Text na stránkách 6

Text: 
Ueber den Nutzen der Drainage. Der „Bote aus den 6 Aemtern“ enthält nach- stehenden bemerkenswerthen Aufsatz: Nicht leicht ist unter den neueren Verbesserun- gen in dem landwirthschaftlichen Betrieb eine mit größeren und günstigeren Erfolgen begleitet gewe- sen, als die Entwässerung eines nassen Boden durch gelegte, gebrannte Thonröhren und es dürfte viel- leicht, da das gedachte Verfahren nur wenig in unserem Fichtelgebirg bis jetzt seine Anwendung gefunden, nicht ohne Nutzen sein, in diesen Blättern einige Notizen darüber zu vernehmen. Obgleich es als bekannt vorausgesetzt werden darf, von wie großem Einfluß auf die Entwicklung und das Gedeihen einer Pflanze, nebst andern Factoren, der Boden ist, so ist es doch für unser Thema unumgänglich nothwendig, diese einem Je- den, der nur sehen kann und will, bekannte That- sache noch ganz besonders hier hervorzuheben. Fast jeder Boden hat seine Pflanzen, die er vorzugs- weise liebt, und nur dadurch, daß wir einzelne Bestandtheile, die ihm fehlen oder entzogen wer- den, durch Düngung wieder hinzubringen, wird es möglich, gewisse Pflanzen auf sonst für sie ungün- stigen Bodenarten zu erhalten und mit Erfolg für die Landwirthschaft anzubauen. Wer wüßte nicht, wie die Esparsette, der Klee, der Huflattig (sogen. Klatsche) den Kalkboden lieben, wer wüßte nicht, wie auf Schutthaufen, die reich an verwesten Pflanzentheilen sind, ganz andere Pflanzenarten sich ansetzen, als dieß in unmittelbarer Nähe auf der nächstgelegenen Bodenart ist. Unter den für die Pflanzencultur ungünstigen Erdarten, müssen wir vor Allem den sumpfigen, naßen Boden bezeichnen, und da wir gerne, ehe wir theoretisch sprechen, Beispiele aus der Wirk- lichkeit citiren, weil gerade solche für den denken- den Landwirth die nützlichsten sind, so möchten wir hier besonders auf die vielen feuchten Wiesen un- serer Umgegend, auf die Torfmoore des Züttel- moos, Selb, bei Weißenstadt, Redwitz u. s. w. hin- weisen und hervorhoben, wie es nicht allein dem Landmann bei dem Ertrag, sondern auch jedem nur einigermaßen aufmerksamen Beobachter auffallen muß, wie eine andere Flora dort den Boden be- deckt. Der Landwirth brzeichnet sie nicht unrichtig als „saures Futter,“ es sind verschiedene Moos- arten, dann die scharfkantigen Riedgräser, Moos- seggen die Rasenbiusen, das Wollkraut, in voll- ständig ausgebildeten Sümpfen der Bitterklee, der Calmus, der Sumpfborst u. a. ähnliche. Die Nachtheile einer solchen Bodenart leuchten zu sehr ein, als daß eine Verbesserung nicht drin- gend geboten wäre, und wir halten es deßhalb für angemessen, die Wirkungen des Wassers in die- ser Beziehung etwas näher zu beleuchten. Da das Wasser, das in dem Boden im Uebermaß enthal- ten ist, nur ein geringer Wärmeleiter ist, so wird es die von der Sonne und Luft aufgenommene Wärme nur sehr langsam nach der Tiefe leiten, daher denn auch ein solcher Boden ein kalter, und dem Wachsthum der Pflanzen eben dadurch ent- schieden von Nachtheil ist. Diese Kälte wird aber durch das Verdunsten des Wassers noch mehr ver- mehrt und dadurch die Vegetation entschieden zu- rückgedrängt und zurückgehalten. Wir sehen dieß nicht nur bei einzelnen Gründstücken, sondern oft in ganzen Gegenden (Gebirgsgegenden) bestätigt; die Grundstücke können dann nur spät angebaut werden, die Nutzpflanzen kommen schwer und spät zur Reife, die Ernte wird deßhalb verspätet und dadurch gar häufig nur mit großen Schaden und Verlust in die Scheunen gebracht. Aber noch weitere Ursachen sind es, welche durch die Menge des angesammelten Wassers, den Wachsthum der Pflanzendecke zurückhalten und ver- schlechtern, indem dasselbe die Wirkung des ange- wandten Düngers vermindert, die in der Erde vor- handenen Nahrungstheile der Pflanzen förmlich aus- saugt, den Zutritt (die Circulation) der so noth- wendigen Luft in dem Boden verhindert, die Wur- zeln der Pflanzen abfaulen macht und endlich eine Säure erzeugt, die sich in den meisten Fällen mit Stoffen, welche zur Ernährung der Pflanzen noth- wendig sind, verbindet und so ebenfalls dem Wach- sen und Gedeihen derselben zum Nachtheil des Landwirthes entgegentritt. Es gab und gibt nun verschiedene Mittel, ei- nen solchen nassen Boden zu verbessern und im Ertrag zu erhöhen, wir nennen u. a. den gebrann-
Název souboru: 
amberger-wochenblatt-1860-01-23-n4_0240.jp2