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XI. Jahrgang.
Samstag den 12. Mai 1888.
Badehlatt.
Karlsbader
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Nr. 11.
(Erscheint mit Ausnahme der Montage täglich.)
Herausgeber: Ernest Franieck.
Redaktion und Administration
imHauf,οεuu“, Stesanspromenade.
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wirden nur gegen Vorauszahlung angenomm
und kostet die 4spaltige Petitzeite oder deren
Raum 6 kr. Pränumerationen und Inferate
werden in der Administration dieses Blattes
und in der Feihbibliothek „3 Tämmer“,
Markt, entgegengenömmen.
Inserate für den nächsten Tag sind bis
2 Uhr Nachmittags aufzugeben.
Inserate übernehmen die Annoncenhureaus Haasenstein & Voaler, in Wien, Rudolf Mosse in Berlin und Wien und sämmtliche anderen Filialen dieser beiden
Firmen, sowie G. L. Danbe & Comp., Frankfurt a M.
Nach der heute zur Ausgabe gelangenden Kurliste Nr. 39
sind bis 9. Mai 2371 Parteien mit 3038 Personen zur
Kur hier eingetroffen:
Unter den Angekommenen des gestrigen Tages nennen wir:
Fran Bertha Sachs geb. Guttentag, Med.=Drs.-Witwe
(Stadt Wien.)
aus Berlin
Herr Hermann Roßner, kgl. preuß. Commerzienrath mit
Gemalin aus Zeitz
(Kaiser von Rußland.)
Frau Engenie Faber, Rentiere aus
Wien
(Kaiser von Rußland.)
Herr Graf Rudolf Wenckheim, k. k. Kämmerer und Groß-
(Eiche.)
grundbesitzer aus Doboz in Ungarn
Freifrau Emilie von Pitha, k. k. Hofraths-Witwe mit
Tochter aus Wien
(Oesterr. Wappen.)
Herr Graf Angust Zamoyski, Gutsbesitzer mit Tochter
Anna aus Warschau
(Hotel Paradies.)
Herr Charles Richard Sumey Hoare, Banquier mit Ge-
malin und Tochter aus England
(Westminster)
Herr Graf von Hardenberg mit Gemalin und Nichte
Fräu Gräfin Ida von Hardenberg aus Dertzow in der
Neumart
(Meerfräulein.)
Herr Louis Kuhne, Baurath a. D. mit Gemalin und
Techter aus Braunschweig
(Rubens.)
Herr A. Bauer, Kaufmann aus Samarang, Java
(Hotel „Gold. Schwan.“)
Freifrau von Pilar-Pilchau geh. Freiin von Ungern Stern-
berg mit Tochter aus Livland
(Kaiserhaus.)
Herr Dr. Hugo Mutze-Wobst, Stabsarzt mit Gemalin aus
Zwickau i. S.,
Herr Karl Brun, Kaufmann aus Alexandrien in Aegypten,
Herr William Strauß, Kaufmann aus Manchester
(Kaiserhaus)
Frau Mathilde Platzhoff.
Fran Antonie Platzhoff aus Elberfeld,
Frau Auguste Pastor aus Aachen,
Herr Georg Weidlich, Landwirth aus Schafstaedt.
(Vier Jahreszeiten)
Vergnügungs-Anzeiger.
Stadttheater.
Francillon.
Komödie in drei Akten von Alexander Dumas (Sohn).
Uebersetzt von Paul Lindau.
..Erich Schmidt
Marquis de Riverolles ...
.... J. Giampietro
Lucien, sein Sohn...
Franziska, dessen FrauRosa Nordmann
Annette, Luciens Schwester..... Mizi Friedland
Stanislas de Grandredon .... Heinr. Kadelburg
.... Karl Friedheim
Henry de Symeux
..... Müller-Fabricins
.
