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(Eine großartige Volksmission) in
der Wallfahrtskirche bei Pobenhausen bei
Ingolstadt wurde am 29. Mai mit einer
herrlichen Prozession geschlossen, wobei an
10,000 Personen und über 30 Priester sich
betheiligten. Die Schlußfeier der Pro-
zession hielt der Hr. Domprobst und päpst-
liche Prälat Dr. Pruner von Eichstätt ab.
Die Missionspredigten wurden von 5 Augs
burger Weltpriestern unter Leitung des Hr.
geistlichen Raths und Benefiziat Hauser von
Augsburg abgehalten.
* (Schwere Gewitter.) Fast in allen
Kreisen Bayerns, vom bayerischen Hoch-
gebirge bis in die Oberpfalz und nach
Schwaben haben am Montag den 21. Mai
schwere Gewitter mit Hagelschlag großen
Schaden verursacht. Im romantisch ge-
legenen Tölz an der Isar entlud sich abends
7 Uhr ein furchtbares Gewitter mit Hagel
(in der Größe von Hühnereiern). Die
Mehrzahl aller Fenster der Wohnhäuser
wurde zertrümmert. Im Schulhause wurden
sämmtliche Fenster zerschlagen. Ganze Be-
dachungen sind zerstört, selbst in Blech-
dächer und Dachrinnen wurden Löcher ge-
schlagen. Alle Allee- und Gartenbäume
sind ihres Schmuckes beraubt. — In
Grafling vernichtete am 21. Mai abends
halb 8 Uhr ein Hagelwrtter die Saaten
vollständig, so daß vom Winterroggen kaum
mehr ein Halm in die Höhe steht. — Bei
Rosenheim entlud sich abends nach halb
8 Uhr ein starkes Gewitter mit Hagelschlag,
wobei die Schlossen wie Taubeneier fielen
und in Gärten und Feldern großen Schaden
anrichteten. — In Zwiesel im bayer.
Wald richtete das Gewitter ebenfalls großen
Schaden an, ferner in der Oberpfalz
zwischen Neumarkt und Sulzbach, wobei
um Pölling, Holzheim und Lodenbach die
Höhen ganz weiß von Schlossen lagen,
welche 10—12 ctm. hoch die Felderbe-
deckten. — Im oberen Donauthal bei
Ulm entluden sich am 21. Mai mehrere
schwere Gewitter mit strömenden Regen-
güssen, aber ohne großen Schaden anzu-
richten. — Im bayer. Ries von Nörd-
lingen an bis ins württembergische ging
am 21. Mai Nachm. 4 Uhr ein furcht-
bares Gewitter mit schwerem Hagelschlag
nieder. Die Hagelkörner fielen bis zur
Größe von Taubeneiern und in solcher
Menge, daß einzelne Wege wie beschneit
aussahen. Der an den Häusern und mehr
noch auf den Fluren angerichtete Schaden
ist enorm. Der Zweck dieser Zusammen-
stellung des „Kath. Volksfr.“ ist die ernste
Mahnung an alle Landleute: Unterlasset
es nicht, euere Felder gegen Hagelschlag
zu versichern. Die bayer. staatliche Hagel-
versicherung ist am hesten zu empfehlen.
* (Vom Blitze erschlagen.) In Winter-
rieden bei Batenhausen in Schwaben wurde
am 21. Mai Nachm. 4 Uhr ein 56jähr.
Landmann, Vater von 7 Kindern, beim
Torfstechen vom Blitze erschlagen.
— In Lindberg bei Zwiesel (Nieder-
bayern) wurden am 21. Mai Mittags 2.
Frauenspersonen (Thekla Wolf und Ther.
Weiß) vom Blitze getödtet, während drei
audere schwer verletzt sind.
* (Unglücksfälle.) In München ist am
21. Mai. das 6jährige Mädchen eines
Bahnbediensteten an einen Zwetschgen-Kern
Nachrichten aus Deukschland.
((Folgen eines kalten Trunkes.) Im
Dorfe Breidbach bei Solingen sind am
21. Mai. 2 Kinder von drei und vier Jah
ren plötzlich gestorben. Die Kinder hatten
im Freien gespielt und liefen dann zu ihrer
Mutter von der sie zn trinken verlangten.
Die Frau gab den Beiden, da sie erhitzt
waren, erst nach geraumer Zeit Wasser,
welches einem Dorfbrunnen entnommen wird.
Unmittelbar nachdem sie getrunken hatten,
waren sie auch schon Leichen. Es scheint
als ob sie noch nicht genügend abgekühlt
waren und außerdem die Temperatur des
Wassers zu kalt gewesen ist, so daß Hitz-
schlag eintrat.
(Tod durch Unvorsichtigkeit.) In
Berlin ist kürzlich eine Beamtenfrau wegen
Zuwiderhandlung gegen ärztliche Verord-
nung gestorben. Sie litt an Kopfreissen
und konnte mehrere Nächte hindurch nicht
schlafen. Der Arzt verodnete als Schlaf-
mittel Cholralhydrat, das sie in zwei Dosen
vor dem Schlafengehen abends und am
nächsten Tage einnehmen sollte. Sie nahm
innerhalb einer halben Stunde das Ganze
am selben Abend, schlief dann sofort ein
und war am nächsten Morgen, als der
Eheman sie wecken wolte eine Leiche.
* (Lebendig verbrant.) In der Stadt
Jena war der Universitätsstudent Os-
wald aus Eisenach am 20. Mai. Nachts,
während er bei einem Lichte las, einge-
schlafen. Als nach einiger Zeit Schmerzens-
rufe ertöuten und die Hausbewohner her-
beieilten, fanden sie Öswald in einem
schrecklichen Zustande. Die Flamme des
Lichtes hatte das Buch und die Kleider
ergriffen und in kurzer Zeit war Oswald,
der wahrscheintich von dem Rauch betäubt
wurde, so arg verbrannt, daß er am folgen
den Tage starb.
