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hastig den grünen Myrtenkranz von ihrem Haupte. „Ich bin nicht Deine Gattin, ich bin Deine Tochter. Erkennst Du mich denn nicht Vater?“ Sie faßte die zitternde Hand des Kranken. „Segne mich Vater,“ bat sie flehentlich. Er schien ihre Worte nicht zu hören. „Hörst Du die Glocken,“ begann er, indem er aufhorchend das Haupt erhob. „Angela, es ist der Hochzeitstag unserer Tochter, unseres Lieb- lings. Sie hat das „Ja“ schon gesprochen, aber so leise, als käme es aus einem verwundeten Herzen. Emil hat es mir verrathen. Komm, laß sie uns beschützen, damit sie glücklich wird.“ Ein glühendes Roth bedeckte die Wangen der jungen Frau. Sie wagte nicht Emil anzusehen, der am Fuße des Bettes stand. Hätte sie hin- geblickt, so hätte sie gesehen, daß sich dessen Ant- litz bei den Worten des Vaters ebenfalls höher gefärbt hatte. Traurigen Auges sah Angela auf den Sterbenden nieder, dessen Blick immer mehr sich verschleierte. Da, als käme noch einmal Lebenskraft in die alte Gestalt, richtete er sich empor und strich liebkosend über das lockige Haupt Charlottens. „Lebe wohl, mein süßes Kind,“ flüsterte er weich, und seine Hand blieb segnend auf dem weichen Haupte liegen. Auf Jela, über deren bleiche Wangen unauf- hörlich Thränen rollten, fiel sein Blick nicht mehr. Nach wenigen Sekunden hatte Graf Hauen- stein ausgerungen. — — Unheimliche Stille herrschte in dem Sterbe- gemache. Angela kniete regungslos an dem Sterbebette ihres Vaters. Sie hielt die starre Hand des Todten fest in der ihren, und ihr Auge weilte auf dem theuren Antlitze. Ein bitterer Zug umgab den Mund Angelas. Da lag er nun hingestreckt auf dem Bette friedlich lächelnd, als habe das Leben für ihn nur Glück gehabt. Und dieses Lächeln, das die starren Züge verschönerte, hatte nicht ihr gegolten, sondern Charlotten. Sie, die unzählige Leiden durchgekämpft hatte, die ihrer Mutter in den bittersten Stunden treu zur Seite stand, sie, die ihrer Schwester ein Glück gegründet hatte, nicht fragend, ob sie da- mit sich selbst das Lebensglück zerstörte, sie kniete nun hier verlassen im herbsten Schmerze, und ihrer Schwester galt dies Lächeln, galt sein letzter Gruß. „Angela“, leise drang es an ihr Ohr, und sanft schlang sich ein Arm um ihren Nacken. Die junge Frau erhob sich hastig und sah er- staunt in das bleiche Antlitz ihres Bruders.“ „Emil“, stammelte sie betroffen, während sie langsam die Hand des Todten losließ. „Ja Angela“ antwortete er ruhig. „Ich wollte Dich erinnern, daß es Zeit ist, Dich um- zukleiden. Du bist noch in Brauttoilette und verzeihe — — — —“ er stockte, und sein Auge haftete verlegen an ihrem Antlitze. „Und diese Toilette paßt schlecht in ein Sterbezimmer“, vollendete sie die Rede ihres Bruders. „Du hast recht Emil, auch Charlotte ist schon fort?“ Er nickte bejahend mit dem Haupte. „Alle sind fort, nur Du bist regungslos hier gekniet. Dein Gemahl wartet im Nebengemache auf Dich,“ setzte er nach einer Pause hinzu, da er keine Antwort erhalten. Sie fuhr sich hastig über ihre Stirne. „Dieser Tag hat mir viel geraubt! Meinen Vater und meine — Freiheit.“ Sie erschrak über ihre eigenen Worte und ein schöner Blick streifte den jungen Mann. „Den Vater hast Du verloren, eine neue Stütze hast Du errungen.“ Angela lächelte schmerzlich. „Stütze? Ich war mir bisher selbst Stütze, ja mußte es für andere sein! Ich kann sie auch selbst entbehren.“ „Du könntest es, ich zweifle nicht,“ versetzte er ernst, „doch Du hast Dir auch ein Glück er- rungen.“ „Ein Glück in den Augen der Welt!