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zeugt, ist gewöhnlich stein- oder hornartig,
manchmal aber auch schwamm- oder moosartig.
Die Koralle findet sich in den meisten großen
Meeren und in besonderer Menge im mittel-
ländischen, wo sie Korallenmoose in den schön-
sten Formen und Farben erzeugt. Das stille
Meer aber ist es, wo diese winzigen Arbeits-
leute jene ungeheuren Veränderungen hervor-
bringen, welche die großartigsten Menschen-
werke übersteigen. Der Theil des stillen Meeres,
wo dieß geschieht, ist wegen seiner vielen
Korallenriffe und gesunkenen Inseln, der ge-
fährliche Archipel genannt worden; neuerdings
aber hat er den Namen „Korallenmeer“ be-
kommen. Er umfaßt einen Flächenraum von
Hunderten von Stunden, der mit Riffen, Fel-
sen, Inseln und Säulen, Alles von Korallen,
dicht besät ist, welche einander immer näher
rücken. Die hauptsächlichsten Gruppen von
Koralleninseln sind östlich von den neuen Hebri-
den die Freundschafts-Inseln, die norwegischen
Inseln und die Gesellschafts-Inseln, und nörd-
lich von der letztern Gruppe die Marquesas-
Inseln. Diese Gruppen sind zwar durch breitere
Canäle oder Meere von einander getrennt, als
die einzelnen zu einer Gruppe gehörigen Inseln;
aber alle diese Gewässer wimmeln von Sand-
bänken und kleineren Eilanden, welche das
Dasein einer gemeinsamen Grundlage andeu-
ten und zeigen, daß die Thätigkeiten, in Folge
deren sie seiner Zeit oberhalb der Meeresober-
fläche ein Ganzes bilden werden, ununterbro-
chen fortdauern.
Man hat die allmählige Entstehung der
Koralleninseln bis zu ihrer Bewohnbarkeit so
beschrieben:
„In großer, aber unbekannter Tiefe unter
dem Meeresspiegel setzen sich die Korallenthiere
auf den Spitzen oder Rücken der Felsen fest,
welche den Meeresboden bilden und deren viele
im stillen Meere wahrscheinlich vulkanischen
Ursprungs sind. Auf diesen Grundlagen ar-
beiten die kleinen Bauleute und setzen einen
Pfeiler auf den andern, bis endlich der Bau
über das Meer hervorragt; hierauf wird er
noch bis zu einer solchen Höhe fortgeführt, daß
er bei niedrigem Wasser fast trocken bleibt,
und dann baut die Koralle hier nicht weiter.
Ist nun so einmal eine Felsgrundlage vorhan-
den, so befestigen sich Bruchstücke von Korallen,
Meersand und andere Gegenstände allmählig
auf derselben; Salzpflanzen fassen Wurzel,
und ein Boden beginnt sich zu bilden; eine
Kokosnuß treibt an die Küste; Vögel kommen
und lassen Samenkörner von Stauden und
Bäumen aus ihrem Schnabel falleu; jede Fluth
und noch mehr jeder Sturm schwemmt etwas
Neues an, bis endlich die Insel sich mit aller-
lei Pflanzen und Bäumen bedeckt, worauf der
Mensch seinen Wohnsitz auf ihr nimmt und das
große Werk vollendet, welches das kleine Ko-
rallenthier begonnen hat.“
Bretenborn. Na sa mer adder nur, Nud-
lich, was der neilich in Litschäne einfiel, als
der Tanzbär vorbeizog, un Du vor dem un-
vernünftigen Beeste deine Mütze abnahmst.
Nadelmüller. Nu, siehste Breetenborn,
ich muß Der's uffen gesteh'n, der Bär kam
mer ordentlich ehrwürdig vor. Dieses Thier
bemihte sich aufrecht zu gehen, während
so viele Menschen kriechen.
Die Menschen sind wie die Vögel die
sich immer wieder in denselben Netzen fangen
lassen, worin schon Tausende ihrer Art gefan-
gen worden sind. Alle Menschen ohne Unter-
schied treten als Schüler in das thätige Le-
ben, und die dummen Streiche des Vaters
machen den Sohn nicht klüger.
Dateiname:
wochenblatt-amberg-1853-05-29-n43_2280.jp2