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kgl. Hoheit des Prinzen Alexander von Preußen. Das In- tognito ist wohl ziemlich durchsichtig. (Gastein.) So weit bis jetzt festgesetzt ist, wird Kaiser Wilhelm ganz in derselben Weise wie in den Vor- jahren Mitte Juli seine Badekur in Gastein aufnehmen. (Ems.) Ihre kaiserl. Hoheit die Prinzessin Wilhelm von Baden und Ihre königl. Hoheit die Prinzeisin Mary von Baden trafen, begleitet von Ihrer Erzellenz der Frei- frau von Schönau, zum Besuche Ihrer kaiserl. Hoheit der Prinzessin Engenie von Oldenburg von Kreuznach aus hier ein. Prinzessin Eugenie hatte sich zum Empfange ihrer hohen Schwester nach dem Bahnhofe begeben, woselbst auch Herr Badekommissär Kammerherr von Lepel anwesend war. Die fürstlich Ouroussowische Familie aus Petersburg, Graf Schönburg-Glauchau, Landhofmeister Graf zu Dohna- Schlobitten, Generallieutenant v. Fedorow aus Petersburg und der Minister der Kolonien Baron von Goldstein aus Haag sind in den letzten Tagen zum Kurgebrauche hier an- gekommen. Nach der letzten (13.) Nummer der Kurliste haben wir bis jetzt eine Frequenz von 2865 Personen, nämlich von 1661 Kurgästen und 1201 Passanten. — Am verflossenen Dienstag Abend hatte unsere Kurverwaltung ein venetianisches Nachtfest arrangirt, das einen brillanten Verlanf nahm und Zeugniß von dem feinen Geschmacke des Arrangeurs, des Herrn Hausmeister Bailly, ablegte. Am Freitag Abend wurde die Saison mit dem Sardon- schen Lustspiele „Cyprienne“ eröffnet. Es finden wöchentlich vier Vorstellungen statt. Während der Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers, über dessen Ankunft noch keine ge- naueren Nachrichten hier eingegangen sind, gibt eine franzö- zösische Truppe ebenfalls Vorstellungen im hiesigen Kursaal- theater.Morgen Abend haben unsere Gäste Gelegenheit, die Kapelle des 1. Rheinischen Feld-Artillerie Regiments Nr. 8 unter Leitung des Herrn Stabstrompeters Hang im Kurgarten zu hören. Diese Kapelle hat bereits einmal mit vielem Erfolge hier konzertirt. Für die Dauer der Anwe- senheit Sr. Majestät des Kaisers ist Herr Polizeirath Born- heim von Bonn wiederum zur Dienstleistung hieher berufen worden. N. A. (Bad Gastein.) Wiewohl immer sehr besucht, hatte Gastein unter dem früher nicht unbegründeten Rufe zu leiden, daß zu wenig Wohnungen, namentlich zur Zeit der Hochsaison, zu bekommen seien, und daß die zu dieser Zeit verfügbaren Zimmer zu klein, zu hoch gelegen, zum Theil auch zu theuer und dazu jedes Comforts entbehren. All diesem ist nun gründlich abgeholfen, indem neben anderen Neubauten mit dieser Saison wieder ein großes Kurhaus und Hotel ersten Ranges, genannt „Elisabethhor“, hier dem Verkehre geöffnet wurde. Dieses Etablissement, mit jedem Comfort ausgestattet, den Großstädter gewohnt sind, ent- halt 90 der schönsten Zimmer und Salons mit herrlicher Fernsicht und prachtvoller Lage und ist, obgleich vom Ge- räusch des Wasserfalles vollkommen entfernt, doch in Mitte des Kurortes gelegen, namentlich in unmittelbarer Nähe des zukünftigen Kursalons. Mit Luxus ausgestattete Bäder der hochberühmten Gasteiner Thermen sind im Hause selbst vorhanden, sowie überhaupt jeder nur erdenkliche Comfort und Bequemlichkeit für die P. T. Kurgäste und Reisenden; Grundbedingungen