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120 (Unglücksfall.) In Hirnkirchen bei Moosburg brannte am 29. März das Anwesen des Schuhmachers Niedermayer, sowie das des Zimmermanns Linseisen vollständig nieder. Der 18jährige Schuh- machergeselle Joh. Hölzle von Großarres- hausen, sowie der 7jährige Sohn des Nie- dermayer, welche im Hause des Nieder- mayer auf dem Dachboden schliefen, kamen in den Flamen um. (Bestrafte Lebensmittelfälschung.) In Straubing wurde am 2. April der Metzger und Gastwirth Obermaier von Ergoldsbach, welcher aus dem Fleische einer lungenkranken Kuh Würste gemacht und verkauft hatte, zu 4 Monaten Gefängniß verurtheilt. (Jugendverwilderung.) Die Folgen moderner Erziehung ohne Glauben und Religion zeigen sich jetzt in Selbstmorden der Kinder. In Fürth hatte der 14jähr. Knabe eines Arbeiters sich einer Unter- schlagung schuldig gemacht und sollte dafür die wohlverdiente Strafe erhalten. Mit den Worten: „Schlagen lasse ich mich nicht, lieber gehe ich ins Wasser“ eilte der Bur- sche der Pegnitz zu. Der erregte Vater folgte dem Knaben in die Fluthen, in wel- chem beide sofort verschwanden. — In München sprang ein 17jähriges Mädchen in die Isar und ertrank. Mangel an re- ligiöser Erziehung, schlimmes Beispiel zu Hause oder von Anderen sind die Ursachen solcher Erscheinungen. Nachrichten aus Deutschland. (Das deutsche Reich) zählt nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1890: 49,422,528 also 491/2 Millionen Seelen. Im Jahre 1885 waren es 46,855,704. Bayern zählte am 1. Dezember 1890 5,589,382 Bewohner, gegen 5,420,199 im Jahre 1885. (Großartige Trauerfeierlichkeiten für Dr. Windthorst) fanden in mehreren Städten statt. In Köln am 30. März in Günzenich-Saale wo ca. 6000 Personen anwesend waren, und wobei herrliche Ge- dächtnißreden auf die Verdienste Windt- horsts um die kathol. Kirche Deutschlands gehalten wurden, vermischt mit ergreifenden Trauergesängen des Domchors. — In Zürich (Schweiz) fand am nämlichen Tage eine Windthorstfeier statt, wobei 1200 Per- sonen Theil nahmen. Die herrliche Ge- dächtnißrede des Nationalrath Decutins machte tiefen Eindruck auf alle Anwesenden. (Gegen die 3jährige Dienstzeit beim Militär) hat kürzlich der preußische Ge- nerallieutenant z. D. v. Boguslawski eine interessante Schrift veröffentlicht, wo- rin er beweist, daß man die zweijährige Dienstzeit ohne Schädigung der Armee ein- führen kann; ferner weist er nach, daß das dritte Dienstjahr geradezu schädlich wirkt. (Volksmission.) In St. Wendel (Erzdiözese Köln) wurde vom 15. bis 22. März durch 3 Patres eine Mission gehal- ten, welche so stark besucht wurde, daß die geräumige Kirche jedesmal, besonders in den Abendpredigten, zum Erdrücken voll war. Selbst Andersgläubige, welche zahl- reich den Predigten beiwohnten, sprachen mit der größten Hochachtung von den Patres. Wenn überall, besonders in den Industriebezirken, solche Missionen abgehal- ten, und wenn Alle ihr Leben nach diesen Predigten einrichten würden, dann wäre die soziale Frage mit einem Schlage gelöst. (Eine Volksmission) wurde im Febr. in der Pfarrei Dettingen (Erzdiözese Freiburg in Baden) durch 3 hochw. Bene- dinktiner-Patres aus dem Kloster Beuron abgehalten. Die Betheiligung des Volkes war so groß, daß zuletzt die Kirche nicht mehr ausreichte und die zwei letzten Pre- digten im Freien gehalten werden mußten. Auch Protestanten besuchten die Mission fleißig, einer derselben, ein ehrenwerther Mann, der allen Predigten anwohnte, er- klärte: „Nein, so hatte ich die katholische Kirche nicht erkannt gehabt.“ Alle waren des Lobes voll über das Gehörte und Ge- sehene, und gerne wurde anerkannt, daß während der ganzen Mission nicht ein ein- ziges Wort gegen Andersgläubige gesprochen wurde. (Lebendig verbrannt.) Bei Frank- furt a. M. war am 20. Febr. in der Ranauer Landstraße ein Stroh- und Spreu- haufen niedergebrannt und hatte die Feuer- wehr einen mit schweren Brandwunden be- deckten Mann, den Taglöhner Ferd. Schmitt aus den Flammen hervorgezogen. Bald darauf starb der Unglückliche im Hospital.
Dateiname: 
katholischer-volksfreund-1891-04-12-n15_1290.jp2