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IV. Am Montag den 17. Oktober v. Is. Abends machte der Schullehrer und Meßner
Michael Schmid von Wessobrun Landgerichts Weilheim in der dortigen Kirche die Entdeckung,
daß dortselbst ein Glaskasten, der zuvor am linken Pfeiler der Kirche an einem Nagel so hoch
aufgehangen war, daß er ohne vorher herbeizuschaffende Vorrichtung nicht erreicht werden konnte,
auf dem Boden lag, und aus diesem vorher versperrt gewesenen Glaskasten ohne Verletzung
desselben oder des Schlosses fast alle darin gehangenen Münzen und Votivgegenstände entwen-
det worden waren, und daß an einer oberhalb diesem Kasten stehenden Pyramide das Fenster
eingebrochen und daraus die silbernen Gegenstände gestohlen wurden. Alle diese entwendeten
Votivgegenstände sind Eigenthum der Kirchenstiftung und wurden auf 40 — 50 fl. gewerthet.
V. In der Nacht vom 29. auf den 30. September v. Is. wurden aus der Kirche zu
St. Heinrich bei Wolfratshausen ein silbergestickter sammtner Rock eines Muttergottesbildes
und mehrere an diesen Muttergottesbilde gehangene Votivmünzen und andere silberne Gegen-
stände entwendet, welche Gegenstände Eigenthum der Kirchenstiftung waren, und einen Werth
von 80 bis 90 fl. hatten. Es war nirgends eine Spur einer Gewaltthätigkeit ersichtlich, und
es scheint, daß der Dieb sich in die Kirche einsperren ließ und in der Nacht den Diebstahl
verübte.
VI. Am Michaelistage den 29. September v. Is. entdeckte man, daß in der Frauen-
Kapelle bei Wolfratshausen das vorher geschlossen gewesene eiserne Gitter, welches vom Boden
bis an das Gewölbe der Kapelle reicht, offengestanden und von dem Opferstocke eines der Vor-
hängschlösser herabgerissen, und aus der Kapelle mehrere silberne der Kirchenstiftung gehörige
Votivgegenstände im Werthe von 5 — 6 fl. entwendet worden sind. Das Gitter wurde auf
unerlaubte Art wahrscheinlich mittelst eines Dietrichs geöffnet.
VII. Am Montage den 24. Oktober v. Is. um die Mittagszeit wurde dem Meßner
Thaddäus Demel von Tölz angezeigt, daß man in der Leonhardskapelle auf dem Calvarienberge
bei Tölz hämmern höre. Auf dieß begab sich Demel in die Kapelle, wo er das eiserne Gitter
zwar geschlossen, aber die im Innern derselben angemacht gewesene versperrte Opferbüchse erbrochen
und ausgeleert unter einem Bettschemel fand. Das eiserne Gitter war vorher versperrt, und
mußte, wie der Opferstock, mittelst eines Stemmeisens oder andern Werkzeuges geöffnet worden
sein. Der Betrag des entwendeten Opfergeldes wird unter 5 fl. angegeben, und war dasselbe
offenbar Eigenthum der Kirchenstiftung.
Auf dem Wege begegnete ihm eine Mannsperson, welche ihm verdächtig erschien, und
welche niemand anderer als Franz Maierhofer war. Demel packte ihn deßhalb bei der Brust,
und stellte ihn darüber zu Rede, was er in der Kapelle gethan habe, worauf Maierhofer sogleich
wie auch heute eingestand, daß er den Opferstock erbrochen, und daraus das Opfergeld entwen-
det, und daß er schon zweimal einen Kirchenraub verübt habe. Er übergab dem Demel auch
ein Päckchen, in welchem sich mehrere silberne und vergoldete offenbar aus Kirchen entwendeten
Gegenstände und Gefäße befanden. Er wurde nun bei dem k. Landgerichte Tölz eingeliefert,
und hiebei fanden sich bei ihm
VIII. Der Abdruck eines Siegels des kgl. Landgerichtes Tegernsee und drei falsche Vor-
weise vor.
Franz Maierhofer läugnete in der Voruntersuchung und auch heute außer den oben er-
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