“ Ihr Blick streifte den Myrtenkranz, der noch immer zu ihren Füßen lag, und ein bitterer Zug umspielte ihre Lippen. „Das Glück, ich stoße es von mir wie diesen Myrtenkranz und trete es mit Füßen,“ und ihr kleiner Fuß traf zornig den blühenden Kranz. „Angela, Du liebst ihn nicht?“ fragte Emil erstaunt. „Warum hast Du Dich dann für immer gebunden?“ Ja warum, dies fragte sich die schöne Frauengestalt selbst, fast täglich, stündlich, seit der kleine Reif an den rosigen Finger gesteckt wurde, so oft sein schimmernder Glanz ihr Auge traf. „Warum? Es geschah in einer Stunde der Verzweiflung,“ hauchte sie tonlos, und die schönen Hände falteten sich langsam über die hochathmende Brust. (Fortsetzung folgt.) Kundmachung. Aufruf zu den Ergänzungswahlen der Egerer Handels- und Gewerbekammer. Wegen Ablauf der Mandatsdauer tritt mit Schluß dieses Jahres die Hälfe der Mitglieder aus der Kammer zurück und finden im Sinne des Gesetzes vom 29. Juni 1868 Ergänzungs- wahlen statt, welche sich auch auf die im Laufe der Wahlperiode durch Resignation erledigten Stellen miterstrecken. Laut Kundmachung der k. k. Wahlkommission vom 24. Oktober l. J. entfallen von den zu wählenden Mitgliedern 8 auf die Sektion des Handels, 7 auf die Sektion Gewerbe und In- dustrie, 3 auf die Sektion Bergbau. Angesichts der Schwierigkeiten, welche die Ausdehnung des Wahlkreises (über 33 Steuer- bezirke) und die große Zahl der Wähler bereitet, ist die Bildung eines Wahlkomite, bestehend aus Industriellen, Bergwerksbesitzern, Kaufleuten und Gewerbetreibenden des Egerer, Ascher und Falke- nauer Bezirkes, dann aus Delegirten von Ge- nossenschaften und gewerblichen Korporationen im Zuge, welches zur Vermeidung allfälliger Stim- men Zersplitterung Kandidaken in Vorschlag bringen soll. Persönlichkeiten, welche in den obenerwähnten Kategorien das aktive und passive Wahlrecht be- sitzen, mit den Bedürfnissen des Bezirkes ver- traut sind und das Mandat eines Mitgliedes der in der Kammer organisirten Interessenver- tretung anstreben, werden aufgefordert, sich als Kandidaten zu melden. Ebenso ergeht an die Genossenschaften, Ver- eine und Korporationen des Bezirkes, in deren statutenmäßigen Wirkungskreis die Pflege und Vertretung von kaufmännischen und gewerblichen oder bergmännischen Interessen gehört, die Ein- ladung, Kandidaten für die bevorstehende Wahl in Vorschlag zu bringen. Anmeldungen und Vorschläge unter Angabe der Wahlkategorie, für welche die Kandidatur gelten soll, wollen bis längstens 20. November l. J. an das Wahlkomite zu Handen des ge- fertigten Präsidiums übermittelt werden. Vom Präsidium der Handels- und Gewerbe- kammer Eger, den 26. Oktober 1896. Kirchennachrichten aus Asch. Asch. Vorm.: Ob erpf. Soedel. Nachm. Pfarrer Hildemann. ebergSup.Alberti. Effekten- und Wechsel-Kourse an der k. C. öffentlichen Vörse in Wien Oktober: 28. 29. 730. Staatsschuld in Roten 101'05 101.05 101.10 inSilber 101.05 101.10 101.05 Goldrente 122.— 122.— 122.— 10f.16 10f.15 101.15 400 Kronenrente ngarscGoldrente121.70 121.60 121.65 narronente99.1599.198.78 Bankaktien 934934932. 368.25 365.90365.50 Kreditaktien London 119.75 119.75119.75 100 Mark 58.758.7558.75 Leipziger Börse, 29. Oktober. Besterreichische Bau-dc 170.05. Linz: Totto-Ziehnng. 4712 45 Sonnabend, den 31. Okt. und Sonn- tag den 1. Nov. Wurstschmaus und Knöchelpartie. Es ladet höflichst ein J. Sommer, (Peppi) § 11. Mehrere sucht bei gutem Lohn Robert Schiller, Zimmermeister in Bad-Elster. Niklasberger Kirchweih. Sonntag, Montag u. Dienstag den 1., 2. und 3. November Fisch- Gans- und Entenschmaus, bei ff. Communebier, wozu freundlichst einladet B.Pärte Sonntag, den 1. 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Dateiname: 
soap-ch_knihovna_ascher-zeitung-1896-10-31-n88_3855.jp2