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Die Dornenkrone.
lte al Jasepi
Gehet zu Joseph!
Die Dornenkrone gehört zu den kostbarsten Leidens-Reliquien
unseres Herrn. Schon die ersten Christen gedachten gar oft des
Dornenkranzes, womit man das Haupt des Herrn getrönt, und
sie knüpften sinnige Betrachtungen an dieses Leidenswerkzeug
Christi. Am Ende des 2. Jahrhunderts schreibt der Kirchen-
schriftsteller Tertullian: „Welchen Kranz hat denn Christus für
uns sich umgewunden? Ich meine aus Dornen und Disteln,
dem Sinnbild nämlich der Vergehungen, welche die Fleischeserde
hervorgebracht, indem sie jeden Todesstachel an dem duldenden
Haupte des Herrn abstumpfte.“
Die ersten Christen enthielten sich, gleich den Heiden, ihre
Schläfe mit Blumen, Lorbeer u. dgl. zu betränzen, aus Ehrfurcht
vor dem mit Dornen gekrönten Hrilande.
Daß nach der Grablegung des Herrn dieses mit seinem hei-
ligen Blute benetzte Leidenswerkzeug von seinen treuen Anhängern
mit höchster Ehrfurcht behandelt und sorgfältig aufbewahrt wurde,
ist leicht begreiflich. Durch die fromme Kaiserin Helene kam
die Dornenkrone mit anderen Reliquien nach Constantinopel.
Einzelne Dornen kamen von dort in den Besitz verschiedener
Kirchen. Der griechische Kaiser Balduin machte sie im 13. Jahr-
hundert dem heiligen König Ludwig von Frankreich zum Ge-
schenke. Mit den Edlen des Reiches ging Ludwig dem kostbaren
Schatze entgegen und vergoß Freudenthränen, als er das heilige
Leidenswerkzeug erblickte. Des anderen Tages trug sie der König,
nur mit einer Tunika bekleidet, in Sens von den Thoren der
Stadt bis zur Kirche des heil. Stephanus. Von hier wurde sie
nach einigen Tagen nach der Hauptstadt des Landes gebracht.
Seit dem 11. August 1806 ist sie in der Notre-Dame-Kirche
aufbewahrt, wo sie jährlich an diesem Tage zur Verehrung aus-
gesetzt ist.“
Die Uebertragung der Reliquie von Byzanz nach Paris gab
dem Feste der Dornenkrone seinen Ursprung und zwar zunächst
für die Kirche von Paris. Von hier aus verbreitete sich die
Feier dieses Festes in andere Provinzen und Länder. Die sin
nigen Lectionen, Gesängen und andere Gebete im Officium dieses
Festes sind wohl geeignet, andächtiges Mitleiden mit dem duldenden
Heiland in den Herzen zu erwecken.
Der heilige Joseph liebt, wie jener Vater im Evangelium,
nicht nur diejenigen seiner Kinder, welche seine Stimme hören
und in Unschuld leben, auch um seine verirrten Kinder, seine ver-
lorenen Söhne ist er bekümmert. Führt er den Gerechten an
seiner starken Hand den Weg der Vollkommenheit, so sind darum
seine väterlichen Sorgen den armen Sündern nicht versagt.
Zur Ermuthigung jener schwachen und furchtsamen Seelen,
welche sich, wenn sie das Unglück gehabt haben, in eine schwere
Sünde zu fallen, des Bekenntnisses schämen, möge auch folgendes
Beispiel hier eine Stelle finden. Es zeigt ihnen in der Fürsprache
des heiligen Joseph ein mächtiges Mittel, jene feige Furcht und
verderbliche Scham zu überwinden. Die Person selbst, an welcher
dies Beispiel sich ereignete, erzählte es dem P. Barri zur Zeit,
wo er das Leben des heiligen Joseph schrieb. Sie hatte nämlich
einen sehr großen Fehler gegen ein Gelübde, welches sie abgelegt,
begangen: aber eine unüberwindliche Scham schloß ihr den Mund
im Beichtstuhle. So verblieb sie einige Zeit in der Ungnade
Gottes, stets von Gewissensbissen gefoltert. Wohl sah die Un-
glückliche ein, daß ihre Leiden kein Ende nehmen würden, wenn
nicht der Dorn, der ihr Inneres zerriß, herausgezogen wäre, —
daß sie keine Heilung finden könne, wenn sie nicht die Wunde
ihrem Seelenarzte entdeckte. Da kam ihr der Gedanke, zum heil.
