Státní okresní archiv Liberec

Archiv

Státní okresní archiv Liberec
Vilová 339/24
460 10 Liberec 10 - Františkov

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Das Staatliche Kreisarchiv Reichenberg ist als Kreisarchiv für das Gebiet des ehemaligen Bezirks Reichenberg zuständig.

Kurze Geschichte

Die ersten Versuche alte Reichenberger Schriftstücke zu ordnen wurden von dem Sekretär der Tuchmachergenossenschaft, Ludwig Hübner, bereits Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt, als es notwendig war, das städtische Schriftgut  aus dem alten (Renaissance-) Rathaus ins neu erbaute Rathaus zu verlegen. Hier in der Stadtregistratur wurden die ältesten Akten auch in der Zeit der Ersten Republik deponiert. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Archivalien in den Luftschutzkellern oder an anderen Orten auf dem Lande aufbewahrt.

Die neuzeitliche Geschichte des Archivs in Reichenberg begann offiziell am 1. April 1947, als auf Veranlassung der Reichenberger Expositur des Archivs des Innenministeriums (welches das ehemalige Reichsarchiv verwaltete) das Stadtarchiv in Reichenberg errichtet wurde. Es wurde dem Volksbildungsreferenten des Nationalen Zentralausschusses von Reichenberg unterstellt.

Am 1. September 1948 trat der promovierte Historiker Vladimír Ruda, Absolvent der Archivschule, als Leiter des Archivs an und begann sofort, sich nach Finanzen und Räumlichkeiten für das Archiv umzusehen. Nachdem mehrere Möglichkeiten in betracht gezogen worden waren, wurde schließlich als Sitz des Archivs ein Haus in der Moskevská Straße, Konskriptionsnr. 23, das außer dem eigentlichen Raum auch  zwei Wohnungen hatte - für eine Facharchivkraft und einen Archivangestellten ausgewählt. Nach den baulichen Änderungen wurden die zerstreuten Archivalien (u.a. Stadturkunden aus einem gepanzerten Schrank im Nordböhmischen Museum oder das Stadtschriftgut, das während des Krieges in der Krypta der Kirche der Hl. Lorenz in Deutsch Gabel/Jablonné v Podještědí aufbewahrt wurde) ins Archiv übernommen. Durch zahlreiche Spenden wurde auch eine Archivbibliothek erstellt (Stammperiodika wie z.B. Reichenberger Zeitung, Reichenberger Deutsche Volkszeitung und Reichenberger Tagesbote, die aus dem Archiv der Hauptstadt Prag geschenkt worden waren).

Außerhalb Reichenbergs hatten die Gemeinden Böhmisch Aicha/Český Dub, Friedland in Böhmen/Frýdlant, Hodkovice nad Mohelkou, Grottau/Hrádek nad Nisou, Kratzau/Chrastava, Deutsch Gabel, Oschitz/Osečná, Neustadt an der Tafelfichte/Nové Město pod Smrkem, Althabendorf/Stráž nad Nisou, Vesec und Maffersdorf/Vratislavice nad Nisou auf dem Territorium des heutigen Kreis Reichenberg ihre Archive und manchmal auch Stadtarchivare.

 

Nach der Entstehung eines Einheitsnationalausschusses im Jahre 1949 wurde die Kompetenz des Stadtarchivs in Reichenberg auf den Bezirk Reichenberg und einen Teil des ehemaligen Gerichtsbezirks von Deutsch Gablonz erweitert; somit hatte das Archiv die Aufsicht über die meisten oben genannten städtischen Archivare. Seit 1953 gelangte das Archiv unter die Verwaltung der Abteilung für innere Angelegenheiten des Einheitsnationalausschusses, seit 1954 unter die des Städtischen Nationalausschusses von Reichenberg.

Auf der Grundlage der Regierungsverordnung über die Organisation der Archivpflege wurden im Jahre 1954 die Kreisarchive in Friedland in Böhmen und in Reichenberg errichtet, die für das Schriftgut der ehemaligen Stadtarchive im Rahmen der Bezirke von Friedland in Böhmen und Reichenberg außerhalb der Stadt Reichenberg selbst – für die auch weiterhin das Stadtarchiv selbstständig funktionierte - sorgten.

Seit 1955 wurde Maria Karásková mit der Leitung des Kreisarchivs beauftragt. Seit 1956 hatte das Archiv seinen Sitz in der Moskevská Straße 18b, in einem kleinen Gebäude im Hof direkt gegenüber dem Stadtarchiv, und es wurde um zwei weitere Personen erweitert. Nach längeren Verhandlungen erwarb das Archiv ein Magazin in einer ehemaligen Fabrik auf der Zdeněk Nejedlý-Straße 42 (heute Dr. Milada Horáková-Straße), die an der Stelle der heutigen Heizkraftanlage stand. Nach der Sicherstellung der technischen Arbeiten wurden hierher zuerst einerseits das Archiv aus der Moskevská Straße 18b, andererseits weitere Dokumente aus den Gemeinden, Schulen, Pfarrämtern, Vereinen, u.a. auch aus den Gemeinden des ehemaligen Bezirks Turnau/Turnov, die nach der Verwaltungsreform im Jahre 1960 angeschlossen wurden, verlegt. Damals wurde auch das Material des Kreisarchivs in Friedland in Böhmen, das im Jahr 1954 aus dem Stadtarchiv von Friedland in Böhmen entstanden war, in das Magazin verlegt. Es hatte seinen Sitz im Rathaus von Friedland in Böhmen und wurde zunächst von František Sigmund und nach ihm von Václav Procházka geleitet. Später kamen noch Dokumente aus dem Stadtarchiv von Grottau (1962) und von Oschitz (1964) hinzu.

