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153 Otylia. (Schluß. ) Narbutt, der sich in einigen Monaten einen beinahe mähr- nhaften Ruhm erworben hatte, gab am 8. Februar, 14 ge nach dem Ausbruche der Insurrektion im Königreich len, das Signal zum Aufstande in Litthauen. An der Spitze sieben Tapfern pflanzte er die Nationalfahne auf, unter sich mehrere Hunderte von Patrioten sammelten. Seine uppe empfing die Feuertaufé im Kampfe von Rudniki: sie r ein Sieg über die Russen. Seit der Zeit ließ er durch i Monate seinen Feinden, die ihn für den Teufel hielten, der Frieden noch Ruhe. Seine eigenen Soldaten hielten für einen Zauberer. Er besaß eine wunderbare Geschick- keit, die Russen auf eine Fährte zu bringen, um sie dann die Tiefe der Moräste und unbewegsamsten Wälder zu leiten, O wo seine Feinde ihn zu fangen gedachten, war er es, unversehens über sie herfiel und sie decimirte. Dann ver- wand er wie ein Wunder, das die Ueberlebenden in ein rgläubisches Schrecken versetzte. Am Ostertage wurde auf den Kopf des Helden ein Preis gesetzt, und die Militärkräfte von Witna und Kowno wurden zu verfolgen heordert. Das Directorial-Comité Litthauens wortete auf diese Anordnung durch einen allgemeinen Auf- zu den Waffen, der allen guten Patrioten befahl, sich Nar- t anzuschließen. Graf Julian und sein Führer marschirten die ganze Nacht cch. Bei Tagesanbruch erreichten sie das am Rande des a errichtete Lager; sie waren verfolgt worden. Nach Oty- s Ohnmacht blieb der, der diese verursacht hatte, auf ihrer fur. Er war immer betrunken, aber wahrend die Beine wankten, bildete sich in seinem Kopfe ein teuflischer Plan. nTrunkenboldsgang kam ihm bei Jutian und seinem Führer Statten, indem er bei ihnen, wenn sie ihn sahen, keinen Arg- hn kommen ließ. Der Raskolnik erreichte, ohne ihren Ver- ht zu erregen, hinter ihnen die großen Waldungen, in die eindrangen, nachdem sie sich zwei Stunden auf der Strasse halten hatten. Von Zeit zu Zeit rieb der Elende sich die inde mit einer Befriedigung, indem er sich in der heisern ämme, die Otylia so erschreckte, sagte: Narbutt, Narbutt, mir gehören die Rubel unsers Vaters, Czars. Und er setzte seine Verfolgung fort. Wenn er einen Au- blick die, die er bedauerte, aus dem Gesichte verlor, schwang sich wie ein Wahnsinniger vorwärts durch Strauchwerk und ernicht, nichts hielt ihn auf, bis er die Spur der beiden änner wieder gefunden hatte. Ein wolkenloser Himmel und Vollmond begünstigte ihn. Hundert Schritte vom Lager rief eine Schildwache. Wer da! — Narbut und Vaterland! antwortete Julian's Begleiter, sie gingen vorwärts. Der Raskolnik stand still, ergriff die Branntweinflasche, die seiner Seite hing, leerte sie in langen Zügen und wiederholte: — Narbutt gehort mir; mein sind die Rubel des Czars, seres Vaters, und er fiel zu Boden wie todt berauscht. Drei Tage darauf untersuchte der Colonel Timoficew, als scher verkleidet und geführt von dem Spion, der den ver- chenen Preis verdienen wollte, die Stelle des Lagers, das neuen Freiwilligen als Sammelplatz bezeichnet worden er und wohin diese durch den Wald meistens von Sendlingen Nationalregierung geleitet gelangten. Am 13. Mai umzingelten die von verschiedenen Seiten gekommenen Russen die Patrioten, und mit Tagesanbruch