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Nr. 90
Freitag den 13. August 1886.
IX. Jahrgang.
Karlsbader Badeblatt.
Saison-Abonnement:
Tür Karlsbad
Saison-Tagblatt.
....4 fl. — kr.
Der Hoſt, Inland6 fl. — kr.
Deutsches Reich 12 Reichsmk.
Monatl. Abonnement:
Für Karlsbad ......—fl. 90 kr.
Einzelne Nummer 5 kr.
(Erscheint mit Ausnahme der Montage täglich.)
Herausgeber: Ernest Franieck.
Redaktion und Administration
im Hause „Bellevue“, Stesanspromenade.
Inserate
werden nur gegen Vorauszahlung angenommen
und kostet die 4spaltige Petitzeile oder deren
Raum 6 kr. Pränumerationen und Inserate
werden in der Administration dieses Blattes
und in der Leihbibliothek „,3 Kämmer“,
Warkt, entgegengenommen.
Inserate übernehmen: Saafenstein & Vogler, Annoncenbureau in Wien, Prag, Hamburg, Lübeck, Berlin, Leipzig, Dresden, Breslau, Köln, Frankfurt a. M., Stuttgart,
Basel, St. Gallen, Zürich, Genf
und Lausanne, Rudolf Mosse in Berlin, Breslan, Hamburg, Nürnberg, Wien, Prag, Frankfurt a. M., Leipzig, Stuttgart, Halle a. S.,
München, Straßburg und Zürich. — A. Oppelik, Wien und G. L. Daube & Comp., Frankfurt a M.
Badehulletin.
Unter den Angekommenen des gestrigen Tages befinden sich:
Herr Barnett Forch, Generalmajor aus London,
Mrs. Fitz Hugh mit Familie aus England.
(Villa Koretz)
Herr Jean J. Alafonsoff, Manufakturrath mit Gemalin.
zwei Kindern und
Frau A. von Kaull aus Petersburg. (Kaiser v. Brasilien)
Herr John Magee, Rentier mit Gemalin aus Paris.
(Hotel Schild!
Mrs. und Mrs. Cottier aus London.
(Auger's Hotel)
Herr Carlo Fontana, Kfm. aus Triest. (Hotel Hannover)
Herr Richard Struve, Rittergutsbesitzer mit Gemalin aus
Hamersleben.
(Stadt Wien)
Herr Louis Mendel, schwed. norw. Konsul für Rumänien
mit Gemalin und Tochter aus Galatz.
Herr Charles Marx, Kaufm. mit Gemalin a. Manchester,
Herr A. Nobel, Privatier aus Paris.
(Etabl. Pupp)
Miß
Bulkley aus Newyork.
(Königsvilla)
Herr William Strang Steel, Kfm. a. London.
(Villa Koretz)
Herr Hch. Dürst-Milt, Kaufmann mit Tochter.Glarus
in der Schweiz.
(Maria Hilf)
Vergnügungs-Anzeiger.
Cafe Posthof.
Symphoniekonzert der Kurkapelle
Unter Leitung des Musikdirektors August Labitzky.
Programm.
1. Marsch der Pilger, das Abendgebet singend, aus der
Harold-Symphonie von Berlioz.
2. Konzert-Ouverture op. 32 von H. Reinhold.
3. a) Herzwunden, b) Der Frühling, Melodien für Streich-
orchester von E. Grieg.
4. Wallenstein's Lager und Kapuzinerpredigt a. d. sym-
phonischen Tongemälde „Wallenstein“ v. Rheinberger
5. Zweiter Satz aus dem Septett von Beethoven.
6. Symphonie, D-dur von A. Dvorat.
Anfang 4 Uhr.
Stadtpark.
Heute Abends 1/28 Uhr.
Abend-Konzert der Kurkapelle.
Stadttheater.
Der Zigeunerbaron.
Große Operette nach einer Erzählung M. Jokai's von
J. Schnitzer. Musik von Johann Strauß.
Anfang 1/27 Uhr.
Etablissement Sanssouci.
Nachmittags-Konzert
der Karlsbader Konzert-Kapelle unter Leitung des
Kapellmeisters Ludwig Pleier.