Joseph ihre Zuflucht zu nehmen, um durch seinen Beistand das
Widerstreben zu überwinden. In dieser Absicht betete sie neun
Tage nach der Reihe den Hymnus und das Kirchengebet des
Heiligen. Und sieh', am Ende der neun Tage fühlte sie in sich
so viel Kraft und Muth, daß sie allen Widerwillen überwand
und aufrichtig sich ihrem Beichtvater entdeckte. Von diesem Augen-
blicke an betrachtete sie den liebreichen Nährvater Jesu als ihren
Retter, übergab seiner Obhut die Sorge für ihre Seele, und
machte es sich zur Pflicht, beständig sein Bild bei sich zu tragen,
selbst zur Nachtzeit, damit es ihr Schild gegen böse Anfechtungen
wäre. Und unser Heiliger belohnte auch, wie sie selbst erzählte,
ihre Andacht und Treue mit außerordentlichen Gnaden.
„Richts als Bettelbriefe!“
(Nachdruck verboten.)
Dir hat der Himmel einst vertraut,
Den Schutz der hehren Gottesbraut,
Er dessen Thron die Sterne sind,
Ward selbst dein pflegbefohlnes Kind.
Getreu hast du dein Amt vollbracht,
Drum ist nun groß auch deine Macht,
Geht ohne Trost von Jesus nicht,
Für wen Sankt Joseph bittend spricht.
Das Leben hat dich selbst gelehrt,
Wie immer oft das Herz beschwert;
O hilf mir tragen, so wie du,
Das Kreuz der ew'gen Heimath zu.
Und weil Marien's Kind ich bin,
Führ', Vater, mich zum Bruder hin;
An deiner und Marien's Hand
Will ich einst geh'n in's Heimathland.
L. St.
So mag schon oft der Eine und der Andere ausgerufen
haben, wenn er die Post sortierte und da wieder eine „Herzliche
Bitte an die freundliche Leserin und den lieben Leser“ fand. Des
Papierkorbs weiter Bauch nimmt die „Herzliche Bitte“, vielleicht
noch schön säuberlich zusammengefaltet und unglesen, auf. Und
doch war dies die letzte Hoffnung, der Nothschrei eines „armes
Missionspfarrers“.
Die Zahl der Bettelbriefe hat sich aber auch in den letzten
Jahren so gemehrt, daß man wirklich von einer „Anarchie (Regel-
losigkeit) des Sammelwesens“ reden kann, von einem Sammeln
und Betteln, das alles Maß, alle Grenzen übersteigt. Mit Recht
wendet sich gegen diese Anarchie, veranlaßt durch ein Hirtenschreiben
des hochw. Bischofs Paul Keppler von Rottenburg, ein Artikel
im „Bonifatius-Blatt“ vom Februar. Wie überall, so ist ganz
besonders in der christlichen Mildthätigkeit Ordnung nothwendig,
damit nicht die Einen, die ja wirklich in Noth sind, unbegründet
bevorzugt werden, während andere, die in gleicher Lage sind, aber
derartige Mittel nicht ergreifen wollen, leer ausgehen, damit nicht
Geldmittel unnöthig verschleudert werden.
Dazu nun ist der „Bonifatius-Verein“ gegründet, um
den in der Diaspora (unter Protestanten) lebenden Katholiken zur
Erbauung von Kirchen und Schulen „Hilfe zu bringen und zwar
da, wo es noth thut, aber auch allen, die in gleicher Noth sich
befinden, gerecht und in einer von allen Seiten belobten Ordnung,
die sich seit 50 Jahren erprobt, nicht in Anarchie und Ungerech-
tigkeit.“ Die Vermittlung übernimmt gern jeder Seelsorger, wenn
nicht ohnehin der Bonifalus Verein, wie es wünschenswerth wäre,
eingeführt ist.
Dadurch ist auch die Gefahr beseitigt, daß die Mildherzigkeit
mißbraucht wird. Der Schwindel wird ja heutzutage so raffiniert
betrieben, daß nicht bloß gewöhnliche Leute, an die man gerade
velfach sich wendet, sondern selbst „Studierte“ hereinfallen. Dieser
stand macht es nothwendig, daß eine Ordnung hierin geschaffen
und daß man dem Bonifatius-Verein beitrete oder ihm sein
Scherflein zuwende. Dann kann man ruhig und mit guten Ge-
wissen derartige Bettelbriefe unberücksichtigt lassen. Der Hoch-
Sum heiligen Joleph.
Dateiname:
katholischer-volksfreund-1900-03-18-n11_0660.jp2