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der Abgeordneten Kreuzig und Dr. Kronawetters nicht er-
freue, ja daß diese Herren Abgeordneten Dr. Lueger ge-
droht hätten, ihm die Freundschaft zu kündigen, wenn er
an der Kirchmair'schen Schöpfung sich zu betheiligen fort-
fahren würde. Daß nunmehr auch Herr Dr. Kronawetter
ein Haar in den Lueger'schen Suppen findet, ist in der
That überraschend; Herr Kreuzig freilich hat seinen demo-
kratischen Genossen Lueger schon früher durchblickt und es
ist in parlamentarischen Kreisen
kein Geheimniß, daß er
infolge dessen diesem gegenüber
vorsichtig, um nicht zu
sagen mißtrauisch geworden ist. ... Das hat mit seinem
Singen der Pfisterer gethan.
Berlin, 14. September.
Die Kaisertage in Straßburg sind von Bedeutung
mehr noch in politischer als in militärischer Hinsicht. Alle
Berichte stimmen darin überein, daß der Kaiser auch bei
den Eingeborenen einen herzlichen Empfang gefunden und
seiner Freude hierüber wiederholt Ausdruck gegeben hat.
Bei dem Empfang der Behörden und Körperschaften unter-
hielt sich der Kaiser mit den Einzelnen und richtete auch
Ansprachen an die Versammelten. An die Mitglieder des
Landesausschusses und des Gemeinderaths hielt der Kaiser
eine Ansprache, in welcher er seine Freude über die Fort-
schritte der Stadt Straßburg, über die Wiedereinsetzung
des Gemeinderaths und über den ihm bereiteten schönen
Empfang aussprach und hinzufügte, daß er bemüht sein
werde, die der Stadt durch die Stadterweiterung auferlegte
Finanzlast thunlichst zu erleichtern. Der Kaiser dankte bei
der Gelegenheit dem Statthalter, daß es ihm gelungen sei,
sich in kurzer Zeit die Zuneigung des elsässischen Volkes zu
gewinnen, die auch sein Vorgänger, der Feldmarschall von
Manteuffel in hohem Maaße und mit vollem Recht be-
sessen habe. Der verstorbene Statthalter habe ein warmes
Herz für Elsaß-Lothringen gehabt, was auch vom Lande
dankbar anerkannt worden sei. Der jetzige Statthalter habe
weiter gebaut auf den Grundlagen, die sein Vorgänger
gelegt. Das System der deutschen Verwaltung habe sich
eingebürgert, er hoffe, daß sie auch in Zukunft dem Lande
zum Segen gereichen werde. — Sehr interessant war der
von den Landgemeinden den kaiserlichen Gästen zu Ehren
veranstaltete Festzug. In demselben war jede Gemeinde
durch je acht bis zehn Reiter vertreten, denen je ein
mit Flaggen geschmückter und bekränzter Wagen —
im Ganzen 40 — mit 12 bis 16 Mädchen in Landestracht
folgten. Diesem Huldigungszuge, hatte auch der inzwischen
aus Rußland eingetroffene Prinz Wilhelm beigewohnt.
Dem letzten Wagen folgten Tausende bis vor den Garten
des Palais und brachten dem an der Brüstung des Git-
ters stehenden Kaiser jubelnde Hochrufe dar. Junge Bur-
schen vom Lande erkletterten die Ballustrade und erneuerten
stürmisch die Hochrufe. Der Kaiser dankte wiederholt,
nahm dann die von den ländlichen Deputationen darge-
brachten Huldigungen, Blumen und Früchte entgegen und
sprach nochmals dem Statthalter seinen Dank für die sicht-
lichen Beweise von Liebe aus. Der Tag, welcher mit der
eingehenden Besichtigung des mit seinen alten Gobelins
besonders geschmückten Münsters angefangen hatte, endete
mit einem den Behörden und vertretenden Körperschaften
gegebenen Galladiner, welchem die Kaiserin, die kronprinz-
lichen Herrschaften und andere Fürstlichkeiten beiwohnten.
Der Kronprinz drückte in einem Trinkspruche den Dank
der kaiserlichen Herrschaften für den ihnen bereiteten Em-
pfang aus. Dieses beweise, daß immer mehr und mehr
das Bewußtsein im Volke Wurzel fasse, daß die deutsche
Verwaltung nur das Wohl des Landes im Auge habe.
Der Kaiser ist zwar wohl, hat aber doch, den Anstrengun-
gen nicht mehr gewachsen, einige Male vom aufgestellten
Programme adweichen müssen und hat auch am Dienstag
sich nicht nach dem Manöverfelde begeben.
