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Morgen Montag. Café Posthof. Konzert der Kurkapelle unter Leitung des Musikdirektors August Labitzky. Militär-Marsch von A. Labitzky. 2. Konzert-Ouverture Nr. 2 von J F. Hummel jun. 3. Am Neckarstrande, Walzer von Millöcker. 4. Tonbilder a. d. Musikdrama „Walküre“ v. R. Wagner. 5. Serenata a. d. Symphonie in D von Sgambati. 6. Chor und Finale a. d. Op. „Mignon“ von Thomas. 7. Adagio a. d. Sonate pathetique von Becthoven. 8. Scenes Pittoresques, Suite d'Orchestre von Massenet. Anfang 4 Uhr. Entree 50 kr. Etablissement Sanssouci. Abend-Konzert der Kurkapelle Unter Leitung des Musikdirektors Angust Labitzky. Anfang 7 Uhr. Entree frei. Bei ungünstiger Witterung findet dieses Konzert im Kurhause statt. Stadttheater. Der Hofnarr. Romantisch-komische Operette in 3 Akten von Hugo Witt- mann und Julius Bauer. Musik von Adolf Müller jun. Philipp, König von Navarra ..... Anton Amon Prinz Julius, sein Neffe ... Karl Streitmann a. G. Torisanda, Gräfin v. Pompignan... K. Raul-Hoppe Felisa d'Amores .. ..... Lili Lejo Qvonne, Felisa's Milchschwester .... Mizi Günther Carillon ....Rud. Netsch Graf Rivarol, Oberst 18 .... Richard Korschen Archibald de Zornoza, Lieutenant ... Georg Russek Der Waibel ..... Müller Fabricius Pas seul espagnol, getanzt von der Solotänzerin Emilie Belini. Anfang 1/27 Uhr. Salle de Saxe. Nachmittags-Konzert der Karlsbader Konzert-Kapelle unter Leitung des Kapell- meisters Ludwig Pleier. 1. Verbrüderungs-Marsch von Strauß. 2. Ouverture zu „Athalia“ von Mendelssohn. 3. Am schönen Rhein, Walzer von Keler-Beld. 4. Fantasie a. d. Op. „Bank-Ban“ von Erkel. 5. Tarok-Polka aus „Der Hofnarr“ von Müller. 6. a. An Irma, b. Erinnerung, Lieder von Glefinger. 7. Husarenritt von F. Spindler. 8. Wiener Jllnstration, Potpourri von Kral. Anfang 4 Uhr. Entree frei. Telegramme des Correspondenz-Burean. Petersburg, 28. Juli. Die gestrige Jubel- feier auf dem Schloßplatze anläßlich der 900-jähri- gen Einführung des Christenthums in Rußland wurde unter dem Beisein des gesammten Hofes be- gangen. Die kirchliche Ceremonie war äußerst prunkvoll und feierlich. Trotz der ungünstigen Witterung prangt die Stadt im reichsten Schmucke. Die ganze Bevölkerung durchwogte die Straßen. Der General-Gouverneur in Kiew, General Drenteln, ist plötzlich am Schlage gestorben. London, 28. Juli. Das Unterhaus nahm in dritter Lesung die Localverwaltungsbill an, welche das Oberhaus hierauf in erster Lesung an- nahm. — Wien, 28. Juli. Viceadmiral Freiherr von Sterneck trat einen längeren Urlaub an. Paris, 28. Juli. Die italienische Regierung notifizirte den Mächten im Sinne der Bestimmung des Berliner Vertrages die definitive Besitznahme Massauahs. Wien, 28. Juli. Im Zollamts-Prozesse wurde Gerngroß zu achtmonatlicher, Itzeles zu sechsmonatlicher, Schöffer zu fünfmonatlicher, Rosen- zweig zu dreimonatlicher, Stone zu einmonatlicher, Stangl zu zweimonatlicher Kerkerstrafe verurtheilt. Petersburg, 28. Juli. Der französische Botschafter ist sammt Familie mit dreimonatlichem Urlaub abgereist. Stockholm, 28. Juli. Kaiser Wilhelm ver- ließ um sechs Uhr Morgens den Hafen, nachdem der König und der Kronprinz um zehn Uhr Abends auf der Yacht „Hohenzollern“ sich herzlichst ver- abschiedet hotten, worauf von der Marienwerft so- dann im Beisein Tausender Zuschauer ein pracht- volles Feuerwerk abgebrannt wurde. Der Kaiser trifft in Kopenhagen Montag Früh ein. Teheran, 28. Juli. Die in der Provinz Astrabad wohnenden Turkmenen empörten sich, be- drohten die Stadt Astrachan, plünderten die be- nachbarten Dörfer und ermordeten viele Einwohner. Privat-Depeschen des „Karlsbader Badeblatt.