Text auf der Seite 3
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hastig den grünen Myrtenkranz von ihrem Haupte.
„Ich bin nicht Deine Gattin, ich bin Deine
Tochter. Erkennst Du mich denn nicht Vater?“
Sie faßte die zitternde Hand des Kranken.
„Segne mich Vater,“ bat sie flehentlich.
Er schien ihre Worte nicht zu hören.
„Hörst Du die Glocken,“ begann er, indem
er aufhorchend das Haupt erhob. „Angela, es
ist der Hochzeitstag unserer Tochter, unseres Lieb-
lings. Sie hat das „Ja“ schon gesprochen, aber
so leise, als käme es aus einem verwundeten
Herzen. Emil hat es mir verrathen. Komm,
laß sie uns beschützen, damit sie glücklich wird.“
Ein glühendes Roth bedeckte die Wangen der
jungen Frau. Sie wagte nicht Emil anzusehen,
der am Fuße des Bettes stand. Hätte sie hin-
geblickt, so hätte sie gesehen, daß sich dessen Ant-
litz bei den Worten des Vaters ebenfalls höher
gefärbt hatte. Traurigen Auges sah Angela auf
den Sterbenden nieder, dessen Blick immer mehr
sich verschleierte. Da, als käme noch einmal
Lebenskraft in die alte Gestalt, richtete er sich
empor und strich liebkosend über das lockige Haupt
Charlottens.
„Lebe wohl, mein süßes Kind,“ flüsterte er
weich, und seine Hand blieb segnend auf dem
weichen Haupte liegen.
Auf Jela, über deren bleiche Wangen unauf-
hörlich Thränen rollten, fiel sein Blick nicht mehr.
Nach wenigen Sekunden hatte Graf Hauen-
stein ausgerungen. — —
Unheimliche Stille herrschte in dem Sterbe-
gemache. Angela kniete regungslos an dem
Sterbebette ihres Vaters. Sie hielt die starre
Hand des Todten fest in der ihren, und ihr Auge
weilte auf dem theuren Antlitze. Ein bitterer
Zug umgab den Mund Angelas. Da lag er nun
hingestreckt auf dem Bette friedlich lächelnd, als
habe das Leben für ihn nur Glück gehabt. Und
dieses Lächeln, das die starren Züge verschönerte,
hatte nicht ihr gegolten, sondern Charlotten.
Sie, die unzählige Leiden durchgekämpft hatte,
die ihrer Mutter in den bittersten Stunden treu
zur Seite stand, sie, die ihrer Schwester ein
Glück gegründet hatte, nicht fragend, ob sie da-
mit sich selbst das Lebensglück zerstörte, sie
kniete nun hier verlassen im herbsten Schmerze,
und ihrer Schwester galt dies Lächeln, galt sein
letzter Gruß.
„Angela“, leise drang es an ihr Ohr, und
sanft schlang sich ein Arm um ihren Nacken.
Die junge Frau erhob sich hastig und sah er-
staunt in das bleiche Antlitz ihres Bruders.“
„Emil“, stammelte sie betroffen, während sie
langsam die Hand des Todten losließ.
„Ja Angela“ antwortete er ruhig. „Ich
wollte Dich erinnern, daß es Zeit ist, Dich um-
zukleiden. Du bist noch in Brauttoilette und
verzeihe — — — —“ er stockte, und sein Auge
haftete verlegen an ihrem Antlitze.
„Und diese Toilette paßt schlecht in ein
Sterbezimmer“, vollendete sie die Rede ihres
Bruders. „Du hast recht Emil, auch Charlotte
ist schon fort?“
Er nickte bejahend mit dem Haupte.
„Alle sind fort, nur Du bist regungslos hier
gekniet. Dein Gemahl wartet im Nebengemache
auf Dich,“ setzte er nach einer Pause hinzu, da
er keine Antwort erhalten.
Sie fuhr sich hastig über ihre Stirne.
„Dieser Tag hat mir viel geraubt! Meinen
Vater und meine — Freiheit.“
Sie erschrak über ihre eigenen Worte und
ein schöner Blick streifte den jungen Mann.