Jean de Carillac“2
.K. Raul-Hoppe
Therese Smith
Cölestin, Kammerdiener Georg Russet
Elise, Kammerjungfer Gusti Telmar
Hans Rieger
.......
Ein Diener
Richard Bernard
Pinguet, Bureau-Vorsteher
Anfang halb 7 Uhr.
Telegramme
des Correspondenz-Burean.
Wien, 11. Mai. Das Herrenhaus genehmigte
die Gesetze betreffs Abänderungen der Reichsrathswahl-
ordnungen in Böhmen (Landgemeinden) und Galizien
(Großgrundbesitz), ferner betreffs der Rangordnung
der grundbücherlichen Eintragungen. Letzteres Gesetz
mit dem Amendement des Fürsten Lobkowitz. —
Für morgen ist abermals eine Sitzung des Herren-
hauses anberaumt.
Wien, 11. Mai. Das Abgeordnetenhaus
erledigte heute das Unterrichts-Budget zur Gänze
und das Finanz-Budget bis zum Kapitel „allge-
meine Kassen-Verwaltung.“
Budapest, 11. Mai. In der heute stattge-
fundenen Sitzung des Oberhauses wurde die Wehr-
novelle angenommen.
Schumla, 11. Mai. Eine von serbischer
Seite in bulgarisches Gebiet eingefallene Bande
von Montenegrinern und Bulgaren wurde zer-
sprengt; mehrere wurden verwundet und getödtet.
Weitere Banden sind in Rumänien und Ser-
bien in Organisation begriffen.
Berlin, 11' Mai. Der Kaiser hatte einen
guten Tag und verweilte bis Abend in seinem
Arbeitszimmer.
Privat-Depeschen des „Karlsbader
Badehlatt.“
Berlin, 11. Mai. Das heute ausgegebene
Bulletin meldet, daß das Befinden des Kaisers
in den letzten Tagen ein verhältnißmäßig gutes
war und das Fieber gering sei. Der Schlaf ist
zwar unterbrochen, doch erquickend.
Berlin, 11. Mai, 8 Uhr Abends. Beim
Kaiser ist der Auswurf immer noch ein reichlicher
und der Appetit heute nicht der Beste. — Seit
zehn Tagen wurden keine Fiebermittel angewendet.
Wie die „Norddeutsche Allgemeine“ meldet,
haben sämmtliche Krankheitserscheinungen an In-
tensität nachgelassen, doch ist das Verweilen außer-
halb des Bettes oder bettähnlichen Sofas noch un-
möglich.
Berlin, 11. Mai. Die „Nordd. Allg.“
bestätigt unsere frühere Meldung, daß die Hochzeit
des Prinzen Heinrich am 24. Mai stattfindet.
Der König von Sachsen und der Prinz von Wales
werden zu dieser Vermählung in Berlin eintreffen.
Badebulletin.
Feuilleton.
Berliner Plaudereien.
Berlin hatte im letzten Winter so gut wie
keine Saison, eine schlechte, eine total verpfuschte.
Wie sehr der „Kronprinz“ auch bat, wie sehr der
Hof selbst sich aus kausend auf der Hand liegenden
Gründen sogar bemühte, die Saison in einen ge-
wissen Flor zu bringen, es half Alles nicht. Es
blieb stets beim ersten Anlauf, der Gedanke an den
theuren Patienten der Nation in San Remo ließ
keine rechte Freude, keinen vernünftigen Ball auf.
kommen. Später kamen noch hinzu Krankheit und
Tod des Käiser Wilhelm, und die Wintersaison des
Dreibretzeljahres blieb verpfuscht. Jetzt übt auf die
gewöhnlichen und außergewöhnlichen Feste der
Frühlingssaison die Krankheit des Kaisers ihren
nachtheiligen Einfluß, umsomehr als, die Bulletins
mögen lauten wie sie wollen, kein Mensch mehr
auf einen halbwegs günstigen Ausgang auch nur
zu hoffen wagt. Von den Charlottenburger Rennen
ist in diesem Jahre natürlich keine Rede. Die en-
ragirten Hippologen, die Wassersportsmen und Rad-
fahrer treiben zwar nach wie vor ihren Sport,
aber sie vermögen weder zu Lande noch zu Wasser
das Interesse des großen Publikums zu gewinnen,
und ihre Feste, wenn sie welche arrangiren, machen
Fiasco aus Mangel an Theilnahme von Seiten
des Publikums.
