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Telegramme des Correspondenz-Bureau. Wien, 2. Juni. Das Abgeordnetenhaus er- ledigte heute in der Spezialdebatte das Unfallver- sicherungs Gesetz zumeist nach den Ausschuß-An- trägen. — Die nächste Sitzung des Hauses findet Samstag statt, und die nächste Sitzung des Zoll- ausschusses ist auf Freitag 101/2 Uhr anberaumt. Der Budgetausschuß nahm die Regierungs- vorlage wegen Bestehens der Statthalterei-Vice- präsidenten in Prag und Lemberg an und lehnte die Anträge Herbst's und Sturm's, ein gleiches auch in Wien und Brünn zu thun, ab, nachdem Graf Taaffe sich dagegen ausgesprochen. Krackau, 2. Juni. Der „Czas“ bespricht die Petroleumfrage, erörtert den Ernst der politischen Situation und gibt der schweren Besorgniß Ausdruck über die möglichen, sowohl dem Staate als dem Lande gefährliche Folgen der Krisis und hofft, daß es dem Polen-Klub unter der erprobten Führung Grocholski's gelingen werde, eine dem Gesammt-Interesse des Staates und der Würde des Landes entsprechende Lösung zu finden. Freiburg, 2. Juni. Der Bischof Roos von Limburg wurde einstimmig zum Erzbifchof gewählt. Privat-Depeschen des „Karlsbader Badeblatt“. Wien, 2. Juni. Anläßlich des Neubaues des Schulhauses in der Annagasse im Bezirke Innere Stadt, wurde eine unterirdische Kapelle entdeckt, deren angrenzende Gruft 98 belegte Särge aus dem siebzehnten Jahrhunderte enthielt. Wien, 2. Juni. Ministerpräsident Tisza trifft heute hier ein. Man bringt seine Anwesen- heit mit den Schwierigkeiten in Verbindung, welche in der Petroleumzollsvorlage zwischen dem österr. Ministerium und dem reichsräthlichen Ausschusse entstanden sind, obzwar man kaum glaubt, daß in dieser Zollvorlage eine Modifikation der zwischen Eis- und Transleithanien getroffenen Vereinbarungen eintreten werde. London, 2. Juni. Eine größere Zahl pol- nischer Emigranten hier und in Paris, welche sich 1863 an dem Aufstande gegen Rußland betheiligten, sind beim Kaiser von Rußland um Amnestie-Ertheilung eingeschritten. Man glaubt, daß dieselbe Gewährung finden werde. Wien, 2. Juni. Wetterprognose der meteoro- logischen Central-Anstalt: „Warm.“ Börse: Wien, 2. Juni. Paris sendet anläßlich der günstigen Liquidation steigende Kurse, während Berlin sich zu neuen Betheiligungen an russischen Geschäften rüstet. Beide Plätze beeinflussen daher den hiesigen Platz günstig, welcher, wie es scheint (ausgenommen die Rentensteigerung) nur zögernd dem guten Beispiel folgen will. Das Geschäft hält sich hier in engen Grenzen, welche nur da über- schritten werden, wo ausländische Transaktionen be- nichtet man sicher ein so und so viel mal theuereres Panzerschiff mit so und so viel mehr Besatzung. Sonach könnte es scheinen, als müßte dem Torpedo die Zukunft gehören, wenn es nicht schon eine Waffe gäbe, von der behauptet wird, daß sie sowohl das Panzerschiff als den Torpedo vom Meere wegfegen könne, und das ist das unterseeische elektrische Boot. Der nächste Seekrieg soll indessen einstweilen nur zwischen Dampfschiff und Torpedo entscheiden. In neuester Zeit freilich scheint dem stattlichen und sehr kostspieligen Panzerschiffe ein Retter erstanden zu sein, und das ist die Cellulose, welche, wenn von Projektilen selbst durchbohrt, sich von selbst wieder schließt, und das Wasser nicht eindringen läßt. — Das Gesagte wird genügen, um den Leser be- greifen zu lassen, mit welcher Spannung man in Marinekreisen dem nächsten Seekrieg entgeeensieht, mit welcher ängstlichen Sorgfalt man sich auf einen solchen vorbereitet, und überall auf Ueberraschungen sinnt. In früheren Zeiten hat sich nur die Diplo- matie mit dem nächsten Kriege beschäftigt. Heut- zutage bereitet man sich überall und nach allen Richtungen hin in früher nicht nur nicht gekannter, sondern auch nicht geahnter Weise auf den nächsten Krieg vor. Alle Wissenschaften, alle Elemente, alle Hilfsmittel werden für den Krieg dienstbar gemacht. Quonsque tandem? Wie lange noch? Nun bis einstens, wie der Krieg früher den Krieg genährt, der Krieg den Krieg tödtet. Ob schon der nächste Krieg den Krieg tödten wird, ist sehr die Frage. Aber sicher scheint, daß viel eher die höchste Vollen- dung der Kriegsmittel und der Vernichtungskunst, als die humanen Bestrebungen der Friedensliga den Krieg aus der Welt schaffen wird. — lebend eingreifen. Kreditaktien eröffneten 283.30, ermäßigten sich bis 283.