“ Berlin, 28. Juli. Das Befinden der Kaiserin und des neugeborenen Prinzen ist ein gutes. Kopenhagen, 28. Juli. Das französische Avisoschiff „Monette“ hat den hiesigen Hafen ver- lassen. Stockholm, 28. Juli. Um 6 Uhr Früh ist Kaiser Wilhelm von hier abgereist. — Wien, 28. Juli. Wetterprognose der meteo- rologischen Central-Anstalt: „Unruhig, bewölkt, regnerisch, kühl.“ ungar. Kreditaktien 303.50, Union 210.50, Länder- bank 219, türk. Tabakaktien 1193/4, Ung. Gold- rente 101.85, Ungar. Papierrente 89.95, Mai- rente 81.021/2, um zu den später folgenden Coursen zu schließen. Wien, 28. Juli. Mittags schlossen Kredit- aktien 308.70, Rubel 114.—, am Abend notirten erstere 309.60, ung. Goldrente 102.05. Berlin, 28. Juli. Kreditaktien 159.40, Rubel Kassa 189.50. Paris, 28. Juli. Rente 83.87. London, 28. Juli. Consols 99.62. Newnork, 28. Juli. (Kabeltelegramm.) Wechsel per Berlin 951/2, Wechsel per London 4.86, fundirte 1877er 1273/3, Eriebahn 271/42 Wechsel per Paris 5.211/.. Tages-Chronik. Die deutsche Kaiserin wurde wie wir gestern in einem Telegramme bereits kurz meldeten, am Freitag Mor- gen gegen halb zwei Uhr von einem Prinzen glücklich ent- bunden. Das anläßlich der Entbindung der Kaiserin aus- gegebene Bulletin lautet: „Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sind heute Morgen halb zwei Uhr von einem ge- sunden Prinzen glücklich entbunden worden. Allerhöchst- dieselbe und der neugeborene Prinz erfreuen sich des besten Wohlseins.“ - In dem Befinden der Großherzogin von Baden konnte Hofrath Maier abermals einen Fortschritt der Besserung constatiren. Das bisherige Heilverfahren hat sich als wirksam bewährt. Das Allgemeinbefinden der Großherzogin wurde durch das für die Augen so wirksame Heilverfahren etwas beeinträchtigt. — Dem „Berl. Tagebl.“ wird der Wortlaut der Toaste des Königs Oskar und des Kaisers Wilhelm tele- graphisch mitgetheilt: Darnach lautete der Toast des Königs Oskar: „Sire, zu den schönsten Grinnerungen meines Lebens gehört die Freundschaft, die mir Ew. Majestät Großvater und Vater erwiesen haben. Ich spreche Ew. Majestät meine Dankbarkeit für Ihren lieben Besuch aus und wünsche von Herzen Ew. Majestät ein langes Leben. eine glückliche und an Ehren reiche Regierung. Ich er- hebe mein Glas für den Kaiser von Deutschland den König von Preußen!“ Der Trinkspruch Kaiser Wilhelms lautete: „Ew. Majestät. lange haben die Traditionen der germanischen Stämme und ihrer Geschlechter Schweden und Deutschland ver- einigt. Ich freue mich über den Besuch, den ich jetzt in den schönen ſkaadinavischen Ländern abstatte und ich hoffe. daß das Freundschaftsband zwischen Schweden und Deutsch- lands Völkern ferner bestehen werde. Ein Hoch für Ew. Majestät, den König von Schweden!“ Motel „Goldener Schild.“ Abend-Konzert der Karlsbader Konzert-Kapelle unter Leitung des Kapell- meisters Ludwig Pleier. 1. Emmy Marsch von Fritz Knoll. 2. Ouverture z. Op. „Jl Templario“ von Nicolai. 3. An der schönen blauen Donau, Walzer von Strauß. 4. Töne der Erinuerung an Mendelssohn-Bartholdy v. Curth 5. Zigeuner-Tanz von Voigt. 6. Behüt dich Gott, Lied aus „Trompeter von Säkkingen“ von Nessler. 7. Soldatenleben, Militärisches Tongemälde v. Keler-Bela. 8. Stürmisch in Lieb und Tanz, Polka schnell von Strauß. Entrée frei. Anfang 1/28 Uhr. Börse. Wien, 28. Juli. Einen hervorragenden Zug der Börse bildete das ueuerliche Höhergehen ver- schiedener Bahnpapiere, namentlich solcher, von denen man Betheiligung an den Getreide-Export erwartet, wie Staatsbahn bis 240, Galizier 210, Elbethal 1881/2. Gleich fest, jedoch weniger lebhaft, waren Bankpapiere. Kreditaktien 308 — 308.40, Tokal- und Bäder-Nachrichten. (Herr Karl Streitmann, ) der seit einer Woche allabendlich unter lebbaftem Beifalle in einer Reihe seiner besten Operetten-Partien das immer zahlreich sich ein- findende Publikum auf das Beste zu amusiren wußte, hat über vielfach ausgesprochenen Wunsch sich entschlossen, sein Gattung dieser merkwürdigen Pflanzengebilde, die Trüffel, zu den einheimischen