„Den Vater hast Du verloren, eine neue
Stütze hast Du errungen.“
Angela lächelte schmerzlich.
„Stütze? Ich war mir bisher selbst Stütze,
ja mußte es für andere sein! Ich kann sie auch
selbst entbehren.“
„Du könntest es, ich zweifle nicht,“ versetzte
er ernst, „doch Du hast Dir auch ein Glück er-
rungen.“
„Ein Glück in den Augen der Welt!“
Ihr Blick streifte den Myrtenkranz, der noch
immer zu ihren Füßen lag, und ein bitterer
Zug umspielte ihre Lippen.
„Das Glück, ich stoße es von mir wie diesen
Myrtenkranz und trete es mit Füßen,“ und ihr
kleiner Fuß traf zornig den blühenden Kranz.
„Angela, Du liebst ihn nicht?“ fragte Emil
erstaunt. „Warum hast Du Dich dann für
immer gebunden?“
Ja warum, dies fragte sich die schöne
Frauengestalt selbst, fast täglich, stündlich, seit
der kleine Reif an den rosigen Finger gesteckt
wurde, so oft sein schimmernder Glanz ihr Auge
traf. „Warum? Es geschah in einer Stunde
der Verzweiflung,“ hauchte sie tonlos, und die
schönen Hände falteten sich langsam über die
hochathmende Brust.
(Fortsetzung folgt.)
Kundmachung.
Aufruf zu den Ergänzungswahlen der Egerer
Handels- und Gewerbekammer.
Wegen Ablauf der Mandatsdauer tritt mit
Schluß dieses Jahres die Hälfe der Mitglieder
aus der Kammer zurück und finden im Sinne
des Gesetzes vom 29. Juni 1868 Ergänzungs-
wahlen statt, welche sich auch auf die im Laufe
der Wahlperiode durch Resignation erledigten
Stellen miterstrecken.
Laut Kundmachung der k. k. Wahlkommission
vom 24. Oktober l. J. entfallen von den zu
wählenden Mitgliedern 8 auf die Sektion des
Handels, 7 auf die Sektion Gewerbe und In-
dustrie, 3 auf die Sektion Bergbau.
Angesichts der Schwierigkeiten, welche die
Ausdehnung des Wahlkreises (über 33 Steuer-
bezirke) und die große Zahl der Wähler bereitet,
ist die Bildung eines Wahlkomite, bestehend aus
Industriellen, Bergwerksbesitzern, Kaufleuten und
Gewerbetreibenden des Egerer, Ascher und Falke-
nauer Bezirkes, dann aus Delegirten von Ge-
nossenschaften und gewerblichen Korporationen im
Zuge, welches zur Vermeidung allfälliger Stim-
men Zersplitterung Kandidaken in Vorschlag
bringen soll.
Persönlichkeiten, welche in den obenerwähnten
Kategorien das aktive und passive Wahlrecht be-
sitzen, mit den Bedürfnissen des Bezirkes ver-
traut sind und das Mandat eines Mitgliedes
der in der Kammer organisirten Interessenver-
tretung anstreben, werden aufgefordert, sich als
Kandidaten zu melden.
Ebenso ergeht an die Genossenschaften, Ver-
eine und Korporationen des Bezirkes, in deren
statutenmäßigen Wirkungskreis die Pflege und
Vertretung von kaufmännischen und gewerblichen
oder bergmännischen Interessen gehört, die Ein-
ladung, Kandidaten für die bevorstehende Wahl
in Vorschlag zu bringen.
Anmeldungen und Vorschläge unter Angabe
der Wahlkategorie, für welche die Kandidatur
gelten soll, wollen bis längstens 20. November
l. J. an das Wahlkomite zu Handen des ge-
fertigten Präsidiums übermittelt werden.
Vom Präsidium der Handels- und Gewerbe-
kammer Eger, den 26. Oktober 1896.
Kirchennachrichten aus Asch.
Asch. Vorm.: Ob erpf. Soedel.
Nachm. Pfarrer Hildemann.
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119.75 119.75119.75
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