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geführt hat, steckt die russische Regierung, welche auf diese Weise
die Einschränkung der Handelsbetriebe und der Niederlassung
Fremder in und um Talienwan bewirken will. Mit dieser Action
wird sich Rußland wenig Freunde seiner ostasiatischen Politik
erwerben.
gesetzt. — Die 63jährige Gütlerswittwe Walburga Pausenberger
in Schierling ritzte sich vor einigen Tagen beim Mistaufladen
durch einen rostigen Nagel am rechten Fuß. Sie beachtete die
Wunde sehr wenig und ist nun unter qualvollen Schmerzen an
Starrkrampf gestorben.
Nachrichten aus Bayern.
(Prinz Ludwig von Bayern) sprach bei der Wander-
Versammlung bayer. Landwirthe Folgendes: Es sei
falsch, einen Stand gegen den anderen auszuspielen
und zu behaupten, der eine gedeihe, wenn der andere Noth leide,
und gerade jetzt zeige es sich allerorts, daß die einzelnen Stände
in einander übergehen. So sei es auch in der Landwirthschaft,
und wie er, Redner, selbst nicht nur Landwirth sei, sondern auch
andern Berufsständen sein Interesse widme, so könne auch wohl
jeder andere Landwirth noch ein Nebengewerbe betreiben. Und
wo es der Einzelne nicht könne, da vermöge er es im Verein
mit seinen Nachbarn in der Förm der Genossenschaft. Redner
berührt dann die Jahrhunderte alten Beziehungen zwischen den
Bauern und dem Wittelsbacher Haus, das kein ernsteres Streben
kenne als dasjenige, das Wohlergehen der Bauern, die für ihr
Fürstenhaus in schwerem Kampfe ihr Blut vergossen hätten, nach
Kräften zu fördern. Er kommt weiter darauf, an dem Beispiel
Rosenheims die ruhige Entwicklung eines Dorfes zum Markt und
zur Stadt zu schildern als ein gutes Zeichen des gedeihlichen
Fortschreitens und als Beweis dafür, wie man Bauer und Bürger
zu gleicher Zeit sein könne. Er leert sein Glas auf das Blühen
und Gedeihen der Stadt Rosenheim. Nach dem Diner begann
der Festzug, den Prinz Ludwig vom Balkon seines Absteigequar-
tiers aus besichtigte.
(Im bayerischen Landwirthschaftsrath) gelangte folgende
Resolution zur einstimmigen Annahme: In Erwägung, daß
1. die jetzigen hohen Getreidepreise Jedermann von der Noth-
wendigkeit überzeugen, daß wir in Deutschland unser Brod selbst
bauen müssen, wenn wir nicht in drückende Abhängigkeit von aus-
ländischen Spekulanten gerathen wollen, 2. diese hohen Preise den
deutschen Landwirthen nicht zu Gute kommen, 3. eine Herabsetz-
ung der Getreidezölle in Deutschland den Verbrauchern nichts
nützen würde — die Aufhebung in Frankreich konnte geschehen,
weil dort der Zoll in jeder beliebigen Höhe wieder eingeführt
werden kann, während in Deutschland eine Bindung durch die
Handelsverträge in Kraft ist, 4. auskömmliche Getreidepreise aber
nothwendig sind, damit der Getreidebau in Deutschland nicht nur
erhalten, sondern sogar noch intensiver betrieben werden kann,
spricht der bayerische Landwirthschaftsrath seine Ueberzeugung
dahin aus, daß eine auf Grund der momentanen Getreidepreis-
steigerung allenfalls eintretende Suspendirung der Getreidezölle
dem Konsumenten nicht nützen, dagegen die — Konsumenten wie
Produzenten schädigende — Getreidespekulation fördern und in
ihren Endergebniß die getreidebauenden Landwirthe mit Entzieh-
ung des seitherigen Zollschutzes erheblich benachtheiligen würde.
(Kleine Chronik.) Der Streik der Parketbodenleger und
Putzer in München ist jetzt auch beendet, da die Meister die
Forderungen der Gehilfen zugestanden haben. — Der 67jährige
verheirathete Wasserbauarbeiter Xaver Strebl von Teisbacher-
höfen bei Dingolfing ist in der Isar ertrunken. Er stürzte,
mit Vorrichten von Senkfaschinen beschäftigt, von der Plätte in
die hochgehende Fluth und war nicht mehr zu retten. — In
Pfarrkirchen wurde ein raffinirter Schwindler verhaftet, der
es darauf abgesehen hatte, mittelst der Beicht größere Summen
herauszulocken. — In München wurde ein in der Rosen-
heimerstraße wohnender Pflasterergehilfe von seinem eigenen Bru-
der erstochen. — In Saubersrieth hat der Blitz den 28jähr.
