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�Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 40
19. Feber 1896
(Variété-Vorstellung). Wir machen
hiermit nochmals auf die heutige im Theater Va-
riété stattfindende einmalige Vorstellung des Va-
riété Emsembles vom Crystallpalaste in Leipzig,
welche beim Häringschmaus-Programme des Herrn
Stalla eine besondere Abwechslung verschaffen wird,
aufmerksam und verweisen auf das im heutigen
Blatte diesbezügliche Inserat.
(Standes-Veränderung bei der
Traintrupye.) Mit allerhöchster Genehmigung
des Kaisers haben im Laufe des Jahres 1896
folgende Veränderungen im Friedensstande der
Traintruppe einzutreten: Der Stand erhöht sich
um 4 Majore, 8 Oberleutnants, 7 Leutnants,
49 Wachtmeister, 33 Trainsoldaten, 15 Officiers-
diener, ferner um 15 Offiziers-Reitpferde und 49
Unterofficiers-Pferde; dagegen wird der Stand
vermindert um 4 Rittmeister erster Classe und 4
Officiers-Reitpferde.
(Gewerbliches.) Im Hinblick auf den
Umstand, daſs das Schuhmacher-Gewerbe in allen
Theilen der Monarchie unstreitig einen Ueberfluss
an Arbeitskräften aufweist und daher der Zufüh-
rung neuer Arbeitskräfte im Wege der Schule nicht
bedarf, hat die Regierung von der Errichtung von
Fachschulen zur Erlernung der Schuhmacherei bis
auf Weiteres abgesehen. Dagegen hat sie sich im
Sinne des von der Centralcommission für Angele-
genheiten des gewerblichen Unterrichtes abgegebenen
Votums entschlossen, Specialcurse für Gehilfen
und Meister in einer Reihe von Orten zu etablieren,
welche vermöge ihrer hervorragenden Schuhwaren-
Industrie und des Bestandes einer gewerblichen
Fortbildungsschule hiefür besonders geeignet er-
scheinen. Die entsprechenden Vorgereitungen hiezu
sind bereits im Zuge.
(Sind Comptoirbeamten unfall-
versicherungspflichtig?) Mit Entschei-
dung vom 16. Mai 1893, Z. 22383, hatte die
Arbeiterunfall-Versicherungsanstalt für Böhmen in
Prag die Ausscheidung von fünf Comptoirbeamten
einer großen Firma von der Versicherungspflicht
verweigert. Die k. k. böhmische Statthalterei hat
dem gegen diese Entscheidung e hobenen Einspruche
die Firma mit Entscheidung vom 28. Mai 1894,
Folge gegeben und erkannt, daſs die fünf Comptoir-
beamten nicht unfallversicherungspflichtig seien.
Das Ministerium des Innern hat die Entscheidung
der Statthalterei bestätigt. Der Verwaltungsgerichts.
hof hat nun die Beschwerde der Unfallversicherungs-
anstalt in Prag gegen die Entscheidung des Mini-
steriums des Innern mittelst Rechtserkenntnis vom
4. December 1895, als unbegründet abgewiesen,
und dieses Urtheil folgendermaßen begründet: „Die
unabweisliche Voraussetzung der Einbeziehung einer
Person in die Versicherung ist die, daſs sie in dem
Betriebe oder in einer zum Betriebe gehörigen
Anlage beschäftigt ist. Da nun der Zweck der gesetz-
lichen Unfallversicherung eben die Versicherung
gegen die aus dem Betrieb erwachsende Unfalls-
gefahr ist, so kann im Sinne des Unfallversiche-
rungsgesetzes unter dem Betriebe nur die auf die
Production unmittelbar gerichtete, also die te nische
Thätigkeit in dem Unternehmen verstanden werden,
und die in dem Unternehmen beschäftigten Be-
amten sind nur dann Betriebsbeamte und als
solche in die gesetzliche Unfallversicherung einbezogen,
wenn sie in dem technischen Betriebe thätig sind.
