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30. Mai 1900 „Karlsbader Badeblatt“ Nr. 122 Selte 3 das sogenannte Bildstöckel am Kreuzungspunkte der so herrlichen Waldpromenaden gegen den Aberg zu. Dort am „Bild“, dem ruhigen lauschigen Plätzchen inmitten des schönen Karlsbader Forstes hatte der Verstorbene sein Lieblingsziel sich erwählt und be- schlossen, dem Orte ein würdiges Denkzeichen zu setzen. Wie dem Stadtrathe mitgetheilt wird, hat er die Ausführung des Entwurfs des „Bildstöckels“ keinem Geringeren als dem Prof. Luntz, Professor der Akademie der bildenden Künste in Wien anver- traut und dieser hat seine Aufgabe glücklich gelöst. Das Denkzeichen wird in Laser Marmor in den Porphyr- und Marmorwerken der Firma Fritz Teller in Tirol ausgeführt werden. Das Bild malt ein zweiter bekannter Künstler, Maler Matsch, bekannt durch seinen Vorhang im hiesigen Stadt- theater, den er gemeinsam mit Klimt gemalt, und wird das Gemälde auf vergoldeter Kupferplatte aus- geführt. Das ganze Werk wird sich somit als eine Zierde präsentieren und für den künstlerischen Ge- schmack des Verewigten ehrend Zeugnis ablegen. (Vom Schützencorps. ) Am verflossenen Sonntag begab sich eine Deputation des Officiers- corps des hiesigen k. k. priv. Schützencorps, bestehend aus den Herren Hauptmann Hugo Anger und Lieutenant Carl Lippert zu Herrn Corpsarzt kais. Rath MDr. Josef Mlady, um demselben namens des gesammten Schützencorps die herzlichsten Gratulationen zur Allerhöchnen Auszeichnung zu unterbreiten. — An dem heutigen „Rudolf Fischer- Gedenkschießen“ wird sich das Schützencorps in corpore betheiligen. Der Abmarsch erfolgt von der Carlsbrücke aus. (Die Schießübungen) des VI. Zuges des k. k. priv. Schützencorps, welche Sonntag den 27. Mai auf der großen Schießstätte in Pirken- hammer abgehalten wurden, haben recht befriedigende Resultate ergeben. Geschossen wurde auf Colonnen- scheiben sowie 1/2 Figur und haben nachstehende Corpsmitglieder die ausgesetzten Schufsprämien gewonnen. A. Für die meisten Treffer. 1. Prämie: Herr Josef Gareis. „Georg Wildner. „ 3.„„ Anton Schneider. 4.„„ Anton Ullrich. 5.„„ Johann Winter. 6.„„ Julius Voigt. Rudolf Frisch. Georg Kreis. B. Für die besten Cartontreffer. 1. Prämie: Herr Josef Gareis. Anton Ulrich. (Die nächste Tanzreunion) findet im Kurhause nicht wie gewöhnlich am Samstag, sondern wegen des an diesem Abende dort stattfindenden Concertes des Universitätsgesangvereines „Lieder- tafel“ deutscher Studenten in Prag, erst am Pfingst- montag statt. (Eine magisch-spiritistische Vor- stellung) der berühmten Amerikanerin Miß Hetty Dene Moore findet morgen Donnerstag abends 71/2 Uhr im Kurhause statt. Wir ver- weisen auf die im heutigen Blatte befindliche Annonce. (Versetzung.) Herr k. k. Zollamtsofficial Ottokar Machek theilt uns mit, daſs er über eigenes Ansuchen nach Prag versetzt wurde. (Spende.) Für die arme Frau in Draho- witz sind uns von Unbekannt 1 K und aus Villa Rosenfeld 5 K zugekommen, über welche wir hiemit dankend quittieren. (Fauna der Großschmetterlinge des Karlsbader Gebietes. Verfasst von August Hüttner.) Wer hätte nicht in seiner Jugend auf die leichtbeschwingten und bunten Falter leidenschaftlich Jagd gemacht? Gewiss Jedermann, der gesunde Lungen und Beine hatte. Viele der Sammler, besonders aber jene, die die Passion des Schmetterlingfangens auch in älteren Jahren bewahrt haben, bedauerten, daſs ihnen die Bestimmung der Thiere ungemein schwer falle, daſs die Beschaffung der einschlägigen Werke unerschwingliche Kosten mache und stellten den weiteren Fang aus diesen Ursachen ein. Wo eine Passion nicht Nahrung findet, schläft sie ein Der entomologische Verein schuf in Karls- bad Wandel, denn er bietet dem Sammler, dem Naturfreund, nicht nur Anregung im Verkehre mit Gleichgesinnten, Austausch der Gedanken und Er- fahrungen und Weiterbildung durch Vorträge, son- dern auch einen reichen Schatz wissenschaftlicher Werke. Was dem Einen unmöglich war, sich letztere zu beschaffen, hat die Gesammtheit, der Verein leicht vollbracht. Aber unser entomologischer Verein ist auch in