-, Staatsbahn 237.50 à 237.-, Galizier 2001/4 à 2001/2, ung. Goldrente 105.85, um zu den später folgenden Notirungen zu schließen. Wien, 2. Juni. Kreditaktien notirten Mittags 283.50, Rubel 123.50; — Abend schlossen Erstere 283.30, ungar. Reute 105.95, Saatsbahn 239.—. Berlin, 2. Juni. Kreditaktien 457.50. Paris, 2 Juni. Rente 109.77. London, 2. Juni. Consols 100.93. Politische Rundschau. Wien, 1. Juni 1886. Bange machen gilt nicht! Auf der Rechten herrscht große Unruhe. Die Obergötter machen ernste Gesichter, die dii minorum gentium stecken die Köpfe zusammen, laufen besorgt forschend und horchend hin und her. Die Minister sind mit Ausnahme des Ressortministers nicht im Hause, selbst der fleißigste Benützer des Ministerfauteuils, Excellenz Ziemialkowsky, ist abwesend. Nur hin und wieder zeigt sich ein Minister im Hause, legt seine Stirn in schwere Falten, hüllt sich in tiefes — Schweigen, macht sorgenvollste Mienen. Gerüchte aller Art schwirren durch die Luft, man spricht von nichts als von Ministerdemission, Auflösung des Hauses, Neuwahlen u. s. w. Kurz — die Situation wird so tragisch wie möglich geschildert. Man kann aber auch das Drama nicht ernster darstellen — Blitz und Donner sehen ganz echt aus. Und doch ist's nur eine trefflich gespielte .... Comödie: es ist nur ein Theaterdonnern und ein Colophoniumblitzen! Daß die Regierung sich alle Mühe gibt die Polen um- zustimmen, ist ebenso gewiß, als daß aller Hochdruck ange- wendet wird, um die Majorität für den Regierungsantrag in der Petroleumfrage zu gewinnen. Zu diesem Hochdrucke gehört nun die Drohung mit der Demission und eventuell mit der Auflösung des Reichsrathes in erster Reihe. Wenn aber das probate Mittel nicht hilft — für einen traffico ist jetzt weder Zeit noch passende Gelegenheit — dann bleibt allerdings nichts übrig als die „Demissionskomödie“ zu Ende zu spielen, kein Mensch wird indeß glauben, daß der Petro- leumzoll die wirkliche Demission des Ministeriums oder gar die Auflösung des Hauses zur Folge haben kann. Neu- wahlen unter solcher Signatur sind denn doch für die labile Majorität der Rechten zu gefährlich, als daß die Regierung auch nur einen Augenblick daran denken könnte, diese Drohung auszuführen. Hält die Rechte Stand und läßt sich durch jene Drohun- gen der Regierung nicht einschüchtern, dann hat eben die Regierung, wenn sie ihre Demission anbietet und wenn dieselbe nicht angenommen wird, formell Alles gethan, was in ihrer Macht liegt, um für ihre Abmachungen mit Ungarn einzustehen; und mit der Nichtannahme der Demission ist ihr die Möglichkeit gegeben mit Ungarn von Neuem über diesen Punkt zu verhandeln. Das ist offenbar das Ziel, auf welches hingesteuert wird, falls die Polen, falls die Rechtspartei nicht durch jene Drohungen eingeschüchtert werden, was allerdings bisher nicht der Fall zu sein scheint. Es fehlt eben an Tauschobjekten!! Für die Partei der Deutschösterreicher ist schon gar kein Grund aus der ruhigen Reserve herauszutreten. Die Ministerkrisis wird gewiß nicht momentan zu einer Aenderung des Systemes führen. Wie immer aber die Sache ausfallen mag, ob die Rechte mürbe wird oder nicht, für die weitere Entwicklung der Dinge bleibt die geschaffene Sachlage gleich bedeutsam. Solche Krisen übersteht keine Regierung sehr lange, am wenigsten eine solche, welche sie, wie dies hier der Fall ist, völlig selbstverschuldet und welche sich daraus nur damit befreien zu können glaubt, daß sie die Majorität zur Voti- rung eines Gesetzes zwingen will, durch dessen Annahme die schwerste Schädigung unseres Staatsschatzes, der heimischen Produktion herbeigeführt und das System von Zollum- gehungen legalisirt werden würde! — Lokal- und Bäder-Nachrichten. (26 Grad im Schatten) — man möchte am liebsten im Wasser liegen! — In der That wimmelt es auch schon in der Schwimmschule wie in einem großen Aquarium herum. Einige besondere