Text auf der Seite 1
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Nr. 14
Sonntag den 16. Mai 1886.
HX. Jahrgang.
Karlsbader
Badeblakt.
Redaktion und Administration
im Hause „Bellevue“, Stefanspromenade.
Saison-Tagblatt.
Inserate
werden nur gegen Vorauszahlung angenommen
und kostet die 4spaltige Petitzeile oder deren
Monatl. Abonnement:
Raum 6 kr. Pränumerationen und Inserate
Für Karlsbad ...
.— fl. 90 kr.
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und in der Leihbibliothek „3 Lämmer“,
Einzelne Nummer 5 kr.
Warkt, entgegengenommen.
Saison-Abonnement:
Tür Karlsbad
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Der Post, Inland.6 fl. — kr.
Deutsches Reich 12 Reichsmk.
(Erscheint mit Ausnahme der Montage täglich.)
Herausgeber: Ernest Franieck.
Inserate übernehmen: Haasenstein & Vogler, Annoncenbureau in Wien, Prag, Hamburg, Lübeck, Berlin, Leipzig, Dresden, Breslau, Köln, Frankfurt a. M., Stuttgart,
Basel, St. Gallen, Zürich, Genf
und Lausanne, Rudolf Mosse in Berlin, Breslau, Hamburg, Nürnberg, Wien, Prag, Frankfurt a. M., Leipzig, Stuttgart, Halle a. S.,
München, Straßburg und Zürich. — A. Oppelik, Wien und G. L. Daube & Comp., Frankfurt a M.
Im Namen Sr. Majestät des Kaisers!
Das k. k. Kreisgericht in Eger hat auf Antrag der
k. k. Staatsanwaltschaft erkannt:
1. Der Inhalt der in Nr. 6 der periodischen Druck-
schrift „Karlsbader Badeblatt“ ddto. Freitag den 7. Mai
1886 enthaltenen, mit „Politische Rundschau, Oesterreich“
überschriebenen Artikels, begründet von den Worten: „Drei
und viermal glücklicher — bis — zu den Worten „Ver-
söhnung bis zum Herbst“, den Thatbestand des Vergehens
gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung im Sinne des
§. 300 St.-G.
2. Die erfolgte Beschlagnahme dieser Nummer wird
nach §. 489, St-P.-Ordg. bestätigt;
3. deren Weiterverbreitung gemäß §. 493, St.- P.=O.
verboten;
4. die Vernichtung der mit Beschlag belegten Exem-
plare nach §. 37 P.-Gesetz angeordnet und
5. der Redaktion des „Karlsbader Badeblatt“ gemäß
�8. 20 P.-Ges. die kostenfreie Einschaltang des Erkenntnisses
in der zunächst erscheinenden Nummer auf der ersten Blatt-
seite aufgetragen.
Gründe
Dadurch, daß in dem beanständeten Artikel der öster-
reichischen Regierung eine unglückselige Schwäche, eine
Muthlosigkeit vorgeworfen, dem Leiter des österreichischen
Ministeriums ein unverwüstlicher Sanguinismus imputirt
und zum Schlusse gesagt wird „und unter diesem Eindrucke
erscheint“ ꝛc. wird ein Organ der Regierung in Beziehung
auf seine Amtsführung geschmäht und dadurch gegen dieses
Organ aufzureizen gesucht, weshalb eine solche Schreib-
weise den Thatbestand des Vergebens im Sinne des §. 300,
St.-=G.=B. begründet, daher das obige Erkenntniß über
Antrag der k. k. Staatsanwaltschaft nach §. 493, St.-P.-O.
begründet erscheint.
Eger, am 12. Mai 1886.
Spens.
Nach der heute zur Ausgabe gelangenden Kurliste Nr. 53
sind bis 14. Mai 3257 Parteien mit 4155 Personen zur
Kur hier eingetroffen.
Unter den Angekommenen des gestrigen Tages nennen wir:
Herr Julius Bielski, Großgrundbesitzer mit Gemalin von
dem Schlosse Rychcice,
Frau Karoline Holberg, Privatiere aus Leipzig,
Herr Hugo Abesser, Kaufmann aus Berlin. (Weißer Hase)
Herr Ernst Buchholtz, Kaufmann aus Moskau,
Herr Josef Goldschmidt, Kaufmann aus München.
(Etablissement Pupp.)
Herr E. Emil Berger, Kaufm. mit Gemalin a. Dresden.
(Germania.)
Herr Gerhard Graf v. Doenhof, k. pr. Schloßhauptmann
und Kammerherr aus Berlin.
(Hotel Schild.)
Herr Thomas Garduer, Oberst aus London,
Gridley mit Gemalin und
Herr W. O. Gridley aus London,
Herr Robert Lord, Grundbesitzer aus England.
(Königsvilla)
Herr A. L. Carlssohu, Kaufmann mit Gemalin. Tochter
aus Stockholm.
(Kaiserhaus.)
Herr Rudolf Bouche, Rentier mit Gemalin aus Berlin.
(Gold. Schlüssel)
Herr James Denny, Ingenieur aus Schottland,
Herr Alex. D. Denny, Verleger aus London.
(Herzog von Edinburg)
Herr Emil Arntzen, kgl. Hofweinhändler, Consul mit Ge-
malin aus Kopenhagen.
(Kaiser Josef.)
Herr
Vergnügungs-Anzeiger.
Stadtpark.
Heute
Konzert der Kurkapelle.
Unter Leitung des Musikdirektors August Labitzky.
Programm.
1. Marsch a. den Ballet „Exelsior“
von Hellmesberger.
2. Ouverture z. Op. „Rienzi“ von RWag.
3. Schatzwalzer a. d. Optte. „Zigeunerbaron“ v. J. Strauß.
4. Fantasie a. d. Op. „Carmen“ von Bizet.
5. „Vergißmeinnicht“, Lied von Suppé.