elsässischen Produkten. Der Bienwald bei Lauterburg, der Hardtwald bei Mühlhausen, die Eichenwaldungen des „Neuland“ und „Frohnholz“ bei Kolmar u. s. w. zeichnen sich hierin aus. Die Vorzüge klassischer und einheimischer Be- rühmtheit auf dem Gebiete der Kochkunst weist endlich auch der dritte Bestandtheil der Paté de foie gras, der Pastetenteig, auf. Wie Griechen und Römer auch in ihren Gebilden aus Teig ihren Formensinn zu bethätigen wußten, spielen in den Schilderungen der Festtafeln des mittelalterlichen und spätern Straßburg, in Uebereinstimmung mit dem allgemeinen Hange der Zeit, monumentale Pasteten eine große Rolle. Bekannt ist in dieser Beziehung u. a. ein Schloß aus Teig, welches die Stadt bei einem im Jahre 1449 ihrem Bischof Ruprecht gegebenen Mahle hatte anfertigen lassen, das lebende Fische und Vögel enthält. Aehnliche gastronomische Schaustücke auf der Tafel eines Festes zu Ehren des Straßburger Bischofs Wilhelm von Honstein veranlaßten Seb. Brant zu der Be- merkung: „Es waren viel Schawessen, aber wenig Dawessen, noch mieder Frowenessen.“ Immerhin wußte man im Elsaß auch in ausgedehntem Maße den Gaumen befriedigende Gerichte dieser Art her- zustellen, und schon lange vor Erfindung der Pâté de foie gras besaßen einzelne Ortschaften der Provinz einen verbreiteten Ruf für die Bereitung bestimmter Pastetengattungen. Die Hasenpasteten von Oberehnheim, die Forellenpasteten von Mar- kirch u. s. w. hatten schon zu Ludwig XIV. Zeiten eine Berühmtheit erlangt und bildeten ein ansehn- liches Ausfuhrgeschäft. So war Straßburg ein wohlvorbereiteter Boden für die Erfindung der Pâté de foie gras. Ihr Urheber war Close, ein geborener Normanne, Oderkoch des Marschalls von Contades, welch. letzterer in Straßburg während der Jahre 1762 bis 1788 als Militärkommandant befehligte. Der genannte Kochkünstler, welcher voraussichtlich mit der zu Ende des 17. Jahrhunderts von dem fran- zösischen Oberarzt Dr. Maux ausgesprochenen An- sicht, daß der Stockfisch das einzige Gericht sei, welches in der Vorliebe der Elsässer mit dem Sauerkraut in Wettbewerb treten könne, seinem Herrn in die Provinz gefolgt war, mag hier durch die Thatsachen bald eines Besseren belehrt worden sein. Er benutzte die sich ihm bietenden reichen Mittel des Thier- und Pflanzenreiches, um sein Genie zu Gunsten seines Herrn in umfassendster Weise fruchtbar zu machen. Die Erfindung, welche seinem Namen in der Geschichte der Kochkunst- Un- sterblichkeit verleihen sollte, die Gänseleberpastete, blieb zunächst auf die Tafel des Marschalls von Contades beschränkt. Als dieser im Jahre 1788 Straßburg verließ, gelangte sie zum Genuß weiterer Kreise. Close folgte seinem Herrn nicht. Er blieb in Straßburg zurück, heirathete die Witwe eines französischen Pastetenbäckers, die ihn zu fesseln ge- wußt hatte und verlegte sich auf die Bereitung der Paté de foie gras in größerem Maße. Bald sollte ihm jedoch ein erfolgreicher K kurrent erstehen. Die Auflösung der gesetzgebenden Körperschaften des ancien régime hatte die der Küchen ihrer Mitglieder im Gefolge. Dadurch kam der Oberkoch des Parlamentspräsidenten Leber- ton von Bordeaux nach Straßburg. Derselbe, Doyen, verstand es bald, durch eine vervollkommnete Herstellung der Pâté de foieegras in einer für ihn sehr glücklichen Weise milje in Wettbewerb zu treten. Mit dem Exichchen des Hauses Close und dem Aufblühen des Hauses Dohen ging, wie so oft, der Ruhm der Erfindung fast ausschließlich auf den Verbesserer über. Das Geschäft des letzteren besteht noch heute; daneben erwuchsen im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche andere durch vortreffliche Erzeugnisse bekannte Häuser, welche mit dem Welt- vertriebe der Gänseleberpastete den gastronomischen Ruhm Straßburgs für alle Zeiten festgestellt haben.
Dateiname: 
karlsbader-badeblatt-1888-07-29-n78_2260.jp2