heißblütige Menschen gehören zwar schon längere Zeit der Schwimmschule als ständige Gäste in der heurigen Saison an, doch das Gros der „Kaltwasserkurgäste“ ist jetzt erst angerückt. Das starke Geschlecht nützt die ihm gewährte Zeit ordentlich aus; das schwache Geschlecht kann leider — sollen die Angehörigen desselben ihre Wirthschaftspflichten nicht einigermaßen ver- nachlässigen — nicht in dem Maße die erfrischenden Bäder benützen, denn den Damen ist lediglich ein Theil des Vor- mittags zum Baden eingeräumt, zu dieser Zeit steht aber die sorgsame Hausfrau in der Küche und bereitet dem lieben Gatten, der nicht daran denkt, eine Lanze für eine Erweiterung der Badestunden für Damen zu brechen, das opulente Mittagmahl. „O diese undankbaren Männer!“ — (Unwetter.) Zum vierten Male innerhalb wenigen Wochen wurde Karlsbad gestern Abend von einem inten- siven Gewitter heimgesucht bei welchem es abermals Hagel und wolkenbruchartigen Regen gab, der wieder arge Ver- wüstungen anrichtete, so z. B. in der Schulgasse, wo die nach dem letzten Unwetter erst neugelegte Pflasterung fast zur Gänze wieder aufgerissen wurde; auch in der oberen Pragergasse kam es zu Derangirungen der Straßen- pflasterung. (Soirée Herrmann.) Heute Abend bildet für die Elite unseres Kurpublikums der Kurhanssaal das Rendezvous Professor Herrmann aus Wien wird daselbst seinen Be- suchern ein hochwillkommenes Amusement bereiten und den- selben gewiß eine Stunde der angenehmsten Täuschung bieten. — (Eröffnungs-Schießen.) Wir machen im In- teresse aller Schützenfreunde nochmals auf das heute Nach- mittag auf der Schießstätte der Karlsbader Scheibenschützen- Gesellschaft beginnende Eröffnungsschießen mit dem Be- merken aufmerksam, daß gut eingeschossene Gewehre sammt Munition zur Benützung für Gaste bereit stehen. (Raubanfall. ) Von Seite des hiesigen Polizei- Inspektorates geht uns nachfolgende Note zu: „Am 30. Mai l. J. Vormittags wurde in Teplitz eine Dame überfallen und ihrer Uhr sammt Kette beraubt. Dieser Räuber war angeblich einige 20 Jahre alt, von mittlerer Statur, hatte wahrscheinlich schwarzen Vollbart und war mit schwarzem Hut, einem schwarz und weiß melirten Rock, und vermuthlich auch solcher Hose bekleidet. — Die ge- raubte Uhr war eine goldene Cylinderuhr mit neuem Riug zum Befestigen der Kette; der rückwärtige Gehäusedeckel war gravirt, und dürfte inwendig in demselben das Nr. 469. zu finden sein, was jedoch nicht bestimmt angegeben werden kann. — Die Kette, welche der Thäter in der Mitte zerriß, ist ganz schwach, hat kleine viereckige Glieder, welche dicht aneinander schließen. — Die geraubten Gegenstände sollen einen Werth von 60 fl. repräsentiren. Vor Ankauf dieser Gegenstände wird gewarnt, und ist der eventuelle Verkäufer anzuhalten. Vielleicht wird durch Veröffentlichung dieser Notiz die Eruirung des Thäters erleichtert. (In Gießhübl-Puchstein) konzertirte am Dienstag sowohl Vor- als Nachmittags die Pleier'sche Konzertkapelle, deren Leistungen vielfachen Beifall fanden. Das Konzert wird sich bis auf Weiteres allwöchentlich wiederholen. (Personalien.) Herzog Adolf von Nassan wird im Juli d. J. zum Kurgebrauche in Gräfenberg erwartet. — In Marienbad wird der Wiener Hofopern- direktor Jahn dieser Tage zum Kuraufenthalte ein- treffen. Wiener Börse vom 2. Juni 1886. 85.35 Einheitliche Staatsschuld in Noten .. Einheitliche Staatsschald in Silber .. Oesterr, Goldrente Noten-Rente ... ....... Aktien der österr.=ung. Bank . Kreditaktien London ............ 20-Francs-Stücke . K. k. Münz-Dukaten. Deutsche Reichsbankuoten.. 555 102.- 117. 881.- 283.50 12650 10.02 /3 5.95 62. = SAUERBRUNN Vorräthig in jedem Hause. Als Trinkwasser beim Kurgebrauche ärztlicherseits bestens empfohlen. Trinkhalle, Merkur,“ Marktbrunn. alkallsch Roscher' Theater-Café, höchst elegant mit Vorgarten, Neue Billards. Hotel „Goldener Schild“ und „Zwei deutsche Monarchen“, φτösteo Jotef Ravtobadο, 160 elegante Zimmer und Salons, zwei Spei- Säle und grosser Garten. Braten am Spiess und Rost. Elegante Equipagen und Einspänner nachder Taxe. � Roscher, Hotelier-
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