Der Kronprinz beabsichtigt, sich von Straßburg aus
nach Norditalien zu begeben, wo die Kronprinzessin einen
längeren Aufenthalt bei Genua nimmt.
Fürst Bismarck ist nach Varzin abgereist und
die von ihm einberufenen Mitglieder des Reichstags haben
sich an demselben Tage auf den Weg nach Berlin gemacht.
Die Session wird aller Wahrscheinlichkeit nach kaum über
den Sonnabend hinaus dauern und wohl auch höchst un-
interessant sein. Gespannt ist man nur, ob der Reichstag
beschlußfähig sein wird, zumal ein Gerücht behauptet, eine
etwaige Beschlußunfähigkeit würde als Auflösungsgrund
angesehen werden.
Das Ereigniß der Woche in Deutschland hat nur
das Aussehen eines Ereignisses, ist aber keins. Der Zu-
sammentritt des Reichstages zu einer Extra-Session ist,
wie nunmehr feststeht, in der That nur zur Erledigung
einer Formalität, zur Ratification des deutsch-spanischen
Handelsvertrages erfolgt. Die unmittelbar vor der Eröff-
nung erfolgte Abreise des Reichskanzlers nach Varzin hat
alle etwaigen Erwartungen einer großen Debatte über die
auswärtige Politik oder mindestens die Orientpolitik
Deutschlands über den Haufen geworfen und das Verhand-
jungsthema selbst ist so nüchtern und nirgends anstoß-
erregend, daß, wenn die Leser diese Zeilen zu Gesicht be-
kommen, die Reichsboten aller Wahrscheinlichkeit nach
bereits wieder ihr kaum geöffnetes Ränzel schnüren und
sich auf den Heimweg machen werden. Dagegen ist der
Aufenthalt des Kaisers im Reichslande zu einem politischen
Ereignisse ersten Ranges geworden. Der Empfang, den
der deutsche Kaiser in der Hauptstadt des wiedergewon-
nenen Elsaß übereinstimmenden Nachrichten zufolge gefun-
den, war ein so warmer und herzlicher, daß man selbst in
Frankreich wird zugestehen müssen, die Stimme der Natur
sei bei dem so lange verloren gewesenen deutschen Bruder-
stamme endlich zum Durchbruche gekommen, die Elsässer
fühlen sich als Deutsche wieder und haben in echt deutscher
Weise ihr Oberhaupt begrüßt. Gewiß spielt bei dergleichen
Empfängen die Macht oft eine große Rolle, aber, wie jeder
Nichtdeutsche selbst zugeben wird, in Deutschland weniger
als bei den meisten anderen Völkern. Indessen selbst eine
napoleonische Macht hätte nicht solche Ovationen zu Stande
bringen können, wie sie dem ehrwürdigen deutschen Mo-
narchen dargebracht worden sind, Ovationen, deren Spon-
tanität von Jedem gefühlt wird. Der Kaiser hat denn
auch nicht umhin gekonnt, seinen wärmsten Dank und seine
aufrichtigste Freude über den Empfang auszusprechen und
die charakteristische Bemerkung zu machen, es sei fast wie
in den alten Provinzen. Es ist überflüssig, auf die Trag-
weite dieses Ereignisses erst noch aufmerksam zu machen.
Wenn die Elsässer sich wieder dentsch fühlen, dann wird
dem französischen Revanchegeschrei die einzige ideale Grund-
lage entzogen. Vielleicht ist die Ernennung Herbettes, des
Vertrauten Freycinets, bereits eine Folge des Erwachens
der Elsässer. Freycinet würde nicht seinen besten Freund
und Helfer nach Berlin schicken, wenn er nicht mit der
Berliner Regierung sich auf guten Fuß stellen wollte. Und
wenn dies der Fall ist, dann ist dies nicht bloß von großer
Bedeutung für Dentschland und Frankreich, sondern für
die ganze europäische Politik, speziell auch für die Orient-
politik und für die Lösung der jetzt brennenden bulgarischen
Frage. —
Lukal- und Bäder-Nachrichten.
(Letztes Symphonie-Konzert.) — Blatt um
Blatt fällt aus dem Kranze der Vergnügungen — heute
verlieren wir die schönste Blume aus demselben — die Sym-
phonie-Konzerte hören auf! Eine recht betrübende Mel-
dung für die Musikfreunde, die dem Genusse der ihnen
jeden Freitag die Saison über geboten war, wieder für
lange Zeit entsagen müssen. — Darum diene ihnen Allen heute
Nachmittags der Posthofgarten noch einmal zum Rendez-
vous!