König Karl-Marsch von Unrath.
Ouverture zur Oper „Zampa“ von Herold.
Deutsches Frauenherz, Walzer von Weiß.
Fantasie aus der Oper „Der Freischütz“ von Weber.
In den Sternen steht's geschrieben, Polka v. Millöcker.
Adagio a. d. Sonate Pathetique von Beethoven.
Stefanie-Gavotte von Czibulka.
8. Potpourri aus der Operette „Der Feldprediger“ von
Millöcker.
Anfang 4 Uhr.
Entrée frei.
Café Panorama.
Zwei Konzerte
des Wiener Gesangskomikers E. Heller sammt Gesellschaft.
Anfang um halb 5 Uhr Nachm. und 8 Uhr Abends.
Entrée frei.
Schießstand des k. k. priv. Schützen-Corps
an der neuen Bahnhofstraße.
ist täglich zur gefälligen Benützung geöffnet.
Gut eingeschossene Gewehre u. Pistolen stehen zur Verfügung.
Telegramme
des Correspondenz-Burcau.
München, 12. August. Professor Friedrich
August Kaulbach wurde zum Direktor der Kunst-
Akademie ernannt.
Wien, 12. August. Gerüchtweise verlautet,
daß Giers den Fürsten Bismarck dennoch besuchen
werde u. zw. am 19. August in Gastein.
Die Gemeinde-Bevollmächtigten lehnten die
Einladung des Budapester Magistrates zur Jubel-
feier der Rückeroberung Ofens ab unter Hinweis
auf die feindselige Behandlung der Deutschen
in Ungarn. —
Potsdam, 12. August. Kaiser Wilhelm ist
heute wohlbehalten in Babelsberg eingetroffen.
London, 12. August. Beim heutigen Lord-
major-Banket sagte Salisbury, daß, wenngleich auch
die afghanische und egyptische Frage noch ungeregelt
sind, dennoch guter Grund zur Annahme der Auf-
rechthaltung des Friedens vorhanden sei. — In
Irland müsse die Regierung die sociale Ordnung
umgestalten, welche die eigentliche Ursache der Un-
zufriedenheit bildet.
Paris, 12. August. Wie der „Figaro“
meldet, wurden die auf der Reise nach Lourds be-
griffenen österreichischen Wallfahrer am Bahnhofe
von Lyon mit feindseligen Kundgebungen empfangen.
Drei Personen wurden hiebei verhaftet.
Privat-Depeschen des „Karlsbader Badeblatt“.
Petersburg, 12. August. Gestern waren
Erzherzog Karl Ludwig und Erzherzogin Maria
Theresia mit den russischen Majestäten und der
kaiserlichen Familie, der Königin von Griechenland
und der Herzogin von Edinburg in Sarskojeselo,
Entrée 50 kr.
Feuilleton.
Der Einzug der Cultur in die große
Prairie des
Nordwesten von Canada.
„Welch' heitrer Anblick! Welche schöne Auen!
Der Lenz hat sie mit seinem Schmuck bedeckt;
Denn Fülle Korns erzeugt der üpp'ge Boden.
Der Bick schweift hin im Unermeßlichen.
— — Denn unabsehbar
Streckt es der Abendsonne sich entgegen,
Und keine Grenzen hat es nach dem Nord,
Als dielebengeZeugungskraft der Erde?“
ius)
Der canadische Nordwesten umfaßt eine 2,665,000
englische Quadratmeilen große Prairie, von Ost
nach West und von Süd nach Nord, in Länge und
Breite nur eine einzige ungeheure Wiese bildend.
