wurde.
Als Motto hat sich der Judenfresser die Worte gewählt:
„Greif nur hinein ins Wespennest, und wenn Du greifst,
dann greifefest!“ Sein Mitarbeiter und erster Redacteur
ist ein Herr Friedow, der in seiner vorchristlichen Epoche
den Namen Schmuhl geführt hat. Ein würdiges Paar!
Italien.
Der Papst empfing den Prinzen und die Prinzessin
Heinrich von Preußen. Der Empfang trug einen feier-
lichen Charakter und dauerte eine halbe Stunde. Bei
dem Empfange waren der preußische Gesandte v. Bülow
nebst zwei Gesandtschafts-Attachés zugegen. Die Unter-
haltung trug einen sehr herzlichen Charakter. Nach dem
Empfang stattete Prinz Heinrich dem Cardinal-Staats-
secretär Rampolla einen Besuch ab, den derselbe bald da-
rauf in dem Hotel „Bristol“ erwiderte. Montag Abend
fand im Quirinal ein Diner zu Ehren des Prinzen und
der Prinzessin Heinrich statt. — Der König empfing den
deutschen Botschafter v. Bülow in Audienz. Darauf
statteten der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Preußen
den beiden Majestäten einen fast einstündigen Besuch ab.
Frankreich.
Ein neuer Conflict zwischen dem französischen Senate
und der Deputirtenkammer ist am Charfreitag zum Aus-
bruch gekommen. In der Senatssitzung verlangte zu-
nächst Bissouil, daſs die Interpellation über die aus-
wärtige Politik bis nach den Osterferien verschoben werde.
Ministerpräsident Bourgeois unterstützte den Antrag auf
Vertagung. Eine neue Debatte würde die schwebenden
Verhandlungen nur stören und die der Regierung bei der
Vertretung Frankreichs nach außen hin nöthige Autorität
schwächen. Am Schluss seiner Rede appellierte Bourgeois
an den Patriotismus des Senats. Der Antrag Bissouil
wurde jedoch mit 159 gegen 112 Stimmen abgelehnt
und nun gab Bourgeois die Erklärung ab, daſs er über
die ägyptische Frage gleichfalls keine anderen Mittheilungen
machen, also die Interpellation nicht beantworten könne.
Milliord begründete alsdann die Interpellation, indem
er erklärte, daſs die patriotischen Beunruhigungen, welche
die Dongola-Expediiton und der Rücktritt des Ministers
Berthelot hervorgerufen hätten, noch fortbeständen. Die
Regierung habe sich durch die Ereignisse überraschen lassen.
Der Redner bringt endlich eine Tagesordnung ein, welche
besagt: „Der Senat erachtet die Erklärungen der Regie-
rung für unzureichend und erklärt, daſs dieselbe nicht sein
Vertrauen besitze.“ Diese Tagesordnung wird darauf mit
155 gegen 35 Stimmen angenommen und die Minister
verlassen den Saal. Demöle beantragt infolge dieser Ab-
stimmung die Aufhebung der Sitzung und eine Vertagung
bis zum 21. d. M., um dann die Vorlage über die
Madagascar-Credite zu berathen, dem auch Folge ge-
geben wurde. — Der sofort zusammentretende Minister-
rath beschloss nichtsdestoweniger einstimmigt/ daſs die ihm
nacheinander von der Deputirtenkammer ertheilten Ver-
trauensvoten, besonders das über die auswärtige Politik,
es der Regierung zur Pflicht machten, die Leitung der
Staatsangelegenheiten in der Hand zu behalten. Der
Ministerpräsident Bourgeois begab sich darauf in das
Elysee, um dem Präsidenten Faure über das Ergebnis
der Berathung Bericht zu erstatten. Der Ministerrath
sollte wie gewöhnlich zusammentreten. Die Blätter con-
statieren einstimmig, daſs das Votum des Senats eine
außerordentlich gespannte Situation geschaffen habe. Die
republikanischen und conservativen Organe sagen, das
Cabinet, welches sie als revolutionär und aufrührerisch
kennzeichnen, könne nicht weiterhin Frankreich unter den
gegenwärtigen so schwierigen äußeren Verhältnissen ver-
treten. Die radicalen Blätter führen hingegen aus, die
so überaus lächerliche Haltung des Senats mache eine
Revision unvermeidlich, und sprechen die Ueberzeugung
aus, daſs das Land einen Senat tadeln werde, der die
Aufgabe des Cabinets zu einer so schwierigen mache. Ob
ihre Ueberzeugung aber Recht behalten wird, daran zweifeln
die Herren nunmehr offenbar selbst.