(Das Waldfest), von dem uns nur mehr wenige
Tage trennen, dürfte gewiß in allen Theilen seines Arrange-
ments gelingen — Alles hängt nur von der Witterung ab
— daß es nicht regnen wird, läßt sich wohl heute schon
annehmen, nur der Umsturz, der sich gestern hinsichtlich der
Temperatur vollzogen, ist dem Unternehmen nicht ganz
günstig. — Hoffentlich hebt sich das Thermometer
bis Sonntag wieder um einige Grade höher, damit
ein längeres Verweilen im Freien ermöglicht werde. —
Der Festzug, an dem sich jene Vereine betheiligen werden,
welche am Waldfeste mitwirken, wird präzise zwei Uhr
von der Mühlbrunn-Kolonnade aus sich in Bewegung
setzen. Das Festabzeichen, das jeder Theilnehmer bei Er-
legung des Entrees erhält, ist sichtbar zu tragen, zu
welchem Behufe Nadeln mit demselben verabreicht werden
— es existirt am Festplatze eine eigene Schaarwache, welche
Jeden unweigerlich arretirt, der ohne sichtbar aufgestecktes
Festzeichen betreten wird! —
(Stadttheater.) Heute geht mit der glänzenden
Heroine des deutschen Theaters in Berlin Fräulein Rosa
Hildebrand als Autreval, mit Hrn. Heinr. Kadelburg
von Karlsruhe als Grignon und Herrn Uhlig als Fla-
vigneul das reizende Lustspiel „Der Frauenkampf“ in
Scene. Es dürfte eine solch vorzügliche Besetzung hohen
Reiz auf den Besuch ausüben und wir empfehlen daher
frühzeitige Sicherung der Sitze. — Der gestrige Gastspiel-
Abend der uns „Cyprienne“ brachte, erzielte ein sehr gut
besuchtes Haus. Das Auditorium folgte der Aufführung
mit wahrem Interesse und zeichnete besonders Herrn Kadel-
burg der sich als besonders distinguirter Darsteller erwies,
mit lebhaftem Beifalle aus, ebenso Fräulein Masson
(Cyprienne) und Herrn Ublig (Adhemar). — Wir
kommen auf die Vorstellung wohl noch zurück und er-
wähnen heute nur noch, daß die Gäste von den heimischen
Kräften unseres Lustspiel-Ensembels sehr wacker unterstützt
wurden. — Den Besuch der heutigen Vorstellung bringen
wir nochmals in empfehlende Erinnerung.
(Badefest.) Heute Abend wird von einer Gesell-
schaft im Gasthause „zum rothen Ochsen“ in geselliger Ver-
einigung ein „Badefest“ begangen, zu welchem in der ge-
strigen Nummer unseres Blattes bereits die öffentliche Ein-
ladung erging.