anderer Beziehung in einer glücklichen Lage, da er mehrere bedeutende Capacitäten auf dem Ge- biete der Schmetterlingskunde besitzt. Einer der Genannten, u. zw. der erste ist heute in Oesterreich und Deutschland bei allen Fachprofessoren wohl ge- kannt und geachtet. Es ist dies Herr August Hüttner. Derselbe hat aber auch die Freizeit seines Lebens fast ausschließlich dieser Passion ge- widmet. An ihm muss man lernen, wie man es machen muss, Gediegenes zu schaffen: „Sich auf eine werfen und bei ihm bleiben, lebenslang! Der- selbe hatte schon vor zehn Jahren ein Sammelwerk über unsere Goßschmetterlinge fertig. Aber er suchte und sichtete, fragte und lernte, fing und erzog seine Lieblinge weiter, um das Werk zu einem vollkom- menen zu machen. Auch der entomologische Verein that das Seine kräftigst hinzu. „Mit vereinter Kräfte walten, ward das schwere Werk vollbracht.“ Heute nun liegt es vor uns: „Die Karlsbader Fauna der Großschmetterlinge!“ Wer da weiß, welch ein Muth dazugehört, ein wissenschaftliches Werk herauszugeben, muss den Autor umso höher schätzen. Und welcher Fleiß muss da aufgewendet werden! Manche Zeile kostet tagelange Ausflüge, manche Pflege von Puppen, Raupen u. dgl. durch Monate hindurch! Seit Dr. Leuis Glückseelig's Flora ist auf dem Felde der Naturgeschichte in Karlsbad kein Werk erschienen. Und selbst dies ist nicht so umfassend, wie das des Herrn Hüttner, welches eine muthige, wissenschaftliche That bedeutet. In Deutschland und Oesterreich existiert nur noch ein- mal eine ähnliche Local-Fauna, wenn wir nicht irren in Stuttgart oder Karlsruhe. Kurz nach dem Erscheinen des Werkes gingen dem Autor auch schon zwei lobende Anerkennungen zu u. zw. die höchsten, die ihn überhaupt erreichen können. Einmal eine seitens der ersten Capacität (Dr. Staudinger in Blasewitz) und eine andere seitens der internationalen Vereinigung der Entomologen Europa's. Wir ver- einigen unsere Glückwünsche mit denen der Genannten und achten den Verfasser desto höher, weil er in geringer Stellung der Wissenschaft huldigt und im Kampfe um das tägliche Brot den Idealen getreu blieh. Ehre ihm! — Was nun das Buch selbst anbelangt, so wird dasselbe allen Sammlern ein getreuer Begleiter, Führer und Berather sein, der bisher fehlte und zwar den wissenschaftlich Gebildeten sowohl, als dem bürgerlichen Sammler, der nur die deutschen Namen kennt. Ein Entomologe muss zugleich auch Botaniker sein und auch das ist Hüttner, wenigstens insoweit, als dieser Zweig der Wissen- schaft mit dem der seinen zusammenhängt. Aus dem Büchlein ersieht der Laie mit Staunen, wie sich eine Art, von der er bisher glaubte, daſs sie allein existiere in 10, 20 oder mehr Unterarten gliedert. Auch geht aus dem Werke Hüttner's hervor, daſs Karlsbad trotz der ungünstigen Luftverhältnisse immer noch eine ziemlich reiche Fauna besitzt. So zählt er in demselben z. B. allein über 300 Eulen auf. Bei jedem Thiere ist der deutsche und lateinische Name, die Nährpflanze, die Flugzeit u. a. angegeben. Stets ist auch die Raupe sammt ihrer Nährpflanze behandelt. Zum Schlusse folgt ein lateinisches und deutsches Artenverzeichnis und ein Verzeichnis aller hiesigen Schmetterlinge, monatlich geordnet nach der Flugzeit. — Wenn auch der Verfasser und der das Werk edidierende entomologische Verein sich keine Hoffnung machen kann, aus dem Buche Capital zu schlagen, da ja wie bekannt, der Kreis der Schmetter- lingsverehrer ein zu beschränkter ist, so möge den Beiden wenigstens ungetheilt der Dank und die An- erkennung der Mitbürger zutheil werden! (Artillerie-Verband für Nord- böhmen. Ortsgruppentag.) Sonntag den 17. Juni, findet nachmittags präcis 1 Uhr beginnend, der alljährliche Ortsgruppentag, im Schießhause in Reichenberg statt. Da dringende Verbandsangelegen- heiten zu berathen sind, ist ein bestimmtes Erscheinen der Herren Vertreter des Verbandes erforderlich. (Der Concurs) wurde eröffnet vom k. k. Kreisgerichte in Eger über das Vermögen des Josef Lochner, Schnittwaren- und Weinhändlers in Schön- feld, bei Elbogen. Massaverwalter Herr JuDr. Schebek, Advokat in Elbogen; Gläubigertagfahrt 5. Juni, Anmeldungsfrist 3. Juli, Liquidierungs- tagfahrt 13. Juli. (Franzensbad, Karlsbad, Marien- bad — tschechisch!) Ein Budweiser Blatt nahm kürzlich gegen die tschechischen Badeärzte in deutschen Bädern Stellung, worauf dasselbe von einem tschechischen pane Dr. ein Schreiben erhielt, welches vom genannten Blatte zur Erheiterung seiner Leser abgedruckt wurde und von dem wir hier folgende Schluſssätze wiedergeben: „Nennen Sie Karlsbad, Franzensbad, Marienbad ꝛc. „Deutsche Sommer- frischen?