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227 Meinung im Verborgenen bleibe, daß wir allerdings dem Nächsten durch unsere gute That ein Beispiel geben, aber mit unserer Meinung, womit wir Gott allein zu gefal- len suchen, immer die Verborgenheit wün- schen.“ Wo es galt, Zeugniß für den Glau- ben öffentlich abzulegen, da war unser Her- mann stets vornan. Nicht zufrieden, vor aller Welt in Berlin diesem Glauben öf- fentliches und feierliches Zeugniß abzule- gen, stellte er sich während der letzten Oster- ferien (am Ostermontag, den 6. April) an die Spitze von c. 5000 Deputirten aus den Orten Delbrück, Elsen, Neuhaus, Hö- velhof, Stukenbrock, Westerholz, Dörenha- gen, Bahl, Buke, Kirchborchen, Lippspringe, Neuenbeken, Schwanei, Wewer, Bleiwäsche, Asseln, Atteln, Etteln, Essentho, Haaren, Fürstenberg, Iggenhausen, Lichtenau, Oes- dorf, Kleinenberg, Westheim und Wünnen- berg und versicherte in warmen Worten in seinem wie der Deputirten und deren Mit- bürger Namen den hochwürdigsten Bischof Dr. Conrad Martin, als den von Gott und dem Nachfolger des heil. Petrus ge- sandten einzig rechtmäßigen Oberhirten der Diözese Paderborn, unverbrüchlichster Treue. Groß sei der Kampf unserer Tage, groß die Leiden der heil. Kirche; aber der Sieg sei an die Fahne des Kreuzes gehef- tet. Der Sieg werde nicht ausbleiben, sei vielmehr als bevorstehend zu erhoffen; dann würden Freudenfeuer von unsern Waldes- höhen den Sieg der Kirche Jesu verkün- den, wie am gestrigen Abende (Ostersonn- tag) die Osterfeuer den Sieg Jesu verherr- licht haben. An demselben Tage führte auch der Bruder unsers Hermann, Georg- v. Mallinckrodt, eine mehre tausend Mann zählende Deputation zum Bischofe Conrad und gab dieselben Gelöbnisse, wie sein Bru- der Hermann. Dieser Tag versammelte überhaupt 16,000 Mann um unsern gott- begeisterten Bischof, die alle den Schwur der Treue gegen die römisch-katholische Kirche erneuerten. Unvergeßlich wird die ergrei- fende Scene dieses Tages Allen bleiben, die dabei zugegen waren, als Bischof Con- rad an die lautlos horchende Menge von vielen Tausenden die Frage richtete: „Wollt Ihr stets festhalten an dem Felsen“ Petri- und stets unerschütterlich treu bleiben dem Glauben Eurer Väter und Vorväter?“ — und als aus einem vieltausendfachen Munde ein entschiedenes westfälisches „Ja“ ertönte. Wohl konnte Hermann von Mallinckrodt mit Recht in Berlin öffentlich hinweisen auf diese Stimme des Volkes, die, wie die protestantische Times meint, wahrhaftig et- was mitzusprechen hat, ja den Ausschlag gibt bei der Frage, ob römisch-katholisch oder deutsch-national-katholisch. An dem denkwürdigen Ostermontage die- ses Jahres hatten die meisten jener Depu- tirten zum ersten Male die Freude, jenen herrlichen Mann, unsern Hermann, zu se- hen, von dessen Reden für Wahrheit, Recht und Freiheit sie so viel gelesen und gehört hatten. Jetzt hörten sie ihn selbst sprechen und dem Bischofe unwandelbare Treue ge- loben. Kein Wunder, daß so Viele der- selben 7 Wochen später sich in aufrichtig- ster Trauer dem Leichenzuge dieses Beken- ners auf dem Wege von Paderborn nach Böddeken anschlossen! „Vor Gott ein Kind“ — war Her- man“ v. Mallinckrodt durch seine kindliche innige Frömmigkeit. Ich habe schon gelegentlich erwähnt, wie er in Berlin vor wichtigen Kammer- debatten sich erst am Morgen am Tische des Herrn mit dem Brode der Starken kräf- tigte. Ich füge hier noch hinzu, daß er auf der Heimreise von Berlin nach Nord- borchen die Nacht hindurch auf der Fahrt sich aller Speise und allen Trankes enthielt, um erst in Paderborn zu beichten und zu communiciren. Ebenso kam er in früher Morgenstunde nüchtern von Nordborchen nach Paderborn herüber, als an letzterem Orte für seine verstorbene Gattin die heil. Messe gelesen werden sollte, um bei der Gelegenheit zu beichten und die heil. Com- munion zu empfangen, die er für seine hin- geschiedene Gattin aufopferte. Die Nord- vorchener erzählen sich mit Rührung, daß sie ihren guten Herrn von Mallinckrodt, ohne daß er es geahnt, im Stillen beob- achtet haben, wie er' oft stundenlang in der einsamen Feldkapelle bei Borchen im Gebete verharrt habe. Von wie vielen Gebeten im stillen Kämmerlein mag erst sein Schutz- Engel erfreuter Zeuge gewesen sein! „Als du betetest — sprach der Engel Raphael zu Tobias — da brachte ich dein Gebet vor den Herrn“; wie viele Gebete wird Her-
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katholischer-volksfreund-1874-07-16-n29_2320.jp2