Oekonomenssohn Johann Stahl auf freiem Felde erschlagen, auch
zwei Ochsen wurden getödtet. — Jüngst wurde in Bayreut
eine Wittwe, die sich bescheiden vom Zimmervermiethen ernährte,
in ihrem Zimmer ermordet aufgefunden. Es lag augenscheinlich
Raubmord vor. Der Thäter konnte bisher nicht entdeckt werden.
Ein gefänglich eingezogener Einjähriger, der bei der Frau wohnte,
mußte wieder freigelassen werden. Nun hat die Staatsregierung
auf die Entdeckung des Thäters einen Preis von 300 Mk. aus-
Nachrichten vom Ausland.
* (Prinz Heinrich in Peking.) Prinz Heinrich von
Preußen übergab dem Tsung-li Yamen den von Kaiser Wilhelm
dem Kaiser von China verliehenen Schwarzen Adler-Orden.
Hierauf stattete der Prinz dem Kaiser den Abschiedsbesuch ab.
* (Unruhen in China.) Den „North Ehine Daily News“
wird von einen Korrespondenten gemeldet, in Wenchow sei es zu
Reis-Unruhen gekommen, bei welchen alle offiziellen Gebäude
zerstört, die dort lebenden Fremden aber nicht belästigt wurden.
(Blutiger Kampf an der russischschinesifchen Grenze.)
Unweit Kultuk an der russisch-chinesischen Grenze fand, wie
ein Petersburger Privat-Telegramm uns meldet, zwischen russi-
schen Grenzwächtern und Theeschmugglern ein Gefecht statt.
Sämmtliche Grenzwächter wurden erschossen, die Leichen im Sande
verscharrt.“
(Sie wollen brav werden.) Aus Graz wird gemeldet:
Nach einem Beschlusse der sozialdemokratischen Vereine und
Gewerkschaften Steiermarks werden die Arbeiter künftighin an
keinen Demonstrationen mehr theilnehmen. — Hoffentlich wirkt
dieses Beispiel der Besserung auch auf die übrigen Parteien an-
eifernd.
(Rußland in Ostasien.) Den „Times“ wird aus Peking
gemeldet: Die russisch-chinesische Bank,“ die zugegebenermaßen für
die russische Regierung vorgeht, hat in dem nicht für die Flotten-
basis reservirten Theile von Talienwan alle für geschäftliche
Anlagen geeigneten Landgebiete nach dem Zwangsenteignungsver-
fahren nunmehr völlig aufgekauft. Diese Maßnahme diene
dazu, die Einschränkung des Handelbetriebes und der Nieder-
lassung von Ausländern in Talienwan zu vervollständigen.
* (Negus Menelik) beabsichtigt, wie ägyptische Blätter
melden, sich im Jahre 1900 nach' Jerusalem zu begeben.
Menelik will die Stadt kennen lernen, in der vor dreitausend
Jahren seine Stamm-Mutter, die Königin von Sabe (nach abys-
sinischen Ueberlieferungen hieß dieselbe Bilkis), die Gastfreundschaft
des Königs Salamo genossen und diesen mit kostbaren Juwelen
und seltenen Gewürzen beschenkt hat. Menelik ist nach dem von
ihm aufbewahrten Stammbaum 97. Nachkomme der Königin.
(Bestrafung eines siamesischen Ministers) Wie die Siam
Times meldet, hat König Chulalongkorn seinen Minister Tschau
Plei Rex, der auch Mitglied des Staatsrathes war, wegen
Vernachlässigung seiner Amtspflichten seines Postens enthoben.
Das königliche Entlassungsdekret lautet ungefähr folgendermaßen:
„Mein Minister Tschau Plei Rex ist seines Postens enthoben
worden, und es sollen ihm daher alle seine Orden und Ehren-
zeichen abgenommen werden. Auch soll ihm zur Erhaltung seiner
Gesundheit der Bart abrasirt werden. Sieben Tage nach dieser
Bartabnahme soll er dazu verhalten werden, Heu für die heiligen
Elefanten zu mähen, welche Arbeit er bis zu seinem Todestage
fortzusetzen hat.“ — Von einer Pension ist in diesem Dekrete
nicht die Rede.
(Vom Blitze getödtet) wurde die dreißigjährige Bäuerin
Wachouschek in der Nähe von Sobieschitz, Bezirk Bergreichen-
stein in Böhmen, vom Gewitter überrascht. Ein Blitzstrahl ver-
letzte sie so schrecklich, daß sie bald darauf ihren Geist aufgab.
Sie ward bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Der Regen-
schirm, den sie in der Hand trug, wurde vom Blitze ganz zerfetzt.
Nachrichten aus Deutschland.
* (Beraubte Hoffendungen.) Die Hamburger und die Al-
tonaer Polizei verhaftete vierundzwanzig Personen, welche die
für den kaiserlichen Hof bestimmten Sendungen theilweise beraub-
ten; die Diebesbande trieb seit längerer Zeit dieses Unwesen.
Dateiname:
katholischer-volksfreund-1898-06-05-n23_1770.jp2