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milienleben“. — Am Vormittal zählte man nahe 20,000 Per- sonen, welche in diesen Tagen die heil. Communion empfangen haben. — Im Auftrag der österreichischen Wallfahrer sandte P. Abel ein Huldigungs-Telegramm an Kaiser Franz Joseph ab. — In der Congregations-Versammlung wurde auf Antrag des Jesuitenpaters Wimmer aus Wien beschlossen, an den deutschen Kaiser das Telegramm zu richten: „Sr. Majestät deutschen Kaiser Wilhelm II., dem großmüthigen Schenker des marianischen Heiligthums in Jerusalem, sprechen die 15,000 im marianischen Heiligthum in Altötting versammelten Sodalen Deutschlands und Oesterreichs ehrfurchtsvollsten Dank und aller- tiefste Huldigung aus.“ — Dr. Ed. Stingel, Präses von Straubing, sprach hierauf über „Die staatsrechtlichen Verhältnisse der Marianischen Kongregationen in Deutschland und Oesterreich.“ Am 10. September (Sonntag) trafen von Landshut und München weitere Extrazüge ein und ward dieser Tag überhaupt der Hauptfesttag. Die Bahnverwaltung ließ an diesem Tage nicht weniger als 28 Züge ab, sonst sind es deren nur acht, welche zwischen Altötting und Mühldorf verkehren. In der Stiftskirche hielt um 8 Uhr Prof. Dr. Pell aus Passau die Predigt über den Nutzen der Marianischen Congre- gation für die menschliche Gesellschaft. Um halb 11 Uhr begann in der Festhalle die letztte geschlossene Versammlung der Maria- nischen Congregationen, in der P. Wimmer und Redakteur Koller aus Wien sprachen. Nachmittags 2 Uhr predigte P. Benno Auracher in der Stiftskirche über die Wirksamkeit der Marianischen Kongregationen. Daran schloß sich die Ertheilung des päpstlichen Segens durch P. Ephrem, Präses der Altöttinger Congregation, und das Te Deum. Um 4 Uhr nahm in der Festhalle die Schlußfeier ihren Anfang. Mit donnerndem Beifall wurde ein Telegramm des Kaisers von Oesterreich aufgenommen, das als Antwort auf die Huldigung der versammelten Kongregationen eingelaufen war. Im weiteren Verlauf der Festlichkeit wechselten Reden, Lieder sanges- kundiger Angehöriger der Sodalität am Damenstift zu München und Musikvorträge ab. Von den Reden sei nur die des Herrn Prof. Sickenberger aus München angeführt, der unter leb- haftem Beifall auf die großen Gefahren hinwies, die der Jugend durch den Einfluß schlechter Bücher und Zeitschristen drohen; er schloß mit einer Aufforderung an die Sodalen, gegen diese Ge- fahr muthig und energisch zu kämpfen. Stadtpfarrer Frischhut von Altötting dankte im Namen des Comitee's für die großartige Theilnahme am Jubiläumsfeste. Ueber alle Hoffnungen glänzend, friedlich und würdevoll sei dieses Fest verlaufen. Reichen wir uns nochmals die Hände und bleiben wir für alle Ewigkeit treue Kinder unserer himmlischen Mutter Maria! Nach einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Papst und Prinzregent schloß der Vorsitzende die ganze Festversammlung mit dem katholischen Gruße: Gelobt sei Jesus Christus — in alle Ewigkeit. Amen. ist falsch, Papst Leo fühlt sich wohl und die Sonne stimmt ihn froh und behaglich. Wenn seine Familiaren im Dampfe der Hundstage die Last ihrer römischen Körperfülle schwer empfinden, spenden ihm die Sonnenstrahlen neue Lebenskraft. Papst Leo war eben nie krank, und in seinem schmächtigen Körper vibriren Nerven von Stahl. Darum ist ihm das Ruhebedürfniß der Prälaten um ihn ganz unbegreiflich, und ereignet es sich oft, daß ein Urlaubswerber mit den Worten abgewiesen wird: „Auch ich lebe in Rom und habe keine Ferien.“ Das Geheimniß dieser wunderbaren, unverletzbaren Lebens- kraft Leos ist seine asketische Bedürfnißlosigkeit. Als Erzbischof rühmte er sich einst, für seinem Gaumen täglich nicht mehr als eine Lire zu brauchen, und da er später als Kämmerer der römi- schen Kirche für seine Mahlzeiten drei ganze Lire ausgab, klagte er sich fast der Hoffart an. Wie er als Papst lebt, ist bekannt. „Meine Wünsche,“ schreibt er in einem seiner unzähligen Distichen, „finden an einem spiegelnden Tischgeschirr, einem blendenden Linnen und zwei frischen Eiern reichlichste Befriedigung.“ Und den Kammerdiener Pio, der ihm am Tage seiner Erhöhung mit einer besonderen süßen Zugabe überraschte, tadelte er darob mit den Worten: „Pio, der Magen des Papstes ist nicht größer geworden. Bleiben wir beim alten Brauch, ich will nicht an einer Verdauungsstörung erkranken.