Selten trifft man auf dieser Ebene einen bedeuten-
den Holzwuchs an; nur hier und da gelingt es der
Natur, an den Seen, Flüssen und Bächen, wo das
Prairie-Feuer wegen der nassen Bodenbeschaffenheit
keine Nahrung mehr findet, Baumwuchs zu beför-
dern. Man tann hier tagelang reisen, ohne von
dem Anblick eines einziges Baumes erfreut zu wer-
den. Trifft man aber hie und da einen Waldes-
riesen an, so sind selbe dann weit und breit be-
kannt und dienen häufig zur Ortsbezeichnung; so
gibt es z. B. mehrere Seen, die den Namen „Lone
Tree Lake“ (einsamer Baum-See) führen, weil
sich bei ihnen ein einsamer Baum befindet, der
weithin sichtbar ist. Diese Prairie ist aber in Er-
mangelung der Bäume außerordentlich reich an
prächtigen Blumen und Kräuteru, die sich den schön-
sten Ziergewächsen der Gärten stolz an die Seite
stellen können. Manchmal trifft man auch an den
Ufern der größeren Bäche und Flüsse und auch hie
und da an den Seen kleine reizende Wäldchen von
Gesträuchen, üppigen Weinreben und von zahlreichen
wilden Pflaumenbäumchen, welche dem Wanderer
im Frühlinge durch ihren unvergleichlichen Blüthen-
duft erfreuen und denselben auch im Herbste mit
ihren Früchten laben. Auf höher gelegenen Stellen
zeigt sich nüssetragendes Haselgesträuch um jene
Oase, die bis an die grüne Grasfläche oft von
einem unabsehbaren Rosenwalde umsäumt wird.
Diese Wäldchen sind dann von zahlreichen Ver-
tretern aus der bunten Vogelwelt, von denen Nord-
amerika viele Pracht-Exemplare besitzt, wie z. B.
dem hochrothen Cardinal, dem prachtgefiederten
Buntspecht ꝛc. aus weit und breit besucht. Leider
findet man darunter sehr wenig gute Sänger, wie
übrigens auch die meisten Prairieblumen geruch-
los sind.
So anziehend, wenn auch etwas ermüdend,
sich diese grasreiche, blumendurchwirkte Prairie dem
Auge des Fremdlings im Frühling und Sommer
darbietet, um so monotoner und oftmals gefahr-
drohend ist sie in der rauhen Jahreszeit, im Winter.
Eine Winterreise auf solcher Prairie bringt häufig
ernste Gefahren mit sich. Gleich dem Schiffe, das
ohne Steuer und Kompaß auf dem Ocean zumeist
dem sicheren Untergang verfallen ist, so ergeht es
auch dem einsamen Wanderer in der Prairie, wenn
ein anhaltender Schneesturm ihn überrascht. Er
kennt sich in der Gegend nicht mehr aus, weiß
weder woher noch wohin, und der Tod durch Er-
frieren besiegelt sein Schicksal. Zum Glück sind
solche anhaltende Schneestürme nur ausnahmsweise
Erscheinungen, die oftmals in sieben bis acht Jahren
nicht vorkommen. Ein solches Ereigniß kann den
Fremdling wohl im Augenblicke abschrecken und
muthlos machen. Die Thränen trocknen aber bald,
die Schrecken und Leiden werden vergessen, die
Zeit und Hoffnung heilt Alles wieder. Wenn der
Frühling wieder kommt, wenn Schaaren von be-
fiederten Einwanderern: Kraniche, Wildgänse, Enten,
Rebhühner, Schwäne ꝛc. die unendlich scheinende
Prairie bevölkern, wenn sanftes Grün die unab-
sehbaren Flächen überdeckt und blaue Luft und
goldener Sonnenschein hunderterlei buntgekleidete
Kinder des Frühlings, wie sie nur die Prairie
bieten kann, hervorruft; wenn der Ackersegen in
Gestalt von Weizen, Roggen, Gerste, Welschkorn,
Zuckerrohr ꝛc. aus reichem, schwarzem, leicht zu
bearbeitendem Boden üppig emporschießt; wenn
das wilde fette Prairiegras der weidenden Heerde
den mühsam gezogenen Klee ersetzt: dann ist Alles,
Alles wieder vergessen und mit ungeheuchelter Er-
gebung sieht der Prairiefarmer dem möglichen Un-
gemach des kommenden Winters entgegen, um sich
der Pracht und Wohlthat der übrigen Jahreszeit
zu erfreuen, wie sie die jungfräuliche Prairie bietet.
Die Winter im canadischen Nordwesten und
dessen Pronvinz Manitoba, dem sogenannten frucht-
baren Gürtel der nordamerikanischen Prairie, sind
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