.Teplitz, 15. September. (O.-C.) Infolge der
späten schönen Tage ist die heurige Saison von längerer
Dauer als in anderen Jahren, doch mehren sich immer
mehr die Anzeichen, daß es in unserem Kurorte bald stille
werden wird. Gestern fand in Schönau das letzte Militär-
konzert statt und war dasselbe sowohl von Kurgästen als
Passanten sehr zahlreich besucht In Teplitz dauern die
Konzerte der Kurkapelle im Schloßgarten bis Ende dieses
Monats. Mit diesem Zeitpunkte wird auch der offizielle
Schluß der Saison ausgesprochen. Die letzte Kurliste ver-
zeichnet bis zum 9. d. M. 5082 Parteien mit 6845 Per-
sonen. — Vom 15. bis inclusive 19. d. findet eine General-
Ausstellung von Schularbeiten der hiesigen i. k.Fache
aus Anlaß des zehnjährigen Bestandes derselben statt. Bei
dieser außerordentlich reichhaltigen Ausstellung, welche
practische Arbeiten bis zum Jahre 1876 zurück aufweisen
wird, sind auch Zeichnungen jeder Kategorie und aus allen
Branchen des Kunstgewerbes vertreten. Im nahen So-
horten fand am Sonntag die Fahnenweibe des dortigen
Veteranenvereines statt, welche sich zu einer schönen patrio-
tischen Feier gestaltete. An dem Festzuge, welcher sich Vor-
mittags durch den Ort bewegte, nahmen 40 Vereine mit
18 Musikcapellen, im Ganzen gegen 1200 Personen Theil.
Auch sonst war der Fremdenzufluß ein massenhafter. Es
fand sodann eine Feldmesse und eine Predigt statt, worauf
der Act des Nägeleinschlagens vorgenommen wurde. Für
die Fahne waren mehrere kostbare Bänder gespendet wor-
den. Abends wurde ein Festball abgehalten. — Der ab-
gelaufene Sonntag wurde von einer großen Anzahl von
Vereinen zu Ausflügen in die nähere und weitere Um-
gebung von Teplitz benützt. Es hatten Ausflüge unter-
nommen die akad. techn. Ferialverbindung „Marcomannia“
nach Kostenblatt, der erste Teplitzer Turnverein, der Ge-
birgsverein und die „Liedertafel“ nach Graupen zur soge-
nannten „Wasserbuche“, die Feuerwehren von Teplitz und
Schönan in den Turner-Park. Ueberall herrschte das
regste Leben. — Bei dem Forsthause Siebenhügel nächst
Zinnwald wurde dieser Tage im dichten Fichtenbestande
das Skelett eines Mannes aufgefunden, welches mindestens
ein Jahr lang dort liegen mag. Man nimmt an, daß
hier weder ein Mord noch ein Selbstmord vorliegt, sondern
es scheint der Betreffende plötzlich vom Tode überrascht
worden zu sein, und zwar in dem Momente, als er sich
seine Tabakspfeife herrichten wollte, denn man fand nehen
dem Skelett einen Pfeifenkopf sammt Abguß und Streich-
hölzchen.
(Zum Brücken-Einsturz in Mährisch-Ostrau),
von dem wir gestern nach kürzer telegrafischer Nachricht
meldeten, erfahren wir heute nur vberflächliche Details aus
den Wiener Blättern, welche selbst nur spärliche Meldungen
über die Katastrofe bringen. Daß die ärarische Brücke
schon längst schadhaft war und daß von Seite der Stadt
Mähr. Ostrau deren Reperatur verlängt wurde, wird an-
gegeben, nicht aber sonstige Details über den Einsturz, —
Nur im „Wiener Fremdenblatt“ lesen wir, daß der Mittel-
trakt der Brücke in dem Momente einstürzte, als die
zweite Escadron des 13. Uhlanen-Regimentes, auf dem
Marsche von Göding nach Galizien begriffen, die Brücke,
wahrscheinlich im etwas allzustrammen Marschtempo die
Brücke passirte. Zwölf Reiter, mehrere Passanten, ein
leichtes Fuhrwerk und ein beladener Köhlenwagen wurden
unter den Trümmern begraben und achtzehn Perso-
nen, darunter neun Soldaten, mehr oder minder verletzt.
Wiener Börse vom 16. September 1886.
84.75
Einheitliche Staatsschuld in Noten ..
Einheitliche Staatsschuld in Silber .
Oesterr, Goldrente.
Noten-Rente
Aktien der österr.=ung. Bank .
Kreditaktien..
-..........
20-Francs-Stücke .
K. k. Münz-Dukaten
Deutsche Reichsbankuoten
London
85 75
118.80
101.85
862.—
278.50
126.=
9 97
5.96
MATTONFI
SAUERBRUNN
Vorräthig in Jedem Hause.
Als Trinkwasser beim Kurgebrauche ärztlicherseits
bestens empfohlen.
Trinkhalle „Merkur,“ Marktbrunn.
alkallscher
Teinster
Roscher's Theater-Café,
höchst elegant mit Vorgarten,
Neue Billiards.
“
Hotel „Goldener Schild“
und
„Zwei deutsche Monarchen“,
qösoteο Jotel λaτtobado,
160 elegante Zimmer und Salons, zwei Spetse-
Säle und grosser Garten.
Braten am Spiess und Rost.
Elegante Equipagen und Einspänner nach der
Tane.
F. Roscher, Hotelier.
auerbrunn — lohnender
Ausflug — schönstes Thal
im Egerlande.
Restauration. Von der Station Hauen-
stein Warta 15 Minuten entfernt. Abfahrt von Karlsbad
10 Uhr 30 M. Vorm. Rückfahrt von Warta 4 uhr 20 M.
Nachm. Diners wolle man tags vorher bestellen in der
Krondorfer Niederlage Karlsbad, Markt, „Planeten“.
Název souboru:
karlsbader-badeblatt-1886-09-17-n120_2930.jp2