“ Bei dieser seltenen Anspruchslosigkeit ist es kein Wunder, wenn er heute, obschon fast neunzigjährig, die kernige Lebhaftigkeit eines gesunden alten Mannes sich bewahrt hat. Er. liebt das Leben, vielleicht nicht um seiner selbst willen, aber er liebt es stark und unerschütterlich. Es ist nur noch ein Geist, aber dieser Geist will sich auch fortan an irdischen Dingen messen. „Wie lange“, fragte er unlängst den Professor Mazzoni, „wie lange glauben Sie wohl, daß ich noch auf Erden wandeln werde?“ —- „Ich habe kein Recht,“ antwortete der Chirurg, „dem Spruch- des Schickfals vorzugreifen. Euere Heiligkeit ist aber gesund und ihr Geist so jugendfrisch, daß er dem Körper leicht über das hundertste Jahr hinweghelfen‘ wird.“ „Das ist wahr,“ meinte innend der Papft, „der Geist ist frisch und rüstig .... Mein langes Lebeu liegt in allen Wandlungen klar von mir, als sähe ich es in einem blanken Spiegel. Es ist eine Gnade Gottes, für die ich demüthig danke, die mir aber große Freude bereitet und mich, ich bekenne es, auch mit Stolz erfüllt. Ich fühle mich jung!“ Professor Mazzoni sagt, gegenüber diesem Phänomen der Unverwüstlichkeit eines mit Arbeit und ernsten Sorgen gewürzten Menschenlebens dürfen die Aerzte beruhigt die Hände in deu Schooß legen. Papst Leo XIII. werde nicht sterben wie andere Menschen, er werde erlöschen wie ein Lampe, die nach Aufsaugung des letzten Oeltropfen langsam verglimmt. Eines Morgens werde ihn der treue Pio todt finden, über einem Sendschreeiben oder mit gefalteten Händen, als wäre er im Gebet versunken. Amschau. Das große Pariser Blatt „Figaro“ hat vor einigen Wochen einen interessanten Aufsatz über Papst Leo XIII., über dessen Politik und Person gebracht. Der heilige Vater wird dort ge- schildert als ein großer, freier Geist, der in unvergleichlich hohem Grade den Muth besitze, auch vom rein menschlichen Stand- punkte große Fragen zu erörtern. Von der Tiefe und Höhe seiner Gedanken habe man gemeinhin keine Ahnung; diese verdienten, besser gekannt zu werden, und für die Staatsmänner der Repu- blik (Frankreich) wäre es ein großer Vortheil, falls sie nach, Rom kommen, im Vatikan um Audienz nachzusuchen. Zum vollen Verständniß seiner in den Encycliken ausgesprochenen Gedanken wird der Durchschnitt unserer Zeit nie recht dringen. Leo XIII. eilt seiner Zeit voraus. Er ist der Bürger eines künftigen Jahr- hunderts und wird erst später völlig verstanden werden. Auch das große liberale Wiener Blatt „N. Fr. Presse“ brachte um die gleiche Zeit eine Schilderung des Privatlebens des Papstes, dem wir Folgendes entnehmen: Kein Lufthauch weht der Stadt Linderung zu und die drücknde Gluth macht Viele matt und krank. Da ginge es nicht mit rechten Dingen zu, wenn über Nacht nicht das Gerücht von einer ernsten Erkrankung des Papstes aufgetaucht wäre. Das Gerücht Die Trauerkunde von der furchtbaren Ueberschwemmung, die in der letzten Woche den Süden unseres lieben Bayerlandes heimgesucht, so schreckliche und grauenhafte Verwüstung angerichtet und über Tausende und Tausende schwere Noth und großes Elend gebracht hat, ist ohne Zweifel bereits an die Leser des „Kathol. Volksfreundes“ gedrungen. Noch immer kommen von dorther und aus dem angrenzenden österreichischen Landestheile Hiobs- posten, welche nähere und ins Einzelne gehende Schilderungen von der unglaublichen Gewalt der Wasserfluth, von dem Unfange der dadurch bewirkten Verheerung und Zerstörung, von der Größe der überstandenen Schrecken und Gefahren und Bedrängnisse jener Landestheile bringen. Hochwassergefahren sind in jenen Gegenden nicht selten, aber seit Menschengedenken hat man dort eine der- artig rapid hochsteigende und so wild wüthende Ueberfluthung noch nicht erlebt. Die Tage und Nächte des Schreckens sind nun vor- über, die Fluthen sind verronnen, die Flüße und Bäche haben sich in ihre Ufer zurückgezogen, aber das angerichtete Unheil und Unglück, die Noth und das Elend, die Zerstörung und Verwüstung, die Wirkungen und Folgen der Calamität treten erst recht sichtbar hervor und werden noch lange andauern. Es wird viel Zeit, viel Arbeit und viel Geld, viele Millionen kosten, bis das Zerstörte wieder hergestellt, die größten Schäden und Verluste wieder her- eingebracht sind, und die staatliche Hilfe und die christsiche Nächsten- Vom heiligen Vater.
Dateiname: 
katholischer-volksfreund-1899-10-01-n40_3200.jp2