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dobel am linken Donauufer. (Der uns vorliegende Korn- halm ist 87 Centimeter lang.) Die Wiesen mit üppigem Graewux6 sind bereits zum Mähen. Die Bäume stehen alle in herrlichster Blüthe. Es ist der Lenz hier schon in schönster Pracht. (Hoffen wir, daß die Kälte, die seit Montag eingetreten ist, keinen Schaden bringen wird.) Das letzte große Gewitter am 23. April hat ganz Bäyern durchzogen. Neunmal soll der Blitz in Bamberg eingeschlagen haben ohne zu zünden. Zündend fuhr er in ein Anwesen am oberen Kaulberg, das total meder- brannte. Er zerschmetterte eine Esche in der Hainanlage und erschlug zwei Kühe in Bischberg. In Hallstädt tödtete er einen neunjährigen Knaben und in Webelitz bei Kulm- bach setzte er ein Haus und zwei Städel in Flammen. Bei Zeil (Unterfranken) ging ein Wolkenbruch nieder, der insbesondere an den Hopfeupflanzungen großen Schaden durch Herabschwemmen der Erde angerichtet hat. In Hall- stadt (bei Bamberg) wurde ein neunjähriger Knabe in der Wohnstube der Eltern vom Blitze erschlagen. Der Blitz fuhr am Kamin herab, tödtete im Stall eine Ziege und zerschmetterte das Fenster, an welchem der Knabe stand, während ein kleines Mädchen am anderen Fenster unverfehrt blieb. — In Oberndorf bei Aurach ist während desselben Gewittere in Folge Blitzschlages ein Wohnhaus mit Scheune abgebrannt. — Ueber die fränkische Schweiz entlud sich Nachmittags 4 Uhr ein furchtbares Gewuter. Der Blitz hat bei Bärnfels in den den Besuchern der fränkischen Schweiz bekannten Morchelsteinfelsen — so ge- nannt, weil er einem Morchel ganz gleich war — geschlagen, denselben total auseinander getrieben und die größeren und kleineren Theile nach allen Richtungen hin zerstreut. Der Felsen, ganz allein stehend, circa 12 Meter hoch, 5 Meter im Durchmesser, diente als Anhaltspunkt auf dem Steuer- katasterplane und zeigte dessen Zerstörung und Zertümme- rung in Millionen Theile die Gewalt des Blitzes. Auch in der Gegend von Fulda hat das Gewitter vom 23. April durch Hagelschlag und Wolkenbruch Schaden gethan. Bei Schlüchtern wurde eine Gänsehirt vom Blitze getödtet; in einem andern Orte wurden zwei Ochsen erschlagen. In Künzell ertranken 20 Schweine; die Einwohner ent- gingen nur mit Noth dem Ertrinkungstodte. — In Unter- baid bei Kaplitz (Böhmen) hat der Blitz gezündet. 60 Häuser wurden eingeäschert, 2 Kinder verbrannten. Ueber Hohenfurth ging ein furchtbarer Wolkenbruch nieder. Ungarn. Aus Pesth, 29. April, meldet ein Telegr. der „Deutschen Ztg.“: „Heute Nachts hatten wir fünf Grad Réaumur Kälte; die Eiszapfen waren fingerdick. Die Knospen und Blüthen der Reben haben furchtbar gelitten, der Schaden ist unberechenbar. Es derrscht allgemeine Bestürzung.“ Die vorgerückten Linien der Kriegsführenden sind nicht mehr als 500 Meter von einander entfernt, an vielen Orten sogar viel näher, und von Schanze zu Schanze werden zwischen den Soldaten der zwei Armern die er- götzlichsten, an Scherz und Witz reichen Zwitgespräche gehalten. Zu andern Jeiten ist der neutrale Boden zwischen den feindlichen Linien mit Chets, Offizieren und Soldaten beider Armeen gefüllt, die sich mit einander freundschaftlich unterhalten, gegenfeitig sich zum Essen ein- laden, zusammen Kaffee trinken und sich selbst auf eine Partie Tresillo einlassen. Nichts ist allgemeiner, als daß Jemand von den entgegengesetzten Linien ankommt und den Namen eines Freundes, Verwandten oder Bruders. dessen Rang und Regiment bekannt sind, ausrurt, und das Wort macht die Runde, bis die gesuchte Person ge- funden ist und nach der Front kommt, und dann — welche Explosionen von Herzlichkeit! Carlons Calderor z B., ein Mitglied der Madrider Beau monde, nun- mehr Oberst in der Carlisten-Armee, verlangte nach dem Marquis v. Abumada, Serrano's Adjutanten. General Elio, der Carlistenführer, wünscht seinen Vetter Brigadier Dana zu sehen, während die carlistischen Marquis v. Hormazas und Villadarias die Brigadiers Blanco und Montenegro in freundlichen Botschaften um Unterredungen ersuchen. Alle kommen zur Front geritten und inbrünstige Umarmungen und ammirte Gespräche entspinnen sich zwischen den lang getrennten Freunden, in denen nicht ein Wort über Politik vernommen wird, ausgenommen vielleicht die Klage, sich auf entgegengesetzten Seiten zu finden, während ihre Herzen so eng verbunden sind. Sie essen und trinken zusammen, tauschen Zigarren aus, ver- theilen Charpie und Balsam aus ihren Privatvorräthen und trennen sich dann, stoische Ruhe simulirend, selbst wenn sie wissen, daß ihre nächste Begegnung im Dickicht der Schlucht, bewaffnet mit dem tödtlichen Stahl und der mörderischen Kugel, gegen einander kämpfend, wie nur Spanier und Araber kämpfen, wie Tiger, stattfinden Räthsel. Die Erste ist ein halber Ton, Die Zweit' der Liebe Sohn und Lohn, Das Ganz' ein großer, reicher Patron, Kein Mensch und dennoch eine Person. Schrannen-Anzeigen. (Mittelpreise mag. Orte. Datum T.] Mon Weiz. fl. tr. Korn fl. kr. [Gerste fl. tr. Haber fl. fr. Einem englischen Blatte wird von seinem Korrespon- denten auf dem spanischen Kriegsschauplatze geschrieben: Kemnath (Hektol.) Amberg (Hektolit.) München (Zentr.) Cham (Hektoliter) Straubing (D.-H.) 18. 25. 25. 23. 25. Apri April April April April 1053 Druck und Verlag von G. Staufer.
Dateiname: 
amtsblatt-kemnath-erbendorf-1874_0680.jp2