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268 IV. Am Montag den 17. Oktober v. Is. Abends machte der Schullehrer und Meßner Michael Schmid von Wessobrun Landgerichts Weilheim in der dortigen Kirche die Entdeckung, daß dortselbst ein Glaskasten, der zuvor am linken Pfeiler der Kirche an einem Nagel so hoch aufgehangen war, daß er ohne vorher herbeizuschaffende Vorrichtung nicht erreicht werden konnte, auf dem Boden lag, und aus diesem vorher versperrt gewesenen Glaskasten ohne Verletzung desselben oder des Schlosses fast alle darin gehangenen Münzen und Votivgegenstände entwen- det worden waren, und daß an einer oberhalb diesem Kasten stehenden Pyramide das Fenster eingebrochen und daraus die silbernen Gegenstände gestohlen wurden. Alle diese entwendeten Votivgegenstände sind Eigenthum der Kirchenstiftung und wurden auf 40 — 50 fl. gewerthet. V. In der Nacht vom 29. auf den 30. September v. Is. wurden aus der Kirche zu St. Heinrich bei Wolfratshausen ein silbergestickter sammtner Rock eines Muttergottesbildes und mehrere an diesen Muttergottesbilde gehangene Votivmünzen und andere silberne Gegen- stände entwendet, welche Gegenstände Eigenthum der Kirchenstiftung waren, und einen Werth von 80 bis 90 fl. hatten. Es war nirgends eine Spur einer Gewaltthätigkeit ersichtlich, und es scheint, daß der Dieb sich in die Kirche einsperren ließ und in der Nacht den Diebstahl verübte. VI. Am Michaelistage den 29. September v. Is. entdeckte man, daß in der Frauen- Kapelle bei Wolfratshausen das vorher geschlossen gewesene eiserne Gitter, welches vom Boden bis an das Gewölbe der Kapelle reicht, offengestanden und von dem Opferstocke eines der Vor- hängschlösser herabgerissen, und aus der Kapelle mehrere silberne der Kirchenstiftung gehörige Votivgegenstände im Werthe von 5 — 6 fl. entwendet worden sind. Das Gitter wurde auf unerlaubte Art wahrscheinlich mittelst eines Dietrichs geöffnet. VII. Am Montage den 24. Oktober v. Is. um die Mittagszeit wurde dem Meßner Thaddäus Demel von Tölz angezeigt, daß man in der Leonhardskapelle auf dem Calvarienberge bei Tölz hämmern höre. Auf dieß begab sich Demel in die Kapelle, wo er das eiserne Gitter zwar geschlossen, aber die im Innern derselben angemacht gewesene versperrte Opferbüchse erbrochen und ausgeleert unter einem Bettschemel fand. Das eiserne Gitter war vorher versperrt, und mußte, wie der Opferstock, mittelst eines Stemmeisens oder andern Werkzeuges geöffnet worden sein. Der Betrag des entwendeten Opfergeldes wird unter 5 fl. angegeben, und war dasselbe offenbar Eigenthum der Kirchenstiftung. Auf dem Wege begegnete ihm eine Mannsperson, welche ihm verdächtig erschien, und welche niemand anderer als Franz Maierhofer war. Demel packte ihn deßhalb bei der Brust, und stellte ihn darüber zu Rede, was er in der Kapelle gethan habe, worauf Maierhofer sogleich wie auch heute eingestand, daß er den Opferstock erbrochen, und daraus das Opfergeld entwen- det, und daß er schon zweimal einen Kirchenraub verübt habe. Er übergab dem Demel auch ein Päckchen, in welchem sich mehrere silberne und vergoldete offenbar aus Kirchen entwendeten Gegenstände und Gefäße befanden. Er wurde nun bei dem k. Landgerichte Tölz eingeliefert, und hiebei fanden sich bei ihm VIII. Der Abdruck eines Siegels des kgl. Landgerichtes Tegernsee und drei falsche Vor- weise vor. Franz Maierhofer läugnete in der Voruntersuchung und auch heute außer den oben er-
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