Eger. 17. Feber. [O.C.] (Exportadressen des
Egerer Handelskammerbezirtes.) Der Bezirk der
Egerer Handels- und Gewerbekammer ist wegen der
Mannigfaltigkeit seiner industriellen Produktion an dem
Erporte Oesterreichs wesentlich betheiligt. Die Ausfuhr
von Rohprodukten und Industrieerzeugnissen vollzieht sich
nicht nur nach dem benachbarten Deutschland, sondern
nach allen europäischen Staaten und auch überseeischen
Ländern. Um dem Interessenten eine Uebersicht über
die Industrie der exportirenden Firmen und die besonders
frequentirenden Exvortrichtungen zu geben, hat die Egerer
Handels- und Gewerbekammer ein Verzeichnis der Ex-
portfirmen des Bezirkes von Nordwestböhmen nach Gruppen
und Classen mit Angabe der Exportartikel abgefaſst. Die
Zusammenstellung erfolgte auf Grund der von der Kammer
verschickten Fragebogen, die von den einzelnen Firmen
mit den erforderlichen Daten ausgefüllt zurückgeschickt
wurden. Dem Verzeichnisse, in Form eines stattlichen
Büchleins erschienen, wurde zur Erhöhung der Brauch-
barkeit als Informationsbuch eine englische und franzö-
zösische Uebersetzung beigegeben. Aus dem Verzeichnisse,
welches die Exportartikel in übersichtlicher Weise in 11
Hauptgruppen eintheilt, ergibt sich die Zahl der Export-
firmen mit 402, darunter auch mehrere gewerbliche Be-
triebe. Die 11 Gruppen sind folgende: 1. Gruppe: Kohle,
Briquetts und Torf —- landwirthschaftliche Produkte:
Vieh, Geflügel, Fische. 2. Gruppe: Eisen- und Stahl-
waren, Metallwaren. 3. Gruppe: Maschinen, Musik-
instrumente und Bestandtheile. 4. Gruppe: Steinwaren
und Baumaterialien, Caolin, Thon- und Chamottewaren,
Vorzellanwaren, Glas- und Glaswaren. 5. Gruppe:
Holz und Holzwaren, Spiel- und Galanteriewaren,
Knöpfe (Kurzwaren). 6. Gruppe: Leder und Lederwaren,
Schuhwaren, Handschuhe. 7. Gruppe: (Textilindustrie).
Garne und Gespinste, seidene Webwaren, Teppiche,
Decken und Webwaren aus gemischten Garnen, Wirk-
waren, Verbandsstoffe, Funeralartikel. 8. Gruppe: Spitzen,
Stickerei- und Wirkwaren, Posamenterien. 9. Gruppe:
Cellulose, Pappen und Papier, Cartonagen und Papier-
waren. 10. Gruppe: Wein, Bier, Spiritus, Liquer,
Zucker, Cichorie, Mineralwässer und Quellenprodukt
11. Gruppe: Chemische Produkte.
Vermischtes.
(Aus Petersburg) wird unterm 16. d. Mts.
geschrieben: „Der Zarenkrönung in Moskau werden, wie
jetzt mit Bestimmtheit verlautet, beiwohnen: der König
von Griechenland, der König von Dänemark, der König
von Serbien, der Prinz von Wales in Vertretung der
Königin Victoria, der Prinz Heinrich von Preußen für
den deutschen Kaiser, der Herzog und die Herzogin von
Aosta als Vertreter des italienischen Königspaares, der
Erzherzog Karl Ludwig und die Erzherzogin Maria
Theresia für das österreichische Kaiserpaar. Frankreich,
die Türkei, Spanien und Bulgarien entsenden militärische
Deputationen. Die Vereinigten Staaten werden durch
einen Staatssekretär vertreten sein. Als Vertreter des
Papstes wird der Wiener Nuntius kommen, aber nicht
Msgr. Agliardi, der um diese Zeit wahrscheinlich nicht
mehr in Wien sein wird. Der Schah von Persien schickt
den Thronfolger. Für die öffentlichen Festlichkeiten,
Volksbälle, Illuminationen u. s. w. sind zwölf Millionen
Rubel ausgeworfen.“
(„Comtesse Guckerl“) dessen Handlung bekannt-
lich in Karlsbad spielt, hat im „Lessing-Theater“ auch bei
den letzten Wiederholungen aufs Neue eine so unver-
wüstliche Zugkraft ausgeübt, daß sich die Direction infolge
vielfacher Anregung aus der Mitte des Publikum's ver-
anlaſst gesehen hat, unter Abänderung des angekündigten
Spielplanes das Lustspiel auch für den nächsten Sonntag
Abend anzusetzen. Das liebenswürdige Werk nähert sich
dem Jubiläum der fünfzigsten Aufführung.
(Welch' enorme Summen für Briefmarken)
bezahlt werden, lehrt die Thatsache, daß letzter Tage Herr
Gaston Favre in Mühlhausen im Elsaß an den Brief-
markenhändler Jules Bernichon in Paris seine Samm-
lung ungebrauchter europäischer Marken für 110.000 Mark
verkauft hat. Ebenso hat dieser Tage Herr Robert Ehren-
bach in London seine Spezialsammlung nur ungestempelter
altdeutscher Marken für 120.000 Mark verkauft. Käufer
ist nach der „Fr. Ztg.“ das Briefmarken-Welthaus Stan-
ley Gibbons Limited in London.
(Schularbeiten für Geld. Aus Budapest meldet
der „Pester Cloyd“: Es ist uns die Existenz einer ganz
neuen pädagogischen Einrichtung ureigenster Factur zur
Kenntnis gelangt. Es handelt sich um nichts wenigert
als um ein hauptstädtisches Bureau, das sich gewerbs-
mäßig mit der Ausarbeitung schriftlicher Schnlaufgaben
befaßt. Ob dasselbe auf Actien gegründet ist oder nicht,
ist uns ebenso unbekannt, als der gewiß dem Taschengelde
unserer Gymnasiasten angemessene Tarif. Hingegen
möchten wir die Aufmerksamkeit unserer Unterrichtskreise
ganz ernstlich auf diesen originellen Unfug hinleiten,
welcher geeignet erscheint, sowohl die Verlässlichkeit der
Unterrichtserfolge, als auch die moralische Gesinnung der
studirenden Jugend zu gefährden. Dieses „pädagogische
Panamino“ muß im Keime erstickt werden!