be- gann der Angriff. Durch mehrere Stunden bestanden die In- surgenten einen heldenmüthigen Kampf, in dem sie sich einer gegen zehn schlugen. Ein Augenzeuge berichtigt darüber Fol- gendes: — Unvermuthet von allen Seiten eingeschlossen, gelang es Narbutt dem ungeachtet, sich einen Weg durch die Russen zu bahnen. Obgleich am Fuß verwundet, commandirte er, von seinen Gefährten getragen, nachdrücklich. Durch seine Unerschrockenheit und Ortskenntniß wäre er beinahe den Russen entkommen, als ihn eine Kugel in's Herz traf. Er starb, indem er noch mit fester Stimme die Worte sprach: „Ich sterbe für mein Vaterland“. Einige Tage darauf waren in der kleinen hölzernen Kirche von Dubiczani zwölf Sarge aufgestellt; einer von ihnen, höher als die übrigen stehend, war mit einem Leichencrepp bedeckt. Als der russische Colonel diese Bestattung erlaubte, schien er den Bittgesuchen der Schwestern des unglücklichen Führers zu willfahren, aber es lag ihm mehr daran, die Bewohner des Landes von dem Tode seines fürchterlichen Gegners zu über- zeugen, um sie dadurch zu entmuthigen. Es war eine allge- meine Trauer. Auf dem Schlachtfelde hatte man Frauen in Trauer die Todten begraben und die Verwundeten verbinden sehen, darunter die Schwestern Narbutts. Als die jüngste ihre Thränen nicht bei der Entdeckung des leblosen Körpers ihres Bruders zurück- halten konnte, sagte die altere Schwester: Schämst Du Dich nicht vor den Russen zu weinen. Ein moskowitischer Off zier, der eine Frau ganz in schwarz gekleidet und verschleiert sich über einen Leichnam bücken sah, sagte ihr: — Der ist ohne Zweifel auch Ihr Bruder? — Alle, die für Polen kämpfen, sind meine Brüder, ant- wortete sie. Aber, fügte sie mit einer Geberde und einem Tone, die selbst den Henker gerührt hätten, hinzu: — Dieser hier war mein Verlobter. Die knieende Frau war Otylia, der Todte Graf Julian. Der Raskolnik spazierte hin und her, immer betrunken und immer schmutzig, obgleich er sich mit neuen Kleidern wie zu einem Feste geschmückt hatte. — Vermischte Nachrichten. Bei der am 19. Juni l. Is. zu Amberg beginnenden Schwurge- richtssitzung für den Kreis Oberpfalz und von Regensburg kommen fol- gende Fälle zur Verhandlung: 1) am 19. Juni: J. B. Nelz, lediger Taglöhner und Bräuknecht von Wörth, wegen Körperverletzung mit er- folgtem Tod; 2) am 20. Juni Vorm.: P. Steubel, abgehauster Bauer von Welluck, wegen Verbrechens des Diebstahls; 3) Nachm.: G. Krug, lediger Maurerssohn von Kirchenthumbach, wegen Nothzucht- Versuches; 4) am 21 Juni: Anna Herbrig, ledige Inwohnerstochter von Wassersuppen, wegen Verbrechens des Mordes; 5) am 22. und 23.: a) G. Dienstl, lediger Badergeselle von Regensburg, b) J. Bremm, lediger Schuhmachergeselle von Sarching, c) Karl Zehentbauer, led. Eisengießer von Regensburg und Soldat des k. XI. Infanterie-Regiments, d) J. Zehentbauer, Maschinistens-Wittwe von Regensburg, e) J. Zehentbauer, led. Maurerlehrling von Regensburg, f) M. Bezold, Getreidemessers-Ehefrau von Regensburg, g) B. Bezold, deren Tochter, wegen Verbrechens des Diebstahls, der Theilnahme hiezu, Hehlerei ꝛc; 6) am 26.: G. Schmeidel, led, Bauerssohn und Privatstudent von
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neunburger-bezirksamtsblatt-1865-06-17-n24_1560.jp2