 Da die Leiterin des Kreisarchivs in Reichenberg im Jahre1963 in Rente gehen sollte, schlug die Archivverwaltung vor, das Kreisarchiv von Reichenberg mit dem Stadtarchiv in Reichenberg zu vereinigen. Dies geschah Mitte des Jahres 1962. Zum Direktor des neu vereinigten Kreisarchivs wurde Vladimír Ruda ernannt und der Sitz des Archivs blieb in der Moskevská Straße 23.

Das Magazin in der Zdeněk Nejedlý-Straße stand an der Stelle, an dem der  Ausbau der Heizkraftanlage geplant worden war und darüber hinaus wurde es mehrmals ausgeraubt. Daher suchte man nach einer alternativen Lösung zur Aufbewahrung der Dokumente. Die Lösung wurde in Form der bereits angepassten römisch-katholischen Kirche des Hl. Antonius von Padua in Ruprechtice gefunden, in die das Archivgut im Jahre 1969 binnen drei (!) Tagen umgelegt werden musste. Im Jahre 1992 wurde das Kirchengebäude an die Kirche zurückgegeben und die Dokumente wurden wieder  verlegt. Sie gelangten nicht nur in das Archiv in der Straße Moskevská, sondern vor allem in das neu erworbene Magazin in Machnín - ursprünglich eine Textilfabrik und später das Lager des Zivilschutzes. Hierher gelangten auch Archivalien aus dem Umkreis von Böhmisch Aicha, die auf einem unbeheizten Dachboden des Karolína Světlá-Museums in Böhmisch Aicha (1992) deponiert worden waren. Die durch kein Personal besetzte Nebenstelle in Böhmisch Aicha wurde im gleichen Jahr aufgehoben. 

Im Jahre 1993 verließ das Kreisarchiv nach 45 Jahren das Haus in der Moskevská Straße, über dessen Statik bereits seit 1984 ein Havariengutachten erteilt worden war, und man zog  in ein allmählich angepasstes Franziskaner-Areal der aufgehobenen Geologischen Zentralstelle von Stavoprojekt Liberec/Reichenberg, (Etappe I., 1992–1994), in eine benachbarte Autowerkstatt (Etappe II., 1996–1997), ehemalige Werkstätten (Etappe III., 1998–1999) und Lagerhallen des Unternehmens Potraviny Ústí nad Labem/Aussig (Etappe IV., 2000–2001) um. Der Umbau der Gebäude wurde durch die Gestaltung von Parkanlage in dem gesamten Areal (Etappe V., 2001–2003) vollendet, was positiv und häufig mit einer gewissen Überraschung von der  besuchenden Öffentlichkeit geschätzt wurde.

In Folge der Verwaltungsreformen (und des Erlöschens der Bezirksämter Ende 2002) wurde das Kreisarchiv von Reichenberg ab 1. August 2002 unter das Staatliche Gebietsarchiv in Leitmeritz überführt.

Im November 2004 wurde eine Restaurierungswerkstatt im Staatlichen Kreisarchiv Reichenberg für die Pflege der Dokumente nicht nur aus dem heimischen Archiv, sondern auch aus den umliegenden Kreisarchiven errichtet. Im Dezember 2011 wurde der Lesesaal im Magazin in Machnín aufgehoben und das Material zum Studium wird den Forschern in den Lesesaal in Reichenberg-Františkov zugeführt.

Archivbestände (Allgemeine Übersicht)

Vertikale Reiter

Veröffentlichungen über das Archiv

CHOCHOLOUŠKOVÁ, Hana. Archivnictví na Liberecku a Státní okresní archiv v Liberci. In: Fontes Nissae, ročn. I. (2000), s. 182–185.

CHOCHOLOUŠKOVÁ, Hana. Cechovní písemnosti ve Státním okresním archivu v Liberci. In: Fontes Nissae, roč. III. (2002), s. 188–205.

CHOCHOLOUŠKOVÁ, Hana. Fondy obecních úřadů uložené ve Státním okresním archivu v Liberci. In: Fontes Nissae, roč. IV. (2003), s. 103–132.

CHOCHOLOUŠKOVÁ, Hana. O fondech Státního okresního archivu v Liberci. In: Fontes Nissae, roč. II. (2001), s. 182–186.

CHOCHOLOUŠKOVÁ, Hana. Osobní fondy ve Státním okresním archivu Liberec. In: Fontes Nissae, roč. XII. (2011), s. 255–270.

CHOCHOLOUŠKOVÁ, Hana. Školství a jeho fondy v okrese Liberec. In: Fontes Nissae, roč. VI. (2005), s. 116–155.

CHOCHOLOUŠKOVÁ, Hana. Vladimír Ruda, promovaný historik: (Sobotka 1. 9. 1922 – Liberec 15. 12. 1990). In: Fontes Nissae, roč. XIII. (2012), č. 2., s. 95–96.

Státní archiv v Jablonci nad Nisou. Průvodce po archivních fondech, zprac. kolektiv pracovníků pod vedením Václava Lukáše. Praha: Archivní správa Ministerstva vnitra, 1956 (Průvodce po archivních fondech; Sv. 3).