(In London) kamen bei einem Sonntag früh um
2 Uhr in einem bewohnten Hause im Soho-Viertel
stattgehabten Brande 11 Personen ums Leben, von denen
6 durch Verbrennen oder Ersticken, die andern durch
einen Sprung aus dem Fenster auf die Spitzen eines
Gitters ihren Tod fanden.
Wien, 18. Feber. Nachmittags fand die
Leichenfeier des Prinzen Hohenlohe prunkvollst in
der Karmeliterkirche statt, es hatten sich der Kaiser,
die Erzherzoge, der Reichskanzler Fürst Hohenlohe,
Botschafter Graf Eulenburg als Vertreter des
deutschen Kaisers, der bayrische Gesandte als
Vertreter des Prinzregenten eingefunden. Der
Leichenzug zog sodann nach der Votivkirche, wo
Ehrensalven abgegeben wurden, dann nach dem
Währinger Ortsfriedhofe.
Wien, 18. Feber. Herr Max Ritter v. Gutt-
mann, ein Sohn des verstorbenen Herrn Wilhelm
R. v. Guttmann, hat sich mit Fräulein Emilie
Hartmann, einer Tochter des Künstlerpaares Ernst
und Helene Hartmann, verlobt.
Wien, 18. Feber. Nach einer vorliegenden
Meldung ist bezüglich der Nachfolgerschaft des
Fürsten Constantin Hohenlohe bereits die Ent-
scheidung getroffen. Mit der Leitung des Oberst-
hofmeisteramtes ist der bisherige Oberstallmeister,
Fürst Rudolf Liechtenstein, Capitän der Leibgarde,
betraut worden.
Bozen, 18. Feber. Erzherzog Albrecht Sal-
vator wurde gestern Abend durch den Hofcaplan
Hayn mit den Sterbesacramenten versehen. Erz-
herzog Franz Salvator ist hier eingetroffen. (Erz-
herzog Albrecht Salvator ist bekanntlich der Sohn
des im Jahre 1892 verstorbenen Erzherzogs Karl
Salvator und dessen Gemalin Maria Immaculata,
Tochter des Königs Ferdinand beider Sicilien. Er
wurde am 22. November 1871 geboren. Erzher-
zog Franz Salvator, der mit der Tochter des Kaisers,
der Erzherzogin Valerie vermählt ist, ist ein Bruder
des schwererkrankten Erzherzogs.)
Berlin, 18. Feber. Der preußische Minister
des Innern legte im Reichstage energischst Ver-
wahrung gegen den Vorwurf ein, daſs die preußische
Regierung das Vereinsgesetz willkürlich und partetisch
handhabe, die Schließung socialdemokratischer Ver-
eine sei durchaus keine Parteimaßnahme. Grillen-
berger erwiderte, wenn der Minister das Vereins-
gesetz wirklich unparteiisch handhaben wolle, müsste
er sofort den Bund der Landwirte auflösen, der
gewiss Politik treibe.
Berlin, 18. Feber. Der Confectionsstrike ist
heute auf der ganzen Linie ausgebrochen, 20000
Strikekarten wurden ausgegeben; 10.000 Strikende
mehr.
Sophia, 18. Feber. Die „Ag. Balcanique“
meldet: In zuständigen Kreisen sieht man die
Angelegenheit der Anerkennung des Prinzen Ferdinand
als nahezu erledigt an, da nur noch die bestimmt
zu gewärtigende Zustimmung Englands ausstehe.
New-York, 18. Feber. In der Wäschefabrik
Troy entstand Feuer. Unter den Arbeiterinnen
brach eine Panik aus, viele sprangen vom fünften
Stockwerke herab, einige blieben todt; 20 bis 30
Personen wurden vermisst.
Constantinopel, 18. Feber. Das Criminal-
gericht verurtheilte in contumaciam den gewesenen
Commissär der türkischen Staatsschuld, Murad,
zum Tode und sprach die Sequestration über dessen
Güter aus.
Kur-Jrequenz in Karlsbad.
Ausweis des städtischen Meldeamtes vom
18. Feber 1896.
Am 18. Feber
wurden angemeldet
Plus
oder
Minus
1896
1895
Vom Beginn des Jahres an
ergeben sich bis 18. Feber
1895
1896
Plus
oder
Minus
Par-
teien
Per-
sonen
100
112
121
140
+21
+28
Waschtisch und Thüren streicht man nur
Schnell und gut mit „Weißer Glasur
Sie klebt nicht, trocknet sofort, und dann
Glänzt sie wie weißes Porzellan.
Um 30 Heller kauft man sie
In jeder großen Droguerie.
Postsendungen zum Preise von ö. W. fl. 1.45 (mit
Pinsel fl. l.65) liefert die Hauptniederlage Alois
Keil in Wien, IV., Resselgasse5.
206—19
Telegramme.
Název souboru:
karlsbader-badeblatt-1896-02-19-n40_1730.jp2