6. „Der erste Liebestraum“, Polka Mazur a. d. Operette
„Don Cesar“ von Dellinger.
7. Serenade Italienne von Czibulka.
8. „Schmetterlingsjagd“, Choreographische Szene v. Kéler-
Béla.
9. Kriegs-Abenteuer, Polka schnell a. d. Optte. „Zigenner-
baron“ von Joh. Strauß.
Anfang 4 Uhr.
Entrée frei.
Etablissement Pupp.
Heute
Militär-Konzert
der Musikkapelle des k. k. Infanterie-Regiments Nr. 35
„Freiherr von Philippovicz“, unter persönlicher Leitung des
Kapellmeisters Herrn Franz Schmid.
Programm.
1. Ouverture zur Oper „Rienzi“ von R. Wagner.
2. Carnevalstudien, Walzer von Ed. Strauß.
3. Kärnthner Lieder, Fantasie für 2 Flügelhörner v. Strobl.
4. Operetten-Potpourri von Fr. Schmid.
5. Großer Einzugsmarsch aus der Oper „Die Königin von
Saba“ von Goldmark.
6. Jung Werner's Abschied „Es wär' so schön gewesen“
aus der Oper „Der Trompeter von Säkkingen“
von Neßler.
7. Fidelitas, großes Potpourri von Schreiner.
8. Brautschau, Polka-franç. aus der Optte. „Der Zigenner-
baron“ von J. Strauß.
9. Erzherzog Johann-Marsch von Rezek.
Anfang 4 Uhr.
Café Imperial.
Heute
Abend-Konzert
der Karlsbader Konzert-Kapelle, unter Leitung des
Kapellmeisters Ludwig Pleier.
1. Girardi-Marsch von Joh. Schild.
Z. 3282 Strf.
Badebulletin.
Bauer.
Der Musen Dank.
Ein Festspiel in einem Aufzuge von Amand Pohler.
Zur Eröffnung des neuen Stadttheaters in Karlsbad am
15. Mai 1886.
Ein felsiges Hochplateau, von welchem man auf Karlsbad
hinabsieht. Es ist Abend.
(Der Zuschauerraum bleibt dunkel bis zum Schlusse.)
1. Scene.
Thalia dann die Musen.
Thalia tritt auf (spricht nach rechts.)
Ihr Schwestern, die zu neuem Heim und Streben
An einen neuen, herrlichen Altar
Mir treu das freundliche Geleite geben,
Kommt hier! Herauf, du frohe Musenschaar!
Erato, Enterpe, Klio, Kalliope, Melpomene,
Polyhimnia, Terpsychore u. die Ürania (treten auf.)
Seht dort! Geschmückt vom neuerwachten Lenze,
Begrüßet uns die alte Thermenstadt.
Wir reproduziren in unserem heutigen Feuilleton, das gestern
Abend im Stadttheater aufgeführte Festspiel, welches sich
ungetheilten Beifalles zu erfreuen hatte.
Gebettet in der Berge grüne Kränze,
Mein schönes, mein geliebtes Karlsbad!
Doch eh' zu frischem Schaffen und Gestalten
In meinen Tempel wir den Einzug halten,
Ist eine fromme Pflicht noch zu erfüllen:
Der Göttin, welche in der Erde Schooß
Verborgen waltend Gutes wirkt im Stillen,
Der großen Tochter des Asklepios,
Der Hygieia, Schwestern, laßt uns danken,
Eh' diese Sonne endet ihren Lauf.
Wo bist Du? Seht, der Fels beginnt zu wanken —
(Felsen spalten sich, rothes Licht leuchtet hervor.)
Granit und Glimmer glüh'n und thun sich auf,
Sie kommt, sie ist's! (Musik.)
2. Scene.
Hygieia, die Vorigen.
Hygieia (steigt auf.)
Wer ruft mich an das Licht?
Thalia.
Verwandte sind's, kennst Du die Musen nicht?
Hygieia.
Ich kenne sie, doch Eure heiter'n Spiele
Sie sind mir fremd, mich leiten ernst're Ziele,
Thalia.
Ich weiß es, Göttin; wenn ich Dich beschwor,
Den Töchtern Mnemosynens zu erscheinen,
Geschah es nur, weil in den lauten Chor
Der dankerfüllten Menschen auch den meinen,
Auch unser'n Dank wir wollten freudig mengen.
Von allen, die an Deine Mutterbrust
Die nie erschöpfte, sich begierig drängen,
Von allen, die Du schon mit neuer Lust
Erfüllt hast und mit neuer Kraft des Lebens,
Kommt Niemand so an Deinen Weihaltar,
So dankdurchdrungen, wie die Musenschaar.
Du bist Beginn, Bedingung alles Strebens;
Wo Du nicht wohnst, blüh'n nimmer Geistesfreuden,
Kein Wirken, keine Wahrheit und kein Glück —
„Gesundheit“ schafft, befruchtet, trotzt den Leiden
Und sie allein erhebt der Menschen Blick
In dem Gefühl der Fülle nach dem Schönen,
Zur Sternenwelt, zu Blumen, Farben, Tönen!
Wir sind durch Dich.
Hygieia.
Was kommt Ihr mich zu loben,
Ihr Kindischen!? nach ewigen Gesetzen
Der Liebe, wie Urania's Kinder droben,
Dem heil'gen Drange folg' ich; mag mich schätzen
Die Menge oder lästern.
Thalia.
Nenn' es Pflicht,
Nenn' Drang, Beruf Dein segenreiches Walten,
Feuilletou.
Dateiname:
karlsbader-badeblatt-1886-05-16-n14_0355.jp2