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Verhandlungen des Schwurgerichtshofes
der Oberpfalz und von Regensburg.
III. Jall.
Die am 23. Februar 1853 Vormittags 1/29 Uhr begonnene dritte Verhandlung hatte
die Anklage gegen Michael Schmalzreich, verwittweten Maurergesellen von Schleif wegen näch-
sten Versuches der Brandstiftung ersten und höchsten Grades zum Gegenstande.
Als Richter fungirten die Herren: Dr. Steppes, kgl. Appell.-Ger.-Rath als Präsident,
Paur u. Schieder, Stadtgerichts-Räthe, Zölch u. Schwertfellner, Stadtgerichts-Assessoren, Pro-
tokollführer war der Stadtgerichts-Accessist Wehner.
Die Anklage führte der kgl. Staatsanwalt Eißenbeiß, die Vertheidigung der Appell.-
Ger.-Accessist Gottfried.
Als Geschworne wurden durch die Ziehung berufen die Herren: Michael Salzl, Adam
Ruland, Franz Joseph Brunner, Georg Windschügl, Johann Kraus, Joseph Scheuerer, Kas-
par Weidner, Adam Fleischmann, Franz Mayer, Johann Maier, Joseph Hofmann und Frhr.
v. Junker-Bigatto.
Abgelehnt wurden vom kgl. Staatsanwalte: Adam Fichtl, vom Vertheidiger: Julius
Heinrich Demler und Franz Joseph Höpfl.
Das Dispensationsgesuch des Joseph Schmidt wurde vom Magistrate zu Schwandorf
wieder vorgelegt, und das ärztliche Zeugniß für denselben war nun der früheren Anordnung
des Schwurgerichtshofes gemäß mit der Bestätigung des kgl. Landgerichtsarztes zu Burglengen-
feld versehen.
Der kgl. Staatsanwalt erklärte nun, daß er gegen die Dispensation dieses Herrn Ge-
schwornen für die gegenwärtige Sitzung nichts zu erinnern habe.
Durch Beschluß des Schwurgerichtshofes wurde sodann Joseph Schmidt als giltig
entschuldigt erklärt.
Das Resultat der hierauf gepflogenen öffentlichen Verhandlung war folgendes:
Am Ende des Weilers Schleif ist das Wohnhaus des verheiratheten Taglöhners Se-
dastian Weininger, des Aeltern, gelegen, welcher dasselbe mit seinem Weibe, seinen fünf Kindern
und der bei ihm in der Herberge befindlichen Franziska Güll nebst deren Kinde bewohnt.
Dieses Wohngebäude, welches von den frühern in Schleif stattgehabten Bränden ver-
schont geblieben, und im Ganzen von einem mittelmäßigen Bauzustande ist, stößt auf der einen
Seite hart an die Ortsgasse an, während in der andern südwestlichen Richtung das vereinzelt
stehende Haus des Taglöhners und Beuteltuchhändlers Joseph Grüner, worin der Maurergeselle
Michael Schmalzreich von Schleif, der Vater der Grüner'schen Ehefrau, seine Austrags-Her-
berge hat, 120 Schritte davon entfernt ist.
Die Wohnung des Sebastian Weininger, des Aeltern umfaßt zugleich einen damit in glei-
cher Flucht und unter demselben Dache befindlichen ziemlich alten und baufälligen hölzernen
Stadel und einen neben der Hausthüre angebauten Ziegenstall, der von Holz ist und ein in glei-
cher Richtung mit dem Hausdache fortlaufendes, ziemlich baufälliges Schindeldach hat, unter
welchem Rechstreu aufgeschichtet ist.
Fraglicher Anbau stößt unmittelbar an den, in der Richtung gegen die Wohnung des
Michael Schmalzreich gelegenen, unverschlossenen Haus-Garten an, dessen einer und zwar der
weniger leicht zu beobachtende Eingang in derselben Richtung sich befindet, während die zweite
Thüre neben der Hausthüre selbst angebracht ist.
Am 16. August 1852, Nachts gegen 10 Uhr, war der von seiner Ehefrau auf deren
Antrag wegen angeblicher Mißhandlungen getrennt lebende und damals in Plößberg dienende
Johann Schmalzl von Schleif dahingegangen, um seine Socken, die er zum Flicken der ledigen
Herbergerin Franziska Güll übergeben hatte, zu hohlen. Er gab der Franziska Güll ein Zei-
chen mit dem Munde, und wartete nun auf dieselbe.
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