der Schönheit des Wuchses ansah und schützte, während die moderne sie ganz nach Gebühr als solche zu würdigen gelernt hat. Die zarte Haut dieser Gestalt leuchtet in einem fast blutlosen Elfenbeinton aus dem Purpur des Hin- tergrundes hervor. Ganz auf der rechten Seite des Raumes wallt ein Vorhang von gesättigt blauem Ton herab, der jenem Purpurnen hinter dem Ruhebett das Gleich- gewicht hält und den brillanten Farbenakkord des Bildes vervollständigt. Dort in diese Ecke des Raumes haben sich die anderen Damen der Gesell- schaft zum Schachspiel gruppirt. Ganz im Vorder- grunde thront' im Lehnsessel eine stolze Frauenge- stalt in eine bronzefarbige Brokatrobe gekleidet, dem Beschauer den vollen Nacken zuwendend, welchen diese unbedeckt läßt. Die Dame scheint ihre Auf- merksamkeit völlig auf den Stand des Spieles dort zu konzentriren. — Zur Linken vor ihr steht, etwas vorgebeugt, eine Genossin, welche, dem Bade eben entstiegen, ein weites, weißes, Gewand aus feinem leichtem Stoff angelegt hat. Sie hat dem Spiel der andern zugesehen und ist im Be- griff, einen ihr wichtig dünkenden Zug für die eine Partei zu thun oder ihr denselben anzuempfehlen. Gegenüber fällt in der Gruppe der den Tisch mit dem Schachbrett umgebenden Damen besonders eine höchst interessante Erscheinung auf, deren wahrhaft vornehm geschnittener und blickender brünetter Kopf sich aus dem leicht zurückgeschlagenen steifen spani- schen Kragen des hoch zum Halse aufsteigenden grauschimmernden Kleides hebt. Ihr eigenartiger dabei die Preise nicht unbescheiden und namentlich während der Frühjahrs- und Herbstsaison (in welcher Zeit nach dem Urtheile sämmtlicher hiesiger Badeärzte das Wetter häufig constanter und die Kurerfolge viel günstigere sind als in den Monaten Juli und August) geradezu billig. Durch Voll- endung dieses Kurhauses ist es nicht mehr nöthig, daß die P. T. Kurgäste, welche hieher zu kommen beabsichtigen, mehrere Monate vorher Wohnungen bestellen, sondern wird die Verwaltung des „Elisabethhofes“ immer in der ange- nehmen Lage sein, auf telegrafische Bestellung eine Woche vorher vollkommen passende Logis ꝛc. ꝛc. verfügbar zu haben. (Badenweiler.) Se. königl. Hoheit der Großherzog und Ihre k. Hoheit die Großherzogin von Baden nebst Gefolge und Dienerschaft sind kurz nach einem schreck- lichen von Hagelschlag begleitetem Gewitter eingetroffen und im großherzoglichen Schlosse abgestiegen. — Schon heute möchte ich auf die äußerst wichtige Neuerung am hiesigen Orte aufmerksam machen, daß mit Beginn dieser Saison nicht nur die Saisontaxe für Familien erheblich reducirt, sondern auch von nun an unser vorzüglich ausgestattetes Lesezimmer allen Personen, welche Kurtare zahlen, frei geöffnet ist. (Sonntagsfeier in Kurorten. In Wiesbaden ist dem Kurdirektor Hey'l von Seite der Polizeidirektion ein Schreiben zugegangen, worin unter Bezugnahme auf die über die Sonntagsfeier bestehenden Vorschriften ersucht wird, den Verkauf von Kurtarkarten an Sonn- und Feier- tagen während der Zeit von 10-11 1/2 Uhr Vormittags und 2—312 Uhr Nachmittags einzustellen. Der Kurdirektor hat sich auf das Entschiedenste geweigert, dem Ansinnen Folge zu leisten und damit eine Renderung der früheren bezüig- lichen Festsetzung der