Die Erhaltung der Sonnenwärme.
(Original-Beitrag.)
Eine naturhistorische Excursion.
Von Karl Rößler, Bürgerschuldirector i. P. (Karlsbad.)
Wir stehen am Beginne einer neuen Sommer-
saison. Der Schnee schmilzt, welcher den Winter
hindurch die Erde mit einem weißen Leichentuche
bedeckt hatte: das Eis der Flüsse ist gebrochen, und
nur von den fernen Bergen her leuchten noch die
Höhenzüge mit dem blendenden Weiß bedeckt als
die letzten Nachzügler des scheidenden Winters. Die
Natur fängt an, aus ihrem Winterschlafe zu er-
wachen, die Erde kleidet sich nach und nach in ein
frisches Grün und bald regt sich auf Baum und
Strauch, in Feld und Wald, auf Höhen wie im
Thal ein neues Leben. Die allerwärmende Sonne
bringt diesen Wandel hervor. Sie steigt in maje-
stätischer Pracht je länger je höher über dem Hori-
zonte empor. Ihre Strahlen, welche im Winter
schräg unsern Erdtheil treffen und infolgedessen
ihrer geringeren Wärmeerzeugung willen die
gewissermaßen in eine Erstarrung versetzen,
falle.
jetzt mehr und mehr senkrecht nieder, um auch
unsere Gegenden den Segen ihrer erquickenden
Wärme zukommen zu lassen, den sie zur Winters-
zeit den südlichen Theilen unseres Erdballes gespendet
hatte. —
Die Sonne ist das allbelebende, pulsierende
Herz des Weltalls. Durch die Gewalt ihrer Masse
zwingt sie nicht nur alle Gestirne ihres Systemes,
die ihnen angewiesenen Bahnen in schweigendem
Gehorsam zu beschreiben, sondern von ihr gehen
auch Licht und Wärme aus, diese bedingenden
Elemente unseres physischen Daseins; an ihren
Gang, ihre Thätigkeit und ihren Einfluss sind alle
Segnungen geknüpft, welche die Natur überhaupt
uns darbietet. Die Sonne spendet Licht, die Sonne
weckt in den Körpern die Wärme. Licht und Wärme
sind die eigentlichen Factoren alles Lebens und
aller Thätigkeit. Ohne Sonnenlicht wäre die Erde
und wären alle Planeten von einer ewigen Nacht
bedeckt, eine starre Wüste, ein weites finsteres Grab.
Ohne Wärme würde alles organische Leben auf-
hören. Beide Himmelsgaben verdanken wir der
Sonne.
Und diese Himmelsgaben spendet uns die
Sonne schon seit undenklichen Zeiten, seit der all-
mächtige Wille des Schöpfers sie ins Dasein ge-
rufen. Beides, Licht und Wärme, sind keineswegs
wägbare Stoffe, die von der Sonne ausgeschieden
werden, sondern — durch eine unfassbare lebendige
Kraft, die der Sonne innewohnt, wird der im
ganzen Weltraume verbreitete, äußerst feine, elastische
Stoff, Aether genannt, in Schwingungen versetzt,
welche Schwingungen Licht und Wärme hervorrufen,
und es kommen diese Aetherschwingungen, wenn sie
das Auge und das Gefühl treffen, auf dieselbe
Weise als Licht oder als Wärme zum Bewusetsein,
wie die ins Ohr dringenden Luftschwingungen als
Schall von uns wahrgenommen werden.
Es drängt sich nun von selbst die Frage auf:
Wie wird die Sonnenwärme erhalten?
Muſs sie nicht mit der Zeit vermindert werden? —
Bei der ungeheuern Ausstrahlung von Licht und
Wärme, welche die Sonne bis in die entferntesten
Punkte ihres Systemes verbreitet, muss nicht ihr
Vorrath nach und nach abnehmen und endlich ganz
erschöpft werden? — Selbst, wenn sie keine
materiellen Theilchen verliert, wenn Licht und Wärme
nur in Schwingungen des Aethers bestehen, so wird
doch eine lebendige Kraft verbraucht, welche
diesen Aether in fortwährende Schwingung versetzt.
Man hat berechnet, daſs die erwärmende Kraft der
Sonne imstande wäre, auf der Oberfläche der Erde
jährlich eine 31 Meter dicke Eisschichte zu schmelzen.
Nun empfängt die Erde keineswegs die ganze von
der Sonne ausgestrahlte Wärme, sondern nur einen
geringen Bruchtheil derselben. Denke man sich um
Feuilleton.
Název souboru:
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