* (Petroleum-Unglück.) In Lams-
heim verbrannte das 12jährige Töchter-
chen des Ackerers Joh. Lebkücher. Das-
selbe wollte Feuer in dem Ofen anzünden
wozu es Petroleum benützte. Dasselbe
fing Feuer, der Krng explodirte, der In-
halt ergoß sich über das Mädchen und dieses
verbrannte so jämmerlich, daß es gleichsam
lebendig gebraten wurde und die Haut stück-
weife von ihm fiel. Nach vier Stunden
erlöste es der Tod von seinen schrecklichen
Qualen.
Nachrichten vom Ausland.
(Der Salzburger katholische Uni-
versitätsverein) besteht jetzt neun Jahren.
Im 3. Jahre betrug sein Vermögen 33,239
fl., am Ende des 6. Jahres 87,824 fl.,
am Ende des 9. Jahres: 160,826 Gulden,
wozu noch ca. 34,000 fl. kommen, die außer-
halb Salzburgs verwaltet werden. Um die
Universität mit zwei Facultäten (der philo-
sophischen und juridischen) eröffnen zu können,
brauchte man eine Jahreseinnahme von
mindestens 120,000 fl., wozu noch die
Gründungskosten u. a. kommen. Solange
nicht eine jährliche Einnahme von 200,000 fl.
gesichert ist, kann man nicht anfangen. Im
letzten Jahre haben die Gesammteinnahmen
etwas über 30,000 Gulden betragen.
(Schwere Gewitter) haben am 13. Mai
in Mährisch-Budwitz durch einen Wolken-
bruch und Hagelschlag großen Schaden ver-
ursacht. Es fielen Eisstücke in der Größe
von Taubeneiern, welche noch stundenlang
in der Höhe von 15—20Ctm. liegen
blieben und in Kübeln aus den Hausein-
fahrten geschafft werden mußten. Die präch-
tig gestandene Saat in der ganzen Um-
gebung und der ganze Obstbau sind total
vernichtet, so daß eine traurige Mißernte
zu erwarten steht. Der Blitz steckte auch
eine Scheune in Brand. Bei den Lösch-
versuchen wurde der Fleischhauer Achrer
unter dem zusammenstürzenden Gebälke be-
graben und lebensgefährlich verletzt.
(Alte Wandmalereien). In Ungarn
wurden kürzlich an den Wänden der im
romanischen Stile erbauten reformirten
Kirche in Maros-Szentkiraly, in der Nähe
von Maros Vasarhely, durch den Zeichen-
professor Edmund Nemes äußerst interessante
Wandmalereien entdeckt. Unter einer
mehrere Jahrhunderte alten Kalkschicht kam
ein ganzer Cyklus von Bildern zum Vor-
schein, welche die zwölf Apostel, die vier
Evangelisten, die heilige Apollonia und die
Patrone des Landes darstellen. Der heilige
König Stefan ist in sitzender Stellung ab-
gebildet, in weitem Mantel; in der Linken
hält er den mit dem Kreuz geschmückten
Reichsapfel, während er mit der erhobenen
Rechten einen Ring aus dem Schnabel
eines aus der Höhe niedersteigenden Adlers
nimmt. Diese Bilder stammen aus der
katholischen Zeit; jetzt ist die Kirche
kalvinisch.
* (Protestantische Fanatiker) in Deutsch-
land wollten in Rom eine Lutherkirche
bauen, obschon gar kein Bedürfniß hiezu
vorhanden ist. Thatsächlich genügt die protest.
Kapelle der deutschen Botschaft allen religi-
ösen Bedürfnissen der in Rom befindlichen
Protestanten; sogar die „Allg. Ztg.“ tadelt
die „Blindheit confessioneller Eiferer“, in-
dem sie statitisch nachweist, daß vom Oktober
1891 bis Juli 1892 durch den Botschafts-
prediger — 6 Taufen, sämmtlich aus ge-
mischten Ehen, vollzogen wurden, wobei
die Eheleute Osterreicher, Deutsch-Schweizer,
Deutsch Rumänen und Tessiner waren, in
der Mehrzahl nicht einmal in Rom ansässig.
In derselben Zeit wurden ganze 3 Kinder
confirmirt und 2 Paare getraut. Sogar
die obersten Kirchen- und Reichsbehörden
haben in richtiger Würdigung dieser Sach-
lage es abgelehnt, für eine ganz überflüssige
protestantische Kirche in Rom die Summe
von 500,000 Mark wegzuwerfen; aber die
Fanatiker des „Gustav Adolf-Vereins“ sind
mit Blindheit geschlagen, sie kennen nur
Haß gegen die katholische Kirche.
Der Papst hat am Montag den 21.
Mai dem öffentl. Confistorium, in dem die
neuernannten Kardinäle den Kardinalshut er-
hielten, ein geheimes Consistorium abgehalten
und 24 neue Bischöfe präconiſirt, darunter
auch Herrn Bischof Dr. Komp von Fulda.
erstickt. Durch ärztliche Hilfe war vorher
der im Schlunde stecken gebliebene Kern
bereits abwärts gestoßen worden und es
schien das Kind außer Gefahr zu sein, als
durch einen Hustenansall der Kern abermals
aufstieg und das Kind in den Armen des
Vaters den Erstickungstod fand.
Dateiname:
katholischer-volksfreund-1894-06-03-n22_1340.jp2