Dem Ernste der Zeit Rechnung tragend, hat
man das 50jährige Jubiläum des Berliner Urbocks
von vorne herein zeitlich eingeschränkt. Aber weit
entfernt, daß die Berliner Bevölkerung nun ihr
Interesse auf den einen Festtag, zu welchem die
Jubiläumsfeier aus drei Tagen und drei Nächten
zusammengeschrumpft war, concentrirt hätte, nahm
sie, soweit sie nicht durch geschäftliche Beziehungen
eine gewisse Verpflichtung hatte, so gut wie keinen
Antheil. Was das sagen will, kann einzig der Ber-
liner ermessen, der da weiß, wie die Bockbrauerei
am Templhofer Berg noch jetzt, d. h. in dem zur
großen Weltstadt avancirten Berlin gewissermaßen
bildet, die noch heute
ein Wahrzeichen der Stadt
wie in den vierziger und fünfziger Jahren das
Recht für sich in Anspruch nimmt, für Berlin den
Frühlingsanfang zu decretiren, die noch heute den
echten Berliner, und wenn er auch in dem eine
Meile entfernten entgegengesetzten äußersten Nord-
osten wohnt, mit magischer Gewalt anzieht, den
urechten Bock zur rechten Zeit und an Ort und
Stelle zu trinken. Dazu kam noch, daß Schicksals-
tücke den Brauern etwas braute. Sie hatten zu Ehren
des Jubiläumsfestes einen Fackelzug geplant, der
vom Bell-Allianceplatz aus nach dem Festorte sich
bewegen sollte. Im letzten Augenblicke widerrief
der Polizeipräsident die bereits ertheilte Erlaubniß
für diese Strecke und der Zug mußte eine andere
weit abgelegene Straße seinen Weg nehmen. Das
Publikum, das sich angesammelt hatte, hatte statt
des Sehens das Nachsehen, und Fackeln, die nicht
gesehen werden, haben ihren Beruf verfehlt, sind
bloßes — Pech. Trotzdem mußten sie gelöscht
werden, und es versteht sich von selbst, daß Brauer
gut zu löschen verstehen. Sie haben mit den Fackeln
nicht lange gefackelt, machten sich vielmehr schleu-
nigst an das Löschen ihres — Durstes und gaben
sich der berauschenden Festesfreude hin.
Im Gegensatze zur Bockbrauerei, die sich zeit-
lich eingeschränkt hat, hat der Bühnenbazar sich in
für einen Bazar ganz ungewöhnlicher Weise zeit-
lich ausgedehnt. Aber die Hoffnung auf diese
Weise mehr einzunehmen, scheint fehlgeschlagen zu
sein. Ob das Publikum nach seinen großartigen
Spenden für die Ueberschwemmten sich gar zu sehr
abgebrannt fühlte? Ob es in den Wohlthätigkeits-
bazars ein Haar gefunden, das Verkaufstalent der
Schauspielerinnen fürchtet? Genug, das Geld fließt
nicht so, wie man erwartet hatte, und wie zu
wünschen gewesen wäre.
Auch die Eröffnung des Ausstellungsparkes,
dieses so jungen und doch schon unentbehrlichen großen
Sommerabendzufluchtsortes Berlins und seiner Frem-
den, hat unter einem ungünstigen Sterne stattge-
funden. Statt des Dreher'schen Bieres in den be-
rüchtigten kleinen Pokalen mußte man — Grog
trinken. Das genügt! —
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