“ Meiner Ansicht nach haben die Tschechen mehr Anrecht auf diese „deutsche Sommerfrischen“ als die Deutschen selbst. Es wäre den Deutschen wahrscheinlich sehr wünschenswert, wenn sie solch be- deutende „Sommerfrischen“ nach Preußen verschieben könnten. Wenn Ihnen dies gelingt, werden Sie wahrscheinlich keine tschechischen Aerzte dort finden, aber solange diese Sommerfrischen sich auf böhmischen Grund und Boden befinden, werden auch tschechische Aerzte dort sein. Indem ich Ihnen im allerschlimmsten Falle „stre prst skrz krk“ bestens empfehlen kann, zeichne mit deutschem Heul! Dr. F. Borivoi.“ Die „Egerer N.“ schreiben hiezu: „Wir drucken diesen tschechischen Gefühlserguſs nicht zur Erheiterung ab, sondern um unseren deutschen Landsleuten wieder an einem Beispiele die bodenlose tschechische Frechheit zu zeigen, gegen die man gar nicht genug auf der Hut sein kann, weil die Tschechen eben ihre Erfolge meist durch Frechheit erringen. (Die alten Grundbücher gehören in das städtische Archiv.) Von seiten der Landesverwaltung wird an die Stadtvertretungen das Verlangen gestellt, die alten Grundbücher, welche außer Verkehr gesetzt sind, an das „böhmische Museum in Prag“ einzusenden, damit sie dort in Verwahrung bleiben. Gegen die Erfüllung dieses Auftrages kann im Interesse der Rechtspflege nicht entschieden genug Stellung genommen werden. Erfahrungsgemäß werden die alten Grundbücher namentlich bei Servituts-, Wasser-, Reallast- und Schankgerechtigkeitsstreitigkeiten eingesehen. Wenn nun die alten Bücher nach Prag geschickt werden, so wäre damit eine Vertheuerung und Verzögerung der Rechtspflege verbunden. Entweder m Rechtshilfebedürftige zur Einsichtnahme nach Prag fahren oder einen dort sesshaften Advocaten damit betrauen. Abgesehen hievon ist noch zu erwägen, daſs in dem böhmischen Museum an gewissen Tagen Eintrittsgeld gezahlt werden muss und daher die Einsichtsnahme in die öffentlichen Bücher an diesen Tagen nur gegen eine Zahlung freistünde. Schließlich ist noch zu berücksichtigen, dass Denkmäler deutscher Vergangenheit tschechischer Verwaltung übergeben würden. Die Gemeinde Rumburg hat deshalb beschlossen, mit anderen Gemeinden des Gerichts- sprengels Rumburg sich an das Oberlandesgericht in Prag zu wenden, daſs die alten Grundbücher des k. k. Bezirksgerichtes Rumburg in Rumburg bleiben. Auch seitens anderer deutscher Städte sollte ganz entschieden Verwahrung gegen die Zumuthung eingelegt werden, wertvolle Rechts- und Geschichts- quellen nach Prag zu schicken. (Berittenmachung der Hauptleute.) Um die Hauptleute der Fußtruppen von den Kosten der Pferdeanschaffung zu entlasten, wurde vorläufig versuchsweise angeordnet, daſs denselben Ausmuster- pferde der Traintruppe unentgeltlich in der Form von „Urlauberpferden“ zu überlassen sind, welche Eigenthum des Aerars bleiben oder aber gegen ratenmäßige Leistung der Vergütung in den Besitz der Hauptleute übergehen können. (Tschechische Schulkinder in deutschen Bezirken.) Das letzte Verordnungsblatt für das Volksschulwesen Böhmens enthält eine Statistik über sämmtliche Schulbezirke. Demnach gibt es in Böhmen 391.343 deutsche und 655.554 tschechische Schulkinder. Die stärksten Schulbezirke sind Aussig mit 16.513 deutschen, 182 tschechischen Schulkindern, Tetschen mit 14.377 deutschen und 77 tschechischen Schulkindern, Falkenau mit 15.145 deutschen Kindern. Außer Falkenau sind noch rein deutsch: Asch, Leipa, Eger, Karlsbad, Friedland, Gabel, Gras“ litz, Hohenelbe, Kaaden, Kaplitz, Komotau, Lands-
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