königl. Regierung vorzunehmen. In seinem Antwortschreiben führt er aus, daß Kurgäste nicht nach hier kämen, um Sonntags die Kirche zu besuchen, und daß sie nicht wagen würden, nach genommenen Bade sich in die kühle Kirche zu setzen. Er könne aber auch den Ver- kauf von Kurtaxkarten nicht als eine die Sonntagsfeier störende Beschäftigung ansehen, ebensowenig oder noch we- niger wie den Verkauf von Pferde- und Eisenbahnbillets. Im Uebrigen seien die Vorschriften bezüglich der Sonntags- feier nur für Einheimische, nicht für Fremde bindend, und er protestire daher gegen die beabsichtigte Erschwerung des Fremdenverkehrs als gegen eine ebenso einzig dastehende, wie absolnt die Interessen unserer Gäste verletzende Maß“ regel. Der Gemeinderath billigte das Antwortschreiben Die königliche Regierung soll entsprechend informirt werden. (Vom Prinzen Karl.) Ueber das Befinden des Prinzen Karl wird dem Berliner „Tgb.“ aus Kassel be- richtet: „Der Knochenbruch erzeugte vollständige sechs Bruchstellen, deren Aneinanderfügen und Zusammenheilen als überaus schwierig gilt. Die durch den Bruch hervor- gerufene Verkürzung des linken Beines betrug anfänglich vier Centimeter; fortgesetztes Strecken, bewirkt durch ein am Fußende des Bettes angebrachtes Gewicht von zehn Pfund Schwere, das durch in Rollen laufende Stricke mit dem Fuße in Verbindung gebracht ist, haben die Verkür- ernster und lieblicher charaktervoller Typus und Ausdruck, der edle und feine Reiz ihres Gesichtes stellt die übrigen sich als Zuschauerinnen und Mit- spielerinnen betheiligenden Damen stark in den Schatten. Auch die weiter zurückstehende in eine goldig schimmernde Robe gekleidete Gestalt, welche die Hand eben erhebt, um eine Schachfigur zu er- greifen, mit der sie den beschlossenen Zug ausführen will, kommt ihr weder an Schönheit noch an fesseln- der Eigenart gleich. Das ist die Komposition dieses Bildes. In jedem Sinne ist es ein echtes Kind des Geistes und der Kunst Hans Makart's. Die ganz außerordent- liche künstlerische und spezifisch malerische Potenz dieses Meisters offenbart sich auch hier wieder in ihrer vollen Größe und in ihrem vollen Glanz, sein koloristischer und dekorativer Geschmack in seiner ganzen Feinheit und Besonderheit. Er wirkt auch hier mehr auf Sinne und Empfindungen, als auf den Geist des Beschauers. Darin ist seine Malerei der Musik nahe verwandt. Ein Bild wie dieses klingt mehr, als daß es erzählt und zum Nachdenken erregt. Aber wie mächtig und volltönend, wie einschmeichelnd süß, wie fein berechnet und der Wirkung kundig gemischt sind die Farbenklänge, wie bestrickend ihr Eindruck, wie reich, kühn und schaffensfreudig die malerische Phantasie, aus der dies Ganze gleichsam erblüht! Wer ein Bild wie dieses zu concipiren und zu malen vermochte, hat den vollen Anspruch darauf, zu den größten Meistern seiner Kunst und nicht minder unseres Zeitalters gezählt zu werden. Badehulletin. Nach der heute zur Ausgabe gelangenden Kurliste Nr. 147 sind bis 11. Juni 8618 Parteien mit 11271 Personen zur Kur hier eingetroffen. — Von den Angekommenen des gestrigen Tages nennen wir: Herr Graf Nicolas Moriz Eszterhazy mit Gemalin aus (3 Lämmer.) Wien. Freiherr Karl von Fritsch, Rittergutsbesitzer aus Seer- Hotel Rheinischer Hof.) hausen. Herr Baron Alexander von Graevenitz, kaiserl. russ. wirkt. Geheimrath und Senator mit Gemalin u. Töchtern (Goldener Brunn.) aus Petersburg. Frau Friedericke Isberg, Rentiere mit Sohn und Tochter aus Stockholm. (Helvetia.) Herr Kari Mathies, kais. Consul mit Gemalin u. Tochter aus Gotha.