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Meinung im Verborgenen bleibe, daß wir
allerdings dem Nächsten durch unsere gute
That ein Beispiel geben, aber mit unserer
Meinung, womit wir Gott allein zu gefal-
len suchen, immer die Verborgenheit wün-
schen.“ Wo es galt, Zeugniß für den Glau-
ben öffentlich abzulegen, da war unser Her-
mann stets vornan. Nicht zufrieden, vor
aller Welt in Berlin diesem Glauben öf-
fentliches und feierliches Zeugniß abzule-
gen, stellte er sich während der letzten Oster-
ferien (am Ostermontag, den 6. April) an
die Spitze von c. 5000 Deputirten aus
den Orten Delbrück, Elsen, Neuhaus, Hö-
velhof, Stukenbrock, Westerholz, Dörenha-
gen, Bahl, Buke, Kirchborchen, Lippspringe,
Neuenbeken, Schwanei, Wewer, Bleiwäsche,
Asseln, Atteln, Etteln, Essentho, Haaren,
Fürstenberg, Iggenhausen, Lichtenau, Oes-
dorf, Kleinenberg, Westheim und Wünnen-
berg und versicherte in warmen Worten in
seinem wie der Deputirten und deren Mit-
bürger Namen den hochwürdigsten Bischof
Dr. Conrad Martin, als den von Gott
und dem Nachfolger des heil. Petrus ge-
sandten einzig rechtmäßigen Oberhirten der
Diözese Paderborn, unverbrüchlichster
Treue. Groß sei der Kampf unserer Tage,
groß die Leiden der heil. Kirche; aber der
Sieg sei an die Fahne des Kreuzes gehef-
tet. Der Sieg werde nicht ausbleiben, sei
vielmehr als bevorstehend zu erhoffen; dann
würden Freudenfeuer von unsern Waldes-
höhen den Sieg der Kirche Jesu verkün-
den, wie am gestrigen Abende (Ostersonn-
tag) die Osterfeuer den Sieg Jesu verherr-
licht haben. An demselben Tage führte
auch der Bruder unsers Hermann, Georg-
v. Mallinckrodt, eine mehre tausend Mann
zählende Deputation zum Bischofe Conrad
und gab dieselben Gelöbnisse, wie sein Bru-
der Hermann. Dieser Tag versammelte
überhaupt 16,000 Mann um unsern gott-
begeisterten Bischof, die alle den Schwur
der Treue gegen die römisch-katholische Kirche
erneuerten. Unvergeßlich wird die ergrei-
fende Scene dieses Tages Allen bleiben,
die dabei zugegen waren, als Bischof Con-
rad an die lautlos horchende Menge von
vielen Tausenden die Frage richtete: „Wollt
Ihr stets festhalten an dem Felsen“ Petri-
und stets unerschütterlich treu bleiben dem
Glauben Eurer Väter und Vorväter?“ —
und als aus einem vieltausendfachen Munde
ein entschiedenes westfälisches „Ja“ ertönte.
Wohl konnte Hermann von Mallinckrodt
mit Recht in Berlin öffentlich hinweisen
auf diese Stimme des Volkes, die, wie die
protestantische Times meint, wahrhaftig et-
was mitzusprechen hat, ja den Ausschlag
gibt bei der Frage, ob römisch-katholisch
oder deutsch-national-katholisch.
An dem denkwürdigen Ostermontage die-
ses Jahres hatten die meisten jener Depu-
tirten zum ersten Male die Freude, jenen
herrlichen Mann, unsern Hermann, zu se-
hen, von dessen Reden für Wahrheit, Recht
und Freiheit sie so viel gelesen und gehört
hatten. Jetzt hörten sie ihn selbst sprechen
und dem Bischofe unwandelbare Treue ge-
loben. Kein Wunder, daß so Viele der-
selben 7 Wochen später sich in aufrichtig-
ster Trauer dem Leichenzuge dieses Beken-
ners auf dem Wege von Paderborn nach
Böddeken anschlossen!
„Vor Gott ein Kind“ — war Her-
man“ v. Mallinckrodt durch seine kindliche
innige Frömmigkeit.
Ich habe schon gelegentlich erwähnt,
wie er in Berlin vor wichtigen Kammer-
debatten sich erst am Morgen am Tische
des Herrn mit dem Brode der Starken kräf-
tigte. Ich füge hier noch hinzu, daß er
auf der Heimreise von Berlin nach Nord-
borchen die Nacht hindurch auf der Fahrt
sich aller Speise und allen Trankes enthielt,
um erst in Paderborn zu beichten und zu
communiciren. Ebenso kam er in früher
Morgenstunde nüchtern von Nordborchen
nach Paderborn herüber, als an letzterem
Orte für seine verstorbene Gattin die heil.
Messe gelesen werden sollte, um bei der
Gelegenheit zu beichten und die heil. Com-
munion zu empfangen, die er für seine hin-
geschiedene Gattin aufopferte. Die Nord-
vorchener erzählen sich mit Rührung, daß
sie ihren guten Herrn von Mallinckrodt,
ohne daß er es geahnt, im Stillen beob-
achtet haben, wie er' oft stundenlang in der
einsamen Feldkapelle bei Borchen im Gebete
verharrt habe. Von wie vielen Gebeten im
stillen Kämmerlein mag erst sein Schutz-
Engel erfreuter Zeuge gewesen sein! „Als
du betetest — sprach der Engel Raphael zu
Tobias — da brachte ich dein Gebet vor
den Herrn“; wie viele Gebete wird Her-
Název souboru:
katholischer-volksfreund-1874-07-16-n29_2320.jp2