“ Freifrau Emilie von Hohenbruck mit Tochter aus Wien. (Morgensonne.) Herr Friedrich Drucker, Kaufmann mit Gemalin“ C am Rhein, Herr L. C. Lorenzen, Kaufmann aus Hamburg. 3 Lerchen.) Herr Kasimir Graf Wodzicki, Gutsbesitzer aus Galiz (Stadt Wiesbaden.) Herr Graf Alfred von Salm-Hoogstraeten, Offizier a. D. aus Westfalen. Matrose.) Herr Valerian Polovtzoff, Senator mit Familie aus St. Petersburg. Hotel National.) Herr Sergius Suchodolsky. Mitglied des kais. russ. Ober- [andesgerichtes aus Warschan, Herr Mannel de Agarra Garay, Rentier aus Paris. ableenPupp.) Mrs. Lungley und Miß Lunge, Rentieren aus Kew Gardens. (Germania.) Telegramme. Petersburg, 13. Juni. Die Kaiserin wurde heute Früh in Petersburg glücklich von einer Tochter entbunden. Die neugeborene Großfürstin erhielt den Namen Olga. Die meisten Blätter äußern sich mit Genug- thuung über den Rücktritt Ignatieff's und bezeich- nen dessen einjährige Thätigkeit im allgemeinen als eine wenig fruchtbare, angesichts der schwierigen Lage. — Bezüglich der Ernennung Tolstois halten sich die Blätter reservirt. London, 13. Juni. Im Unterhause machte Dilke heute folgende Mittheilungen: Alexandrien sei wieder ruhig, die egyptischen Truppen daselbst seien auf Befehl Derwisch Pascha's auf zwölf Tausend Mann verstärkt worden. Der Khedive sowie Derwisch Pascha begaben sich nach Alexan- drien, auch Malet wurde angewiesen sich eben- falls dahin zu begeben. Man vermuthet, daß sich Arabi Pascha noch in Kairo befindet. —Die jetzigen anarchischen Zustände dürften nicht fortdauern dießbezüglich aber mehr zu sagen, halte er für un- thunlich.“ Paris, 13. Juni. Die Budget-Commission lehnte den Credit für die Botschaft im Vatikan ab, dagegen nahm die Kammer den Antrag auf Wieder- zulassung der Ehescheidung an. — Im Senate erklärte Freycinet, daß die ègyptischen Truppen ihre Pflicht erfüllten und daß zu hoffen ist, die Ruhe werde nicht weiter gestört werden. Es werden 38 Opfer gezählt, darunter ein Franzose. Die Ursache der Ereignisse in Alexandrien sei eine zufällige gewesen und nicht eine Folge religiöser oder politischer Leidenschaften. Vergnügungs-Anzeiger. InHeute Café Posthof. Nachmittags 4 Uhr. Direktor: A. Labitzky Konzert der Kur-Rapelle. Kriegs-Marsch aus „Athalia“ von Mendelssohn. 2. Eine Faust-Onverture von R. Wagner. 3. In's Tentrum, Walzer von Joh. Strauß. 4. Ballet Musik aus der Oper „Carmen“ von Bizet. 5. Erste ungarische Rhapsodie von Frz, Liszt. 6. Andante cantabile für Streichquartett von Tschaikowsky. 7. Die Fischerinnen von Procida, Tarantelle von J. Raff. 8. Freischtt Potpourri von C. M. von Weber. Entrée 40 tr. zung bis jetzt um etwa zwei Centimeter vermindert. Der völlig ungehinderte fernere Gebrauch des gebrochenen Fußes erscheint demnach leider auf alle Fälle ausgeschlossen. Prin- zeisin Louise, die älteste Tochter des Prinzen, ist aus Wies- haden zum Besuche ihres Vaters in Kassel eingetroffen.“
Dateiname: 
karlsbader-badeblatt-1882-06-14-n39_0940.jp2